Profilbild von tintentraeume

tintentraeume

Lesejury Star
offline

tintentraeume ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tintentraeume über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2018

Leider kaum bis wenig Spannung

Cop Town - Stadt der Angst
0

„Für jeden Einzelnen von ihnen bedeutet Atlanta etwas anderes. Sie alle fühlen sich als stolze Besitzer. Sie alle haben das Gefühl, dass die Stadt ihnen gehört und dass die Stadt genau so sein sollte, ...

„Für jeden Einzelnen von ihnen bedeutet Atlanta etwas anderes. Sie alle fühlen sich als stolze Besitzer. Sie alle haben das Gefühl, dass die Stadt ihnen gehört und dass die Stadt genau so sein sollte, wie sie es sich vorstellen. Und deswegen haben sie das Bedürfnis, sie zu verteidigen. Sie zu beschützen“
„Cop Town“ – Karin Slaughter
[S. 266]

Inhalt:
November 1974. Ein brutaler Mörder treibt in Atlanta sein Unwesen. Seine bevorzugte Opfergruppe: Polizisten. Sein Spitzname: Der Shooter. Als auch Don Wesley, der Partner vom Revierliebling Jimmy Lawson vom Täter skrupellos durch einen gezielten Schuss hingerichtet wird, gerät das zuständige Polizeirevier immer mehr in Aufruhr. Ein Schuldiger muss gefunden und gnadenlos bestraft werden. Mitten in den Ermittlungen: Maggie Lawson, die kleine Schwester von Jimmy, sowie Kate Murphy, ein Frischling. Eine rasante Jagd beginnt, doch die jungen Frauen haben nicht nur mit der Suche nach dem Täter schwer zu kämpfen…

Meinung:
Wenn man bestimmte Autoren immer und immer wieder liest, schmiegt sich ihr Schreibstil an, werden Buchfiguren zu Vertrauten und Bücher ein zu Hause – als würde man, sobald man die erste Seite eines ihrer Bücher aufschlägt, nach einer langen Reise endlich wieder in die vertrauten vier Wände zurückkehren. Karin Slaughter ist für mich eine solche Autorin und dies, obwohl ich sie erst im letzten Jahr für mich entdeckt habe. Trotz allem hat mich ihr Schreibstil schon nach wenigen Seiten in seinen Sog gezogen, haben mich Sara Linton und Jeffrey Tolliver sofort für sich gewinnen können, war nach nur zwei Bänden, ein ganz vertrautes Gefühl vorhanden, wenn ich in ein neues ihrer Abenteuer eingetaucht bin.

Die Erwartungen an „Cop Town“ waren hoch. Ein Einzelband einer meiner Lieblingsautorinnen, mit einer vielversprechenden Inhaltsbeschreibung und fernab der Welt von Grant County. Und „Cop Town“ ist besonders eines: In wirklich jeder Hinsicht anders, als die gewohnten Schmöker der Schreiberin. Er kennzeichnet sich durch eine robuste, direkte und atmosphärische Sprache, gut recherchierte Hintergründe und einer gelungenen Grundidee. Die Zustände 1974 in Atlanta sind schwierig. Frauen haben kaum bis keine Rechte, werden in keinster Form akzeptiert, besonders wenn sie mit ihren zugedachten Rollen brechen. Der Konflikt mit Dunkelhäutigen hält an. Die Atmosphäre der Stadt ist dunkel und düster. Drogenhändler und Prostituierte an fast jeder Ecke und eine hohe Verbrechensrate. Schon während der beiden ersten Kapitel gelingt es Frau Slaughter mühelos, die beschriebene Atmosphäre und die kritischen Zustände fühlbar für den Leser zu umreißen. Dies gelingt ihr besonders dadurch, dass sie zwei starke Frauen, Maggie und Kate, zu den Heldinnen dieses Thrillers ernennt. Als Mitglieder einer Randgruppe, müssen diese sich ständig in ihrem Job und besonders vor ihren männlichen Kollegen beweisen, die ihnen das Leben wiederrum in keinster Weise erleichtern, sie weder respektieren, noch sie als gleichwertig betrachten.

