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Veröffentlicht am 28.01.2018

"Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft!"

Du und ich und das Meer
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1954 Brighton. Die 8-jährige Dottie Perks und die gleichaltrige Mary Pickles sind so gegensätzlich, wie man nur sein kann. Während Dottie pummelig und nicht sehr clever ist sowie mit Sport so gar nichts ...

1954 Brighton. Die 8-jährige Dottie Perks und die gleichaltrige Mary Pickles sind so gegensätzlich, wie man nur sein kann. Während Dottie pummelig und nicht sehr clever ist sowie mit Sport so gar nichts am Hut hat, ist Mary zwar von sehr kleiner Statur, aber dafür eine Sportskanone und vor allem in der Schule recht gut. Die beiden lernen sich in der Schule kennen und werden beste Freundinnen, die viele Jahre gemeinsam durchs Leben gehen, Kummer und Freude miteinander teilen. Mit 17 Jahren arbeiten beide als Verkäuferinnen bei Woolworth an, und nach der Arbeit verbringen sie die gemeinsame Zeit am Strand oder in einem der zahlreichen Cafés. Dort begegnen sie eines Tages dem nicht gerade erfolgreichen Musiker Elton und dessen Freund Ralph. In Elton war Mary in ihrer Jugend total verschossen. Das Zusammentreffen führt dazu, dass Mary sich wieder in Elton verliebt, während Dottie und Ralph zueinander finden. Es sieht so aus, als würden die beiden Freundinnen auch in Zukunft eng miteinander verbunden sein. Aber das Glück der einen zeigt auch das Unglück der anderen. Die Freundschaft zwischen Dottie und Mary bekommt Risse, sie müssen durch viele harte Prüfungen. Was wird aus den beiden?
Sandy Taylor hat mit ihrem Buch „Du und ich und das Meer“ einen sehr gefühlvollen und berührenden Debütroman vorgelegt, der den Leser mitten ins Herz trifft. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und zieht den Leser direkt in die Geschichte hinein, um die beiden Freundinnen Dottie und Mary beim Beginn ihrer Freundschaft kennenzulernen und ihre Entwicklung zu jungen Frauen sowie die Vertiefung ihrer Bindung zu begleiten. Gleichzeitig erlebt man die Höhen und Tiefen mit, durch die die Mädchen gehen, nimmt an ihren Träumen teil, die sie für ihr späteres Leben haben, lernt ihre Familien kennen und darf auch bei der Begegnung ihrer Liebespartner zugegen sein. Der Leser fühlt sich wie das unsichtbare dritte Blatt eines Kleeblattes, so eng wird die Beziehung zu den beiden während der Lektüre, die man kaum aus der Hand legen kann. Die Autorin hat mit viel Liebe zum Detail nicht nur ihre Protagonisten beschrieben, so dass sie einem wie alte liebgewonnene Freunde vorkommen, sondern auch die Landschaft von Brighton wunderbar in diesem Roman in Szene gesetzt. Wenn man die Stadt kennt, fühlt man sich gleich zuhause und lässt den schönen Strand vor dem inneren Auge auferstehen. Ebenso viel Wert hat die Autorin darauf gelegt, ihrer Geschichte den richtigen historischen Rahmen zu verleihen. Die Musik der damaligen Zeit sowie viele Dinge aus den 60ern lassen Erinnerungen wach werden an die eigene Jugendzeit.
Die Charaktere sind zauberhaft gestaltet worden. Bis ins kleinste Detail hat die Autorin die verschiedenen Eigenschaften individuell herausgearbeitet, so dass sie lebendig und authentisch wirken und dem Leser gerade deshalb so sehr ans Herz wachsen. Dottie ist eine eher zurückhaltende Frau und mit wenig Selbstvertrauen ausgestattet, denn sie leidet unter ihrer hohen Körpergröße. Sie bleibt immer auf dem Boden der Tatsachen, sieht die Dinge, wie sie sind – eine Realistin eben. Alles, was Dottie sich für ihr Leben wünscht, ist eine glückliche Familie. Mary ist eine zierliche Frau mit dem Selbstbewusstsein und dem Mut einer Löwin. Sie ist vielseitig interessiert und möchte die Welt kennenlernen, vielleicht einmal in Paris wohnen. Mary ist eine Träumerin, doch das soll ihr auch zum Verhängnis werden, denn sie betrügt damit ihre beste Freundin. Ralph ist ein stiller und zurückhaltender Mann, der schon seit langer Zeit in Dottie verliebt ist und sich nicht vorgewagt hat. Elton ist der Typ, der Mädchenherzen höher schlagen lässt, aber als Musiker beruflich nicht erfolgreich ist. Trotzdem lebt er in den Tag hinein, immer auf der Suche, ob sich eine gute Gelegenheit bietet. Auch die weiteren Protagonisten sind alle auf liebevolle Weise gezeichnet und ein Gewinn für die Handlung.
„Du und ich und das Meer“ ist ein sehr intensiver und emotionaler Roman über die Freundschaft, die Liebe, die Familie und den Verrat. Eine Geschichte, die den Leser noch lange begleiten wird, wenn die letzte Seite schon lange gelesen ist. Absolute Leseempfehlung für ein wirkliches Kleinod!

