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Veröffentlicht am 21.02.2018

Ein wunderbares Kochbuch mit einfachen wie auch aufwendigeren Rezepten, interessanten Infos und Anekdoten, sowie stimmungsvollen Bildern.

Königlich und Köstlich
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Essen und Feiern wie die Windsors! Dieses Buch eröffnet einen exklusiven Einblick in die Rezepte und Geheimnisse der britischen Königsküche. Sortiert nach verschiedenen Themen und Anlässen werden ca. 80 ...

Essen und Feiern wie die Windsors! Dieses Buch eröffnet einen exklusiven Einblick in die Rezepte und Geheimnisse der britischen Königsküche. Sortiert nach verschiedenen Themen und Anlässen werden ca. 80 besondere Rezepte vorgestellt, einige von ihnen ergänzt mit wundervollen und ebenfalls der Palastküche entstammenden Tipps und Ideen für die perfekte Blumen-Deko zum Menü. Alle Rezepte waren Teil oder gar Zentrum fröhlicher, ereignisreicher oder festlicher Familienzusammenkünfte und nehmen den Leser mit an die Palasttafel. Persönliche Briefe und Notizen von Prinz Charles oder Lady Diana gewähren dem Leser einen einzigartigen und persönlichen Blick hinter die Kulissen. Dieses Buch ist ein wahres Genussbuch, das köstliche Rezepte mit spannenden Insider-Geschichten des Palastlebens vereint...(Klappentext)

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Dieses Kochbuch macht seinem Titel alle Ehre. Schon alleine die Aufmachung ist edel und qualitativ hochwertig - die Aufmachung des Schutzumschlages, das Lesebändchen und selbst ohne Schutzumschlag macht dieses Kochbuch etwas her.

Geschrieben wurde dieses Kochbuch von der Spitzen-Köchin Carolyn Robb, welche elf Jahre lang die persönliche Küchenchefin von seiner Königlichen Hoheit Prinz Charles und Prinzessin Diana war. Die Einleitung beginnt mit einer kleinen Geschichte ihres Werdeganges, wie und weshalb sie Köchin wurde und schließlich in den Kensington Palace gelangte.

"Diese Sammlung von 80 meiner Lieblingsrezepten ist mit sehr denkwürdigen Augenblicken der verschiedensten Stationen meiner 'kulinarischen Lebensreise' verbunden. Diese Reise ging über drei Kontinente und dauerte mehrere Jahrzehnte. Sie verschaffte mir das große Privileg, außergewöhnliche Menschen zu begegnen."


Wer nun Bedenken hat, dass man hier nur dekadente und opulente Gerichte und Menüs zu Gesicht bekommt, kann sich getrost zurücklehnen, denn selbst die Royals wissen einfaches Essen zu schätzen. Wichtig ist ihnen nur, dass Saisonales und Bio-Produkte auf den königlichen Tisch kommen. Tja, wer hätte das gedacht?

Die Unterteilung erfolgt in:

Herrliche Häppchen
Üppige Brote
Schöner Auftakt
Leicht & Sommerlich
Warm & Wohlig
Süsse Versuchungen
Kekse und Kleingebäck
Kuchen
Essen für Kinder
Haltbar & Lecker

Darin sind sowohl einfache wie auch aufwendigere Rezepte enthalten. Diese sind durchaus leicht nachzukochen, die Zutaten nicht wirklich außergewöhnlich oder schwer erhältlich und die Zubereitungen leicht verständlich. Hier findet man aber nicht nur typisch englische Gerichte und Rezepte, sondern einen interessanten internationalen Mix. Und doch enthält jedes Rezept, so italienisch oder schweizerisch es auch anmutet, den gewissen britischen Touch.
Jedes Rezept wird von einer kleinen persönlichen Geschichte der Köchin eingeleitet, welche auch interessante Informationen bezüglich des Königshauses und liebevolle Anekdoten beinhalten.

Die Bilder zu jedem Rezept sind einfach wundervoll anzusehen und lassen einem schon beim bloßen Lesen das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Doch was wäre ein königlicher Tisch ohne diese wundervollen Dekorationen mit Blumen und Blüten?
Um auf dem eigenen Esstisch einen edlen und royalen Flair erschaffen zu können, benötigt man normalerweise einen geübten Floristen, der das für einen übernimmt. Am besten wäre natürlich gleich eine geübte Floristin des Königshauses. Und genau diese kauft man quasi mit dem Buch gleich mit.

