Zitate:
"Die Menschen hatten die Erde während ihrer dunkelsten Stunde im Stich gelassen. Sie würde sich einen Dreck darum scheren, wie viele beim Versuch der Rückkehr starben." Seite 61
"Er schmeckte nach Freude, und sogar die schmeckte hier auf der Erde besonders gut." Seite 164
"Allein im Halbdunkel des Waldes tat sie etwas, das ebenfalls seit langer, langer Zeit niemand mehr auf der Erde getan hatte. Sie weinte." Seite 194
Charaktere:
Clarke ist ganz allein. Wegen ihres Ex-Freundes Wells wurde sie -ebenso wie ihre Eltern- des Verrats angeklagt. Da sie noch keine 18 Jahre alt ist, wurde sie jedoch im Gegensatz zu ihnen noch nicht hingerichtet. Sie erwartet den Tod täglich, denn sie weiß auf Grund ihrer Haft weder, wie lange es noch dauert bis sie 18 wird, noch hat sie etwas zu verlieren. Ihre medizinische Ausbildung gehört dank ihrer Verhaftung ebenso der Vergangenheit an, wie ihre Liebe zu Wells. Aus diesen beiden Dingen bestand früher einmal ihr Leben. Heute ist die Reise zur Erde ihre einzige Chance...
Wells ist der Sohn des amtierenden Kanzlers. Als er wegen eines öffentlichem Gesetzesbruchs verhaftet wird, bröckelt die Beziehung zwischen Vater und Sohn noch mehr als sie es vorher bereits tat. Früher war er ein Vorzeigesohn und Musterschüler. Aber das ist wohl vorbei und sein Vater kann einfach nicht verstehen, wie aus Wells ein Verbrecher werden konnte. Wells jedoch hatte dafür seine ganz eigenen Gründe... Als er herausfindet, dass Clarke eine der 100 ist die auf die Erde geschickt wird, setzt er erfolgreich alles daran, an dieser Mission teilhaben zu können. Er liebt sie noch immer so sehr, dass er lieber den Tod in Kauf nehmen würde, als sie alleine gehen zu lassen und nicht beschützen zu können.
Bellamy und seine Geschwister sind Waisenkinder. Er selbst ist ein Hitzkopf, der sich sein Leben lang nicht an die Gesetze gehalten und alles dafür getan hat, seine kleine Schwester Octavia zu beschützen. Dennoch hat er es bislang erfolgreich geschafft, nicht für seine Vergehen verhaftet zu werden. Als er erfährt, dass Octavia mit den anderen Gefangenen zur Erde geschickt werden soll, muss jedoch schnellstmöglich ein guter Plan her. Denn da er bereits 20 Jahre alt ist, würde ihm, wenn er bei einem Vergehen erwischt werden würde, nicht die Verhaftung und die Mission auf die Erde drohen. Nein, er würde direkt exekutiert werden.
Glass ist die beste Freundin von Wells. Sie nutzt die Chance und versucht in dem von Bellamy verursachten Tohuwabohu von dem Transporter, der sie alle zur Erde bringen soll, zu fliehen. Alles was sie will, ist ein letztes Mal mit ihrem Exfreund, ihrer großen Liebe Luke sprechen, in der Hoffnung, dass er ihr verzeiht. Sie hat sich vor ihrer Festnahme von ihm getrennt, ohne ihm zu erklären, warum. Danach war sie neun Monate wie vom Erdboden verschluckt. Genau genommen wurde sie inhaftiert, aber auch davon weiß er nichts.
Meinung:
Die Menschheit in der Zukunft...
Die letzten Überlebenden der Menschheit haben es geschafft, sich in Raumschiffen vor dem Exodus der Erde und dem damit einhergehenden nuklearen Winter ins Weltall zu retten. Seitdem hat niemand mehr die Erde betreten.
Aber für die Überlebenden ist es nicht leicht. Das Meiste muss rationiert werden, wobei das zur Verfügung stellen von Ressourcen natürlich davon abhängt, zu welchem Schiff man gehört, was in diesem Fall gleichzusetzen ist mit der Bevölkerungsschicht.
Jedes Paar darf, wenn überhaupt, nur 1 Kind haben, und es herrschen gnadenlose Gesetze (die Gaia-Doktrin), deren Verletzung strenge Strafen nach sich ziehen. Zumeist endet eine Anklage mit einer Hinrichtung und im Laufe der Jahre wurden die Gesetze und Strafen immer härter.
