Ich hatte mehr erwartet
LeinseeKarl kehrt zurück nach Leinsee, den Ort seiner Kindheit oder vielmehr den Ort, an dem sich seine Künstler-Eltern genug waren und ihn ins Internat gaben. Das Paar war sich selbst immer genug, ihre Symbiose ...
Karl kehrt zurück nach Leinsee, den Ort seiner Kindheit oder vielmehr den Ort, an dem sich seine Künstler-Eltern genug waren und ihn ins Internat gaben. Das Paar war sich selbst immer genug, ihre Symbiose trug schier unfassbare Ausmaße – denen sich Karl aufgrund dramatischer Ereignisse stellen muss, obwohl er vor Jahren schon den Kontakt zum Elternhaus komplett abgebrochen hat.
Mich hatte die Familiengeschichte im Künstlermilieu so interessiert, dass ich einfach zu dem Buch greifen musste und ich hatte auch gewisse Erwartungen an das Buch. Vorweg – meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt.
Karl, sein Schaffen und seine Geschichte sind besonders, soviel ist sicher und über weite Strecken auch interessant. Manches kann man als Leser weniger gut nachvollziehen, häufig war es sogar sehr irritierend, aber eine gewisse Spannung entsteht zunächst trotzdem. Die aktuellen Geschehnisse, die zur Rückkehr führen sind schon dramatisch, dazu muss Karl einen Sack voller schwieriger Erinnerungen mit sich tragen.
Ich kann die mehrheitlich begeisterten Stimmen zum Buch nicht ganz teilen. Mich hatte das Buch zwar über weite Strecken gefesselt, aber etwa nach der Hälfte ließ meine Begeisterung etwas nach und es wurde immer weniger überzeugend für mich. Eine bestimmte Wendung hat mir auch gar nicht zugesagt (und das nicht nur weil sie zu vorhersehbar war), sodass ich das Buch relativ unzufrieden beendet habe. Auch konnte ich mit den Personen und mancher Skurrilität leider recht wenig anfangen. Es bleibt aber der überzeugende Beginn, die tolle Idee Kapitel mit Farben zu benennen, der gelungene und tatsächlich bemerkenswerte Schreibstil, sodass ich dieser melancholischen Geschichte drei Sterne vergebe.