Cover-Bild Die Herzen der Männer
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 477
  • Ersterscheinung: 05.02.2018
  • ISBN: 9783608983135
Nickolas Butler

Die Herzen der Männer

Roman
Dorothee Merkel (Übersetzer)

Über eine Zeitspanne von drei Generationen und ebenso vielen Kriegen erkundet dieser Roman die Herzen der Männer: ihre Schwächen und Geheimnisse, ihre Bedürfnisse und Werte. Damit legt Nickolas Butler nach »Shotgun Lovesongs« ein vielschichtiges und sensibles Epos über die Verletzungen, die Männer einander und anderen zufügen, vor.



In den Augen seines Vaters ist Nelson eine Enttäuschung. Wer will schon ein Kind, das weder Freunde noch Selbstbewusstsein besitzt? Je intensiver der verunsicherte Junge sich nach Zuwendung sehnt, desto stärker sondert sich der Vater ab, bis er irgendwann ganz aus dem Leben seines Sohnes verschwindet. Doch in einem Punkt hat er sich getäuscht. Nelson ist nicht allein. Jonathan, sein bester Freund aus dem Pfadfinderlager, ist das genaue Gegenteil von Nelson: bei allen beliebt, pragmatisch und mit einer unverwüstlichen Leichtigkeit ausgestattet. Was aber treibt jemanden wie Jonathan dazu, sich mit einem Außenseiter anzufreunden? Und stand Jonathan wirklich immer so rückhaltlos zu ihm? Das Leben im rauhen Wisconsin verlangt Nelson, Jonathan und dessen Familie Prüfungen ab, die Freundschaft und Loyalität auf eine harte Probe stellen.

Stimmen zum Buch

»Ein zärtliches, einfühlsames Buch – eine wunderbare Lektüre.«
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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.01.2018

Ein unglaubliches,schreckliches Buch

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Ich denke dieses Buch zeugt von außerordentlicher Schriftstellerischer Leistung, aber gleichzeitig denke ich auch, dass es keineswegs hilfreich ist, es zu vergöttern. Denn auch dieses, ist kein perfektes ...

Ich denke dieses Buch zeugt von außerordentlicher Schriftstellerischer Leistung, aber gleichzeitig denke ich auch, dass es keineswegs hilfreich ist, es zu vergöttern. Denn auch dieses, ist kein perfektes Buch, wobei mir das vielleicht erstmal jemand definieren sollte.

Nickolas Butler erzählt in vier Teilen von der Geschichte dreier Generationen. Der erste Teil spielt 1962, der Zweite 1996, der dritte und der vierte spielen 2019. In jedem Teil sind die Protagonisten des vorherigen Teils erwachsen, was natürlich positiv dazu beiträgt, deren Entwicklung zu begutachten. Der Haupt-Erzählstrang aller Teile spielt im Camp Chippewa, einem Pfadfinderlager im Chippewa County, Wisconsin. Die Protagonisten aller Teile besuchen dieses Camp und es werden einzelne Sequenzen sozusagen zwischengeschaltet, die erklären, was bisher passiert ist.

Der erste Teil zeichnet sich vor allem durch die Brutalität der Charaktere und seine wundervollen Naturbeschreibungen aus. Der zweite spiegelt das nun immer schneller werdende Leben in einer sich langsam digitalisierenden Welt wieder. Im dritten Teil passiert wesentlich mehr als im ersten, es gibt weniger Naturbeschreibungen, also Pausen für den Leser sich zu erholen, die er dringend nötig hat. Nachdem ich die ersten siebzig Seiten gelesen hatte, habe ich einen kompletten Tag Abstand vom Buch genommen um zu verarbeiten, was mir da vor die Füße geworfen wurde.
2019 wird vor allem von Kritik an der Digitalisierung und den sozialen Netzwerken geprägt, was in unsere Zeit ebenso perfekt erfasst wie sie auch durch etwas abgestumpft wird. Diese Abstumpfung des Dritten Teils ist im Endeffekt ebenso ein Rhetorisches Mittel, die Veränderung der Zeit in der Sprache und der Geschichte darzustellen, wie auch die fehlenden Naturbeschreibungen es sind. Die Zeit vergeht schneller, man hat weniger Zeit in die Natur zu schauen, das Handy fängt den Blick immer wieder ab.

