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Veröffentlicht am 26.01.2018

"Der Raupen wundersame Verwandlung"

Maria Sibylla Merian
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Barbara Beuys hat mit ihrer Biografie über Sibylla Maria Merian eine Hommage an eine selbstbewusste Frau, Forscherin und Künstlerin geschaffen.

Wer ist sie nun die Sibylla Maria Merian, deren Nachname ...

Barbara Beuys hat mit ihrer Biografie über Sibylla Maria Merian eine Hommage an eine selbstbewusste Frau, Forscherin und Künstlerin geschaffen.

Wer ist sie nun die Sibylla Maria Merian, deren Nachname für zwei Verlage Pate steht? Den Merianverlag aus der Schweiz und den für seine faszinierenden Reiseführer bekannten Merian aus Deutschland.

Sibylla Maria ist die Tochter des Verlegers und Kupferstechers Matthäus Merian d. Ä.. Geboren 1647 in Frankfurt am Main. Ihr Stiefvater Jacob Marrel entdeckt und fördert ihr Zeichentalent. Bereits als Jugendliche beginnt sie Raupen zu erforschen. Diese Leidenschaft wird sie ihr Leben lang begleiten und in die Urwälder Surinams führen.

Sibylla Maria führt ein unkonventionelles Leben. Sie lebt unter anderem – getrennt von ihrem Ehemann, dem Maler Johann Andreas Graff, fünf Jahre lang mit ihrer Mutter und den gemeinsamen Töchtern in einer radikalen christlichen Kommune in Holland.
Sibylla Maria für den Verlag ihres Stiefvaters nach dessen Tod weiter. Sie gibt ihre Zeichnung von Blumen und Insekten zum Ausmalen und/oder als Stickvorlagen für die vornehmen Damen heraus. Sie unterrichtet Mädchen und Frauen im Zeichnen und Malen. Sibylla Maria Merian ist eine umsichtige und erfolgreiche Geschäftsfrau.


Meine Meinung:

Mit dieser Biographie, die penibel recherchiert ist, räumt die Autorin mit dem Mythos auf, dass Frauen im Barock nichts zu sagen hätte. Viele Zeitgenossinnen Sibylla Marias waren erfolgreich und geschäftstüchtig. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Frauen zum Aufputz der Männer und an Haus und Herd verbannt.

Die vielen Zitate warden durch jede Menge Facsimiles ergänzt.
Mit ihrem Buch „Der Raupen wunderbare Verwandlung“ gehört Maria Sibylla Merian zu den Begründern der modernen Insektenkunde. Ihr Buch über die „Surinamesischen Insekten“ machte sie endgültig berühmt.

Fazit:

Ich finde diese Hommage an die Insektenforscherin, Malerin und Geschäftsfrau Sibylla Maria Merian großartig. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Frauen im Widerstand

Sie waren Sand im Getriebe
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Dieser Sammelband bringt uns die Biographien von vier einzelnen Frauen und der sogenannten „Pfarrhauskette“ näher. Allen gemeinsam ist ein unverrückbarer Glaube an Gott und die Zivilcourage dem NS-Regime ...

Dieser Sammelband bringt uns die Biographien von vier einzelnen Frauen und der sogenannten „Pfarrhauskette“ näher. Allen gemeinsam ist ein unverrückbarer Glaube an Gott und die Zivilcourage dem NS-Regime Widerstand zu leisten.

Die Frauen sind:

Elisabeth von Thadden (hingerichtet 08.09.1944)
Edith Stein (ermordet 09.08.1942 in der Gaskammer)
Corrie ten Boom (1945 aus dem KZ befreit)
Katharina Staritz (1945 Flucht aus Breslau)

Zu jeder dieser Frauen gibt es eine Zusammenfassung ihres Werdegangs mit Zeittafel und einer Liste weiterführender Literatur.

In der „Pfarrhauskette“ leisten zahlreiche namentlich bekannte und auch unbekannte Frauen Widerstand, in dem sie verfolgten Juden Unterschlupf gewährten und/oder sie an andere Fluchthelfer weiterreichten. Nicht wenige dieser großartigen Frauen haben selbst Kopf und Kragen riskiert, um den Verfolgten zu helfen.


