Profilbild von Caillean

Caillean

Lesejury Star
offline

Caillean ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Caillean über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2020

Liebesgeschichte im idyllischen Island

Das Haus am Ende des Fjords
0

Die Dänin Isving hat sich ihren Traum von der Pension mitten in der Fjordlandschaft Islands erfüllt. Sie führt ein Bed & Breakfast in den einsamen Westfjorden, wohin es hauptsächlich Wandertouristen in ...

Die Dänin Isving hat sich ihren Traum von der Pension mitten in der Fjordlandschaft Islands erfüllt. Sie führt ein Bed & Breakfast in den einsamen Westfjorden, wohin es hauptsächlich Wandertouristen in den Sommermonaten zieht.

Dann steigt ein geheimnisvoller Fremder für ein paar Tage in ihrer Pension ab. Weder kann sie ihn vergessen, noch er sie, und als er im kommenden Frühjahr wieder vor ihrer Tür steht passiert, was in jedem Frauenroman früher oder später passieren muss: die beiden verlieben sich ineinander. Danach, so mein Empfinden, passiert eigentlich nicht mehr viel, denn ihre Liebe ist während der weiteren Handlung gefühlt keiner großen Gefahr mehr ausgesetzt.

Allerdings hatte Isving in der Zwischenzeit die Diagnose einer unheilbaren Krankheit bekommen, was eigentlich der Aufhänger für die erzählte Liebesgeschichte ist. Kann die junge Liebe trotzdem bestehen? Natürlich gibt es ein paar Widrigkeiten, aber ihre Liebe ist nie ernsthaft in Gefahr, auch wenn Isving ihm ihre Krankheit lange Zeit verschweigt. Wie man schon merkt: mir fehlte in dem Buch irgendwie die treibende Kraft. Für mich hätte es etwas mehr Drama sein dürfen.

Auch war ich nicht so ganz glücklich, wie Isving mit der Krankheit Multiple Sklerose umgeht. Nicht falsch verstehen – ich würde mir sehr wünschen, dass Menschen diese Diagnose so gut wegstecken wie Isving und sich davon kaum in ihrem Leben beeinflussen lassen. Aber aufgrund eines Falles in meinem Bekanntenkreis habe ich da eher andere Erfahrungen gemacht. So eine Diagnose zieht einem Menschen in den Regel völlig den Boden unter den Füßen weg und quält sie neben den Krankheitsschüben mit unzähligen Fragen über die Zukunft. Davon merkt man bei Isving nicht viel. Dass sie die Situation verhältnismäßig gut wegsteckt, mag am isländischen „Petta redast“ liegen, dem allgegenwärtig gelebten Spruch „Wird schon werden.“ Mir kam jedoch der Umgang mit der Krankheit im Buch nicht tiefgründig genug vor, ich hätte mir das etwas anders gewünscht.

Die Autorin hat dazu mir gegenüber geäußert, dass sie ihre Protagonistin bewusst optimistisch angelegt hat, um Leuten Mut zu machen und zu zeigen, dass es auf die eigene Einstel-lung zu einer Krankheit ankommt. Das möchte ich auch auf keinen Fall anzweifeln. Mir ist bewusst, dass jeder Autor viel Recherchearbeit und Herzblut in sein Werk steckt. Ich möchte nur klar erkenntlich machen, welche Gedanken ich beim Lesen hatte – und dass die Erwartungshaltung des Lesers und die Intention des Autors manchmal einfach unterschiedlich sind und das Buch daher anders wahrgenommen werden kann.

Abgesehen von diesem „Missverständnis“ ließ sich der Roman locker und leicht lesen, er lädt zum Wegträumen nach Island ein und bringt dem Leser die Naturschönheiten und auch die berühmten Islandpferde nahe. Die Beschreibung der Westfjorde weckt Fernweh und lässt einen Urlaub erleben, ohne das Haus oder den Garten verlassen zu müssen. Gerade in diesem Jahr wird das vielen Lesern Freude bereiten.

„Das Haus am Ende des Fjords“ hat mich unterhalten, wenn auch nicht restlos begeistert und mitgenommen auf eine wirklich sehenswerte Insel (unbedingt googeln und Fotos anschauen!). 3,5 Sterne vergebe ich für diese Lesereise.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.09.2019

Zwischen Australien, Griechenland und Irland

Das Haus an der Ocean Road
0

Der Titel dieses Romans ist aus meiner Sicht ein wenig irreführend. Denn wer erwartet, dass das Buch sich tatsächlich um das Haus in der Ocean Road dreht, dessen Erwartungen an das Buch werden eventuell ...

Der Titel dieses Romans ist aus meiner Sicht ein wenig irreführend. Denn wer erwartet, dass das Buch sich tatsächlich um das Haus in der Ocean Road dreht, dessen Erwartungen an das Buch werden eventuell ein wenig ent-täuscht.