Neben der Mörderjagd, nehmen dadurch auch Thematiken wie Frauenrechte, Gleichberechtigung, Akzeptanz und Rassismus eine große Rolle ein. Als Geschichtsstudentin kann ich bestätigen, dass besonders für den letzten genannten Punkt, gute Recherchearbeit geleistet wurde, was diesen Schmöker zusätzlich in seiner Dramatik und Spannung bekräftigt.

Insgesamt ist das Buch in sich stimmig. Charaktere und Schreibstil passen perfekt zum robusten und harten Schauplatz Atlantas in den 74ern. Was ich jedoch kläglich vermisst habe, auch in Bezug auf andere Bücher der Autorin, war die richtige Portion Spannung, denn diese mag nur selten aufzukommen und bricht relativ schnell und jäh wieder ab. Selbst das große Finale, mag nicht über die fehlende Klimax hinwegzutrösten, dieses ist zwar gut, mitreißend und überraschend, hält jedoch nicht lang genug an, als dass man die letzte Seite einigermaßen zufrieden zuschlagen könnte. Zwar helfen diverse Perspektivwechsel immer wieder dabei, das Leseerlebnis etwas aufzulockern, so dass man die Freude daran nicht verliert, trotzdem hat man auf den ganzen ca. 550 Seiten ständig das Gefühl, dass irgendetwas fehlt.

Fazit:
"Cop Town" ist ein abwechslungsreicher, interessanter und harter Roman, der mit historischen Ereignissen und rauer Sprache spielt, trotzdem kann dieser Thriller nicht - wie sonst eigentlich von Frau Slaughter gewöhnt - auf voller Linie überzeugen. Der Spannungsbogen baut sich zu langsam auf, das Finale wiederrum ist zu schnell vorbei. Die Situation 1974 auf diese Weise, durch die Augen dieses Romans erleben zu können, macht zwar viel Freude, die fehlende Spannung kann jedoch nicht wettmachen, dass man sich wahrscheinlich nur beschwerlich an diesen Schmöker erinnern wird. Die Buchidee ist gut, die Umsetzung hätte jedoch einen Feinschliff vertragen können. Kein Lieblingsbuchstatus, aber immer noch Lieblingsschreiberling - Karin Slaughters Ideen sind - und bleiben wohl auch - einfach die Besten!

Veröffentlicht am 28.01.2018

Gute Grundidee, konnte aber sonst nicht zu 100% überzeugen

Das Labyrinth erwacht
0

Aber vielleicht liegt darin ja auch die Perversion unseres Überlebens. Vielleicht sollen wir gegeneinander kämpfen, uns gegenseitig töten. Nur ein Preis, nur ein Sieger. Ein Mörder würde überleben.
"Das ...

Aber vielleicht liegt darin ja auch die Perversion unseres Überlebens. Vielleicht sollen wir gegeneinander kämpfen, uns gegenseitig töten. Nur ein Preis, nur ein Sieger. Ein Mörder würde überleben.
"Das Labyrinth erwacht" - Rainer Wekwerth
[S. 195]

Inhalt:
Sieben Jugendliche, drei Mädchen, vier Jungs, erwachen in einer ihnen fremden Dimension, mitten in einer Steppe, vollkommen nackt und ohne Erinnerung. In ihrer Reichweite finden sie nicht nur Kleidung, die ihnen perfekt passt, sondern auch Essen, Trinken, einen Schlafsack und jeweils einen personalisierten Gegenstand. Viel Zeit zum Wundern oder gar Nachdenken bleibt ihnen nicht, denn bevor sie die Möglichkeit bekommen, sich zu orientieren, rauschen bis ins Mark erschütternde Schreie durch die Luft - direkt auf sie zu. Es beginnt eine Hetzjagd auf Leben und Tod, denn es ist klar: Nicht alle Jugendlichen werden überleben. In einem ihrer Rucksäcke finden Jenna, Jeb, Tian, Kathy, Mary, Mischa und León eine Nachricht, dass ihnen 72 Stunden bleiben, um einem mysteriösen Stern zu sechs Toren zu folgen, die sie in die nächste Welt befördern. Sechs Tore, sieben Jugendliche. Nur einer wird gewinnen, nur einer wird in jeder der sechs Welten immer eines der immer weniger werdenden Tore durchschreiten.