Meine Meinung:

Diese Sammelbiographie weckt das Interesse an bislang nicht so geläufigen Frauenbiographien, die dem Nazi-Terror trotzten.

„Welch eine Befreiung ist es, wenn man vergeben kann.“ (Coorie ten Boom)

Bewundernswert ist meiner Ansicht der starke Glaube dieser Frauen.

Fazit:

Ein kleines Buch, das nachdenklich macht. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Eine beeindruckende Biografie

Werner von Siemens
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Mit dieser Biographie hat der Autor Johannes Bähr ein umfassendes Werk zu Werner von Siemens (1816 – 1892) geschaffen.

In zwölf penibel recherchierten Kapiteln bringt uns Johannes Bähr das Leben von Werner ...

Mit dieser Biographie hat der Autor Johannes Bähr ein umfassendes Werk zu Werner von Siemens (1816 – 1892) geschaffen.

In zwölf penibel recherchierten Kapiteln bringt uns Johannes Bähr das Leben von Werner von Siemens näher.

Der Bogen spannt sich beginnend mit seiner Kindheit auf einem Landgut (das der Vater wegen finanzieller Schwierigkeiten aufgeben muss), seiner mittelprächtigen Schulkarriere und dem Eintritt in das Ingenieurkorps der Preußischen Armee.
Das Buch begleitet Werner von Siemens’ Lebensweg als Erfinder, als Gründer von Firmen, der manchmal am Scheitern nur ganz knapp vorbeischrammt. Wir erleben ihn als verantwortungsbewussten Clanchef, der sich um seine engere und weitere Familie kümmert. Allerdings werden vor allem die Brüder strategisch im späteren Firmengeflecht eingesetzt. Viel Entfaltungsspielraum haben sie dabei nicht.
Interessant ist, dass Werner von Siemens stets Aktiengesellschaften und ähnliches abgelehnt hat. Für ihn sind Banken „Halsabschneider“.

Werner von Siemens ist ein unermüdlicher Arbeiter. Wenn man die Entfernungen zwischen den einzelnen Niederlassungen (London, Berlin, St. Petersburg, Paris usw.) und die Transportmittel des 19. Jahrhunderts bedenkt, versteht man, dass wenig Zeit für ein Privatleben bleibt. Er heiratet spät (1852) Mathilde und auch hier innerhalb des großen Familienclans. Der Spruch „da bleibt alles in der Familie“ könnte von Siemens stammen. Erst im späten Lebensalter wird er 1869 eine zweite, eine Liebesheirat, mit Antonie (auch eine Verwandte) eingehen.

Der Mensch Werner von Siemens wird als geradlinig bis zur Sturheit beschrieben. Dazu noch weit blickend, wenn auch nicht alle seine Prognosen so eintreffen. z.B. dass ihn die 1883 in Berlin als Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektricität gegründete und wenige Jahre später in Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) umbenannte Firma überflügeln könnte, ist ihm niemals in den Sinn gekommen.

Als Werner von Siemens nobilitiert wird, ist ihm dies gar nicht recht. Doch anders, als bei ähnlichen Fällen, wurde er vorab nicht gefragt, sondern erhält das „von“ einfach zugestellt – ablehnen unmöglich.

Bei allem Geschäftssinn ist Werner von Siemens auch ein sozial denkender Mensch. So lässt er, nach dem Vorbild von Jakob Fuggers „Fuggerei“, Sozialwohnungen bauen, führt eine leistungsbezogene Bezahlung und ein Prämiensystem ein. Er gründet 1872 die „Pensions-, Witwen- und Waisenkasse“. Er reduziert die damals übliche Wochenarbeitszeit von 72 auf 54 Stunden.

„Mir würde das Geld wie glühendes Eisen in der Hand brennen, wenn ich den treuen Gehilfen nicht den erwarteten Anteil gäbe“.

Werner von Siemens betätigt sich auch politisch. Er befürwortet die Revolutionen 1848/49 und ist Mitbegründer u.a. des „liberalen Fortschrittvereins“ und der „Deutschen Fortschrittspartei (DFP)“.