Ich denke nicht, dass es nötig ist, sich über die Charaktere zu unterhalten, denn sie sind absolut perfekt, genauso wie es zu erwarten war. Ebenso ist kein einziger logischer Fehler oder ähnliches zu finden, in dieser Hinsicht lässt hier nichts zu wünschen übrig. Man kann ganz einfach sagen: Schreiben kann der Mann

Ich komme nicht ganz Drumherum, seine Bücher zu vergleichen und muss sagen, dass sie sich ganz einfach nicht vergleichen lassen. Sie sind Grundverschieden. Shotgun Lovesongs hat viel mehr Schönheit an sich und ist in wenigster Weise betrübend wohingegen Die Herzen der Männer einfach deprimierend ist. Es ist schlimm und es bleibt es auch. Trotzdem hat es fünf Sterne bekommen und ich spreche von einer Außerordentlichen Schriftstellerischen Leistung.
Was macht das Buch also so gut?
Das, was so besonders ist, ist das Nickolas Butler ein unglaubliches Talent dafür hat, versteckten Sinn hinter seiner Geschichte zu verstecken, darauf, welcher Sinn das ist, werde ich später noch zurückkommen. Aber lasst euch gesagt sein, es ist unglaublich gut, wenn man einfach ein bisschen hinter die Kulissen blickt und versucht zu verstehen, was das alle bedeuten soll, denn es geht einem einfach nicht mehr aus dem Kopf.

So direkt würde ich dieses Buch, so komisch es bei einer fünf Sterne Bewertung klingt, niemandem empfehlen zu lesen, denn es ist eine Qual. Es ist unglaublich anstrengend und nerven zerreißend dieses Buch zu lesen. Dieses Buch ist kein Lesevergnügen und es nicht für Leute geschrieben, die nicht darüber nachdenken und es einfach als langweilig abstempeln. Denn ist es zweifellos manchmal, allerdings geht es hier um weit mehr als um die Geschichte, die erzählt wird.

Was ist mit den Herzen der Männer passiert?
Was Nickolas Butler am Ende mit seinem Buch sagen möchte ist, denke ich, dass die Leute früher auch schon A********** waren, ebenso wie heute, aber das es immer die Möglichkeit gibt, frei zu entscheiden, wer man sein möchte. Man kann sich umschauen, und gucken, was die anderen machen. Und dann kann man sich überlegen was man selber sein will und das kann man dann sein. Ebenso wie es die Protagonisten der Geschichte gemacht haben kann jeder von uns frei entscheiden wer er sein möchte, unabhängig von seinen Einflüssen. In diesem Buch wird gezeigt, das nicht immer alles von den Eltern abhängt und das sich jeder Mensch erstaunlich entwickeln kann.
Wer sich traut das Buch zu lesen und nicht nach siebzig Seiten abbricht, weil es zu viel für ihn ist, der kann hier durchaus ein unvergessliches Lese Erlebnis haben. Es macht nur halt keinen Spaß.



Veröffentlicht am 19.01.2018

"Er ist ein guter Junger"

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Der Roman "Die Herzen der Männer" umfasst ca. 477 Seiten, und ist unterteilt auf 4. Teile mit insgesamt 48. Kapiteln.

Kurzer Plot:

Die Geschichte des Protagonisten Nelson Doughty beginnt im Sommer 1962. ...

Der Roman "Die Herzen der Männer" umfasst ca. 477 Seiten, und ist unterteilt auf 4. Teile mit insgesamt 48. Kapiteln.

Kurzer Plot:

Die Geschichte des Protagonisten Nelson Doughty beginnt im Sommer 1962. Nelson ist 13 Jahre alt, es ist sein 5. Sommer im "Camp Chippewa". Nelson hat keine Freunde, nicht im Camp, noch zu Hause in Eau Claire. Er ist der jüngste seiner Pfandfindergruppe, und schläft alleine in einem Zelt. 27. Verdienstabzeichen spicken seine Schärpe, dafür bekommt er Neid und Mitleid. Nelson ist unbeliebt, vielleicht wegen seiner Brille, oder weil er unsportlich ist und ein Streber...

Auf seiner Geburtstagsfeier zum 13. Geburtstag, kommt trotz Einladung niemand. Nelson weint aus Kränkung, sein Vater Clete schimpft, "Männer weinen nicht". Als Clete mal wieder den Gürtel ziehen will, stellt sich Dorothy Doughty vor ihren geliebten Sohn...

Dann kommt doch noch ein Gast. Jonathan Quick, Pfandfinderführer, 15 Jahre alt. Nelson ist sehr glücklich darüber, und zeigt Jon seine Baseball - Karten Sammlung.

