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Veröffentlicht am 23.01.2018

Die wahre Geschichte einer heilsamen Gottesbegegnung

Broken Bread
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Die wahre Geschichte einer heilsamen Gottesbegegnung

„Gott hat aus den Scherben unseres Lebens etwas Neues gemacht!“

Andrea und Franz Lermer sind felsenfest davon überzeugt, dass es Wunder wirklich gibt ...

Die wahre Geschichte einer heilsamen Gottesbegegnung

„Gott hat aus den Scherben unseres Lebens etwas Neues gemacht!“

Andrea und Franz Lermer sind felsenfest davon überzeugt, dass es Wunder wirklich gibt und nichts unmöglich ist, wenn Gott seine Finger im Spiel hat. Als ihr Leben in Trümmern lag und sie „ganz unten“ waren, begegnete ihnen Gott und ihr Leben veränderte sich.

Im vorliegenden Buch geben die beiden Ich-Erzähler Franz und Andrea Lermer abwechselnd Einblick in ihre Lebensgeschichte. Sie verstehen „Broken Bread“ als Erfahrungsbuch und äußern sich in eindrucksvoller Offenheit zu den bisherigen Höhen und Tiefen ihres Lebens, zu Liebe und Glück, aber auch Misserfolg, Schmerz und Leid. Ihr vorrangiges Ziel ist es, anderen Menschen Mut zu machen und ihnen Kraft zu geben. Andrea und Franz Lermer möchten ihre ganz persönlichen Gotteserfahrungen mit anderen teilen. Sie sind der Meinung, „dass Gott ihre Tränen getrocknet, ihre Träume und Hoffnungen beim Wort genommen, verborgene Wünsche und tief versteckte Sehnsüchte ans Licht geholt und ihnen gezeigt hat, wie daraus ein ganz reales Leben wird“. Nach einem kurzen Vorwort folgt der biografische Teil dieses Buches, der unter dem Titel „Sehnsucht nach mehr“ mit einem ganz besonderen Abschnitt abgeschlossen wird. Hier wird detailliert auf die eigenen Glaubenserfahrungen und den dadurch bedingten Veränderungen eingegangen und die Autoren geben ihren Lesern praktische Erfahrungen mit auf den Weg.

Die Berichte dieses Ehepaares haben mich sehr berührt und teilweise auch zutiefst betroffen gemacht. Andrea Lermer erzählt von ihrer Kindheit auf einem Bauernhof in den bayrischen Bergen, ihrer Internatszeit, ihren zum Teil hoch dramatischen Beziehungen zu Männern, und ihren beiden Kindern. Franz schildert das Aufwachsen in einer religiösen Familie voller Brauchtumspflege und Rituale, jedoch ohne persönliche Beziehung zu Jesus. Ein junger Franziskaner wurde für ihn zum Wegweiser und Freund. Es folgen ein kometenhafter Aufstieg als Unternehmer, schwere Niederlagen, und der tragische Tod seiner geliebten Ehefrau, der ihn völlig unvermutet mit nur vierzig Jahren zum Witwer machte. In eindringlichen Worten schildert er seine inneren Kämpfe, seine Trauer, seine Sehnsucht nach einer gläubigen Partnerin, und seine inneren Dialoge mit Gott. Das Kennenlernen von Andrea und Franz über einen Chatroom gestaltete sich nach ihren bisherigen prägenden Erfahrungen entsprechend vorsichtig und war mit anfänglichem Misstrauen verbunden.

Andrea und Franz Lermer leben auf ihrer Ranch und veranstalten Seminare und Konzerte. Ihr Wunsch ist es, für ihre Gäste da zu sein, mit ihnen zu beten und ihnen mit ihrer eigenen Geschichte Mut zu machen. Dies ist ihren Worten zufolge auch das Anliegen dieses Buches – und meiner Meinung nach vortrefflich gelungen. Franz spricht in sehr offenen Worten über den „Bayrischen Katholizismus der Äußerlichkeiten“ in seiner Familie. Der Charismatik und damit verbunden der Prophetie oder Spontanheilungen durch Handauflegung von Krebskranken und Gelähmten stand ich jedoch ein wenig skeptisch gegenüber. Nichtsdestotrotz haben mich der unerschütterliche Glaube dieses Paares und ihre beeindruckenden Lebensgeschichten tief bewegt, ihrer Arbeit kann man nur die allergrößte Bewunderung zollen.

