Wer Porträt einer Spore mit der Erwartung liest nun endlich mehr über die Sporenkriege zu erfahren, wird hinterher maßlos enttäuscht sein, denn genau davon handelt diese Kurzgeschichte leider nicht, obwohl genau das einen als Leser der Serie besonders interessiert hätte.
An sich wäre das ja noch nichts schlimmes, aber dass diese Geschichte zur Hälfte von einer einzelnen, bakteriellen Spore handelt und darüber hinaus noch aus deren Sicht erzählt wird, lässt einen manchmal nur ratlos den Kopf schütteln. Möglicherweise lässt sich ja darüber streiten, doch wenn man auf diesem Gebiet kein Experte ist – und vielleicht sogar selbst dann – fällt es einem äußerst schwer zu glauben, dass eine Spore denken kann oder gar Gefühle hat oder, was das Ganze völlig ad absurdum führt, Gespräche mit ihrer Nachbar-Spore führt. Demzufolge kann man sich nicht wirklich in sie hinein versetzen und es interessiert einen auch nicht so richtig, wie es der kleinen Spore gerade geht. Immerhin handelt es sich dabei um eine zur Kriegsführung entwickelte biologische Waffe, die dazu bestimmt ist Menschen zu töten. Mitgefühl kommt da also nicht gerade auf.
Das Einzige, was diese Kurzgeschichte nicht zu einem kompletten Reinfall macht, sind die Szenen aus der Sicht von Barbara Woodland, der Mutter von Callie und Tyler. Da sie am Anfang von Starters bereits verstorben ist und man so nie die Gelegenheit bekommen hat, sie näher kennen zu lernen, ist es schön nun etwas mehr über sie zu erfahren. Man sieht, wie sehr sie ihre Kinder liebt und wie schwer es für sie ist mit der ganzen Situation umzugehen. Sie hat schreckliche Angst vor dem was kommt und würde ihre Kinder gern bestmöglich auf den Fall vorbereiten, dass sie vielleicht bald auf sich allein gestellt sind, will sie aber gleichzeitig vor dieser Angst beschützen und freut sich, dass sie im Gegensatz zu ihr noch in der Lage sind an etwas anderes als den Krieg und den bevorstehenden Sporenangriff zu denken. Deshalb kann sie ihrer Tochter auch nicht den Wunsch abschlagen eine Runde Minigolf zu spielen als sie zufällig an einer Anlage vorbei kommen, obwohl man sich lieber nicht länger als unbedingt nötig im Freien aufhalten sollte. Zumal sie sich nicht nur vor Sporen, sondern ebenso vor anderen Menschen in Acht nehmen müssen, weil man in diesen schweren Zeiten niemandem mehr trauen kann und diese Erfahrung müssen die Beiden innerhalb von nur wenigen Stunden gleich mehrfach machen.
Obwohl man weiß, dass es vergebens sein wird, hofft man, dass Barbara überlebt, doch das wird, wie man am Ende der Geschichte schmerzlich miterleben muss, natürlich nicht eintreten, denn ihr Mann hatte sich stur geweigert ihnen auf dem Schwarzmarkt den Impfstoff zu besorgen und so ist sie leider völlig schutzlos als die Spore schließlich – voller Stolz! – ihre Aufgabe erfüllt.
FAZIT
Porträt einer Spore ist eine Kurzgeschichte, die man sich getrost schenken kann, wenn man noch eine Alternative zur Hand hat, weil man lediglich Callies Mutter ein wenig kennen lernt, aber im Grunde rein gar nichts über die Sporenkriege erfährt, obwohl genau das interessant gewesen wäre.
Wer die Dilogie noch nicht gelesen hat, sollte lieber die Finger davon lassen, um keinen falschen Eindruck der Serie zu bekommen, die, im Gegensatz zu dieser Geschichte, nämlich wirklich lesenswert ist!