Geheimnisse rund um die Papstwahl
Seit dem 13. Jahrhundert wird der Papst im geheimen Konklave gewählt. Kaum ein Vorgang ist geheimnisvoller und von mehr Mythen umrankt, wie die Wahl des Oberhauptes der katholischen Kirche. Die Beteiligten ...
Seit dem 13. Jahrhundert wird der Papst im geheimen Konklave gewählt. Kaum ein Vorgang ist geheimnisvoller und von mehr Mythen umrankt, wie die Wahl des Oberhauptes der katholischen Kirche. Die Beteiligten müssen schweigen, sie werden zwar nicht mehr eingemauert, aber mit Brettern vernagelte Fenster, kein Telefon oder sonst eine Kommunikationsmöglichkeit bedeuten schon eine ziemliche Einschränkung. Doch die soll vor allem dazu dienen, in Einklang mit Gott, den richtigen Mann an die Spitze der Kirche zu wählen.
Nun ist es wieder einmal soweit. Der letzte Papst ist tot. Sofort werden die wahlberechtigten Kardinäle aus aller Welt nach Rom berufen, um sich zur Papstwahl einzufinden. Und schon gehen die Sondierungsgespräche los. Man will endlich wieder einen Italiener. Nach einem Polen, einem Deutschen und Argentinier ist es wieder an der Zeit, oder doch nicht? Während die ersten Allianzen geschmiedet hat, hat der Hauptorganisator des Konklaves, Jacopo Lomelli, alle Hände voll zu tun. Doch Lomelli ist nicht nur Kardinalbischof und damit selbst wahlberechtigter Kandidat für den Heiligen Stuhl, sondern auch noch Dekan des Kardinalskollegiums.
Als dann noch kurz vor dem ersten Wahlgang ein 118. Völlig unbekannter Kardinal auftaucht, flattern kurz die Nerven.
Zwischen jedem, der insgesamt 8 Wahlgängen tauchen Gerüchte auf. Jedes Mal ist ein aussichtsreicher Kandidat davon betroffen. Obwohl Lomelli keineswegs den Wunsch hat, Papst zu werden, rutscht er immer weiter die Liste hinauf. Der Zweispalt, in dem er steckt wird gut und ausführlich beschrieben. Seine innere Zerrissenheit und der Kampf gegen seine Zweifel machen ihn sympathisch.
Langsam aber sicher steuert das Konklave auf seinen Höhepunkt zu. Vor dem letzten Wahlgang erschüttern Terroranschläge Rom.
Trotz aller Abschottung bekommen dies die Kardinäle mit. Das beherzte Auftreten eines Kandidaten hilft den letzten Unentschlossenen, ihre Animositäten beizulegen und zu einem überraschenden Ergebnis zu kommen.
Meine Meinung:
Als Krimi oder gar Thriller würde ich dieses Buch jetzt nicht bezeichnen. Es ist ein durchaus spannender Roman, der in der nahen?) Zukunft spielt. Gut herausgearbeitet sind die intriganten Aktionen einiger Kandidaten. So gar nicht christlich, eher machtgierig und mafiös.
Allerdings versteht es der Autor das Procedere und die Zeremonien rund um die Abstimmung perfekt in Szene zu setzen. Auf gefühlvolle, aber dennoch spannende Weise schildert er uns den möglichen Ablauf einer Papstwahl.
Gut gefallen haben mir die vielen lateinischen Zitate, die elegant übersetzt werden und den Lesefluss nicht im mindesten behindern.
Immer wieder flicht Robert Harris die aktuellen Themen der katholischen Kirche wie Missbrauch, Homosexualität und/oder Frauenordinariat in die Diskussionen ein. Geschickt gemacht – so kann der Leser die Vielzahl der Kandidaten an den unterschiedlichen Meinungen leicht erkennen.
Fazit:
Ein fesselnder Roman, der den Leser Einblick in eine geheime Wahlzeremonie gibt.