kein herausragender, aber immerhin ein recht solider Auftakt zu einer Serie, die noch viel Potenzial für die folgenden Bände bietet
Herzblut - Gegen alle RegelnHerzblut – Gegen alle Regeln ist ein Auftakt, dessen Potenzial von Melissa Darnell zwar insgesamt noch nicht völlig ausgeschöpft wird, der es aber dennoch schafft das Interesse des Lesers zu wecken und ...
Herzblut – Gegen alle Regeln ist ein Auftakt, dessen Potenzial von Melissa Darnell zwar insgesamt noch nicht völlig ausgeschöpft wird, der es aber dennoch schafft das Interesse des Lesers zu wecken und eine vielversprechende Fortsetzung in Aussicht stellt.
Die Welt, die die Autorin kreiert hat, bzw. die paranormalen Elemente, die sie der realen Stadt Jacksonville, Texas, hinzugefügt hat, halten viele Überraschungen bereit und es gibt einiges zu entdecken. Obwohl angedeutet wird, dass es in Wirklichkeit etliche verschiedene Arten von übernatürlichen Wesen neben den Menschen gibt, beschränkt sie sich auf zwei davon: Vampire, wobei es sich hier nicht um „normale“ Vampire handelt, sondern um welche mit einer bestimmten Abstammung, und den Clann, deren Nachfahren magische Fähigkeiten besitzen. Da das Clann-Blut für Vampire besonders unwiderstehlich ist und die Mitglieder des Clanns Feuer entfachen können, was wiederum den Vampiren äußerst gefährlich werden kann, sind diese beiden Gruppen Todfeinde und haben vor nicht allzu langer Zeit sogar noch richtig Krieg gegeneinander geführt. Dementsprechend halten sie sich möglichst weit voneinander fern und Beziehungen zwischen ihnen sind, eigentlich, verboten.
Savannah, die eine sehr sympathische Hauptfigur ist, fällt es verständlicherweise zunächst schwer das zu glauben, nachdem man ihr ihre wahre Natur so viele Jahre verschwiegen hat. Da die ersten Veränderungen aber bereits deutlich sichtbar sind, kann sie die neuen Erkenntnisse nicht einfach ignorieren und muss sich schließlich der Wahrheit stellen. Was natürlich nicht einfach für sie ist, weil es sie in gewisser Weise noch absonderlicher macht und sie sich davor schon nie zugehörig gefühlt hat.
Durch die Ich-Perspektive kann man sehr gut nachvollziehen, was Savannah durchmacht und wie sie sich bei diesem Wandel fühlt. Sie hat große Angst davor zu etwas zu werden, das sie nicht sein will, und im Grunde niemanden, an den sie sich wenden kann. Die positiven Veränderungen darf sie niemandem zeigen, um keinen Verdacht zu erregen, die negativen versteckt sie aus Furcht. Ständig muss sie auf ihr Verhalten, ihre Bewegungen und sogar ihren Blick achten und dass sie es einmal vergisst führt gleich dazu, dass sie sich letztlich sogar von ihrem Freund Greg trennen muss. Immerhin halten ihre Freundinnen, allen voran ihre liebenswerte beste Freundin Anne, zu ihr, obwohl auch ihnen die merkwürdigen Veränderungen an Savannah nicht entgehen. Sie kann ihnen zwar ebenfalls nicht die Wahrheit sagen, fühlt sich dank ihnen jedoch wenigstens nicht völlig allein gelassen.
Tristan weiß nicht, was mit Savannah geschieht bzw. vermutet zuerst andere Ursachen und versucht ihr ein wenig zu helfen, bringt sie beide damit aber in eine noch schwierigere Lage. Da die Handlung abwechselnd aus seiner Sicht und der von Savannah geschildert wird, wodurch man sich in beide Charaktere sehr gut hineinversetzen kann, weiß man, dass er kein falsches Spiel mit ihr treibt, sondern wirklich viel für sie empfindet, was ihn sehr sympathisch macht. Er will sich den Regeln des Clanns nicht länger unterordnen und sich von seiner früheren besten Freundin, die ihm nie gleichgültig wurde, fern halten, nur weil seine Eltern oder die Ältesten es von ihm verlangen. Er ahnt allerdings auch nicht, in welche Gefahr er sich in der Nähe von Savannah begibt, insbesondere weil es ihr ja bis zum Schluss nicht einmal selbst bewusst ist.
