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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2018

Alte Wunden reißen auf ...

Das Ende des Schweigens
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Dieser Krimi nimmt den Leser mit auf eine Reise in die dunkle Vergangenheit der ehemaligen DDR und der NVA. Militärischer Drill und völkischer Gehorsam sorgten für Ordnung und ein geregeltes Dasein. Und ...

Dieser Krimi nimmt den Leser mit auf eine Reise in die dunkle Vergangenheit der ehemaligen DDR und der NVA. Militärischer Drill und völkischer Gehorsam sorgten für Ordnung und ein geregeltes Dasein. Und wehe, man beugte sich nicht den Regeln und schwamm gegen den Strom.

Auch Kommissar Michael Herzberg hat eine Menge Erinnerungen an diese Zeit, die er gerne für immer vergessen würde. Doch sein aktueller Fall bringt ihn diesbezüglich an seine Grenzen. Er ermittelt im Mordfall an einem ehemaligen NVA-Major.
Die Frau, die den Toten gefunden hat, ist eine psychisch sehr labile Journalistin, die auch einige Probleme mit sich herumschleppt. Trotzdem begibt auch sie sich auf die Spur des Täters und hofft, so an eine große Story zu gelangen.

Der Schreibstil von Claudia Rikl ist sehr schön lesbar, auch die Schauplätze kann man sich prima vorstellen. Ihre Charaktere wirken lebensecht, wenngleich leider nicht sehr sympathisch. Vielleicht ist das Ganze schon wieder zu authentisch, denn im wahren Leben sind Menschen auch selten überwiegend freundlich und umgänglich, aber mir fiel in diesem Krimi oft auf, dass ein sehr harscher Umgangston herrscht. Ein nettes kollegiales Miteinander gibt es in diesem Team eher selten, viel öfters dagegen Sticheleien, offene Anfeindungen, Misstrauen und sogar handfeste Auseinandersetzungen.
Besonders in einer Buchreihe ist es wichtig, dass man einen guten Draht zur Hauptfigur hat, was mir in diesem Fall bis zum Schluss nicht gelungen ist. Michael Herzberg war mir zu kompliziert, seine seltsame Obsession für eine Zeugin ließ ihn in meinen Augen irgendwie inkompetent und schwach wirken, dazu noch die Zwistigkeiten mit seiner ebenso anstrengenden Frau. Alles in allem nicht meine Traumbesetzung. Auch die Journalistin ist eine eher schwierige Person mit ihrer labilen Psyche.

Der Fall an sich ist durchaus spannend zu lesen, allerdings hätte der Text sehr gut um einiges gekürzt werden können. Mir wurde zu viel wiederholt, an manchen Stellen schien man sich im Kreis zu drehen, bis dann endlich das wirklich gut konstruierte Ende nahte. Mir fiel auch auf, dass sehr viel gestolpert und gefallen wurde … das ist nicht wirklich wichtig, aber es blieb mir im Gedächtnis. ;)

Wer gerne ausführliche Ermittlerkrimis liest und dazu noch etwas über das Leben in der ehemaligen DDR wissen möchte, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es ist eine Geschichte über Intoleranz, Verrat, Rache und hilfloses Leiden, die bis auf einige Längen fesselnd zu lesen ist.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Ein völlig anderer Blickwinkel ...

Der Augenblick
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Dieses Buch ist wie ein Blick hinter die Kulissen, es zeigt eine völlig andere Perspektive, die bei normalen Krimis meist im Dunkeln bleibt. Die Geschichte befasst sich weniger mit der Aufklärung eines ...

Dieses Buch ist wie ein Blick hinter die Kulissen, es zeigt eine völlig andere Perspektive, die bei normalen Krimis meist im Dunkeln bleibt. Die Geschichte befasst sich weniger mit der Aufklärung eines Verbrechens, sondern mit dem Schicksal der Täter.
Das klingt zunächst abenteuerlich, denn im ersten Moment denken wir ja meistens eher schwarz-weiß: es gibt die „Guten“ und die „Bösen“, Täter und Opfer. Doch was ist, wenn die Täter eigentlich auch nur Opfer sind?

Irene Matt erzählt uns von einer eigentlich ganz normalen jungen Frau, die plötzlich eine unglaubliche Tat begeht. Niemand kann sich das Ganze erklären, am wenigsten sie selbst. Hauptkommissarin Alexandra Keller kann den Fall nicht aufklären, da es keine verwertbaren Spuren gibt.
Doch einige Monate später stellt sich die Frau selbst der Polizei und wird inhaftiert.
Alexandra lässt dieses Geständnis keine Ruhe, sie spürt, dass mehr hinter der Sache steckt und wendet sich an ihren früheren Ausbilder, den Fallanalytiker Hermann Rau.
Dieser ruft eine Therapiegruppe ins Leben, die sich näher mit dem Leben und dem Schicksal der Täter befasst. Sechs Patienten, ein Theologe, eine Analytikerin, ein forensischer Psychiater, Alexandra als Protokollführerin und Hermann als Leiter treffen sich zu Gruppen- und Einzelsitzungen und arbeiten alte Traumata auf.