Hier findet man also nicht nur Rezepte, sondern auch Ideen und Anleitungen für wundervolle Blumenarrangements, passend für jede Gelegenheit. Ob nun sommerlich, opulent oder dezent - hier ist für jeden etwas dabei.

Dafür hat sich Carolyn Robb die ehemalige Floristin Sarah Champier ins Boot geholt. Diese war für die Blumenarrangements am Hof verantwortlich.
Diese Anleitungen und Bilder machen es einem leicht diese nachzubilden oder man lässt sich davon einfach nur inspirieren.

Dieses Kochbuch wird in einem lockeren Plauderton geführt und man hat daher das Gefühl als würde man mit der Köchin höchstpersönlich in der Küche bei einer Tasse Tee sitzen und Rezepte austauschen. Daher ist es einfach wunderbar darin zu schmökern und immer wieder aufs Neue Kleinigkeiten und auch wundervolle Rezepte zu entdecken.

Ich habe übrigens die Lemon Curd ausprobiert und es schmeckt einfach nur himmlisch!

Fazit:
Ich nehme mir immer noch gerne Zeit in diesem Kochbuch zu lesen und zu schmökern, da es ein wunderbares und vor allem appetitanregendes Lesevernügen ist. Es ist also nicht nur ein Buch, um Rezepte nachzukochen, sondern richtiggehend darin einzutauchen.
Solche Kochbücher gibt es meiner Meinung nach leider viel zu selten (vergleichbar wäre hier noch Nigella Lawson - auch einer meiner Lieblings-Kochbuchautorinnen).
Es gibt von mir daher natürlich eine absolute Leseempfehlung. Dieses edle Kochbuch mit Rezepten aus dem Königshaus sollte also im Regal einer jeden Hobbyköchin/eines jeden Hobbykochs stehen, ob nun England-Fan oder nicht.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 19.01.2018

Ein Zeitreise-Thriller der anderen Art - skurril, witzig, spannend, morbid, rasant, direkt, tiefsinnig.

Schmerzflimmern Vol. 2
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Das Ende ist nah!
Was wie das müde Mantra eines Weltuntergangstheoretikers klingt, ist für Gregor tägliche Routine: Bei bloßer Berührung muss er dem Tod eines Menschen in einer detaillierten Vision beiwohnen. ...

Das Ende ist nah!
Was wie das müde Mantra eines Weltuntergangstheoretikers klingt, ist für Gregor tägliche Routine: Bei bloßer Berührung muss er dem Tod eines Menschen in einer detaillierten Vision beiwohnen. Um dem Ursprung dieser Bürde auf den Grund zu gehen, begibt er sich auf die Suche nach seinem leiblichen Vater. Als unterdessen die Stadt von einem mysteriösen Anschlag heimgesucht wird, geht zunächst niemand von einem Zusammenhang aus. Zumindest nicht, bis Gregor selbst ins Fadenkreuz der Terroristen gerät ...
(Klappentext)

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Dies ist der 2. Teil der Schmerzflimmern-Reihe und er schließt nahezu direkt an den 1. Teil "Schmerzflimmern" an. Obwohl meiner Meinung nach nicht unbedingt Vorkenntnisse von Nöten sind, würde ich doch empfehlen zuerst den 1. Teil zu lesen. Nur so kommt man in den absoluten Genuß dieses schrägen Fantasy-Thrillers.

"Er grunzte wütend, während sich seine Zähne in meine Handfläche bohrten. Eigentlich wurden Mitarbeiter der Suchtberatung angewiesen, ihren Patienten nicht die Hand zu geben..." (S. 5 / Beginn)

Auch in "Schmerzflimmern Vol. 2" begleiten wir wieder Gregor, der eine ganz besondere Gabe hat. Bei bloßer Berührung ist er beim Tod desjenigen hautnah mit dabei. Anders als angenommen sind die meisten Tode alles andere als 08/15 und manchmal an Skurrilität nicht zu überbieten. Somit hatte er aber schon genügend Gelegenheiten einen Blick in die Zukunft zu werfen, die für die Menschheit alles andere als rosig aussieht. Gregor selbst sieht diese Gabe eher als Fluch, da sich dadurch für ihn diverse zwischenmenschlichen Beziehungen zu einem Horrortrip gestalten.

