Wer hat den Schriftsteller entführt?
Autor Andreas Pittler nimmt seine Leser in das Wien von 1991 mit. Der Jugoslawienkrieg ist mit der Auflösung des Staatenbundes vor nicht allzu langer Zeit zu Ende gegangen. Als Nachbarland ist Österreich ...
Autor Andreas Pittler nimmt seine Leser in das Wien von 1991 mit. Der Jugoslawienkrieg ist mit der Auflösung des Staatenbundes vor nicht allzu langer Zeit zu Ende gegangen. Als Nachbarland ist Österreich Auffangbecken von ehemaligen Geheimdienstlern, Flüchtlingen aus allen Provinzen und Klein- bzw. Großkriminellen aus dem ehemaligen Ostblockstaat. Kleiner oder größerer Scharmützel finden unter den Augen der österreichischen Polizei und Nachrichtendienste statt, wobei jedes Mal über mögliche politischen Konsequenzen nachgedacht werden muss, wenn die Polizei eingreift. In vielen Fällen sind den offiziellen Ermittlern die Hände gebunden. Dann schlägt die große Stunde des englisch-stämmigen Privatermittler Henry Drake und seiner KOntakte.
Im vorliegenden zweiten Fall für Henry wird er ex-jugoslawische Schriftsteller Mladen Slovac aus seiner Wohnung entführt. Nachdem unklar ist, welche der rivalisierenden Gruppen hinter dem Verbrechen steht, klappert der übergewichtige Drake Vertreter von Serben, Kroaten und Bosniern ab. Unterstützt wird er von der charismatischen Andrina, die mit erotischen Aufnahmen ihren Lebensunterhalt verdient und der Polizistin Grete „Maggie“ Habib. Unerwartete Hilfe erhält er durch den ehemaligen Geheimdienstler Delic, der nach wie vor bestens vernetzt ist.
Wer steckt also hinter der Entführung des Schriftstellers, der eigentlich ohne nennenswertes Vermögen ist?
Meine Meinung:
Ein für mich eher ungewöhnlicher Krimi von Andreas Pittler. Als „Balkan-Krimi“ eingestuft spielt er doch mitten in Wien. Allerdings passt das ganz gut, denn wie jedermann in Österreich weiß, „fängt der Balkan beim Südbahnhof“ an.
Markant ist diesmal die derbe Umgangssprache, die aber perfekt zum Milieu passt, in der dieser Krimi angesiedelt ist: So wird herrlich geflucht. Drake raucht wie ein Schlot „Camel“. Die Männer nehmen Hochprozentiges in Form von Whisky und Slibowitz zu sich und sexistisches Verhalten ist stark verbreitet.
Ein wenig erinnert mich der Schreibstil an Raymond Chandler und seinen umtriebigen Privatdetektiv Philipp Marlowe.
Wie wir es von Historiker und Autor Andreas Pittler gewöhnt, sind, werden die geschichtlichen Hintergründe geschickt und subtil in die Handlung eingebaut.
Fazit:
Ein völlig anderer Krimityp von Andreas Pittler, dem ich gerne 4 Sterne gebe.