Veröffentlicht am 27.01.2018

Rasanter Pageturner

Schlüssel 17
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Die Leiche von Pfarrerin Dr. Brigitte Riss wird vom Organisten Bernhard Winkler an Seilen aufgehängt unter den Kuppeln des Berliner Doms gefunden. Sie wurde grausam zugerichtet, mit schwarzen Flügeln versehen ...

Die Leiche von Pfarrerin Dr. Brigitte Riss wird vom Organisten Bernhard Winkler an Seilen aufgehängt unter den Kuppeln des Berliner Doms gefunden. Sie wurde grausam zugerichtet, mit schwarzen Flügeln versehen und trägt einen Schlüssel mit der Zahl 17 um den Hals. Als Tom Babylon vom LKA und die ihm an die Seite gestellte Psychologin Sita Johanns zum Tatort gerufen werden und Tom den Schlüssel sieht, werden alte Erinnerungen in ihm wachgerufen. Seine 10-jährige Schwester Viola verschwand vor 20 Jahren in Verbindung mit diesem Schlüssel. Tom hofft, mit den Ermittlungen in diesem Fall endlich etwas über den Verbleib seiner Schwester in Erfahrung zu bringen und beginnt sofort mit den Ermittlungen. Dabei ist es ihm gar nicht recht, dass Sita Johanns ihn auf Schritt und Tritt dabei begleiten soll. Werden sie den Täter dingfest machen können und erfährt Tom endlich, was Viola widerfahren ist?
Marc Raabe hat mit seinem Buch „Schlüssel 17“ einen sehr spannenden und rasanten Thriller vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an in Atem hält. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, der Autor versteht es sehr geschickt, den Leser in die Handlung hineinzuziehen und ein wahres Kopfkino mit Gänsehaut und Herzrasen zu veranstalten. Schon beim Prolog hält man automatisch den Atem an, so dunkel und düster ist die Stimmung. Der Spannungsbogen wird gleich sehr hoch angelegt und steigert sich bis zum finalen Schluss noch weiter in die Höhe. Durch die wechselnden Erzählperspektiven und die Rückblenden in Toms Vergangenheit schafft der Autor es, die Dynamik der Geschichte immer schneller werden zu lassen und einen gewissen Sog zu entwickeln. Durch geschickte Wendungen und einen dritten Schauplatz in einer psychiatrischen Klinik wird der Leser regelrecht dazu verleitet, Mutmaßungen und eigene „Ermittlungen“ anzustellen, um die Geheimnisse zu lüften. Da viele Protagonisten so ihre Geheimnisse haben, weiß man nie, wer Freund oder Feind ist. Auch dadurch ist der Spannungslevel auf extrem hohem Niveau, da man regelrecht auf die Enthüllungen wartet.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet und gemäß ihren Eigenschaften individuell in Szene gesetzt worden. Sie wirken durchweg sehr real und authentisch, dass man das Gefühl hat, einige von ihnen zu kennen. Tom ist ein sympathischer Mann ohne den Anspruch, perfekt zu sein. Durch einen schlimmen Schicksalsschlag in der Vergangenheit wird in diesem Fall zum Äußersten getrieben, denn er hofft immer noch, nach all den Jahren seine vermisste Schwester Viola wiederzufinden. Gerade durch seine persönlichen Gefühle getrieben, hält er sich nicht an die gesetzten Regeln und bringt sich das ein oder andere Mal in Situationen, die ihn Kopf und Kragen kosten könnten. Er hat unkonventionelle Ermittlungsmethoden, die nicht immer gut ankommen. Sita Johanns ist auch eine tolle Protagonistin, die ebenfalls ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit mit sich herumschleppt. Die Zusammenarbeit mit Tom gestaltet sich zu Beginn zwar schwierig - beide misstrauen sich gegenseitig – doch als Leser kann man wunderbar miterleben, wie die zwei sich zusammenraufen und wirklich gut miteinander agieren. Sie ergänzen sich gerade aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit. Auch die übrigen Protagonisten geben der Handlung noch zusätzliche Spannung und machen die Geschichte rundum gelungen.
„Schlüssel 17“ ist ein rasanter und bis zur letzten Seite fesselnder Thriller, der den Leser konstant in Atem hält und nicht mehr loslässt, bis das Ende offen liegt. Absolute Leseempfehlung für einen wirklich sehr gelungenen Pageturner!