"...Was definitiv ein Vorteil war, denn es machte eine Frau in meinen Augen deutlich attraktiver, wenn ich nicht jedes Mal eine Todesvision von ihrem hundert Jahre alten, faltigen Arsch erdulden muss, während sie mir einen runterholte." (S. 14)

Um endlich Klarheit über diesen Fluch zu erhalten, begibt sich Gregor auf die Suche nach seinem ihm unbekannten Vater. Doch dieser Trip entpuppt sich als Supergau schlechthin.
Nicht nur das seine Visionen nicht mehr das sind was sie einmal waren und sich auch das Auftauchen aus diesen Zeitreisen als kompliziert gestaltet, sondern, dass er in diesen Visionen plötzlich von einer mysteriösen Gestalt gesehen werden kann. Und genau diese ist dabei mehrere Anschläge zu verüben.
Wer ist diese Gestalt und was hat Gregor mit dieser zu schaffen und wie kann er sie aufhalten?
Und so beginnt der rasante Road Trip Gregors durch die Zeit.

Es ist schwer diesen Fantasy-Thriller mit nur wenigen Worten zu beschreiben, aber er ist definitiv skurril, spannend, rasant und so anders - auf jeden Fall mit nichts zu vergleichen.
Ebenso kann man diesen Roman nur schwer in eine Genre-Schublade pressen - Fantasy? definitiv, aber auch Pharma-Thriller und Dystopie. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass ebenso der Inhalt so viel mehr enthält als nur eine schräge Geschichte. Er ist z.B. gespickt mit makaberen und sarkastischem Humor.

"Ein beißender Gestank verbreitete sich in der Luft, durch die gerade halb verdaute Avocados, zerkaute Pommes aus Freilandhaltung und per Hand selektierte fairtrade-Reiskörner segelten [...] Zumindest achten Hipster darauf, was bei ihren Körpern rein und raus kam." (S. 76)

Es begegnen einem Skurrilitäten am laufenden Band, gleichzeitig ist der Plot rasant und spannend, manchmal auch brutal mit gleichzeitig morbiden Humor...

"Der Baumstamm begrub den armen Typen so ungünstig unter sich, dass dessen kompletter Hals und Unterkiefer vom Gewicht des Holzes zerquetscht wurden. Es wirkte wie ein fehlgeschlagener Versuch einen menschlichen PEZ-Spender zu erschaffen." (S. 27)

..und doch enthält die Geschichte so manches Tiefsinnige.

"..das Einsamkeit nicht zwangsläufig etwas schlechtes sein musste. Sie konnte auch dafür sorgen, dass wir die Schönheit in anderen Dingen besser zu schätzen wussten. Sie sorgte dafür, dass die Nachtluft besser duftet." (S. 15)

Der Schreibstil ist klar und flüssig und die Erzählweise rasant. Zudem gibt es bei Marc Kemper keine unwichtigen Erwähnungen oder Vorfälle. Jede noch so kleine Handlung, welche anfangs als unwichtig erscheint, oder nur als kurzes Randgeschehen stattfindet, trägt zum Verlauf der Geschichte bei und verläuft mit den größeren Handlungssträngen zu einem großen Ganzen. Einfach nur fix darüberlesen ist hier also nicht.

Mit dem Ende, zumindest mit einer Szene davon, bin ich jedoch alles andere als glücklich.
Die actionreiche Schlußszene wirkt nämlich für mich unglaubwürdig und zu aufgesetzt. Hier ist dann auf einmal alles too much und wirkt daher etwas unpassend zum restlichen Teil des Romans. Das ist aber Meckern auf hohen Niveau und fällt vermutlich nur jemandem auf, der im Berufsalltag mit chirurgischen Instrumenten zu tun hat.

Fazit:
Auch der 2. Teil von Schmerzflimmern ist facettenreich:
Skurrilität trifft auf morbiden Humor und tiefsinnige Gedanken. Fantasy trifft auf Thriller und spannender Plot auf rasanten Schreibstil.
Ein Road Trip nicht nur für den Hauptprotagonisten, sondern auch für den Leser, der erst daraus auftauchen will, wenn das Buch zu Ende ist (ich hab das Buch innerhalb weniger Stunden weginhaliert). Ein Muss für alle die 08/15 satt haben.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung!