Im Camp ist Nelson "der Trompeter". Die Signaltrompete, das Erbstück seines Großvaters, ist sein ganzer stolz. Leider wird diese zerstört, worüber Nelson sehr unglücklich ist, denn er wird immer wieder Schikanen ausgesetzt.

Auch wenn sein Vater als Begleitperson mit ist, hat Nelson nicht viel davon. Sein Vater ist kalt und abwesend zu seinem Sohn...

Wilbur Whiteside, Pfandfinderführer, nimmt sich den Jungen an, "du bist ein guter Junge". Wilbur ist davon überzeugt, dass Nelson eines Tages das Camp leiten wird...

Dann geht die Geschichte 1996 weiter, Nelson und Jon, haben die ganze Zeit Kontakt gehalten, und in dieser Zeit ist viel passiert... und man begleitet die beiden bis in das Jahr 2019.

Mein Fazit:

Ein wunderschöner Roman, dessen Protagonist Nelson, mir von Anfang an ins, und ans Herz gegangen ist. Nelson versucht sein leben lang, nach einem Moralkondex zu leben und zu handeln.

Nelson hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, kennt den Unterschied zwischen Richtig und Falsch und duldet nicht, dass irgendjemand schikaniert wird.

Ein durchweg gelungenes Buch, welches dem Leser, einen langen und nachhaltigen Eindruck hinterlässt.

5. Sterne!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Ein Herzensbuch das mitnimmt

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So recht weiß man nicht was man erwarten soll, wenn man den Klappentext zu " Die Herzen der Männer" ließt. Aber um es vorweg zu nehmen: Es ist ein fabelhaftes Buch , mit dem das Jahr 2018 da anfängt und ...


So recht weiß man nicht was man erwarten soll, wenn man den Klappentext zu " Die Herzen der Männer" ließt. Aber um es vorweg zu nehmen: Es ist ein fabelhaftes Buch , mit dem das Jahr 2018 da anfängt und was nur schwer durch weitere Neuerscheinungen zu toppen ist. Grundthema ist die Geschichte einiger Männer, die miteinander verwoben ist und die sehr ungeschönt beschrieben wird. Gerade diese Offenheit und Erbarmungslosigkeit, die dem Leser begegnet ist stellenweise schwer zu ertragen. Schocksale und Abgründe haben mich teilweise Zwangs- Lesepausen einlegen lassen, weil der Autor Nickolas Butler, mich im wahrsten Sinne des Wortes, sehr mitgenommen hat. Das Buch ist anrührend ohne kitschig zu sein, warmherzig ohne Gefühlsduselig, brutal ohne Affekthascherei und in jedem Moment so authentisch, dass es schwer fällt weiterzulesen. Besonders die Hauptfigur Nelson lässt nicht mehr los. Absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 11.04.2018

Drei Generationen Liebe und Streit

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So unmöglich es dem Leser auch erscheinen mag: Nelson ist mit Leib und Seele Pfadfinder, obwohl niemand der anderen ihm das leicht macht, am allerwenigsten sein Vater. Doch irgendwie fügen sich die Dinge ...

So unmöglich es dem Leser auch erscheinen mag: Nelson ist mit Leib und Seele Pfadfinder, obwohl niemand der anderen ihm das leicht macht, am allerwenigsten sein Vater. Doch irgendwie fügen sich die Dinge und schließlich erleben wir drei Generationen einer Familie, die sich in Nelsons Dunstkreis als Hauptcharaktere dieses Romans durchs Leben schlagen.

Betrachtet man das Cover aus dem ästhetischen Blickwinkel, ist es schon hübsch; schaut man es sich jedoch nach dem Lesen des Romans an, eröffnet es eine ganz neue Tiefe: Nelson, der kleine Junge, der in die Herzen der Männer (und Frauen) sieht. Das gefällt mir ziemlich gut, obwohl ich befürchte, dass ich der Motivwahl damit zu viel Bedeutung beimesse. Aber gerade solche Details sind es, die mir auffallen und die mich begeistern können – und so auch die Geschichte.

An nicht wenigen Stellen ist diese Geschichte nur schwer erträglich. Nelsons Campkameraden springen echt nicht zimperlich mit ihm um, die von ihm ausgesprochene Geburtstagseinladung schreit geradezu danach, in einem demütigenden Ereignis zu münden, wir bekommen kleine Einblicke in Geschichten aus dem Krieg und kommen auch um (Achtung, manche könnten das als Spoiler empfinden) (Achtung, ich hätte an dieser Stelle gern vorher eine Triggerwarnung gehabt) eine Vergewaltigung nicht herum. (Spoiler Ende)
Harter Tobak, meinem Empfinden nach jedenfalls.