„Gott schickt uns Menschen über den Weg, die uns Türen öffnen. Er schenkt uns Begegnungen, die uns innerlich weiterbringen. Manchmal sind es nur kurze Begegnungen, die große Folgen haben können. Manchmal sind es Freundschaften, die einen durchs Leben begleiten. So oder so: solche Begegnungen wirken. Sie sind wie Wegweiser für den eigenen Lebensweg.“

Veröffentlicht am 22.07.2024

CHAOS UND ORDNUNG

Klick – Der perfekte Moment
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CHAOS UND ORDNUNG

„Ich will keine Rebellin sein. Ich will bloß fotografieren. Dafür würde ich alles tun – außer die Regeln zu brechen. Regeln sind notwendig und nützlich. Sie verleihen meinem Leben Sicherheit.“ ...

CHAOS UND ORDNUNG

„Ich will keine Rebellin sein. Ich will bloß fotografieren. Dafür würde ich alles tun – außer die Regeln zu brechen. Regeln sind notwendig und nützlich. Sie verleihen meinem Leben Sicherheit.“ (Ava Pelier)

Die große Leidenschaft von Ava Pelier gilt der Fotografie. Die achtzehnjährige Journalistik Studentin möchte eine erfolgreiche Fotografin werden, einen Fotografie-Contest einer angesagten Werbeagentur betrachtet sie als ersten Schritt zu ihrem Ziel. Zu ihrem Leidwesen nimmt aber auch ihr Studienkollege Magnus daran teil, mit dem sie laufend aneinandergerät. Magnus Hiller ist für Ava „der Fluch ihrer Existenz“, den sie insgeheim „Magnus-der-Mistkäfer“ nennt. Dem Sohn eines Profi-Fotografen fehlt es materiell an nichts, er hat ebenso wie sein berühmter Vater ein Auge für das Besondere, ihm gelingen fantastische Bilder. Und obgleich er ein unzuverlässiger und schlampiger Chaot ist, stellt er für Ava eine ernstzunehmende Konkurrenz bei diesem Wettbewerb dar. Avas Ziel ist es, bei diesem Contest als Siegerin hervorzugehen und Magnus damit zu beweisen, dass sie die besseren Fotos schießt.

Barbara Schinko erzählt die Geschichte zweier konkurrierender Studenten, die voller Gegensätze sind. Während Ava Regeln und Ordnung liebt, glänzt der unzuverlässige Magnus auch bei wichtigen Terminen gerne mit Abwesenheit. Regeln sind für ihn dazu da, um gebrochen zu werden, seine Spontaneität bildet einen krassen Gegensatz zu Avas Perfektionismus. Zwei vollkommen unvereinbare Charaktere stehen vor der riesengroßen Herausforderung, für diesen Contest zusammenzuarbeiten. Die schrittweise Annäherung zwischen Magnus und Ava erfordert gewisse Anstrengungen und Kompromisse von beiden Seiten, und Avas Neid auf den finanziellen Hintergrund und die Möglichkeiten ihres Konkurrenten verwandelt sich nach und nach in aufrichtige Anerkennung seines außergewöhnlichen Talents.

Mit Ava und Magnus stehen zwei grundverschiedene Protagonisten im Zentrum des Geschehens. Abgesehen von Avas bester Freundin Viola, der in dieser Geschichte ebenfalls große Aufmerksamkeit zuteilwird, bleiben sämtliche Nebenfiguren eher blass und weisen keine erwähnenswerte Tiefe auf. Die Charakterzeichnung von Ava und Viola hingegen ist Barbara Schinko meines Erachtens gut gelungen, bei Magnus war dies für meinen Geschmack weniger zutreffend. Trotz permanenter Präsenz blieb Magnus mir fremd, ich erfuhr nur wenig über seine Charaktereigenschaften, seine Vergangenheit, seine Vorlieben und Marotten, seine Hobbies, seine Gefühle und Gedanken, seine Hoffnungen und Träume oder seine Ziele im Leben. Seine Zuneigung zu Ava vermochte mich ebenfalls nicht zu überzeugen. Und obgleich laufend auf die schlampige Kleidung und seine schwarzen Locken hingewiesen wurde, hatte ich von Magnus kein konkretes Bild vor Augen. Am meisten überzeugte mich die Darstellung von Avas Freundin Viola, die für mich ebenfalls zu einer Hauptfigur dieses Buches wurde. Viola stellt ebenso wie Magnus einen komplett konträren Charakter dar, doch obwohl sie grundverschieden sind, ergänzen sie und Ava einander perfekt. Violas lebhafte, unbekümmerte Art, das selbstbewusste Auftreten und ihre schauspielerischen Einlagen zeichneten für zahlreiche humorvolle Szenen im Buch verantwortlich. Ich mochte diesen chaotischen Wirbelwind auf Anhieb, denn Ava trägt ihr Herz auf der Zunge und glaubt ganz fest an ihre Freundin.

