Ein unglaubliches,schreckliches Buch
Ich denke dieses Buch zeugt von außerordentlicher Schriftstellerischer Leistung, aber gleichzeitig denke ich auch, dass es keineswegs hilfreich ist, es zu vergöttern. Denn auch dieses, ist kein perfektes ...
Ich denke dieses Buch zeugt von außerordentlicher Schriftstellerischer Leistung, aber gleichzeitig denke ich auch, dass es keineswegs hilfreich ist, es zu vergöttern. Denn auch dieses, ist kein perfektes Buch, wobei mir das vielleicht erstmal jemand definieren sollte.
Nickolas Butler erzählt in vier Teilen von der Geschichte dreier Generationen. Der erste Teil spielt 1962, der Zweite 1996, der dritte und der vierte spielen 2019. In jedem Teil sind die Protagonisten des vorherigen Teils erwachsen, was natürlich positiv dazu beiträgt, deren Entwicklung zu begutachten. Der Haupt-Erzählstrang aller Teile spielt im Camp Chippewa, einem Pfadfinderlager im Chippewa County, Wisconsin. Die Protagonisten aller Teile besuchen dieses Camp und es werden einzelne Sequenzen sozusagen zwischengeschaltet, die erklären, was bisher passiert ist.
Der erste Teil zeichnet sich vor allem durch die Brutalität der Charaktere und seine wundervollen Naturbeschreibungen aus. Der zweite spiegelt das nun immer schneller werdende Leben in einer sich langsam digitalisierenden Welt wieder. Im dritten Teil passiert wesentlich mehr als im ersten, es gibt weniger Naturbeschreibungen, also Pausen für den Leser sich zu erholen, die er dringend nötig hat. Nachdem ich die ersten siebzig Seiten gelesen hatte, habe ich einen kompletten Tag Abstand vom Buch genommen um zu verarbeiten, was mir da vor die Füße geworfen wurde.
2019 wird vor allem von Kritik an der Digitalisierung und den sozialen Netzwerken geprägt, was in unsere Zeit ebenso perfekt erfasst wie sie auch durch etwas abgestumpft wird. Diese Abstumpfung des Dritten Teils ist im Endeffekt ebenso ein Rhetorisches Mittel, die Veränderung der Zeit in der Sprache und der Geschichte darzustellen, wie auch die fehlenden Naturbeschreibungen es sind. Die Zeit vergeht schneller, man hat weniger Zeit in die Natur zu schauen, das Handy fängt den Blick immer wieder ab.
Ich denke nicht, dass es nötig ist, sich über die Charaktere zu unterhalten, denn sie sind absolut perfekt, genauso wie es zu erwarten war. Ebenso ist kein einziger logischer Fehler oder ähnliches zu finden, in dieser Hinsicht lässt hier nichts zu wünschen übrig. Man kann ganz einfach sagen: Schreiben kann der Mann
Ich komme nicht ganz Drumherum, seine Bücher zu vergleichen und muss sagen, dass sie sich ganz einfach nicht vergleichen lassen. Sie sind Grundverschieden. Shotgun Lovesongs hat viel mehr Schönheit an sich und ist in wenigster Weise betrübend wohingegen Die Herzen der Männer einfach deprimierend ist. Es ist schlimm und es bleibt es auch. Trotzdem hat es fünf Sterne bekommen und ich spreche von einer Außerordentlichen Schriftstellerischen Leistung.
Was macht das Buch also so gut?
Das, was so besonders ist, ist das Nickolas Butler ein unglaubliches Talent dafür hat, versteckten Sinn hinter seiner Geschichte zu verstecken, darauf, welcher Sinn das ist, werde ich später noch zurückkommen. Aber lasst euch gesagt sein, es ist unglaublich gut, wenn man einfach ein bisschen hinter die Kulissen blickt und versucht zu verstehen, was das alle bedeuten soll, denn es geht einem einfach nicht mehr aus dem Kopf.
So direkt würde ich dieses Buch, so komisch es bei einer fünf Sterne Bewertung klingt, niemandem empfehlen zu lesen, denn es ist eine Qual. Es ist unglaublich anstrengend und nerven zerreißend dieses Buch zu lesen. Dieses Buch ist kein Lesevergnügen und es nicht für Leute geschrieben, die nicht darüber nachdenken und es einfach als langweilig abstempeln. Denn ist es zweifellos manchmal, allerdings geht es hier um weit mehr als um die Geschichte, die erzählt wird.
Was ist mit den Herzen der Männer passiert?
Was Nickolas Butler am Ende mit seinem Buch sagen möchte ist, denke ich, dass die Leute früher auch schon A********** waren, ebenso wie heute, aber das es immer die Möglichkeit gibt, frei zu entscheiden, wer man sein möchte. Man kann sich umschauen, und gucken, was die anderen machen. Und dann kann man sich überlegen was man selber sein will und das kann man dann sein. Ebenso wie es die Protagonisten der Geschichte gemacht haben kann jeder von uns frei entscheiden wer er sein möchte, unabhängig von seinen Einflüssen. In diesem Buch wird gezeigt, das nicht immer alles von den Eltern abhängt und das sich jeder Mensch erstaunlich entwickeln kann.
Wer sich traut das Buch zu lesen und nicht nach siebzig Seiten abbricht, weil es zu viel für ihn ist, der kann hier durchaus ein unvergessliches Lese Erlebnis haben. Es macht nur halt keinen Spaß.