Nicht verwunderlich ist es also, dass das Interesse am aktuellen Zustand der Erde groß ist. So groß, dass die Obersten bereit sind, 100 Gefangene dorthin zu schicken, um herauszufinden, ob der Planet wieder bewohnbar ist. Ohne Wissen über die derzeitige Lage dort, sollen sie die Möglichkeit einer Wiederbesiedelung prüfen. Als einziger Anreiz wird die Mission als heldenhaft dargestellt, mit dem Angebot, dass, wenn sie erfolgreich sein sollten, ihnen ein neues Leben gewährt wird und ihre Sünden vergeben werden. Doch so hart es im ersten Moment klingen mag, für die 100 ist dies die einzige Chance, überhaupt zu überleben. Auch wenn die Möglichkeit besteht, dass sie direkt bei der Landung wegen der Luft oder der Strahlung sterben werden...
Doch es läuft leider nicht wie geplant. Der Transporter legt auf der Erde eine Bruchlandung hin, bei dem sich viele verletzen und ein paar wenige sogar sterben.
Die Autorin legt viel Herzblut in den Versuch, die Schönheit dieser neuen, alten Welt für den Leser zu visualisieren, was ihr auch echt hervorragend gelingt. Diese Schönheit und die Neugierde auf die Erde stehen jedoch im krassen Kontrast zu dem, was sich in der Gruppe abspielt. Ein harter Kampf untereinander entbrennt, denn keiner weiß, wem er Vertrauen kann oder soll. Ein Kampf um Hierarchien, Nahrung und nicht zuletzt ums nackte Überleben. Denn abgesehen von den beim Absturz zugezogenen Verletzungen, die auf Grund der fremden Keime und fehlenden Arzneimitteln bereits tödlich enden können, weiß keiner, was auf der Erde zusätzlich zu der Strahlung, die ja auch eine Unbekannte darstellt, noch für sonstige Gefahren auf sie lauern könnten. Die Jugendlichen sind auf sich allein gestellt und somit gezwungen, einen Weg zu finden, das zu überstehen. Macht, Vertrauen, Freundschaft, Hass... Für welche Möglichkeit werden sie sich letzten Endes entscheiden? Und werden sie überhaupt so lange überleben, dass es noch eine Rolle spielt?? Mit Spannung verfolgen wir diese 4 Schicksale, wie auch die der anderen, die unlösbar miteinander verbunden sind, auch wenn die Individuen unterschiedlicher nicht sein könnten.
Die Geschichte beginnt ohne große Vorwarnung mit Clarke und ihrer aktuellen Situation. Von da ab wechseln wir kapitelweise zwischen den einzelnen Charakteren hin und her.
Was im ersten Moment umständlich klingen mag, ist jedoch recht gut umgesetzt. Denn zum Einen sehen wir als Leser immer in der Kapitelüberschrift, um wen es im nächsten Abschnitt geht und zum Anderen sind die Kapitel an sich recht kurz gehalten, so, dass man eigentlich nie Gefahr läuft, irgendwo den Anschluss zu verlieren. Das ist für den Spannungserhalt sehr gut, aber auch für das Kennenlernen der Protagonisten. In jedem Kapitel erfahren wir Motive, Gedanken und Gefühle der einzelnen Personen, aber auch immer einen Teil aus ihrer Vergangenheit. Gegen Ende des Buches haben wir somit von jedem der vier eine gute Vorstellung darüber, wer sie sind und vor allem, was sie dazu gemacht hat.
Das Einzige, was etwas irritierend war, ist, dass zwischen Seite 80 und 100 häufig falsche Namen abgedruckt wurden. Es wurden des Öfteren Camille oder Glass durch Clarke ersetzt, was natürlich in dem jeweiligen Verlauf keinen Sinn macht ;) Aber ich vermute mal, dass das schnell behoben sein wird...
Für mich war "die 100" eine toll umgesetzte Grundidee, die mich zusätzlich durch die detailreiche Einführung der wirklich authentischen Charaktere durchgehend fesseln konnte. Eine echt schaurige Vorstellung darüber, wo die Menschheit enden könnte, wenn sie nicht mehr auf sich und ihre Umwelt achtet.
Ich für meinen Teil, freue mich schon sehr auf Band 2 "Die 100 - Tag 21", der voraussichtlich im Januar 2016 erscheinen wird. Was natürlich auch ein Stück weit diesen kleinen, fiesen Cliffhangern am Ende des Buches geschuldet ist ;)
So, und nun gehe ich die dazugehörige Serie schauen, die seit dem 22.07.2015 auf PRO7 ausgestrahlt wird :D