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Veröffentlicht am 19.01.2018

Todesstrafe

13 Stufen
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Ein junger Mann wartet auf die Vollstreckung des Todesurteils. Fast alle seine Mittel sind ausgeschöpft. Völlig unerwartet wird ein Gefängnisaufseher von einem Anwalt beauftragt, noch einmal Nachforschungen ...

Ein junger Mann wartet auf die Vollstreckung des Todesurteils. Fast alle seine Mittel sind ausgeschöpft. Völlig unerwartet wird ein Gefängnisaufseher von einem Anwalt beauftragt, noch einmal Nachforschungen in dem Fall des Verurteilten anzustellen. Es gibt vage Hinweise, die auf seine Unschuld hindeuten können. Dieser Aufseher versichert sich der Mitarbeit eines eben entlassenen Strafgefangen, dem er damit bei der Wiedereingliederung in den normalen Alltag helfen will. Schon bald finden die Beiden weitere Ungereimtheiten, die vermuten lassen, dass die Tat doch aus anderen Gründen begangen wurde als es bisher aus den Akten hervorgeht. Kann es Hoffnung für den Todeskandidaten geben?

Kann eine Todesstrafe zu recht ausgesprochen werden, zu recht vollstreckt werden. Kann es überhaupt eine gerechte Strafe sein. Wenn zum Beispiel ein Angeklagter keine Reue zeigen kann, weil er sich an den Tathergang nicht erinnert, und er gerade deshalb zur Höchststrafe verurteilt wird. Wenn eine Strafe eher einen erzieherischen Effekt haben soll, wie kann ein zum Tode verurteilter, davon noch profitieren. Sie alle sowohl der Gefangene als auch Aufseher und auf Bewährung frei gelassener hadern mit ihren Gedanken. Zwar versuchen sie die Wahrheit zu finden, doch sie fürchten sich auch vor dem, was sie finden könnten. Gerade die Beiden, die sich auf die Suche machen, um das Rätsel der Tat zu entschlüsseln, fördern so manche Überraschung zutage.

Zwei ungleiche Ermittler, eine Thematik, die schwieriger kaum sein kann, eine Tat, die schlüssig erscheint und bei genauem Hinsehen doch Wiedersprüche aufweist. Nicht ganz leicht mag es sein, sich in die japanische Mentalität hineinzuversetzen. Doch wenn man die Fremdheit einfach akzeptiert, erhält man einen fesselnden Krimi, der sich mit dem Ziel von Strafen auseinandersetzt, mit dem Sinn von Todesstrafen, mit den Nöten der Vollstrecker, mit dem Leid, das durch Straftaten hervorgerufen wird. Auch wenn der Fall gelöst wird, für die dargestellten Problematiken kann es keine Lösung geben. Der Leser wird sich sein Gedanken machen und sich ein ideale Welt wünschen, in der es kein Verbrechen gibt. Ein Wunsch, der sich nicht erfüllen wird.

Eine packende zweite Veröffentlichung von Kauaki Takano, die ganz anders ist als das erste Werk; die überzeugt.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Report Köln

Das Lied der toten Mädchen (Jan-Römer-Krimi 3)
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Der Journalist Jan Römer hat glücklicherweise eine Festanstellung. Er berichtet über ein zeitloses Thema, an dem die Leser das Interesse nicht verlieren. Er und seine Kollegin Stefanie genannt Mütze rollen ...

Der Journalist Jan Römer hat glücklicherweise eine Festanstellung. Er berichtet über ein zeitloses Thema, an dem die Leser das Interesse nicht verlieren. Er und seine Kollegin Stefanie genannt Mütze rollen ungelöste Kriminalfälle journalistisch auf und manchmal stoßen die sogar auf Informationen, die anderen entgangen sind. Vor ungefähr zwanzig Jahren wurde die 19jährige Sonja Risse ermordet und hingebettet als würde sie schlafen. Diese fast schon rituelle Aufbahrung lässt an einen Serientäter denken, doch vergleichbare Fälle tauchen in keiner Datenbank auf. Jan und Mütze entschließen sich, so an den Fall heran zu gehen als gäbe es noch keine Ermittlungen.