Vielmehr geht es in dieser Geschichte um die Vearbeitung von Trauer und um das Leben in verschiedenen Welten. Hauptfigur Ellen ist als junges Mädchen aus ihrer Heimat Irland nach Australien gekommen, hat dort einen gebürtigen Griechen kennengelernt, der ebenfalls ausgewandert war und ist mit ihm in Australien sesshaft geworden. Nach dem viel zu frühen Tod ihres Mannes hadert sie mit ihrem Schicksal. Die Tochter ist gerade zum Studieren weggezogen, Ellen sitzt allein mit dem alten Familienhund Paddy in ihrem Haus an der Ocean Road und vernachlässigt sich und ihre Freunde. Zu tief ist sie in der Trauer um ihren Mann verwurzelt, als dass sie die Kraft fände weiterzumachen. Als jedoch ihre Jugendliebe Gerry seinen Sohn in Australien besucht und auch bei ihr vorbeischaut, wird Ellen plötzlich wieder ins Leben zurückkatapultiert. Denn es gibt ein Geheimnis, das sie mit Gerry verbindet und das sie endlich lüften muss, um reinen Gewissens weiterleben zu können…

Esther Campion erzählt in diesem Roman trotz des schwierigen Themas eine leichte Geschichte. Man hat immer das Gefühl, dass es trotz der Vergangenheitsbewältigung eine „Wohlfühlgeschichte“ bleiben soll. Und so verbindet sie auch geschickt drei Sehnsuchtsorte vieler Leser: Ellens und Gerrys Heimat Irland, Santorin (die Heimat von Ellens verstorbenem Mann) und ihre Wahlheimat Südaustralien. An allen drei Plätzen spielen auch Teile des Buches, der Leser reist mit Ellen nach Santorin und Irland, was ebenfalls einen großen „Wohlfühlfaktor“ im Buch ausmacht.

Mir persönlich war der Roman aber eben zu bewusst „zuge-schnitten“, ich habe als Leser das gesamte Buch daher als etwas konstruiert wahrgenommen und es ging aus meiner Sicht auch nicht wirklich in die Tiefe. Dafür, dass hier doch sehr schwierige und einschneidende Veränderungen beleuchtet werden, war mir alles irgendwie zu „glattgebügelt“.

Für entspannte Lesestunden nach Feierabend oder im Urlaub kann man den Roman aber auf jeden Fall weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Das wichtige Jahr 1945 aus verschiedenen Perspektiven

Café Engel
0

Mit „Café Engel“ reiht sich Marie Lamballe ein in die Vielzahl der historischen Familien-Trilogien, die derzeit auf den Markt schwemmen. Aber der Erfolg gibt den Büchern in der Regel recht – epische Familiensagas ...

Mit „Café Engel“ reiht sich Marie Lamballe ein in die Vielzahl der historischen Familien-Trilogien, die derzeit auf den Markt schwemmen. Aber der Erfolg gibt den Büchern in der Regel recht – epische Familiensagas im historischen Gewand sind gefragt wie noch nie. Auch in bin eine begeisterte Leserin solcher Bücher – wenn sie gut geschrieben und mitreißend sind.

Letzteres kann ich hier auf jeden Fall unterschreiben. Der erste Teil dieser Trilogie katapultiert den Leser in die letzten Kriegsmonate – in den Winter des Jahres 1945. Doch nicht nur die Zustände im Café Engel werden hier beleuchtet. Das Buch erzählt vom Schicksal mehrerer Personen, deren Verbindung zum Café Engel erst im Laufe der Geschichte offenbar wird.
Besonders im ersten Drittel haben mich die Schilderungen gefangen genommen. Da ging es z. B. um Soldaten in Gefangenschaft, ostpreußische Flüchtlinge, aber auch um die vormals berühmten Künstler, die vor dem 2. Weltkrieg im Café Engel gegenüber des Theaters ein und aus gingen. Ihre Schicksale demonstrieren den Wahnsinn des Krieges aus ganz verschiedenen Perspektiven und die Lektüre geht nah.

Leider kann das Buch nicht über die gesamte Länge halten, was es im ersten Drittel verspricht. Als die Handlungsstränge langsam aufeinander zu laufen, hatte ich den Eindruck, dass die Charaktere zugunsten der Dramatik arg „zurechtgebogen“ wurden. Eine ehemals patente junge Frau mit dem Herz auf dem rechten Fleck wird zur missgünstigen Furie, der alternde Cafebesitzer (der in Gefangenschaft seinen jungen Kameraden ein Vorbild an Genügsamkeit und Mut war) wird zum wehleidigen Pascha. So ganz nachvollziehbar erklärt waren diese Sinneswandel für mich nicht. Ganz im Gegenteil – es wird noch eins draufgesetzt und nach einer kleinen Wendung wird die missgünstige Schnepfe plötzlich wieder zur liebevollen Freundin…

So sehr ich das Buch auch beim Lesen genossen habe – diese Missklänge wollten nicht aus meinem Kopf verschwinden, ich konnte sie nicht einfach ausblenden. Das Buch ist dadurch für mich nicht ganz „rund“, so dass ich es im guten Mittelfeld mit 3,5 Sternen ansiedele.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Authentizität
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 25.01.2018

Rosamunde Pilcher mit Mord

Je tiefer man gräbt
0

Eigentlich hatte ich mir unter „Je tiefer man gräbt“ eine andere Art von Krimi vorgestellt. Der Titel ließ wenig Gutes erahnen und so erwartete ich eine Story, die eher in die düstere Richtung geht. Wahrscheinlich ...