Als Erfinder ist er daran interessiert, dass seine Ideen mittels Patent ausreichend lange geschützt sind. Er engagiert sich deshalb für einen einheitlichen (deutschen) Patentschutz. Bislang werden Patente vom König (manchmal) nach Gutdünken und entsprechendem Lobbying mit unterschiedlicher Dauer vergeben. Das von ihm entwickelte, bis heute gültige „Deutsche Patentgesetz“ trat 1877 mit marginalen Änderungen in Kraft.

Aus dem 1879, mit Heinrich von Stephan, gegründeten „Elektrotechnischen Verein“ wird dann die Studienrichtung „Elektrotechnik“ hervorgehen.

Meine Meinung:

Anhand der fast 7.500 Briefe, die von Werner von Siemens’ umfangreichen Schriftverkehr erhalten sind, Augenzeugenberichten und unter zu Hilfenahme von Siemens „Lebenserinnerungen“ erhalten wir Leser einen detaillierten Einblick in das Leben des Erfinders, Tüftlers, Geschäftsmanns und Familienmenschen.

Johannes Bähr schreibt sachlich und zitiert jede Menge Zeitgenossen. Eine Vielzahl von teilweise farbigen Abbildungen sowie ein dicker Anhang mit umfangreicher Quellenangabe vervollständigen diese gelungen Biographie. Einzig ein paar Mal ist mir ein nicht sauberer Zeilenumbruch aufgefallen (z. B. „wicht-igen“ S. 361)

Die Aufmachung und Ausstattung des Buches sehr hochwertig. In Leinen gebunden, mit einem stimmigen Schutzumschlag, das Werner von Siemens zeigt, verfügt es auch über ein Lesebändchen. Papier und Schrift sind auf die 576 Seiten perfekt abgestimmt. So ein Buch nehme ich gerne in die Hand.

Fazit:

Eine beeindruckende Biographie über einen beeindruckenden Mann. Dieses Buch hat satte fünf Sterne verdient.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Eine Reise in die Vergangenheit

Weißes Gold
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Der vollständige, etwas sperrige Titel lautet: „Weißes Gold: Die außergewöhnliche Geschichte von Thomas Pellow und das Schicksal weißer Sklaven in Afrika“

Anders als sonst üblich, wird hier weder Salz ...

Der vollständige, etwas sperrige Titel lautet: „Weißes Gold: Die außergewöhnliche Geschichte von Thomas Pellow und das Schicksal weißer Sklaven in Afrika“

Anders als sonst üblich, wird hier weder Salz noch Elfenbein als „Weißes Gold“ bezeichnet, sondern der Handel mit weißen Sklaven.

Wir befinden uns im Jahr 1716, als arabische Piraten das Mittelmeers beherrschen. Sie dringen bis nach England und Irland vor, überfallen die Küsten, rauben die Dörfer aus und versklaven jene Menschen, die sie nicht ermorden. Auch Handelsschiffe werden aufgebracht, die Ladung sowie Besatzung geraubt.

Einer dieser versklavten Engländer ist Thomas Pellow, der als Elfjähriger mit seinem Onkel zu See fährt und den Seeräubern in die Hände fällt.

Gemeinsam mit hunderten Christen wird er auf den Sklavenmärkten Marokkos verkauft. Sie alle landen im Haushalt von Sultan Mulai Ismael, einem Despoten, dem Menschen nichts bedeuteten. Wahllos lässt er Sklaven töten, manchmal, erledigt er das gleich selbst. Auch vor Familienmitgliedern macht seine Schreckensherrschaft nicht Halt. Er hält sich für einen begnadeten Architekten und sie schuften Thomas Pellow und seine Mitgefangenen unter schier unmenschlichen Bedingungen auf Baustellen von Straßen und Palästen.

Ein Großteil der Gefangenen stirbt an Krankheiten, Unterernährung und Folter. Unter der barbarischen Folter konvertieren viele zum Islam – so auch Thomas und verspielt damit die vage Möglichkeit, von der Englischen Krone zurückgekauft zu werden.