Fazit: „Klick – Der perfekte Moment“ war eine unterhaltsame, an vielen Stellen auch äußerst humorvolle Sommerlektüre, die mich wiederholt zum Schmunzeln brachte. Dieser amüsante Roman hat mir einige vergnügliche Lesestunden bereitet und ist durch den locker-leichten Schreibstil, einer sehr saloppen Sprache und einer gehörigen Portion Situationskomik die ideale Strandlektüre für Jugendliche und junge Erwachsene.

Veröffentlicht am 23.08.2023

Das Geheimnis des Jacques Laboulet

Two Weeks Until Forever
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Das Geheimnis des Jacques Laboulet

Es gab nur einen Menschen in meinem Leben, dem ich wirklich wichtig war. Und nun ist er fort. Ich werde Grand-père nie wieder sehen. Und wenn ich etwas habe, das mich ...

Das Geheimnis des Jacques Laboulet

Es gab nur einen Menschen in meinem Leben, dem ich wirklich wichtig war. Und nun ist er fort. Ich werde Grand-père nie wieder sehen. Und wenn ich etwas habe, das mich immer daran erinnert, dass ich Grand-père verloren habe, wird mich das jeden Tag aufs Neue verletzen. Dieses Haus könnte mir das Herz brechen.“ (Thierry Laboulet)

Als erfolgreicher Pariser Anwalt kennt Thierry Laboulet nur seine Arbeit. Der bekennende Workaholic hat keine Zeit für ein Privatleben oder Freunde. Abgesehen von regelmäßigen Telefonaten mit seiner Schwester Veronique pflegt er auch keinen Kontakt zu seiner Familie. Der einzige Mensch, der ihm viel bedeutet, ist sein Großvater Jacques. Als dieser stirbt und ihm ein Cottage in einem entlegenen Ort an der englischen Küste vermacht, wird Thierrys strukturiertes Leben durcheinandergebracht. Denn die Bedingung seines Großvaters für dieses Erbe ist ein zweiwöchiger Aufenthalt seines Enkels in besagtem Cottage.

Olivia „Liv“ Redfield lebt mit ihrer Großmutter Mabel im malerischen Küstenort St. Ives. Sie liebt ihre Heimatstadt und das Meer, macht sich jedoch in letzter Zeit Gedanken um die zunehmende Zerstreutheit und Vergesslichkeit ihrer Großmutter. Als die fröhliche, vor Lebenslust sprühende junge Frau auf den gutaussehenden Franzosen trifft, der das Blueberry Hill Cottage geerbt hat, findet sie ihn auf den ersten Blick interessant und überaus anziehend. Doch mit den Plänen des charmanten jungen Anwalts ist Liv in keiner Weise einverstanden und sie setzt alles daran, den Abriss dieses zauberhaften Hauses zu verhindern. Dabei bringt sie Thierrys geordnetes Leben gewaltig durcheinander und bahnt sich so ganz nebenbei mit ihrer ungestümen Art und dem sonnigen Gemüt pfeilgerade einen Weg in Thierrys Herz.

Lia Haycraft präsentiert mit ihrer aktuellen Neuerscheinung einen Wohlfühlroman, der dem Leser die idyllische Schönheit Cornwalls und die britische Gemütlichkeit nahebringt. Dank der bildhaften Beschreibung der Autorin hat man das malerische Haus auf dem großen Grundstück stets vor Augen. Man ahnt als Leser zwar bereits sehr früh, weshalb Livs Großmutter Mabel dermaßen fasziniert vom Blueberry Hill Cottage und dem imposanten Garten ist, die Details bleiben aber bis zuletzt im Dunkeln und werden sozusagen erst im „Finale“ offenbart.