Eigentlich hatte ich mir unter „Je tiefer man gräbt“ eine andere Art von Krimi vorgestellt. Der Titel ließ wenig Gutes erahnen und so erwartete ich eine Story, die eher in die düstere Richtung geht. Wahrscheinlich hätte ich den Klappentext besser lesen sollen, denn dieser weist darauf hin, dass man als Leser hier auch eine gehörige Portion Landschaft und Cornwall-Feeling bekommt.
Und so hatte ich dann beim Lesen auch den Eindruck, ich sei in ein Rosamunde-Pilcher-Buch gestolpert, nur dass hier auch noch Mord geboten wird. Das soll auch gar nicht abwertend klingen, denn schließlich hat Frau Pilcher nicht umsonst eine riesige Fan-Gemeinde.

Und ich fand die Geschichte und ihre Hauptfigur Margaret „Mags“ Blake sehr sympathisch. Sie entwickelte sich zu einer CosyCrime-Story, die gut zur Abendlektüre geeignet ist, wenn man nicht zuviel Blut und Action haben will. Und Entspannen am Wochenende mit diesem Buch ist auf jeden Fall auch gut machbar. Dann aber auch die Scones und den Tee nicht vergessen, um das Ganze standesgemäß zu zelebrieren!

Gestört hat mich jedoch am Ende ein wenig, dass das Motiv für den zweiten Mord in diesem Buch meines Erachtens nur unzureichend erläutert wird. Es machte den Eindruck, als bräuchte man nach der Hälfte der Geschichte noch einen Toten um die Spannung zu halten. Am Ende wurde für mich jedoch nicht wirklich deutlich, weshalb die Person das Zeitliche segnen musste. Und leider beschränkte sich die im Klappentext angekündigte „Ermittlerarbeit“ von Mags darauf, immer zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um den nächsten Schritt im Krimi hautnah mitzuerleben.

Auch wenn ich mich mit dem Buch sehr wohl gefühlt habe, kann ich daher nur 3 Sterne vergeben. Aber ich werde gern auch das nächste Buch von Mary Ann Fox (im übrigen, wie so oft, das Pseudonym einer deutschen Autorin) ausprobieren – schließlich kann man sich mit jedem Buch steigern und wenn sie das tut, wird mir der nächste Roman sicher gut gefallen!

Veröffentlicht am 03.10.2017

Rosenduft und Neuanfänge...

Ein Sommer im Rosenhaus
0

Ein entspannter Schmöker ist dieser leichte Unterhaltungsroman von Nele Jacobsen. Wie gemacht für Urlaubstage - bei mir war es Südtirol und Rosen blühten dort auch noch Aber auch zuhause auf dem Balkon ...

Ein entspannter Schmöker ist dieser leichte Unterhaltungsroman von Nele Jacobsen. Wie gemacht für Urlaubstage - bei mir war es Südtirol und Rosen blühten dort auch noch Aber auch zuhause auf dem Balkon oder zum Wegträumen bei schlechtem Wetter ist das Buch gut geeignet.

Aufgefallen ist mir vor allem, wieviel Detailwissen über Rosenzucht die Autorin besitzt bzw. sich aneignen musste, um glaubwürdig über das Rosenhaus und die vielen alten Rosensorten schreiben zu können. Dass die stacheligen Gesellen mitunter einer besonderen Pflege bedürfen, war mir bewusst, aber dass es so viele Details gibt, auf die man achten muss… darüber habe ich gestaunt. Und somit auch wieder was gelernt

Die Handlung des Buches war – wie oftmals bei Unterhaltungsromanen – ein wenig vorhersehbar. Dass sich Hausbesitzerin Sandra und ihrem Angestellten Julian zunächst argwöhnisch beschnuppern um dann ihre tiefe Sympathie füreinander zu entdecken, war natürlich von Anfang an klar. Aber die Personen sind sympathisch und das Setting sehr idyllisch, und damit kann der Roman natürlich punkten. Wenn man das Buch zur Entspannung lesen möchte, ist es ja gerade richtig, wenn die Geschichte locker und leicht erzählt ist und man nicht zu viele Personen irgendwohin „ordnen“ muss. Gemessen am Zweck dieser Art von Literatur ist das Buch also durchaus zu empfehlen, weil es gut unterhält und eine verträumte Geschichte erzählt.