Bereits zum dritten Mal recherchieren Jan Römer und Stefanie Schneider in einem bisher ungeklärten Verbrechen. Sie sind ein eingespieltes Team, in dem jeder seine Aufgaben hat, das Brainstorming aber gemeinsam erledigt wird. Den Tod von Sonja umgibt ein Geheimnis, so scheint es. Die junge Frau war offen, klug und bei allen beliebt. Wie sich in einem ersten Gespräch herausstellt war ihre Mutter wohl eine der Wenigen die ein Problem mit ihrem Kind hatte. An einem Mädchen, das sich zwar nach dem sehr erfolgreichen Ablegen der Abiturprüfung ein Auszeit gönnte, das jedoch Pläne für sein weiteres Leben hatte. Alle Ansätze führen zunächst ins Nichts. Vielleicht haben sich die beiden Reporter das falsche Thema ausgesucht. Doch schließlich deutet ein Hinweis doch darauf, das die Nachforschungen von Erfolg gekrönt sein könnten.

Zum Verständnis des Falles ist die Kenntnis der Vorbände nicht erforderlich, aber das Interesse am privaten Vorleben der beiden Journalisten wird schon geweckt. Sowohl Römer, der mit der Trennung von seiner Frau noch nicht völlig abgeschlossen hat und der sich um einen guten Umgang mit seinem Sohn bemüht, als auch Schneider, über die kaum Informationen gegeben werden, die aber durch ihr blitzgescheites Denken besticht, wirken sehr sympathisch. Nach und nach bohren sie sich in ihre Nachforschungen und fördern erstaunliches zutage. Spannend gestaltet sich die Spurensuche. Was da Alles so im Geheimen abläuft, welche zwischenmenschlichen Untiefen manchmal zu umschiffen sind und nicht immer ist es das Offensichtliche, aus dem sich das entscheidende Puzzleteil ergibt. Ein liebenswertes Ermittler-Team, das seinen dritten Fall mit klassischen Methoden geschickt löst.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Das gute Schweden

Die Eishexe
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Erica Falck recherchiert für ihr neues Buch. Vor dreißig Jahren verschwand ein kleines Mädchen und wurde kurz darauf tot aufgefunden. Nie wurde richtig geklärt, wie die Kleine zu Tode kam. Nun ist wieder ...

Erica Falck recherchiert für ihr neues Buch. Vor dreißig Jahren verschwand ein kleines Mädchen und wurde kurz darauf tot aufgefunden. Nie wurde richtig geklärt, wie die Kleine zu Tode kam. Nun ist wieder ein kleines Mädchen verschwunden. Ganz Fjällbacka macht sich auf die Suche nach dem Kind. Sogar einige Bewohner des örtlichen Flüchtlingsheimes beteiligen sich an der Suche. Die Eltern sind verzweifelt. Dankbar nehmen sie jede Hilfe an. Die Polizisten um Patrik Hedström tun ihr Möglichstes, um das vermisste Kind zu finden.

Die kleine Stella vor dreißig Jahren und nun die gleichaltrige Nea. Können Fälle, die sich in so großem Zeitabstand ereignen, zusammenhängen? Es ergeben sich offensichtliche Ähnlichkeiten, die die Polizei und auch Erica dazu bringen, sich den älteren Fall noch einmal genauer anzuschauen. Doch zunächst drängt sich kein Hinweis auf. Auch die Suche nach dem kleinen Mädchen verläuft erstmal erfolglos. Allerdings kommt ein vermehrtes Murren aus der Bevölkerung, mit dem Gerüchte genährt werden, die Flüchtlinge könnten etwas mit dem Verschwinden der kleinen Nea zu tun haben.