Wer wird zurückbleiben? Wer wird siegen? Und wie weit wird derjenige für den Sieg gehen?

Meinung:
Die Wörter Labyrinth und Jagd in Kombination, schaffen es nahezu immer, mich mit einem Versprechen von Abenteuer, Spannung und unvorhergesehener Überraschungen zu locken. Selbstverständlich also, dass ich meinen kleinen Abenteuerrucksack mit Proviant und vor allem Nervennahrung, über meine Schulter warf und großen Schrittes in diese Reihe von Rainer Wekwerth wanderte - ich erwachte in einer fremden, unheimlichen Welt, voller Gefahren und Geheimnissen und war durch die sich schnell und gnadenlos nähernde Gefahr sofort Feuer und Flamme, doch diese Anfangseuphorie sollte sich leider nicht allzu lange halten können.

Von der Grundidee her versteckt sich in "Das Labyrinth erwacht", dem ersten Band einer Trilogie, sehr viel Potenzial, welches man gekonnt hätte nutzen können, um dafür zu sorgen, dass der Leser auf Suche nach Antworten nur so durch die Seiten fliegt. Teilweise ist es dem deutschen Autor auch wirklich gelungen, dieses Potenzial aufzugreifen. Generell: Spannungs- & Ideentechnisch bringt der Schmöker viel mit. Jedoch wird nicht ausreichend mit den Erwartungen des Lesers gespielt, was dafür sorgt, dass größere Überraschungen ausbleiben.

Die Charaktere sind alle sehr klischeehaft und fügen sich in ihrer Zusammensetzung, in die Reihe der üblichen Verdächtigen. Sprich: Die allseits bekannten Persönlichkeiten, wie auch in anderen Medien, sind anzutreffen. Wir haben einen Helden, einen Antihelden, die Liebenden, eine Psychopathin, eine Schüchterne, einen Leichtsinnigen etc. Demnach sind nicht nur die Handlungen der Figuren, sondern auch deren Beziehungen untereinander und deren Schicksal in der Geschichte, relativ schnell absehbar und schmälern so kontinuierlich den Spannungsbogen der Story.

Hinzu kommt, dass sich die Beziehungen untereinander auf nicht nachvollziehbarer Ebene, viel zu schnell ändern. Die sieben Jugendlichen haben keine bis kaum Erinnerungen an ihr altes Leben, schaffen es jedoch schon nach wenigen Seiten, sich ineinander zu verlieben und das eigene Leben für das des Anderen aufs Spiel zu setzen. Ich bin kein Fan von Bindungen, die sich zu schnell und damit auf nicht nachvollziehbare Weise für den Leser entwickeln. Diese Beziehungen werden nämlich fast immer zu Stolpersteinen, die einen über die komplette Lesedauer immer wieder aus dem Konzept bringen, sie schmälern den Glaubwürdigkeitsaspekt und machen einem so immer wieder klar, dass man in seinem Bett liegt, im Zug sitzt oder aber am Strand liegt und lediglich eine Geschichte liest. Sie verwehren einem den vollkommenen Zugang zur Handlung und verhindern, dass man sich als Teil dieser fühlt, dass man als ein Teil der Jugendlichen um ein Tor in eine neue Welt, um Antworten und sein Leben kämpft.

Ein weiteres Problem, stellte für mich die Tatsache dar, dass keine der Figuren mich abholen konnte. Dies ist sicherlich auch den Stereotypen und den unnachvollziehbaren Handlungen und Bindungen geschuldet, wie gerade beschrieben. Es erschwert einem das Lesen jedoch zusätzlich. Am Ende der Reihe soll ein Jugendlicher überleben, einer soll durch das letzte Tor wandern, einer soll gewinnen. Wenn man als Leser jedoch keinen Favoriten auf diesen Preis hat oder es einem der Jugendlichen besonders gönnt, dann ist es schwierig, die Lesemotivation aufrecht zu halten.