Die Autorin bedient sich einer locker-leichten und sehr saloppen Sprache. Der Fokus liegt in erster Linie auf Liv und Thierry, es werden aber auch interessante Nebenfiguren in die Handlung eingebracht. Livs Großmutter Mabel, Thierrys Großvater Jacques sowie Thierrys Schwester Veronique waren mir auf Anhieb sympathisch. Allen anderen Nebendarstellern wurde kaum Aufmerksamkeit zuteil, sie blieben blass und austauschbar. Obgleich die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonisten großen Raum einnimmt, konnte ich mich für keinen der beiden erwärmen, sie blieben mir bis zum Ende des Buches gänzlich unsympathisch. Ich empfand darüber hinaus die ganze Geschichte, aber auch das Verhalten von Liv und Thierry, als wenig überzeugend. Es gibt obendrein Handlungsstränge und Gedankengänge, die nicht fortgeführt werden und irgendwann im Sande verlaufen. Ich hätte außerdem gerne mehr über die Familien der beiden Hauptfiguren erfahren, die lediglich kurz erwähnt wurden. Die Liebesgeschichte zwischen Liv und Thierry wirkte auf mich mit ihren permanenten Widersprüchen konstruiert – und leider ebenfalls ziemlich unglaubwürdig.

Abschließend möchte ich auf das einnehmende und hochwertige Cover hinweisen, das durch eine wunderschöne Optik sowie eine äußerst harmonische farbliche Gestaltung punktet. Die Abbildung eines in voller Blüte stehenden Zweiges wiederholt sich im Inneren des Buches zu Beginn eines jeden Kapitels, eine leserfreundliche Schriftgröße und ein ebensolcher Zeilenabstand vervollständigen den positiven Gesamteindruck.

Fazit: „Two Weeks Until Forever“ ist eine kurzweilige und leichte Sommerlektüre, die zwar durchaus einen gewissen Unterhaltungswert bot, mich persönlich aber nicht zu überzeugen vermochte. Ich konnte mich weder für die beiden Hauptfiguren, noch für die Handlung erwärmen. Ereignisse in der Vergangenheit warfen zudem Fragen auf, die für meinen Geschmack unzureichend oder überhaupt nicht beantwortet wurden. Ich hatte mir von dieser Geschichte definitiv mehr erhofft

Veröffentlicht am 28.04.2023

Besondere Aufgaben erfordern nun mal besondere Maßnahmen!

Sylt oder Süßes
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Besondere Aufgaben erfordern nun mal besondere Maßnahmen!

Doreen Grüning hat es in ihren dreiundvierzig Lebensjahren beinahe bis an die Spitze geschafft. Als erfolgreiche Managerin in der Hotelbranche ...

Besondere Aufgaben erfordern nun mal besondere Maßnahmen!

Doreen Grüning hat es in ihren dreiundvierzig Lebensjahren beinahe bis an die Spitze geschafft. Als erfolgreiche Managerin in der Hotelbranche hatte sie bereits auf der ganzen Welt verantwortungsvolle Positionen inne und lebt ausschließlich für ihre Arbeit. Dass ihr Privatleben, eine Partnerschaft oder freundschaftliche Beziehungen dabei auf der Strecke blieben, nimmt die taffe Karrierefrau dafür in Kauf. Sie wird zwar aufgrund ihres Erfolgs und ihrer Perfektion respektiert, aber infolge ihrer kühlen, sachlichen Art und ihrem völligen Desinteresse am Privatleben ihrer Untergebenen nicht wirklich gemocht. Doreen verlangt von jedem Menschen Höchstleistung – und am meisten von sich selbst. So, wie sie ihre beruflichen Agenden genauestens strukturiert, sind auch ihre persönlichen Anforderungen an sich selbst. Ein akribisch geplanter Alltag, eine pedantisch kalkulierte Ernährung, aber auch ein eisernes Sportprogramm, das ihrem Körper Perfektion verleiht, geben ihr das Gefühl von Sicherheit und Stärke. Als ihr Vorgesetzter sie mit der Aufgabe betraut, inkognito nach Sylt zu reisen, um alles für den Bau eines riesigen Outdoor Resorts vorzubereiten, muss sie innerhalb weniger Tage zu einer Fahrt ins Ungewisse aufbrechen. Doreen ist an gehobene Unterkünfte und Luxus gewöhnt, ein alter VW-Bus als Transportmittel und Unterkunft, legere Kleidung und das Leben auf einem Campingplatz stellen eine echte Bewährungsprobe für sie dar. Doch bereits nach wenigen Tagen auf Sylt bringt sie es nicht mehr über sich, die Idylle vor Ort, aber auch die Existenz jener arglosen und liebenswerten Menschen, die ihr in dieser kurzen Zeit vertraut geworden sind, zu zerstören. Letztendlich muss sie sich entscheiden, ob sie überhaupt noch länger bereit ist, den Forderungen ihres Dienstgebers zu entsprechen – oder ob sie im Gegensatz dazu für jene Menschen kämpft, die sie mit offenen Armen empfangen und so herzlich in ihrer Mitte aufgenommen haben.