Neben den beiden Fällen um die verschwundenen Kinder berichtet die Autorin noch vom Schicksal der verwitweten jungen Elin, die im siebzehnten Jahrhundert mit ihrer Tochter auf dem Hof ihrer Halbschwester aufgenommen wird. Ob und wie die drei Handlungsstränge zusammenhängen, hält Camilla Läckberg lange im Ungewissen und damit bleiben Spannung und Neugier aufrecht erhalten bis zum Schluss. Langsam entfaltet sich das grausame Geschehen. Je tiefer Patrik und Erica graben, desto mehr bittere Wahrheiten fördern sie zutage. Und wenn Mellberg in seiner bräsigen Dummheit die Ermittlung gefährdet, ist Patrik nicht der Einzige, der seinen Chef mal ordentlich durchschütteln möchte. Ein grober Fehler Mellbergs führt zu einer Katastrophe.

Es ist kein schöner Fall, der sich aus den Nachforschungen herauskristallisiert. Vieles, das vergangene Generationen im Verborgenen halten wollten, führt in der Gegenwart zu großem Unheil. Deutlich führt die Autorin vor Augen, dass Fremdenfeindlichkeit wahrlich keine Errungenschaft ist, dass Schweigen und Verbergen in die Katastrophe führen kann. Eine Katastrophe, die niemand vorhersehen oder verhindern kann, die sich aus der Entwicklung zwar erklärt, die dadurch aber nicht erträglicher wird.

Auch wenn die Ermittlung etwas mühsam in Gang kommt, entfaltet dieser Fall ein schonungsloses Bild unserer Gesellschaft und sollte mit Glück zu der Erkenntnis führen, dass Toleranz, Offenheit und Freundlichkeit die besseren Umgangsformen sind, sowohl innerhalb von Familien und Freundeskreisen als auch zwischen den Gesellschaften.

Veröffentlicht am 04.01.2018

Tote Zeugen

Der Freund der Toten
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Leichtfüßig kehrt Mahony zurück in seinen Heimatort. Obwohl das Jahr 1976 geschrieben wird, wirkt sein Hippie-Outfit in dem verschlafenen Ort etwas deplatziert. Mahony fällt auf, umso mehr als er anfängt, ...

Leichtfüßig kehrt Mahony zurück in seinen Heimatort. Obwohl das Jahr 1976 geschrieben wird, wirkt sein Hippie-Outfit in dem verschlafenen Ort etwas deplatziert. Mahony fällt auf, umso mehr als er anfängt, Fragen nach seiner Mutter Orla zu stellen. Er hat immer geglaubt, sie habe ihn ins Waisenhaus abgeschoben, doch nun hat er eine Nachricht bekommen, aus der etwas anderes hervorgeht. Mahony will wissen, was mit seiner Mutter geschehen ist. Mit etwas Überredungskunst kommt er bei der alten Mrs Cauley unter, eine ehemalige Schauspielerin, die schnell eine gewisse Sympathie für Mahonys Schicksal hegt und ihm bei seinen Nachforschungen hilft.

Diese gewitzte alte Frau sprüht vor Ideen, wie man die verstockten Dorfbewohner an den Hammelbeinen packen kann. Mahony selbst ist auch nicht auf den Kopf gefallen, schließlich geht es um seine Vergangenheit. Und dass er die Gabe seiner Mutter, die Toten zu sehen, geerbt hat, erweist sich auch als nicht schädlich. Und so bilden die alte Dame und der junge Unruhe verbreitende Springinsfeld ein echt cooles Team, das erstmal gegen eine Mauer des Schweigens läuft. Hat denn wirklich jeder Dreck am Stecken? Wie kitzelt man da am Besten etwas aus den Leuten heraus, die eigentlich nichts erzählen wollen.