Dieses Gefühl wird zusätzlich durch den ziemlich nüchternen und sprunghaften Schreibstil von Herr Wekwerth unterstützt. Auf der einen Seite gefällt es mir sehr gut, wenn Ereignisse, welche die Handlung unnötig in die Länge ziehen würden, ausgeblendet werden. Es verleiht einem Werk Tempo und Spannung, wenn man lediglich von den entscheidenden Situationen schreibt, die Perspektive einer Figur beschreibt, die einem Kapitel die nötige Atmosphäre verleiht. Jedoch ist der Schreibstil in "Das Labyrinth erwacht" sehr gewöhnungsbedürftig und erschwert es besonders in der ersten Hälfte, sich als Leser einzufühlen. Man braucht in gewissem Sinne Anlaufzeit, um sich an die Wortwahl und Situationsbeschreibungen gewöhnen und einlassen zu können.

Fazit:
Letztlich bin ich mit meinem Reiserucksack ohne allzu große Erwartungen, lediglich mit der Hoffnung auf Spannung und Nervenkitzel, in "Das Labyrinth erwacht" von Rainer Wekwerth marschiert - trotz allem wurden diese niedrigen Erwartungen nicht erfüllt. An den nüchternen und sprunghaften Schreibstil des Schreiberlings kann man sich durchaus im Laufe der Seiten gewöhnen, nicht aber an die klischeebehafteten Buchfiguren und die sich rasch entwickelnden Beziehungen, die jeder Logik entbehren. Sie sorgen dafür, dass dem Leser jederzeit bewusst ist, dass er eine Geschichte liest. Sie sorgen dafür, dass man sich nicht in das Werk einfühlen und als ein Teil von ihm fühlen kann. Dadurch bleibt man leider durchweg ein stiller Beobachter. Da die Grundidee aber noch Potenzial versteckt, werde ich dem zweiten Band der Trilogie: "Das Labyrinth Jagd dich" trotzdem eine Chance einräumen.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Wundervolle Geschichte, die aber leider nich ganz überzeugen kann

Panthersommernächte
0

Erstarrt blieb ich sitzen. Was war das gewesen? [...] Ich hatte etwas vernommen, jedoch keine menschliche Stimme, keine Stimme von außen, die in messbaren Schallwellen meine Ohren erreichte. Was ich gehört ...

Erstarrt blieb ich sitzen. Was war das gewesen? [...] Ich hatte etwas vernommen, jedoch keine menschliche Stimme, keine Stimme von außen, die in messbaren Schallwellen meine Ohren erreichte. Was ich gehört hatte, war Klang und Duft gewesen, ein Gemisch aus dem Atem des Waldes, der Wärme um mich herum und einem wilden, verwirrenden Geruch, und aus alldem hatte sich eine Botschaft in mir geformt, klar und deutlich: Folge deinem Herzen. Komm zu mir.
"Panthersommernächte" - Bettina Belitz
[S. 81 eBook]

Inhalt:
Nina Patricia Bouvier ist engagiert, ist gefragt und ist der Star der Kleinstadt Borhausen. Als Klassensprecherin, Vertrauensschülerin, Chefredakteurin der Schülerzeitung und angehende Eisprinzessin, hat sie alle Hände voll zu tun. Ninas Leben verläuft in geordneten, aber auch schnellen und stressigen Bahnen - und so mag es die 14-Jährige. Kein Wunder also, dass ihr Leben schon durch leichte Veränderungen ordentlich ins Schleudern gerät. Durch einen ungünstigen Artikel in der Schülerzeitung, befördert Nina ihren Religionslehrer mit einem Nervenzusammenbruch ins Krankenhaus und sich ins gesellschaftliche Aus. Sie muss ihren Platz als Chefredakteurin aufgeben und soll sich fortan nur noch aufs Eislaufen konzentrieren - aber Nina will mehr.
Dass in der Stadt plötzlich Panik ausbricht, weil mehrere Einwohner von einer Panthersichtung berichten, kommt der jungen Schülerin also gerade Recht. Und so schmiedet sie einen Plan: Würde sie das gefährliche Raubtier vor die Linse bekommen und ein begehrtes Foto schießen, hätte die Redaktion keine Wahl, sie müsste Nina wieder als Reporterin einstellen, oder?

Soweit so gut, doch wie bekommt man eine gefährliche und höchstwahrscheinlich hungrige Raubkatze vor die Linse?