Auf der Suche nach einer entspannenden und unterhaltsamen Urlaubslektüre wurde ich auf „Sylt oder Süßes“ aufmerksam und ließ mich auf die Geschichte dieser erfolgreichen Leiterin einer Luxushotelkette ein, die an einen Scheideweg ihres Lebens gelangt. Der locker-leichte Schreibstil von Claudia Thesenfitz und die flapsige Sprache ließen in Kombination mit der bildhaften Beschreibung der Umgebung vor Ort ein lebhaftes Bild dieses Campingplatzes vor meinen Augen entstehen. Die Autorin konfrontiert ihre verkrampfte und in hohem Maße disziplinierte Protagonistin mit zum Teil skurrilen Einheimischen, die jedoch alle auf ihre Art und Weise liebenswürdig und charmant sind. Sie lernt rasch, dass „Bulli-Fahrer einander immer und überall unterstützen“, dass wortkarge Brummbären wie der alte Ove Matthiessen auch eine ganz andere Seite haben, und wie eine lebenskluge Rezeptionistin namens Stine ihr vom ersten Augenblick an mit warmherziger und aufrichtig gemeinter Freundschaft begegnet.

Ich habe ein wenig bedauert, dass die Charakterzeichnung der handelnden Figuren eher oberflächlich ausgefallen ist und vermisste darüber hinaus auch in Doreens Interaktion mit dem gutaussehenden Surflehrer Hinnerk Emotionen und Tiefe. Insgesamt betrachtet empfand ich die gesamte Handlung, speziell aber auch die Beschreibung der zwischenmenschlichen Beziehungen, als ein wenig zu nichtssagend – hier hatte ich mir aufgrund des Klappentextes und der anschließenden Leseprobe etwas mehr erwartet. Die detaillierte Beschreibung des perfektionistischen Lebens der Hauptfigur und die Einblicke in die Hintergründe für ihre Einstellung und ihr Handeln haben mir hingegen hervorragend gefallen und mir ein sehr klares Bild von Doreen Grüning vermittelt. Die Autorin verstand es auch, dem Leser deren innere Zerrissenheit und ihre Gewissenskonflikte zu veranschaulichen. Man konnte den Wandel in ihrem Inneren, aber auch äußerlich sichtbare Veränderungen wie den allmählichen Verzicht auf ihren Zwang zu strengen Ritualen und absoluter Perfektion sehr gut mitverfolgen, auch wenn diese zugegebenermaßen nicht immer überzeugend wirkten.

Obgleich die Handlung für meinen Geschmack ein wenig kurz und nicht so ganz glaubwürdig war und diese ebenso wie manche Charakterzeichnung der Nebenfiguren eher an der Oberfläche blieb, ist es Claudia Thesenfitz mit ihrer aktuellen Neuerscheinung gelungen, mir ein paar unterhaltsame Stunden auf der Lesecouch zu bescheren. Ich hatte keinen tiefgründigen Roman mit anspruchsvoller sprachlicher Umsetzung, sondern vielmehr eine vergnügliche leichte Sommerlektüre erwartet – und genau das auch bekommen. Aus diesem Grund vergebe ich trotz inhaltlicher Schwächen drei solide Bewertungssterne dafür und kann mir durchaus vorstellen, noch einen weiteren Roman aus der Feder dieser Autorin zu lesen.

Veröffentlicht am 16.02.2023

Das kleine Weihnachtswunder von Vittow

Das Glück in einer stürmischen Nacht
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Das kleine Weihnachtswunder von Vittow

„Wenn Ella später über diesen ganz besonderen Heiligabend nachdachte, dann kam sie zu dem Schluss, dass es sie eine Sache mit Sicherheit gelehrt hatte: selbst im ...

