lässt sich vielleicht nicht uneingeschränkt empfehlen, ist aber definitiv auch kein Buch, von dem man in jedem Fall abraten würde
Level 6 - Unsterbliche LiebeLevel 6 – Unsterbliche Liebe von Michelle Rowen ist ein Roman, der kurzweilige Unterhaltung und reichlich Action bieten kann, allerdings ohne dabei besonders tiefsinnig zu sein. Er eignet sich daher am ...
Level 6 – Unsterbliche Liebe von Michelle Rowen ist ein Roman, der kurzweilige Unterhaltung und reichlich Action bieten kann, allerdings ohne dabei besonders tiefsinnig zu sein. Er eignet sich daher am besten für Leser, die sich ganz unvoreingenommen auf eine Geschichte einlassen können, die fast ausschließlich von den Charakteren getragen wird. Wer hingegen viele Hintergrundinformationen und einen detaillieren Weltenaufbau erwartet, würde vermutlich eher enttäuscht werden.
Die Welt, in der Kira und Rogan leben, wird alles in allem nur recht oberflächlich beleuchtet. Sie enthält einige dystopische Elemente und auf Grund der teilweise sehr fortschrittlichen Technologie, einschließlich künstlicher Intelligenz, weiß man, dass die Geschichte irgendwann in der Zukunft spielt. Wie es zu der „Großen Plage“, die wohl zu diesen schlimmen Zuständen führte, kam oder wie es in der Kolonie, in der hingegen angeblich alle ein besseres Leben führen sollen, tatsächlich aussieht, erfährt man leider nicht, denn die Autorin konzentriert sich hauptsächlich auf ihre beiden Hauptfiguren.
Die Idee an sich, dass Personen plötzlich in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt werden und andere dabei zuschauen, ist nicht neu – es gibt zahlreiche Filme und sicher ebenfalls Bücher dazu – sie wurde insgesamt aber ziemlich gut und vor allem ausgesprochen dramatisch umgesetzt. Michelle Rowen gelingt es die Spannung von Anfang bis Ende konstant aufrecht zu erhalten, wodurch das Buch trotz kleinerer Schwächen zu einem echten Pageturner wird.
Im Unterschied zu ihrer Welt lernt man die Protagonisten Kira und Rogan im Laufe der Zeit relativ gut kennen und nach und nach erfährt man mehr über ihre jeweilige, komplizierte Vergangenheit. Obwohl Rogan schon zu Beginn als Mörder vorgestellt wird, weshalb Kira sich nicht gerade über seine Gesellschaft freut, findet man ihn als Leser wegen seines Humors sowie seiner sarkastischen Bemerkungen komischerweise auf Anhieb sympathisch, während Kira ihm gegenüber verständlicherweise von Beginn an sehr misstrauisch ist. Trotzdem ist man sich lange nicht sicher, was es genau mit ihm auf sich hat und ob man ihm vertrauen kann. Zum einen, weil er unglaublich viel über Countdown zu wissen scheint, doch noch nicht verrät, woher und zum anderen, weil einem immer wieder neue furchtbare Geschichten über ihn aufgetischt werden, sodass man bald nicht mehr weiß, wem oder was man überhaupt noch glauben kann.
Bei Kira, die lediglich ein paar Taschendiebstähle begangen hat, braucht man dagegen etwas länger um mit ihr warm zu werden, was unter anderem an ihrer manchmal recht ruppigen Art liegt. Sie lässt sich nicht unter kriegen, vertraut auf ihre Instinkte und schafft es sogar unter Druck an ihren eigenen Prinzipien festzuhalten. Sie kämpft zwar erbittert um ihr Überleben, lässt sich aber nicht zu einer kaltblütigen Mörderin machen, indem sie jemanden sterben lässt oder gar tötet um zu siegen.
Genau wie die beiden Kandidaten ist man auch als Leser aus diesem Grund oftmals hin und her gerissen. Man will keinesfalls, dass Kira und Rogan sterben, allerdings möchte man ebenso wenig, dass sie für ihren Sieg andere, unschuldige Menschen töten, selbst wenn das ihre einzige Chance ist zu überleben.
Da sie niemanden um Hilfe bitten und sich in dieser schwierigen Situation nur gegenseitig bestehen können, entwickeln sie nach einer Weile Gefühle füreinander, wodurch die Beziehung zwischen ihnen in den Vordergrund gerückt wird. Im Hinblick auf die Tatsache, dass die gesamte Handlung nur wenige Tage umfasst, mag das zunächst unglaubwürdig erscheinen. Bedenkt man jedoch, dass sie in dieser Zeit fast nie getrennt waren, mehr durchlitten haben, als andere in einem ganzen Leben und immer wieder an ihre Grenzen gehen mussten, kann man es durchaus nachvollziehen. Außerdem passen sie einfach sehr gut zusammen und geben nicht nur ein gutes Team, sondern ebenfalls ein tolles Paar ab. Rogan hat in der Vergangenheit viel Schuld auf sich geladen und seine Fehler machen ihm sehr zu schaffen. Dabei hatte er bereits versucht es wieder gut zu machen und was eine gewisse spätere Situation betrifft, so hatte er schlichtweg keine andere Wahl. Er ist daher trotz allem ein guter Mensch und Kira hilft ihm das auch selbst wieder zu erkennen.