Mit der alten halb bettlägerigen Merle Cauley und dem vor Energie sprühenden Mahony ist der Autorin ein sich nahezu genial ergänzendes Team gelungen. Nach einem etwas befremdlichen Beginn, da man sich selbst daran gewöhnen muss, mit den Toten zu ermitteln, entwickelt das Buch immer mehr Reiz. Man möchte es nicht mehr aus der Hand legen. Beinahe ahnt man ein fürchterliches Ende voraus und kann doch nicht aufhören. So ein witzig skurriler Fall in einer weltabgewandten Umgebung - es funktioniert, es funktioniert sogar bestens. Wenn man schon immer geglaubt hat, dass es in Irland anders zugeht, wird man hier Bestätigung im besten Sinne finden. Mögen die Toten ihre Hand über Merle und Mahony halten.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Velocity

Woman in Cabin 10
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Bei ihr wurde eingebrochen, Laura Blacklock kann das Ereignis nicht überwinden. In ihren eigenen vier Wänden fühlt sie sich nicht mehr wohl. Soll sie unter diesen Umständen die berufliche Chance, die sich ...

Bei ihr wurde eingebrochen, Laura Blacklock kann das Ereignis nicht überwinden. In ihren eigenen vier Wänden fühlt sie sich nicht mehr wohl. Soll sie unter diesen Umständen die berufliche Chance, die sich ihr geboten hat, überhaupt annehmen. Während einer Schwangerschaftsvertretung für eine Kollegin bei der Zeitschrift Velocity hat Laura die Möglichkeit an der Jungfernfahrt eines exklusiven Luxus-Kreuzfahrtschiffes teilzunehmen. Eigentlich keine schlechte Idee, schließlich kann dort niemand eine Tür aufbrechen und in ihre privaten Räume eindringen. Zunächst ist Laura schier überwältigt von dem Leben der Reichen, an dem sie zu Promotionzwecken teilhaben darf. Bis sie Geräusche in der angeblich leer stehenden Nachbarkabine hört und glaubt, sie habe gesehen wie ein Körper ins Wasser fällt.

Durch den Einbruch von Ängsten geplagt, will sich Laura eigentlich erholen und die Reise genießen. Doch nach ihrer vermeintlichen Beobachtung, über die sie dem Sicherheitsoffizier berichtet, der ihr allerdings keinen Glauben schenkt, ist Laura nervlich ziemlich am Ende. Sollte ihr ihre Phantasie tatsächlich einen Streich gespielt haben. Laura beginnt nachzufragen, wie die anderen Gäste den Abend erlebt haben. Doch niemand hat etwas Ungewöhnliches beobachtet. Laura zweifelt und verzweifelt beinahe.

Kann der Leser Laura trauen? Schließlich hat sie den Einbruch noch nicht verwunden. Vielleicht ist ihre Phantasie doch etwas lebhaft. Und in manchen Momenten wirken die logischen Äußerungen der Mitkreuzfahrer einfach glaubhafter. Es muss ihr wie ein Kampf gegen Windmühlen vorkommen. Vielleicht kann man ihr Gefühl nachempfinden, wenn man selbst schon einmal in einer Situation schlicht die Wahrheit gesagt hat und nur ungläubiges Kopfschütteln geerntet hat. Da möchte man vor Frust in die Tischkante beißen. Oder kann in Lauras Fall mehr dahinter stecken?

Vielleicht wird in diesem Fall nicht jede Nuance bis ins Letzte geklärt, dafür aber bekommt man einen sehr spannenden und schnellen Thriller in einer Umgebung angesiedelt, in die man gerne einmal lugen möchte. Filmreif geschrieben mit treffenden Dialogen spielt sich die Handlung hauptsächlich in dem begrenzten Raum des Schiffes ab. Durch kleine Einschübe wird die Sorge um Laura verstärkt, die zwar auf dem Schiff vor etlichen Gefahren sicher ist, aber dieses auch nicht ohne weiteres verlassen kann. Flott gelesen, mitgerissen, fesselnde Unterhaltung genossen.