Das kleine Weihnachtswunder von Vittow

„Wenn Ella später über diesen ganz besonderen Heiligabend nachdachte, dann kam sie zu dem Schluss, dass es sie eine Sache mit Sicherheit gelehrt hatte: selbst im größten Chaos gab es immer die Chance, ein kleines Wunder zu erleben.“

Es ist Winter in Vittow, und mit dem Wegbleiben der Touristen kehrt Ruhe in dem kleinen Ort auf Rügen ein. Ella Bruhns macht ihr mobiles Café winterfest, den alten umgebauten Zirkuswagen namens „Törtchen und Meer“. Zusammen mit ihrem Freund Bastian Winterfeld arbeitet sie an einem großen gemeinsamen Projekt – der Renovierung des alten Petersen-Hofes, in dessen Scheune Ellas neues Hofcafé entstehen soll. Bastian hingegen möchte den alten Minigolfplatz wieder aufleben lassen und unter Mithilfe tatkräftiger Verwandter und Freunde hoffen sie darauf, dass ihre neue Touristenattraktion bereits im kommenden Frühling zahlreiche zahlende Kunden anlocken wird. Womit das verliebte junge Paar jedoch in keiner Weise gerechnet hat, ist das plötzliche Auftauchen von Ellas Ex-Mann, der sich als ungewöhnlich anhänglich erweist und für einige Konfliktsituationen verantwortlich zeichnet. Bastian misstraut diesem erfolgreichen und gutaussehenden Playboy, der sichtlich versucht, sich zwischen Ella und ihn zu drängen. Doch auch Ella ist von Finns taktlosem Handeln und seiner grenzüberschreitenden und vereinnahmenden Art genervt, und inmitten der Vorbereitungen auf das bevorstehende Weihnachtsfest steuert alles auf eine drohende Eskalation zu…

Obgleich ich den ersten Band dieser Buchreihe nicht gelesen habe, fand ich mich rasch im Buch zurecht. Elli C. Carlson besitzt einen sehr flüssigen, einfachen Schreibstil und erzählt ihre Geschichte abwechselnd aus der Sichtweise von Ella und Bastian. Die kurzen Kapitel und eine sehr saloppe Sprache beschleunigen den Lesefluss zusätzlich. Die Figuren der Handlung sind überzeugend dargestellt, die Autorin beschränkt sich hierbei auf eine überschaubare Anzahl. Während das Hauptaugenmerk auf den Protagonisten Ella und Bastian liegt und Ellas Ex-Mann Dr. Finn Gebhardt als Antagonist in Bastians heile Welt einzubrechen droht, werden Bastians Kindern Emma und Luna sowie Ellas Eltern Bernd und Wiebke wichtige Nebenrollen zuteil. Ellas beste Freundin Greta, ihres Zeichens Ärztin im Seniorenstift in Vittow, sowie Bastians exzentrische ältere Schwester Doro tragen ebenfalls einen gewichtigen Part zur Handlung bei. Durch Ellas Cousin Mike und ihren Bruder Erik erhält das frischverliebte Paar tatkräftige handwerkliche Unterstützung bei ihrem Projekt, und schließlich sorgen auch noch die drei tierischen Protagonisten, die Alpakas Hermine, Ron und Harry, für eine Überraschung.

Diese unterhaltsame Geschichte lässt den Leser in die Atmosphäre Rügens eintauchen, vermittelt ein wenig vom Alltagsleben der Inselbewohner und ihren Bräuchen um die Weihnachtszeit und bescherte mir damit ein paar entspannende, vergnügliche Lesestunden. Dank einiger Rückblicke im Buch hatte ich auch keine Schwierigkeiten, mich im Plot zu orientieren und die familiären Beziehungen waren auch ohne Kenntnis des Vorgängerromans leicht durchschaubar. „Das Glück in einer stürmischen Nacht“ ist wohl kein Buch, das lange im Gedächtnis bleibt. Nichtsdestotrotz entführte Elli C. Carlson mich einen Abend lang in das weihnachtliche kleine Dörfchen auf Rügen und ließ mich die liebenswerten Kabbeleien, Träume und Hoffnungen, aber auch die kleinen Sorgen der Familien Bruhns und Winterfeld hautnah miterleben.