Veröffentlicht am 27.01.2018

Frauen ticken anders - Männer auch

Der Beste küsst zum Schluss
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Aidan ist mit seinem Unternehmen für Outdoor-Expeditionen in Fool’s Gold recht erfolgreich und ebenso liegen ihm die Frauen zu Füssen, die Touristinnen können diesem rauhen Naturburschen einfach nicht ...

Aidan ist mit seinem Unternehmen für Outdoor-Expeditionen in Fool’s Gold recht erfolgreich und ebenso liegen ihm die Frauen zu Füssen, die Touristinnen können diesem rauhen Naturburschen einfach nicht wiederstehen. Der Ruf als Aufreißer der Stadt gefällt ihm allerdings gar nicht, deshalb macht er sich auf die Suche nach jemandem, der ihm beibringen soll, was Frauen wirklich wollen. Mit Shelby erhofft er sich, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Allerdings bringen ihn schon die ersten Erlebnisse mit ihr an den Rand der Verzweiflung. Wird es ihm je gelingen, Frauen irgendwann zu verstehen und ist Shelby überhaupt die Richtige, ihn in deren Geheimnisse einzuweihen?
Susan Mallery hat mit ihrem Buch „Der Beste küsst zum Schluss“ einen weiteren Band ihrer Fool’s Gold-Serie vorgelegt, in der eine Kleinstadt und deren Bewohner regelrecht unter der Lupe beobachtet werden. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und mit einer guten Prise Humor gespickt, durch den der Leser schnell in die Geschichte hineintauchen kann, um sich als unsichtbarer Schatten unter die Bewohner von Fool’s Gold zu mischen und die einzelnen Protagonisten hautnah bei ihren Unternehmungen, Gedanken und Gefühlen zu begleiten und selbst ein Teil dieses Örtchens zu werden. Liebevoll beschreibt die Autorin die unterschiedlichen Beziehungen der Einwohner untereinander, auch die Freundschaften einiger Protagonisten werden lebhaft und gefühlvoll beschrieben, so dass sich ab und an ein gewisses Knistern nicht ignorieren lässt. Interessant sind auch die verschiedenen Sichtweisen von Männern und Frauen auf gewisse Dinge dargestellt, was gleichzeitig aufzeigt, wie unterschiedlich sie auch wahrgenommen werden. Allerdings ist es auch ein weiterer Beweis dafür, dass der Spruch „Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen“ manchmal der Wahrheit entspricht und man einfach Kompromisse schließen muss, damit man glücklich wird.
Die Charaktere sind vielfältig und lebendig gestaltet und wirken durch ihre individuellen Eigenheiten sehr real und authentisch. Aidan ist der typische Naturbursche: athletisch, attraktiv und etwas raubeinig. Gleichzeitig besitzt er einen gewissen Charme, der auf Frauen wie ein Magnet wirkt und sie sich ihm regelrecht an den Hals werfen lassen. Aidan ist natürlich kein Kostverächter, allerdings versteht er die Frauen grundsätzlich nicht, weil er sich oftmals keinen Reim auf ihr Verhalten oder ihre Stimmungen machen kann. Shelby kennt Aidan schon eine ganze Weile, die beiden sind miteinander befreundet. Sie versucht Aidan beizubringen, was in Frauen vorgeht und wie sie ticken und umgekehrt bekommt sie von ihm Informationen über die Denkweise der Männer. Man könnte meinen, dass die beiden viel zu rational sind, um ehrliche Gefühle zu entwickeln, doch je mehr sie sich über die Unterschiede unterhalten, umso mehr stellen sich auch Gemeinsamkeiten heraus. Die weiteren Protagonisten helfen ebenso dabei, dieses „Missverständnis“ zwischen den Geschlechtern weiter zu befeuern und der Handlung dadurch zusätzlichen Pepp zu geben.
„Der Beste küsst zum Schluss“ ist ein sehr unterhaltsamer und amüsanter Liebesroman, der dem Leser wunderbare und kurzweilige Lesestunden beschert. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.01.2018

Sittengemälde der Renaissance

Die letzte Borgia
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1502 Italien. Nachdem ihr Bruder Cesare aus Eifersucht ihren zweiten und von ihr geliebten Ehemann ermordet hat, lässt sich Lucrezia Borgia auf eine Ehe mit dem Herzog von Ferrara Alfonso d’Este ein, die ...