Da sie als Kinder so gut befreundet waren und einander selbst nach der aufgezwungenen Trennung nie vergessen konnten, ist ihre Liebe zueinander glaubwürdig und im Gegensatz zu Savannah hat man keine Zweifel an der Aufrichtigkeit von Tristans Gefühlen, denn er ist immun gegen ihren Blick und man kann ihre tiefe Verbundenheit spüren. Nur leider sind sie gezwungen ihre Familien zu belügen um zusammen zu sein, was vor allem Savannah zunehmend schwerer fällt, und dass Tristan sie offen verteidigt führt zu etlichen Auseinandersetzungen mit seinem besten Freund Dylan, der völlig machtbesessen ist und dadurch mehr und mehr zu einem Rivalen wird.
Die gemeinsamen Szenen von Tristan und Savannah sind süß, aber abgesehen von dem Hin und Her zwischen den beiden und Savannahs innerem Kampf mit sich selbst passiert in der Mitte des Buches nicht viel, wodurch die Handlung etwas schleppend wird. Nach der beinahe überwältigen Informationsflut zu Beginn muss man daher bis zum Ende warte, ehe wieder richtig Spannung aufkommt. Dafür geizt Melissa Darnell dann nicht damit und ab einem gewissen Zeitpunkt kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil man nun unbedingt wissen will, wie die Geschichte (vorläufig) endet. Auf Grund des eher unspektakulären Mittelteils hatte man mit solchen Wendungen nämlich nicht mehr gerechnet und ist überraschenderweise auf einmal völlig gefesselt.
Das Ende selbst lässt einen etwas zwiegespalten zurück. Die größte Gefahr ist gebannt – man muss sich also nicht vor einem Cliffhanger fürchten – und für den Augenblick scheint alles gut zu sein. Man weiß allerdings bereits, dass dieser Moment schon bald vorüber sein wird und man freut sich definitiv nicht auf das, was danach kommen wird. Die Fortsetzung wird man sich nach diesem Schluss trotzdem nicht entgehen lassen, denn man möchte natürlich wissen, wie es weiter geht und hofft, dass sich doch noch alles irgendwie zum Guten wenden wird.
Der Schreibstil von Melissa Darnell lässt sich angenehm und flüssig lesen. Ein wenig schade ist es nur, dass die Perspektiven von Savannah und Tristan sich oftmals nicht besonders deutlich voneinander unterscheiden und man daher manchmal gar nicht wüsste, aus wessen Blickwinkel eine Szene gerade geschildert wird, wenn es nicht an der Überschrift oder den Personalpronomen deutlich würde. Etwas irritierend und befremdlich ist zudem die Verwendung einer weiblichen Form des Wortes „Vampir“, also die Bezeichnung eines weiblichen Vampirs als „Vampirin“, was aber vermutlich nur an der Übersetzung liegt.
FAZIT
Herzblut – Gegen alle Regeln ist kein herausragender, aber immerhin ein recht solider Auftakt zu einer Serie, die noch viel Potenzial für die folgenden Bände bietet. Tristan und Savannah sind zwei sympathische Helden, deren Liebesgeschichte überzeugend ist und deren Schicksal einen durchaus interessiert. Trotz kleinerer Schwächen – das bezieht sich vor allem die mangelnde Spannung in der Mitte des Buches, die durch die aufregenden Ereignisse am Ende jedoch wieder wett gemacht wird – greift man daher früher oder später bestimmt auch zur Fortsetzung um zu erfahren, wie die Geschichte der beiden weitergeht.