Das „Spiel“ Countdown ist zweifellos völlig krank und ruft ausschließlich Ekel und Abscheu hervor. Genau wie Kira, aus deren Perspektive die Handlung geschildert wird, fragt man sich, was für perverse, abartige Menschen ihnen bei ihrem Kampf um Leben und Tod zuschauen und ob diese wirklich glauben, Kira und Rogan würden freiwillig und dazu noch gern daran teilnehmen um sie zu unterhalten, wie es der Moderator den Abonnenten des Senders unablässig weismachen will. Abgesehen davon, dass diese Leute reich sein müssen, erhält man hierauf allerdings keine Antwort.
Countdown besteht aus sechs Leveln, wobei die Aufgaben, die sie sowohl körperlich als auch psychisch herausfordern, von Level zu Level schwieriger und gefährlicher werden, ganz zu schweigen von der moralischen Verwerflichkeit, die im späteren Verlauf von den Kandidaten praktisch gefordert wird, weil es in der Regel heißt töten oder getötet werden. All das wird von diversen, teils versteckten Kameras gefilmt, sodass sie nicht einen Moment unbeobachtet sind, sogar als man sie das Gegenteil glauben lassen will, damit sie sich vielleicht zu bestimmten Handlungen hinreißen lassen.
Der enorme Zeitdruck, unter dem sie stehen, steigert zwar die Spannung, lässt einige Szenen dafür aber oftmals unrealistisch wirken. Beispielsweise wenn die Protagonisten offenbar genügend Zeit haben um sie erst einmal mit reden zu verbringen, obwohl ihnen nur noch vier Minuten bleiben um sich aus einer lebensgefährlichen Lage zu befreien.
Etwas zu viel des Guten wird es darüber hinaus als sich auf einmal herausstellt, dass Kira besondere mentale Kräfte hat. Das hilft den Beiden zwar durchaus weiter, wirkt jedoch sehr weit hergeholt und zudem unnötig, denn die wenigen Hinweise, die sie dank dieser Fähigkeiten erlangt hat, hätte man ihnen ebenso gut auf andere Weise zukommen lassen können um auf dieses zusätzliche Element zu verzichten.
In Anbetracht der Tatsache, dass Michelle Rowen den Fokus ganz klar auf die Show Countdown sowie ihre Protagonisten Kira und Rogan gelegt hat und die Welt, in der sie leben, sowie deren Technologien daneben eher zweitrangig waren, hätte sie außerdem ruhig auf eine einfachere Auflösung des Ganzen zurückgreifen können. Es ist zwar im Grunde ganz nett, dass der Verantwortliche, insbesondere in Hinsicht auf seine Verbindung zu Rogan, somit doch kein gewissenloses Monster war und an sich eine sehr interessante Idee, kommt allerdings viel zu kurz und will nicht so recht zur sonst eher simpel gestrickten Geschichte passen. Es hätte ausgereicht sie am Ende schlicht einer skrupellosen, machtgierigen Person das Handwerk legen zu lassen, solche gibt es schließlich genug.
Abgesehen davon ist der Autorin das Ende aber ganz gut gelungen, auch wenn man bei dem rasanten Tempo leider kaum die Gelegenheit bekommt die vielen Verluste zu verarbeiten oder gar um die Charaktere zu trauern.
Weil es sich bei Level 6 – Unsterbliche Liebe um einen Einzelband handelt, bleibt einem ferner nicht nur das lästige Warten auf eine Fortsetzung erspart, sondern es werden früher oder später so gut wie alle offenen Fragen beantwortet und man kann sich mit einem Lächeln von Kira und Rogan verabschieden.
FAZIT
Level 6 – Unsterbliche Liebe lässt sich vielleicht nicht uneingeschränkt empfehlen, ist aber definitiv auch kein Buch, von dem man in jedem Fall abraten würde. Wer mit einer nicht besonders tiefgründigen, doch dafür sehr spannenden, ereignisreichen Handlung, bei der der Fokus mehr auf den Charakteren und ihrer Beziehung zueinander liegt als auf der Welt, in der sie spielt, zufrieden ist, wird nämlich garantiert gut unterhalten werden.