Wie Thomas Pellow die 23 Jahre seiner Gefangenschaft er- und überlebt, hat er selbst, nach seiner Flucht und Rückkehr nach England, in einem Bericht dargestellt. Der wurde jedoch lange Zeit als übertrieben abgetan.

Erst neuere Forschungen haben ergeben, dass rund eine Million Christen als „Weißes Gold“ in Nordafrika verkauft und versklavt wurden. Dort wo er viele Jahre seines Lebens verbringen muss, treffen die Welten von Islam und Christentum aufeinander, so wird dieses Buch aktuell und Geschichtsreise zugleich.

Autor Gilles Melton hat Pellows Lebensgeschichte mit anderen Augenzeugenberichten und Briefen ergänzt.

Interessant ist, dass sich Europäer (und Nordamerikaner) über den Handel mit weißen Sklaven empörten, aber gleichzeitig nichts dagegen hatten, Millionen von Schwarzafrikaner nach Übersee zu verkaufen ….

Veröffentlicht am 26.01.2018

"Soldat, alles wird gut!"

Wofür wir kämpfen
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Antje und Tino Käßner erzählen in diesem Buch wie der Einsatz Tinos in Afghanistan ihr Leben von Grund auf geändert hat. Schonungslos, in einfachen und bewegenden Worten.

Worum geht’s?

Tino Käßner, Stephan ...

Antje und Tino Käßner erzählen in diesem Buch wie der Einsatz Tinos in Afghanistan ihr Leben von Grund auf geändert hat. Schonungslos, in einfachen und bewegenden Worten.

Worum geht’s?

Tino Käßner, Stephan Deuschl und Armin Franz sind als Soldaten der Bundeswehr auf Friedensmission in Afghanistan. Sie sind sich ihres brisanten Auftrags bewusst. Trotzdem trifft das Befürchtete ein: Ihr gepanzertes Fahrzeug wird von einem Selbstmordattentäter angegriffen. Armin Franz ist sofort tot. Stephan und Tino schwerst verletzt und überleben, weil sie unmittelbar vor einem amerikanischen Stützpunkt Opfer des Anschlags werden. Und nur durch die sofortige Erstversorgung und die Rettungskette, die sie innerhalb weniger Stunden nach Deutschland bringt, kann ihr Leben gerettet werden. Beide Soldaten ringen tagelang mit dem Tod und als sie aus dem Koma erwachen, ist nichts mehr wie vorher. Tino musste der rechte Unterschenkel amputiert werden. Stephan hat beide Beine verloren.


Meine Meinung:

In diesem Buch kommen alle Betroffenen einzeln zu Wort. Wir erfahren die Biographien von Antje und Tino, von Stephan und seiner Frau Violetta.

Die Schilderung der Ungewissheit ob ihre Männer betroffen sind, ob sie überleben werden und wie sie die veränderte Lebenssituation aufnehmen werden, geht unter die Haut.

Deutlich wird die Belastung, denen die Soldatenfamilien ausgesetzt sind, klargemacht. Bei Auslandseinsätzen kann niemand sicher sein ob und in welchem körperlichen und vor allem seelischen Zustand die Soldaten wieder nach Hause kommen.
Genauso deutlich wird hervorgehoben, dass die Bevölkerung Deutschlands diese Einsätze eher gleichgültig betrachtet. Ja, manchmal werden die Soldaten als schießwütig und Rambos abqualifiziert. Greenpeace, die in Armin Franzs Testament als Universalerbe eingesetzt wurde, reagiert recht pikiert auf den unverhofften Geldsegen. Ein Soldat, der Gutes tut? Das hat mich, ehrlich gesagt, ziemlich erschreckt und auch wütend gemacht.

Dieses Buch ist keine Abrechnung mit den Einsätzen der Bundeswehr in Afghanistan. Es schildert nur deutlich, wie sich von einem Moment auf den anderen, die Lebensplanung von Grund auf ändern kann.

Als Käßner wenige Minuten nach dem Anschlag im OP der Amerikaner liegt, sagt ein amerikanischer Kamerad zu ihm gesagt: "Soldat, alles wird gut." (S. 20)