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 14.01.2018

Eine Biographie einer Sennerin in Romanform. Ein Rückblick in alte Zeiten - bewegend, beeindruckend und mit so viel Weisheit.

Harte Tage, gute Jahre
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70 Jahre auf einer Alm in den bayerischen Bergen - die außergewöhnliche Lebensgeschichte einer bemerkenswerten Frau.
Christiane Tramitz erzählt das Leben der Sennerin vom Geigelstein. Es ist eine Geschichte ...

70 Jahre auf einer Alm in den bayerischen Bergen - die außergewöhnliche Lebensgeschichte einer bemerkenswerten Frau.
Christiane Tramitz erzählt das Leben der Sennerin vom Geigelstein. Es ist eine Geschichte vom einfachen Leben im Gleichmaß der Jahreszeiten und in Achtsamkeit vor der Natur und von der Geborgenheit inmitten einer vertrauten Heimat.
Weil sie Liebeskummer hatte, packte die damals siebzehnjährige Bauerntochter Maria Wiesböck aus Samerberg 1941 ihren Rucksack, verließ den väterlichen Bauernhof und stieg auf zur Oberkaser-Alm in den Chiemgauer Alpen. Dort versorgte sie fortan als Sennerin das Vieh und kehrte seitdem nicht einmal in den harten Wintern ins Tal zurück.
Die Alm-Wirtschaft wurde ihr Lebensinhalt. Sie lebte einfach und gesund im Einklang mit der Natur. Nun, am Ende dieses langen Lebens erkennt sie, dass das Vertraute mehr und mehr verschwunden ist. Auch auf der Alm hat das moderne Leben längst Einzug gehalten, und so manches davon bedroht die Natur.
Die Biografie der Sennerin vom Geigelstein entführt die Leser auf eine anrührende Weise in die längst untergegangene Welt der traditionellen Alm-Wirtschaft inmitten einer Natur, die sich die meiste Zeit des Jahres lebensfeindlich zeigt. Dieses Leben ist alles andere als ein Idyll gewesen. Es war voller Entbehrungen und bot dennoch jene Geborgenheit, die wir heute Heimat nennen...
(Klappentext)

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"Die alte Sennerin Mare sitzt auf ihrem Stuhl und lauscht in die Stille. Im Herd zuckt die letzte Flamme, dann wird es finster im Raum. Ist schon die Nacht hereingebrochen?" (Beginn)

Erzählt wird aus der Sicht der über 90-jährigen Mare - einer alten, nun schon leicht dementen, aber immer noch dickköpfigen Sennerin.
In der Gegenwart hat Maren mit ihrem Alter und den Menschen zu kämpfen, welche sie von ihrer geliebten Alm vertreiben wollen. Zu alt, zu schwach und nicht ganz richtig im Kopf sei sie, sagen die Leut'. Die alte Sennerin jedoch, stur wie eh und je, weiß es besser und immer wieder schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit ihres langen und harten Lebens. Und so begleitet der Leser die alte Maren durch ihre Jugend mit der ersten großen Liebe, über ihre Tage als hart arbeitende Sennerin, bis hin zu ihren letzten Tagen. Ein Leben voller Stille und Entbehrungen, manchmal auch Hunger und Einsamkeit. Doch es war ein selbst bestimmtes Leben und sie wollte es nie anders haben, denn auf ihrer Alm war sie glücklich, dort oben war sie frei.

Die Geschichte von Maren wird von der Autorin einfühlsam wiedergegeben, sodass ein bewegendes und vor allem beeindruckendes Portrait einer Frau entsteht, die sich den damaligen Konventionen hinwegsetzte und ein selbst bestimmtes Leben führt, so wie es ihr gefiel.

Der Schreibstil ist flüssig und die Erzählweise packend, hat man doch das Gefühl durch Marens Augen zu blicken und mit ihr in Erinnerungen zu schwelgen.
Mit viel Liebe zum Detail, welche wunderschöne Naturbeschreibungen einschließt, gewinnt diese Biographie in Romanform Authentizität. Vor allem auch durch die im bayrischen Dialekt geführten Dialoge.