1502 Italien. Nachdem ihr Bruder Cesare aus Eifersucht ihren zweiten und von ihr geliebten Ehemann ermordet hat, lässt sich Lucrezia Borgia auf eine Ehe mit dem Herzog von Ferrara Alfonso d’Este ein, die ihr Vater Rodrigo Borgia alias Papst Alexander VI arrangiert hat, um den Machterhalt und den Reichtum der Familie zu vergrößern und weiterhin zu gewährleisten. Doch die Familie d’Este ist mit der neuen Schwiegertochter gar nicht glücklich, sehen sie diese doch als unter ihrer Würde an. Obwohl viele wahre Gerüchte über die junge Frau in Umlauf sind, ist Lucrezia in ganz Italien für ihren Liebreiz und ihre Anmut, doch sie ist sich auch der Unbarmherzigkeit ihres Vaters und ihres Bruders bewusst, die nach und nach das ganze Land unter sich bringen wollen. So konzentriert sie sich darauf, die ihr gestellten Aufgaben zu erfüllen und ihre eigenen Interessen zu vertreten.
Sarah Dunant hat mit ihrem Buch „Die letzte Borgia“ den Nachfolgeband ihres Romans „Der Palast der Borgia“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd zugleich, die Autorin zeichnet ein imposantes historisches Bild der damaligen Zeit und lässt den Leser am Leben der schillernden Familie Borgia teilhaben, um die sich neben unbarmherzigen Machthunger auch Morde und Affären rangen sowie deren politische Ränkeschmiede. Mit den wechselnden Erzählperspektiven wird die Spannung der Geschichte immer wieder gesteigert und gibt dem Leser das Gefühl, einen guten Rundumblick zu bekommen. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin akribisch recherchiert und mit der Handlung auf besonders geschickt verwebt. Der Leser erhält einen Eindruck von der imposanten Pracht am Hof des Papstes sowie über die sehr interessante Familiengeschichte der berühmten Familie, die oftmals auch vor Intrigen, Gewalt und Mord nicht Halt machte. Die vielen geschichtlichen Details verlangen dem Leser höchste Aufmerksamkeit ab und beschenken ihn dafür mit einem umfassenden Sittengemälde einer der schillerndsten Persönlichkeiten der Renaissance. Das Nachwort und die mitgelieferte Zeittafel im Anhang geben zusätzliche Informationen und belegen gleichzeitig die ausgezeichnete Recherche der Autorin.
Die Charaktere sind jeder für sich individuell ausgestaltet und wirken gemäß ihren Eigenschaften sehr authentisch und real. Gerade die detaillierten Beschreibungen machen es dem Leser leicht, sie vor dem inneren Auge zum Leben zu erwecken. Lucrezia ist eine anmutige Frau, die mit ihrer Schönheit alle um sich herum verzaubert. Gleichzeitig umgibt sie auch etwas Geheimnisvolles. Viele Gerüchte um ranken sich um ihre Person, sie gilt als erbarmungslose Giftmörderin, zudem soll sie eine Affäre mit ihrem eigenen Bruder gehabt haben. Doch ebenso gilt Lucrezia auch als intelligent, Liebhaberin der schönen Künste und als recht diplomatisch. Bruder Cesare ist ein Hitzkopf, der seine Schwester eifersüchtig nicht aus den Augen lässt. Aber er ist auch ein sehr vorausschauender Planer und Feldherr. Alexander VI (Rodrigo Borgia) hat den Ruf, ein skrupelloses und machtbesessenes Kirchenoberhaupt zu sein, jedoch liegt ihm das Wohl seiner Familie mehr am Herzen als der Rest der Welt.
„Die letzte Borgia“ ist ein opulentes historisches Sittengemälde über eine der bekanntesten italienischen Familien der damaligen Renaissance. Geschichtsliebhaber werden diese gelungene Lektüre als sehr informativ und spannend empfinden, während sie zur gleichen Zeit auf wunderbare Weise unterhalten werden. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.01.2018

Die 13. Frau

In eisiger Nacht
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Zwölf junge Frauen aus verschiedenen Ländern werden in einem Kühllaster nach England geschleust. Der Laster wird mitten in der Nacht im Londoner Stadtteil Chinatown abgestellt, die Fahrer flüchten, während ...