Meinung:
Dieses Buch ist pure Poesie. Bettina Belitz hat es erneut geschafft mich mit ihren wärmenden, poetischen und wunderschönen Wortverkettungen zu umhüllen. Begierig habe ich jeden Buchstaben inhaliert. In meinen Augen unterscheidet sich "Panthersommernächte" auf der einen Seite deutlich von anderen Werken der Schreiberin, ist ihnen dann aber auch wieder gleich.

Gleich ist beispielsweise der unvergleichliche, verzaubernde und somit sehr überzeugende Schreibstil. Belitz spielt mit Worten auf eine solch lockere Art, dass man es als Leser sehr leicht hat einen Zugang in die Geschichte zu finden. Ihre Worte sind rund und kommen sehr leichtfüßig daher, so dass man schon nach kurzer Zeit seine Umgebung ausblenden und vergessen kann.
Gleich ist ebenfalls der für die Autorin typische Belitz-Humor. So erwischt man sich beim verschlingen der Seiten nicht nur einmal dabei, wie die eigenen Mundwinkel sich nach oben ziehen, man zu schmunzeln, man zu kichern beginnt. Für mich überzeugen Schreibstil und Witz in Kombination, denn beide harmonieren perfekt und verleihen diesem Buch die richtige Farbe, die richtige Atmosphäre. Alleine schon wegen dieser zwei Komponenten könnte ich dieses Werk wärmstens empfehlen.

Aber die Autorin setzt noch einen drauf, macht das Werk in sich noch stimmiger. Dies vermag ihr dadurch zu gelingen, dass sie einzigartige, in ich besondere und teils sehr flippige Buchcharaktere erschafft. Ob es nun der gutherzige und verrückte Religionslehrer, der überfürsorgliche Vater, die zerstreute Mutter, oder aber der eigensinnige Fleischfabrikbesitzer ist. Jede Figur bringt ihre eigene liebenswerte Note in die Geschichte. Auch Nina und Spirit - der schwarze Panther -, als eigentliche Stars des Werkes wissen, wie sie Leserherzen gewinnen können. Nina scheint zunächst unnahbar. Sie ist bis ins kleinste Detail organisiert, will immer alles richtig machen und hat viel zu viele Verpflichtungen am Hals. Aber auf ihrer Suche nach dem Panther macht sie eine innerliche Veränderung durch, die mich sehr berühren konnte. Ihre clevere Art und ihr weiches und großes Herz, machen sie schließlich zu einer Buchheldin, mit der man für Spirit gegen den Rest der Welt kämpfen würde.
Dann wäre da noch Spirit - die gefährliche und unnahbare Raubkatze. Vorweg: Ich bin kein Fan von Katzen - Katzen jeglicher Art - ich bin durch und durch eine Hundeliebhaberin. Trotz dieser Tatsache hat es Frau Belitz geschafft, dass ich Spirit ins Herz schließen und sein Verhalten nachvollziehen konnte. Ich habe mit ihm gefühlt, in jeder Situation. Die Verbindung zwischen Nina und dem Panther baut sich im Laufe der Geschichte immer mehr auf, wird intensiver, wird emotionaler, bleibt dabei aber trotzdem verständlich für die Leser.

Das Thema dieses Buches ist außergewöhnlich und faszinierend und gibt dem Jugendbuch an sich den passenden Schliff. Würde man das Pantherelement entfernen, hätte man trotz allem noch eine ergreifende Geschichte über ein Mädchen auf der Suche nach sich selbst - eine Geschichte über das Erwachsenwerden. Fehlen würde dann aber dieses wohlige Bauchkribbeln, nachdem man die letzten Seiten verschlungen hat. Der Panther macht das Werk interessanter, macht es spannender und auf gefühlvoller.

Panthersommernächte ist somit ein sehr farbenfroher, intensiver und herzerwärmender, wenn auch sehr kurzweiliger Jugendroman. Fast hätte er mich auf ganzer Linie überzeugen können, aber nur fast. Eine Facette an diesem Schmöker hat mich leider über alle Seiten hinweg störend begleitet. Vielleicht liegt es an meinem Alter, vielleicht auch daran, dass ich Katzen nicht sonderlich zugetan bin. Mich hat die Kommunikationsart zwischen Nina und Spirit aus dem Konzept gebracht. Dieses Element war für mich, angesichts der sonst sehr reellen und greifbaren Handlung, ein Hauch zu fantastisch. Ich verstehe, warum es für die Geschichte an sich sinnvoll ist, dass ein Weg der Kontaktaufnahme zwischen den Beiden geschaffen wird, den Ansatz, den die Autorin dafür gewählt hat, finde ich jedoch nicht passend, weil ich ihn nicht nachvollziehen, nicht nachspüren konnte.