"Zur Winterzeit gibt es Tage auf dem Geigelstein, da verschwindet alles, was die Menschen dort geschaffen haben, unter einem großen weißen Teppich, und der Berg ruht still und mächtig wie ehedem." (S. 17)

Auch an Witz und Humor fehlt es nicht, was daran liegt, dass Maren nicht auf den Mund gefallen war und über einen Batzen trockenen Humor verfügte.

">>Schnall di o.<< , >>Des hat's früher net geben, des will i heit a ned<<, sagt Mare und schimpft bis zur nächsten, übernächsten und überübernächsten Kurve über das nervende Klingeln und Blinken des Fahrzeugs, bis sie sich fluchend anschnallt. >>Damit a Ruah is!<<" (S. 101)

Und von der alten Sennerin Mare können wir nebenher noch vieles lernen - nicht immer gleich jammern, gelassener und mutiger sein, das Beste aus jeder Situation machen, sein eigenes Leben leben, ob es den anderen passt oder nicht und hin und wieder auch etwas sturer sein.

Fazit:
Ein bewegender und beeindruckender Rückblick in alte Zeiten aus der Sicht der alten Sennerin Mare.
Diese Biographie in Romanform konnte mich begeistern, vor allem aufgrund der einfühlsamen und würdevollen Charakterzeichnung und der Liebe zum Detail.
Ein Buch welches man immer wieder lesen kann und wobei einem Mare auch jetzt noch so einiges über das Leben beibringen kann. Nicht nur für Berg- und Almliebhaber.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung und ein Chapeau an die Autorin.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 14.01.2018

Eine Biographie des Lebens mit all seinen Fragen, eingebettet in eine atemberaubende Naturkulisse

Acht Berge
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Eine unerschütterliche Freundschaft. Ein Aufbruch ins Ungewisse. Die Sehnsucht nach Heimat

Wagemutig erkunden Pietro und Bruno als Kinder die verlassenen Häuser des Bergdorfs, streifen an endlosen Sommertagen ...

Eine unerschütterliche Freundschaft. Ein Aufbruch ins Ungewisse. Die Sehnsucht nach Heimat

Wagemutig erkunden Pietro und Bruno als Kinder die verlassenen Häuser des Bergdorfs, streifen an endlosen Sommertagen durch schattige Täler, folgen dem Wildbach bis zu seiner Quelle. Als Männer schlagen die Freunde verschiedene Wege ein. Der eine wird sein Heimatdorf nie verlassen, der andere zieht als Dokumentarfilmer in die Welt hinaus. Doch immer wieder kehrt Pietro in die Berge zurück, zu diesem Dasein in Stille, Ausdauer und Maßhalten. Er ringt mit Bruno um die Frage, welcher Weg der richtige ist. Stadt oder Land? Gehen oder Bleiben? Was zählt wirklich im Leben?

Vor der ehrfurchtgebietenden Kulisse des Monte-Rosa-Massivs schildert Paolo Cognetti mit poetischer Kraft die lebenslange Suche zweier Freunde nach dem Glück. Eine eindringliche archaische Geschichte über die Unbezwingbarkeit der Natur und des Schicksals, über das Leben, die Liebe und den Tod...
(Klappentext)

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Dieser Roman erzählt die Geschichte von zwei Männern die sich schon seit ihrer Kindheit kennen und so grundverschieden wie Tag und Nacht sind. Doch trotzdem, oder gerade deswegen, verbindet sie eine ganz besonders innige Freundschaft. Eine Freundschaft die oft ganz ohne Worte auskommt und über weite Distanzen bestehen bleibt.

Erzählt wird aus der Perspektive von Pietro und somit seine Reise des Erwachsenwerdens - eine Reise auf den verlassenen Tälern des Lebens und immer eng verbunden mit den Bergen und der Freundschaft zu Bruno.
Jeder geht als Erwachsener seiner eigenen Wege, den einen treibt es fort, der andere bleibt. Jeder sucht auf seine Weise sein Glück und seine Bestimmung, doch in den Bergen kommen sie immer wieder zusammen.