Sehr interessant und stellenweise gruselig fand ich die Einblicke in das amerikanische Pfadfindersystem. Dass Homosexualität dort in vielen Fällen nicht einmal stillschweigend geduldet wird, hatte ich spätestens seit der Serie „The New Normal“ im Kopf, doch auch abgesehen davon fällt es mir schwer zu glauben, dass man dort mit einer weltoffenen Einstellung glücklich wird. Es würde mich wirklich interessieren, wie nah das hier geschilderte an der Realität ist.

Insgesamt hat mir „Die Herzen der Männer“ wirklich richtig gut gefallen. Es besitzt eine gesunde Portion Handlung, die mich schlucken ließ, es wird zum Ende hin richtig spannend und ließ mich sogar ein, zwei Tränen vergießen. Und trotzdem bin ich nicht restlos begeistert, ein kleines Fünkchen fehlte mir noch.

Veröffentlicht am 16.01.2018

Literarische Herzsuche

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„Die Herzen der Männer“ – ja, sie sind zu finden in diesem Buch. Man bahnt sich 480 Seiten lang schier endlos scheinende Wege durch einen Urwald von Gewalt, von Abwehr und gnadenloser Härte. Und während ...


„Die Herzen der Männer“ – ja, sie sind zu finden in diesem Buch. Man bahnt sich 480 Seiten lang schier endlos scheinende Wege durch einen Urwald von Gewalt, von Abwehr und gnadenloser Härte. Und während man sich innerlich bereits abgewendet hat, entrüstet oder angeekelt ist, blitzt es plötzlich hervor, so ein Männerherz, so weich, so verletzlich, dass es den Leser im Tiefsten berührt.

Zentrum des Geschehens, der Rote Faden im Buch, ist ein Pfadfinder-Lager in Wisconsin. Im Jahr 1962 lernen wir Nelson kennen, einen traurig-einsamen Jungen, dessen Intelligenz und Perfektionsdrang seine gesamte Umwelt auf Abstand hält oder sie herausfordert zu Quälereien sondersgleichen. „Ich muss klüger sein als die.“ Mit diesem Ansporn rückt er noch weiter weg von den anderen. Er ist auf eine ganz altmodische Weise ganz und gar rechtschaffen. Alle Prügel seines Vaters konnten daran nichts ändern. Jonathan ist der einzige Jugendliche, der auf versteckte und doch tröstliche Weise zu Nelson hält.
1996, gute 30 Jahre später leitet Nelson, der im Vietnamkrieg im Einsatz gewesen war, das Pfadfinder-Lager. Jonathan’s Sohn Trevor nimmt daran teil. Im Verlauf dieses Lageraufenthaltes lernt Trevor seinen Vater von einer Seite kennen, die seine heile Familienwelt-Vorstellung brutal zerstört.
2019 befinden wir uns wieder im gleichen Pfadfinder-Lager, in dem der alte Nelson inzwischen dauerhaft lebt. Dieses Mal lernen wir Thomas kennen, den Sohn von Trevor. Die moderne Zeit lässt das Pfadfinder-Leben fast lächerlich wirken. Das Ende dieses Sommer-Camps ist symbolhaft…

Die unglaublich intensive Sprache des Autors fängt den Leser ein und lässt ihn nicht mehr los. Sie trägt den Leser zum Beispiel durch die grenzenlose Einsamkeit eines Nelson, ohne Chance des Entkommens. Oder durch in Rückblicken angerissene Szenen vom Krieg, von erlittenen Grausamkeiten, die von den Vätern unreflektiert hart an die Söhne weitergegeben werden. Man möchte sich abwenden, will nichts mehr lesen vom schicksalhaften Gefangensein in liebloser Strenge. Man hat genug von den verzweifelten und letztlich vergeblichen Bemühungen, ein wenig Glück zu erhaschen. Aber die Sprache lässt dieses Abwenden nicht zu. Mitten im Berichten abscheuungswürdigen Geschehens gibt es plötzlich Naturschilderungen von atemberaubender Schönheit oder eingestreute kleine Momentaufnahmen aufblitzenden liebenden Verstehens, winzige Augenblicke nur. Aber dennoch sind es Blicke mitten ins Herz, in das Herz von Männern, in vom Leben beschädigte, verletzte Seelen.