Fazit:
Auf leisen und leichten Pfoten pirscht sich Panthersommernächte an seine Leser heran. Gnadenlos jagt es sie mit einem malerischen Schreibstil durch die Seiten und weiß auf verspielte Art den Belitz-Humor zu nutzen, um der Geschichte die richtige Wärme und Atmosphäre zu verleihen. Auch wenn die Kommunikation zwischen Protagonistin und Panther durch ein leicht fantastisches Element nicht immer ganz nachvollziehbar ist, ist die Pantheridee an sich nicht zu missen. Spirit gibt der Geschichte die nötige Würze, das gewisse Etwas. Er katapultiert dieses Werk von einem typischen Jugendbuch, zu einer aufregenden Abenteuergeschichte. Ein Abenteuer, an das ich mich nur allzu gerne angeschmiegt und bei dem ich glückselig zu schnurren begonnen habe.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Viele Emotionen, wenig Tiefgang

Bad Romeo & Broken Juliet – Wohin du auch gehst
0

Fazit:
Ich muss gestehen, dass mich die erste Hälfte des Buches positiv überraschen konnte, denn um ehrlich zu sein hatte ich mir aufgrund von Cover und Titel nicht allzu viel von diesem Werk versprochen. ...

Fazit:
Ich muss gestehen, dass mich die erste Hälfte des Buches positiv überraschen konnte, denn um ehrlich zu sein hatte ich mir aufgrund von Cover und Titel nicht allzu viel von diesem Werk versprochen. Die Geschichte von Cassandra und Ethan schafft es jedoch schon nach wenigen Seiten zu bannen. Die Anziehungs- und Abstoßungskraft zwischen den Beiden gibt Leisa Rayven auf sehr eingehende Weise wieder - die Leidenschaft, die Chemie der Beiden wird auf jeder Seite greifbar - und dies hat mir gerade zu Beginn sehr gut gefallen, die Geschichte gegen Ende wiederrum aber für mich zunichte gemacht. In den ersten Kapiteln mag man das Katz und Maus - Spiel zwischen Cassie und Ethan vielleicht noch amüsant finden, doch spätestens wenn sich das ganze Spiel dann zum 126382628 Mal wiederholt und immer unglaubwürdiger wird, wird man der Geschichte schnell überdrüssig. Da sich Frau Rayven zusätzlich nur auf die Handlung zwischen den Protagonisten vertieft und kaum Nebencharakter einführt, und die Wenigen, die sie einführt zudem auch ziemlich blass bleiben, wird der Inhalt kaum bis gar nicht aufgelockert.

Kurz und knapp:Wer neckische Spiele zwischen Protagonisten, eine leidenschaftliche Romanze und Handlung ohne viel Tamtam und Tiefe sucht, der wird mit dieser Geschichte sicherlich gut bedient werden können, wer jedoch hinter der zunächst sehr guten Grundidee nach einer tieferen und sinnstiftenden Handlung sucht, der wird hier hingegen - nach anfänglicher Euphorie - enttäuscht werden. Da ich trotzdem gern wissen würde, wie die Geschichte zwischen den Beiden weitergeht, werde ich wohl auch die Fortsetzung lesen, denn neugierig geworden bin ich trotz allem.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Authentische Beschreibungen, doch fehlende Spannung

Der Meister
0

Als Polizistin hatte sie sich immer in der Rolle der Kämpferin gesehen, der Jägerin. Nie hatte sie sich vorstellen können, einmal selbst das Opfer zu sein. Aber jetzt musste sie feststellen, dass sie sich ...