Zwölf junge Frauen aus verschiedenen Ländern werden in einem Kühllaster nach England geschleust. Der Laster wird mitten in der Nacht im Londoner Stadtteil Chinatown abgestellt, die Fahrer flüchten, während die Frauen qualvoll im verschlossenen Laderaum erfrieren. Die Polizei und mit ihnen Detective Max Wolfe und seine Kollegin Eddie Wren werden von einem Chinesen alarmiert, der den Laster entdeckt hat. Im Handschuhfach des Lasters werden 13 Pässe gefunden, eine Frau fehlt also. Max und Eddie machen sich auf Spurensuche nach der fehlenden Frau und den Verantwortlichen hinter diesem Menschenschmuggel. Dabei geraten sie zwischen die Fronten der chinesischen Mafia und alten englischen Bandenchefs, die jeder für sich etwas zu verbergen haben. Werden sie die fehlende Frau finden? Und wer steckt hinter diesem Menschenhandel im großen Stil?
Tony Parsons hat mit seinem Buch „In eisiger Nacht“ den vierten Band um Detective Max Wolfe und sein Team vorgelegt, der den Vorgängern in Spannung und Nervenkitzel in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist flüssig und fesselt ab der ersten Seite, der Prolog ist schon so spannungsgeladen, dass der Leser regelrecht in die Handlung hineingesogen wird und das Buch kaum aus der Hand legen kann. Der Autor weiß sehr geschickt die Situationen zu beschreiben; ohne zu sehr ins Detail zu gehen, regt er die Phantasie des Lesers an und projiziert Bilder, die man nicht so leicht aus dem Kopf bekommt. Das Thema des Romans ist topaktuell, geht es doch um Schlepperei, Menschenschmuggel und das Ausnutzen von verzweifelten Menschen, die sich eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien erhoffen, dabei allerdings gnadenlos betrogen und misshandelt werden, wobei ihnen auch noch das letzte Fetzchen Würde aberkannt wird. Die Beschreibung der Zustände im Flüchtlingslager in Frankreich nahe der englischen Tunneldurchfahrt, welches jedem aus der Presse bekannt ist, macht einen regelrecht sprachlos.
Die Charaktere sind sehr lebendig und individuell angelegt, sie wirken authentisch und sehr real. Max Wolfe ist ein alleinerziehender Vater, der sich liebevoll um Tochter und Hund Stan kümmert. Sie legen seine sensible Seite offen, die ihm in seinem Beruf oft genug abhandenkommt. Dabei ist er ein hilfsbereiter Mensch, dem das Schicksal anderer nicht gleichgültig ist. Max versucht immer wieder, auch Schurken durch einen geradezu freundschaftlichen Ton zum Reden zu bringen. Eddie Wren ist da etwas anders gestrickt. Obwohl sie noch eine junge Frau ist mit einem Verhältnis zu einem verheirateten Mann, wirkt sie viel härter als Max. Sie scheut sich nicht, sich einer Horde Männern entgegen zu stellen nur mit einem Taser in der Hand. Gleichzeitig besitzt auch sie ein mitfühlendes Herz, wenn es angebracht ist und vertraut Max‘ Intuition, auch wenn sie vielleicht anderer Meinung ist. Whitcomb ist die Chefin von Max und in ihren Entscheidungen knallhart und ohne jegliches Mitgefühl. Sie wirkt oft wie ein Roboter, duldet keinen Widerspruch und schickt, ohne mit der Wimper zu zucken, eigene Leute in nahezu aussichtslose Situationen. Man könnte sie für herzlos halten, dabei hat sie selbst ein ziemlich großes privates Päckchen zu tragen.
„In eisiger Nacht“ ist ein spannungsgeladener und intelligent gemachter Thriller, der, einmal begonnen, süchtig macht und den man nicht mehr beenden kann, bis das Ende erreicht ist. Tony Parsons weiß, wie man aktuelle Themen verwertet und wie er mit seinen Lesern spielen kann. Absolute Leseempfehlung für einen Thriller der Extraklasse!