Der Schreibstil ist flüssig und die Erzählweise in ruhigen und melancholischen Tönen gehalten. Und trotzdem fesselt die Geschichte und lässt einen immer weiterlesen.
Zudem enthält der Roman atemberaubende Naturbeschreibungen über Gebirgsbäche, Gletscher und Almen, die einem die Liebe zu den Bergen spüren lässt und die Empfindungen einer Besteigung dieser näher bringt.

"Meine Qualen endeten abrupt. Ich überwand eine letzte Steigung, umrundete eine Felsnase und fand mich auf einmal von einem Turm aus Steinen oder einem von Blitzeinschlägen gezeichneten Eisenkreuz wieder. Der Rucksack meines Vaters lag am Boden, und um uns herum war nichts als Himmel..." (S. 43)

Doch dieser Roman enthält so viel mehr als die bloße Geschichte zweier Jungen und ihr Erwachsenwerden. Er enthält eine Biographie des Lebens mit all seinen Fragen, Hürden und Kämpfen. Und obwohl der Schreibstil einfach gehalten wird, besitzt er so viel Poesie, welche sich durch die Berge zum Ausdruck bringt.

"Die Vergangenheit ist das Tal und die Zukunft der Berg [....]. Was auch immer das Schicksal für uns bereithält - es kommt von den Bergen, die über uns emporragen..." (S. 32)

Dies lässt einem selbst so manches im Leben verstehen oder zumindest über so manches nachdenken.

"Denn ein Ort bewahrt immer auch die eigene Geschichte, damit man sie bei jedem Besuch als neue Revue passieren lassen kann. Und solche Berge kann es nur einmal im Leben geben. Im Vergleich dazu sind alle anderen bedeutungslos, sogar der Himalaja" (S. 230)

Man könnte unendlich aus diesem Roman zitieren, dabei träumen, verstehen und nachdenken.

Fazit:
Ein Roman mit wenig Dialogen, vielen Gedanken und Poesie und noch mehr Liebe zu den Bergen.
Eine Geschichte die einen über das Leben nachdenken und manchmal begreifen lässt. Unglaublich schön, unglaublich intensiv.
Absolute Leseempfehlung!

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 12.01.2018

Ein Wiedersehen mit den lieb gewonnenen und skurrilen Ermittlern in vorweihnachtlicher französischer Atmosphäre.

Das Revier der schrägen Vögel
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Die Ermittler-Einheit von Kommissarin Anne Capestan ist wieder da. Sie hat sich um einen neuen schrägen Vogel bereichert, einen Polizisten, der sich für D’Artagnan, den Helden des Romans Die drei Musketiere ...

Die Ermittler-Einheit von Kommissarin Anne Capestan ist wieder da. Sie hat sich um einen neuen schrägen Vogel bereichert, einen Polizisten, der sich für D’Artagnan, den Helden des Romans Die drei Musketiere von Alexandre Dumas hält. Und wieder wird der Truppe der Ausrangierten ein besonders pikanter Fall übertragen: Ein Mord auf offener Straße, das Opfer war ein hohes Tier bei der Polizei –und Anne Capestans Ex-Schwiegervater. Das bringt Anne gleich mehrfach in Schwierigkeiten. Denn wie soll sie es ihrem Exmann beibringen, wenn sie eigentlich nie mehr mit ihm sprechen will? Und das ist nur der Auftakt einer Mordserie …. Wieder löst die Truppe auf unkonventionelle Weise die verzwickten Fälle, und es offenbaren sich private und behördliche Verstrickungen, deren Aufdeckung der neuen Führungsriege von 36, Quai des Orfèvres äußerst unangenehm sind …(Klappentext)

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"Jacques Maire spazierte am Kanal entlang, der quer durch L'Isle-sur-la-Sorgue verlief. Er zählte die Enten. Betrachtete das dahintreibende Grün, dass das Wasser färbte und immer wieder unter dem Glitzern der Sonne verschwand." (S. 7 - Beginn)

Dies ist der 2. Teil der Kommando-Abstellgleis-Reihe und dieser schließt nahezu an den ersten Teil an.