Als Polizistin hatte sie sich immer in der Rolle der Kämpferin gesehen, der Jägerin. Nie hatte sie sich vorstellen können, einmal selbst das Opfer zu sein. Aber jetzt musste sie feststellen, dass sie sich genau wie ein Opfer verhielt, ängstlich und misstrauisch wie ein Kaninchen, das wartet, bis die Luft rein ist, ehe es sich aus dem sicheren Bau wagt. Sie, die immer so furchtlos gewesen war, sah sich jetzt gezwungen, nervöse Blicke in alle Richtungen zu werfen, bevor sie aus dem Wagen stieg. Sie, die Türen eingetreten hatte, die immer ganz vorne dabei gewesen war, wenn die Cops die Wohnung eines Tatverdächtigen gestürmt hatten, erblickte jetzt im Rückspiegel das bleiche Gesicht, die gehetzten Augen einer Frau, die sie kaum wiedererkennte. Keine Eroberin, sondern ein Opfer. Eine Frau, die sie verachtete.
"Der Meister" von Tess Gerritsen
[S. 321 f.]

Inhalt:
Ein neuer Sommer in Boston, ein sicherer Sommer, denn der Chirurg wurde gefasst und sitzt hinter Gittern. Doch Jane Rizzoli fühlt sich nicht im Geringsten sicher. Täglich kämpft sie gegen die Dämonen und Geister ihrer Vergangenheit und versucht zu vergessen, was ihr letzter Fall ihr abverlangt hat. Dies wird ihr jedoch nicht gerade einfach gemacht, als ein neuer Killer auf der Bildfläche erscheint, der die Vorgehensweise des Chirurgen zu imitieren versucht. Jane Rizzoli übernimmt aufgrund ihres Vorwissens die Leitung in dem Fall, nichts ahnend, dass sie sich erneut auf das gefährliche und mörderische Spiel eines Psychopathen einlässt, der einen langjährigen und grausamen Plan bereithält. Einen Plan, indem Jane die Hauptrolle spielen soll.

Meinung:
Mit Sebastian Fitzek, Simon Beckett und Cody McFadyen, drei sehr unterschiedlichen, aber gleichsam genialen Thrillerautoren, habe ich meine Liebe zum Genre entdeckt. Mit Karin Slaughter und Karen Rose, habe ich diese Liebe geschürt. Seitdem bin ich auf ständiger Suche nach ähnlichen Autoren, nach ähnlichen Geschichten, die es vermögen mich sofort in ihren Bann zu ziehen, denn nicht alle Thriller wecken die gleiche Begierde in mir. Für mich das Wichtigste: Die Charaktere. Sie sind das Herz einer jeden Geschichte und auch in diesem Genre, sind sie für mich wichtiger, als die Handlung selbst. Dabei müssen sie ein ganz bestimmtes Kriterium erfüllen - sie müssen einzigartig sein. Nicht diese Nullachtfünfzehn-Ermittler, mit dickem Bierbauch, einer gescheiterten Beziehung, Alkoholfahne und im Einsiedlermodus. Sie müssen mich begeistern, durch eine Fähigkeit oder einen Charakterzug - und genau dies, ist Tess Gerritsen mit ihrer Rizzoli und Isles - Reihe gelungen, weshalb sie sich nun in meinen Thriller-Olymp einreihen darf.

Die Werke von Tess Gerritsen - früher Internistin, nun Bestsellerautorin - zeichnen sich besonders durch fundiertes Hintergrundwissen im Hinblick auf den menschlichen Körper aus. So werden Leichenfunde, Autopsien und Einblicke in die Vorgehensweise des Täters nicht nur sehr ausführlich von der Autorin geschildert, sondern ebenso authentisch. Den ein oder anderen Leser wird diese Ausführlich- und Genauigkeit eventuell im Verlauf des Werkes zermürben, andere Leser hingegen, so wie mich, werden von diesen Szenen fasziniert werden, denn gerade sie, ebenso wie die Figuren, bilden das Herzstück von "Der Meister".