Eindrucksvoll zieht uns Irene Matt in einen Strudel aus Emotionen, Zweifeln und überraschenden Enthüllungen. Wir lernen die andere Seite kennen, dürfen teilhaben an den Gedanken und Gefühlen der sogenannten „Täter“.

Wer einen herkömmlichen Krimi erwartet, der könnte vielleicht leicht enttäuscht sein, denn es fehlt etwas an Spannung und natürlich auch Action. Der Schreibstil ist gut lesbar, wirkte aber auf mich manchmal etwas „hölzern“, was auch in den Dialogen zum Ausdruck kommt. Aber die Geschichte liest sich trotzdem sehr fesselnd und es hat mir gefallen, diesen anderen Blickwinkel einmal näher kennenlernen zu dürfen.

Leider muss ich noch erwähnen, dass das Korrektorat etwas versagt hat: doppelte Satzfragmente oder falsche Namen bei den Protagonisten haben mich manchmal leicht verwirrt beim Lesen, hier ist noch Verbesserungspotential vorhanden.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Etwas schwächer als der Vorgänger ...

Beklage deine Sünden
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Auf diese Fortsetzung habe ich mich schon sehr gefreut, da in Band 16 noch einige Dinge offen blieben. Insgesamt konnte mich das Buch wieder überzeugen, aber im Vergleich zum Vorgänger war es etwas schwächer. ...

Auf diese Fortsetzung habe ich mich schon sehr gefreut, da in Band 16 noch einige Dinge offen blieben. Insgesamt konnte mich das Buch wieder überzeugen, aber im Vergleich zum Vorgänger war es etwas schwächer.
Bei Buchreihen freue ich mich immer sehr über viele Infos aus dem Privatleben der Ermittler. Das bietet sich natürlich hier auch sehr an, denn die Hauptpersonen sind ein Polizisten-Ehepaar, das allerdings meist getrennte Fälle aufzuklären hat. Leider erfahren wir hier aber nicht viel Neues, das Private beschränkt sich eher auf Spannungen zwischen Gemma und ihrem Mann Duncan.

Gemma muss den Tod einer jungen Frau aufklären, die im Garten einer Villensiedlung gefunden wurde. Eigentlich wäre es gar nicht ihr Zuständigkeitsbereich, aber sie wird von einem anderen Revier angefordert. Zusammen mit einer Kollegin klopft sie an viele Türen, führt Verhöre und deckt immer mehr Geheimnisse der Siedlungsbewohner auf.

Duncan ermittelt eher im Verborgenen, denn der vermeintliche Selbstmord von Ryan Marsh am Ende des letzten Bandes wirft große Schatten auf die Vertrauenswürdigkeit der Polizeikollegen. Als dann auch noch weitere Cops unter mysteriösen Umständen zu Tode kommen, wird immer klarer, dass auch Duncan in Gefahr sein könnte, wenn er seine Nachforschungen nicht einstellt.

In diesem Band fand ich Gemmas Fall nicht so fesselnd, denn durch die sehr ausführliche Ermittlungsarbeit, die größtenteils aus Befragungen besteht, empfand ich kleine Längen.
Über die Kapitel, in denen wir Duncan begleiten, habe ich mich dagegen sehr gefreut, denn dieser Teil war sehr spannend und komplex. Hier spielen auch liebgewonnene Charaktere, wie Melody und Doug eine Rolle.

Insgesamt hat mir das Buch aber wieder sehr gefallen, denn die Hauptpersonen wirken realistisch und lebendig und der Schreibstil ist wundervoll zu lesen. Ich hoffe, dass es im nächsten Band wieder etwas harmonischer zugeht zwischen Duncan und Gemma und dass wir – neben einem sehr fesselnden Fall – wieder mehr an ihrem Familienleben teilhaben dürfen.

Veröffentlicht am 24.12.2017

Überraschend gut!

Mörder Quote
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Einen Comedy-Thriller habe ich bisher noch nie gelesen und eine gewisse Skepsis im Vorfeld kann ich nicht verleugnen, aber ich wurde positiv überrascht.
Der Schreibstil von Thomas Hermanns, den man normalerweise ...