Nach einem kurzen Auffrischen bezüglich der Charaktere, um sich in der Reihe wieder zurechtzufinden, geht es mit den Ermittlungen auch schon los.
Diesmal handelt es sich für Anne Capestan um einen sehr persönlichen Fall. Das Opfer ist nämlich niemand geringeres als ihr Schwiegervater, der auch gleichzeitig ein hohes Tier bei der Polizei ist und einer ihrer Ausbilder war. Obwohl ihre Brigade vom Polizeichef höchstpersönlich zu dem Fall hinzugezogen wurde, werden ihnen von den anderen "normalen" Ermittlern Steine in den Weg gelegt. Seit ihrem letzten Fall werden die Mitglieder der Brigarde Abstellgleis nämlich unter den Polizisten und Kripobeamten als Kollegenschweine angesehen. Doch dies stachelt die Truppe erst so richtig an und sie bedienen sich dabei so mancher unkonventioneller, äußerst schrägen und teil nicht ganz legalen Mitteln, um in dem Fall voranzukommen. Zu verlieren haben sie ja sowieso nichts. Und dann geschieht ein nahezu identischer Mord in der Provence und die Brigarde Abstellgleis hat durch diese Information bei den Ermittlungen auf einmal die Nase vorne.

Durch diese persönliche Komponente des Falls, erhält man diesmal auch Einblicke in Annes Vergangenheit und erfährt wieso ihr diese noch immer zu schaffen macht.
Aber auch der private Alltag der anderen Mitglieder der Brigade wird beschrieben - immer nur kurz und zwischendurch. Dadurch sind diese Einblicke keineswegs aufdringlich und unterbrechen somit auch nicht den Lesefluß. Im Gegenteil - ich fand es interessant und es bringt einem nach und nach die Protagonisten näher.

Der Schreibstil ist, wie schon im ersten Teil, flüssig und packend. Daher liest sich dieser französische Krimi relativ locker-flockig weg. Diesmal werden aber auch teils ruhigere, ja regelrecht poetische Töne angeschlagen.

"Am liebsten wäre er direkt zum Januar übergegangen, ins neue Jahr gekrochen wie ein Schiffbrüchiger am Strand, der sich die ersten Meter des Festlands hochschleppt..." (S. 53)

Doch auch die Situationskomik und der Humor kommen hier nicht zu kurz. Im Gegensatz zu so mancher französischer humoristischen Literatur jedoch keineswegs übertrieben und immer noch im Bereich des Möglichen.

"In Ordnung, wird notiert", erwiderte Dax und notierte tatsächlich "alle Hackingspuren beseitigen" auf ein Post-It, das er an den Rahmen seines Bildschirms klebte. So was würde einen tollen Eindruck hinterlassen, wenn eins der hohen Tiere ihnen irgendwann einen Besuch abstattete..." (S. 65)

Der Neuzugang der Brigade, Capitaine Henri Saint-Lô, trägt dazu natürlich auch bei. Dieser wurde gerade frisch aus der Psychiatrie entlassen. Der Aufenthalt in dieser scheint jedoch nichts gebracht zu haben. Noch immer ist er der festen Überzeugung er sei ein zeitreisendes Musketier und zwar kein geringeres als D'Artagnon. Dieser neu hinzugekommene Charakter passt mehr als nur gut zu den bereits vorhandenen skurrilen und schrulligen Ermittlern.

Die Spannung ist hier präsenter als im ersten Teil und daher muss man einfach immerzu weiterlesen, bis man endlich weiß wer der Täter ist. Das Ende hält diesbezüglich auch eine große Überraschung bereit.

Einziges Manko, bzw. Tipp an alle die sich dieses Buch zulegen wollen und, wie ich, immer den inneren Klappentext lesen: Verzichtet bitte dieses Mal unbedingt darauf. Dieser enthält nämlich eindeutig zu viele Informationen die einem so manche Überraschung und Komik verderben.

Abgesehen davon konnte mich auch wieder die tolle Aufmachung des Buches begeistern.

Fazit:
Hat mir schon der 1. Teil der Kommando-Abstellgleis-Reihe gefallen, so konnte mich dieser Teil noch mehr begeistern. Dieser ist spannender und rasanter, inklusive privater Einblicke der jeweiligen Charaktere der Brigade.
Um diesen Krimi jedoch vollends genießen und auskosten zu können, empfehle ich zuvor den 1. Teil "Kommando Abstellgleis" zu lesen. Von mir gibt es jedenfalls eine absolute Leseempfehlung.

© Pink Anemone