Waren die Charaktere in "Die Chirurgin" nur schemenhaft gezeichnet, so bekommen sie in seinem Nachfolger nun ein Gesicht und Tiefe. Jane Rizzoli ist ein starker Charakter. In einem Männerjob, in welchen eine Frau stetig unter Beobachtung steht und sich beweisen muss, kämpft die Polizistin täglich um Anerkennung. Doch im Grunde hält Jane seit den Ereignissen mit dem Chirurgen lediglich eine Fassade aufrecht, eine Fassade für ihre Kollegen, eine Fassade für sich selbst. So bestreitet sie Tag um Tag - im Job eine harte Frau, zu Hause ein Opfer ihrer Erinnerungen. In "Der Meister" arbeitet Tess Gerritsen auf sehr einfühlsame, aber auch eingängige Weise die Gefühlswelt der Protagonistin heraus und legt so den Grundstein für die nachfolgende - mittlerweile elfbändige - Buchreihe. Im Gegensatz zum ersten Band, wird Janes Persönlichkeit und ihr Leben ausgearbeitet und dem Leser nahe gebracht. So lernt man nicht nur ihre ziemlich verrückte und gleichsam verkorkste Familie kennen, sondern erhascht zusätzlich einen Blick auf ihr Liebesleben. Besonders in einer Thrillerreihe, die sich stetig um die gleichen Figuren dreht, ein für mich unabdingbarer Punkt, der im erste Band gefehlt hat, nun aber gekonnt von der Autorin aufgenommen wird. Die Rizzoli und Isles - Reihe funktioniert gerade deshalb so gut, weil sie zwei starke, gleichsam verletzliche Frauen in den Fokus rückt, die durch ihren individuellen und spannenden Hintergrund die Handlung, die Killerjagd bereichern. Umso besser, dass im zweiten Band nun auch endlich Maura Isles ihren Auftritt feiert. Zwar erhaschen wir nur einen kurzen Blick auf sie, weil sie hier lediglich zum Nebencast gehört, trotzdem schafft es Frau Gerritsen die Neugier auf die Frau, die sich in der Welt der Toten wie zu Hause fühlt, zu schüren.

Authentizität gelungen, Charaktere überzeugend, Handlung an sich hingegen ausbaufähig, so lässt sich dieser zweite Band sehr gut charakterisieren. Die Autorin hat sich mit "Der Meister" an einer Fortsetzung der Handlung von "Die Chirurgin" versucht und den Handlungsstrang dabei in zu viele Richtungen gelenkt. Hauptgegenstand des Werkes ist der Mörder aus dem ersten Werk und die Auswirkungen seines Handelns auf die Gegenwart. Zusätzlich führt Gerritsen jedoch noch einen weiteren Täter in die Handlung ein, der sich der Vorgehensweise des Chirurgen bedient und Rizzoli damit verunsichert. Mich stört es dabei nicht, dass es zwei parallele Handlungsstränge an sich gibt, mich stört es vielmehr, dass sich die Autorin auf einen fokussiert und den anderen dabei völlig aus den Augen verliert. So sind die, von mir so geliebten Kapitel aus der Sicht des Mörders, nur aus der Sicht des Chirurgen geschildert, der neue Killer, bekannt unter dem Namen der Dominator, bleibt durchweg blass und unbedeutend, obwohl er ein ebenso wichtiger Teil dieses Werkes darstellt. Dadurch kann sich das volle Potenzial der eigentlichen Buchidee, leider erst auf den ca. letzten 50 Seiten vollkommen entwickeln.

Fazit:
"Für Mimosen ungeeignet", sagt der Spiegel. Jedoch stellt sich für mich hier die Frage, in welcher Hinsicht? Wenn man von den authentischen Beschreibungen und Analysen der Leichen ausgeht, die Gerritsen auf beeindruckende Weise auf die Seiten zaubert, dann kann ich dem definitiv zustimmen. Wenn jedoch auf die Täter und den mit ihnen verbundenen Spannungsverlauf angespielt werden soll, kann ich dem für "Der Meister" leider nicht zusagen. Denn gerade handlungstechnisch, schöpft die Autorin ihr Potenzial in diesem Band leider nicht aus. Ein verborgenes Herzstück dieses Buches hingegen, bilden die Charaktere und ihre Entwicklung. Kurz und knapp: Wer auf der Suche nach einer Thrillerreihe ist, die durch ihre Figuren bannt, für den ist dieses Werk ein wichtiges Puzzleteil der Rizzoli und Isles - Reihe. Wer jedoch mehr an einer reißerischen Story interessiert ist, sollte diesen Thriller vielleicht lieber überspringen.