Einen Comedy-Thriller habe ich bisher noch nie gelesen und eine gewisse Skepsis im Vorfeld kann ich nicht verleugnen, aber ich wurde positiv überrascht.
Der Schreibstil von Thomas Hermanns, den man normalerweise eher als Moderator von beispielsweise „Quatsch Comedy Club“ kennt, ist wirklich bestens zu lesen. Er hat eine sehr humorvolle Art und man merkt auch direkt, dass er „vom Fach“ ist und diesen ganzen Showzirkus wirklich als Insider kennt.
An vielen Stellen musste ich schmunzeln und manchmal sogar richtig lachen, denn die immer etwas überzogene Art, mit der Situationen beschrieben werden, ist einfach toll:
„Seine Mundwinkel hingen wieder so tief, dass die Maskenbildnerin schon seit Minuten Puder in diesen Gräben versenkte. Das war nicht mehr Schminken, das war Aufschütten!“ (S. 125)

Entgegen aller Befürchtungen war das Buch aber zusätzlich auch noch sehr fesselnd und spannend, denn fast bis zur letzten Seite wartet der Autor mit neuen Überraschungen auf.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Tanya, einem Jurymitglied und Sascha, einem Teilnehmer der Castingshow erzählt. Tanya war mir ganz sympathisch, mit ihr habe ich gut mitfühlen können, nicht nur weil wir im gleichen Alter sind. ;)
Man hat beim Lesen ständig lebendige Bilder im Kopf, die meistens sehr reale Medienstars zeigen, denn – rein zufällig natürlich – werden manche Figuren doch fast exakt wie ein paar Promis beschrieben, die man im Umfeld von Castingshows üblicherweise antrifft. Die Geltungssucht und das Streben nach Ruhm und Geld werden sehr gut beschrieben, sowohl unter den Kandidaten als auch bei der Jury oder den Verantwortlichen der Show.
Und trotz der vielen Todesfälle, die die Sendung überschatten, heißt es doch immer wieder „The Show must go on“.

Wenn Thomas Hermanns einen weiteren Comedy-Thriller schreiben würde, dann würde ich diese gerne lesen. Bin angenehm überrascht!

Veröffentlicht am 30.03.2017

Könnte spannender sein ...

Das Buch der Spiegel
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Die Geschichte:
Der Literaturagent Peter Katz erhält ein Manuskript, das ihm ein gewisser Richard Flynn unaufgefordert zugesandt hat. Da ihn das Anschreiben irgendwie anspricht, liest er die Seiten bald ...

Die Geschichte:
Der Literaturagent Peter Katz erhält ein Manuskript, das ihm ein gewisser Richard Flynn unaufgefordert zugesandt hat. Da ihn das Anschreiben irgendwie anspricht, liest er die Seiten bald durch und erfährt, dass es um die Ermordung des bekannten Psychologieprofessors Joseph Wieder geht. Dieses bisher ungeklärte Verbrechen liegt aber bereits mehr als zwanzig Jahre zurück.
Katz hat großes Interesse daran, das Manuskript komplett zu lesen, doch leider ist der Autor inzwischen an einer fortgeschrittenen Krebserkrankung verstorben und die Seiten sind unauffindbar.
Da die Neugier nun einmal geweckt ist, beschließt Katz, auf eigene Faust zu recherchieren und beginnt, in der Vergangenheit zu graben. Immer mehr Zeitzeugen kommen zum Vorschein, doch jeder präsentiert seine eigene Version der damaligen Ereignisse.

Meine Meinung:
Auf dieses Buch habe ich mich schon sehr gefreut, denn die bisherigen Meinungen dazu sind ja durchwegs sehr positiv. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen, als ich mit dem Lesen begonnen habe.

Die Geschichte entwickelt sich recht langsam, denn der Autor pflegt einen sehr ausführlichen, detailreichen Schreibstil. Dadurch wirkt alles sehr gut vorstellbar und vor allem ziemlich realistisch. Die handelnden Personen erhalten durch viele Hintergrundinformationen Tiefe und Authentizität, besonders ans Herz gewachsen ist mir aber eigentlich niemand.

Als Leser habe ich mich wie ein stiller Beobachter gefühlt, der bald nicht mehr zwischen Fiktion und Wahrheit unterscheiden kann.
Doch ist es wirklich die Wahrheit, und gibt es überhaupt eine definitive Wahrheit oder hat jeder Mensch seine ganz eigene Sicht auf die Welt und damit seine eigene Realität? Das zumindest will uns das Buch wohl auch vermitteln und ich persönlich bin schon lange dieser Ansicht. Das bestätigt sich auch immer wieder in höchst widersprüchlichen Zeugenaussagen, bei denen sich die Menschen aber jeweils sicher sind, dass ihre Version die einzige richtige ist.

Da ich normalerweise eher Krimis und Thriller lese, hab ich wohl auch hier etwas zu viel Spannung erwartet. Aber vorrangig geht es ja eigentlich mehr um den psychologischen Aspekt und die vielen verschiedenen Sichtweisen der beteiligten Personen. So habe ich das Buch zwar als fesselnd erlebt, aber manchmal habe ich auch ein klein wenig Ungeduld verspürt.

Insgesamt ein interessantes Buch, das noch etwas mitreißender hätte sein können. Aber es ist durchaus empfehlenswert und unterhaltsam zu lesen.

Fazit:
Ein kleiner Exkurs in die Psychologie, aber hauptsächlich eine sehr krimiähnliche Geschichte, die über viele Umwege schließlich zur Lösung des Falles führt.