Rezension zu Die silberne Königin von Katharina Seck
Titel: Die silberne Königin
Autor: Katharina Seck
Verlag: Bastei Lübbe
Genre: Fantasy, Märchen
Preis: 12,00 €
Erscheinungsdatum: 14.10.2016
Isbn: 978-3404208623
Das Buch wurde mir von Bastei Lübbe zwecks einer Leserunde auf wasliestdu.de zur Verfügung gestellt.
Inhalt:
Silberglanz ist eine beschauliche Stadt in einer winterlichen Welt. Doch die Schönheit der von glitzerndem Schnee bedeckten Landschaft ist trügerisch. Seit Jahrzehnten ist das Land im ewigen Winter gefangen, es droht unter den Schneemassen zu ersticken. Alles ändert sich, als die 24-jährige Emma in die Chocolaterie von Madame Weltfremd kommt und diese ihr ein Märchen erzählt, das Märchen der silbernen Königin. Denn darin verborgen liegt die Wahrheit - über den Winterfluch, über den kaltherzigen König und über Emma selbst.
Meinung:
Der Einstieg in den Roman war wirklich märchenhaft. Katharina Secks Schreibstil konnte mich schnell in Emmas eisige Welt mitnehmen. Das Leid der Menschen in ihrem Dorf, die aufgrund des ewigen Winters stets am Hungertuch nagen mussten, war genau so greifbar wie der Duft der geschmolzenen Schokolade in Madame Weltfremds Chocolaterie. Dass diese beiden Welten innerhalb eines Dorfs existieren können - die einen Bewohner, die sich kaum über die runden bringen und die anderen, die sich teure Pralinen gönnen können - wurde kritisch und prägnant beschrieben. Ein wichtiger Teil ist die Geschichte in der Geschichte, die Madame Weltfremd Emma und ihrer Kollegin an den Abende nach Ladenschluss erzählt und die sich nach und nach mit Emmas eigener verbindet.
„Es war einmal ein Königreich das vor vielen tausenden Jahren für seine Schönheit bekannt war. Das Königreich hatte keinen Namen, denn kein Name konnte der Schönheit des Landes gerecht werden.“ - Seite 60
Doch dann kam der Einbruch, bei ca. der Hälfte des Buchs, der mit einem Spannungsabfall einher ging. Emma beschließt, dem Leid ihrer Mitmenschen eine Ende zu setzten und sich dem eisigen König entgegen zu stellen. Doch ihre genaue Absicht, ihr Vorhaben blieben regelrecht unklar, da viele Seiten mit leeren Worthülsen gefühlt wurden.
Später fielen mir noch Ähnlichkeiten mit anderen Märchen auf. Zum Bespiel „Die schöne und das Biest“. Bis zu einem gewissen Punkt hatte ich geglaubt (und gehofft), dass dieser Roman ohne eine Liebesgeschichte auskommt. Die aufkommende Romanze nahm zwar (zum Glück) keinen all zu großen Rahmen ein, wirkt in meinen Augen jedoch zu sehr inszeniert. Der Konflikt, entweder die Vergangenheit hinter sich zu lassen, oder Verzeihen zu lernen konnte den Schluss des Romans dann wieder für mich retten.
Ich hätte mir gewünscht, den Zauber, den das Buch am am Anfang versprüht hat, bis zum Ende fühlen zu können. Besonders die Erzählungen von Madame Weltfremd haben ihren eigenen Zauber entfalten können so dass ich es schade fand, dass sie als Person in der zweiten Hälfte in den Hintergrund gerückt ist.
„Casper war die Kälte in Person; er trug sie in sich, trug sie zur Schau, trug das Eis wie eine zweite Haut.“ - Seite 119
Fazit:
„Die silberne Königin“ ist ein modernes Märchen, das wunderbar in die kalte Jahreszeit passt. Es konnte mich zu anfangs mit seinem wundervollen und bildhaften Schreibstil mitreißen, wies aber im weiteren Verlauf ein paar Längen auf, die den Lesefluss unterbrechen ließen. Das runde und für ein Märchen typische Ende konnte diesen langatmigen mittleren Teil wieder gut machen, bremsten meine anfängliche Euphorie für den Roman jedoch aus. Im Allgemeinen kam das Buch in der Leserunde jedoch sehr gut an, so dass ich mir vorstellen kann, das es noch viele weitere Fans dazu gewinnen wird.
Nächsten Herbst wird Katharina Secks neustes Werk „Tochter des dunklen Waldes“ (ebenfalls im Bastei Lübbe Verlag) erscheinen. Da ich der Autorin auf jeden Fall noch eine Chance geben möchte, freue mich schon sehr auf ihr neues Buch, auf das wir uns aber noch bis zum 29.09.2017 gedulden müssen.