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Julia_Matos

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2018

Ein Werk, das berührt, zerstört, aufbaut, nachdenklich macht

Ein ganzes halbes Jahr
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Ich möchte nicht spoilern und meine Rezension darauf beschränken, welche Wirkung dieses Buch bei mir erzielt hat und weiterhin erzielt.
Während des Lesens – insbesondere am Ende - war ich emotional zutiefst ...

Ich möchte nicht spoilern und meine Rezension darauf beschränken, welche Wirkung dieses Buch bei mir erzielt hat und weiterhin erzielt.
Während des Lesens – insbesondere am Ende - war ich emotional zutiefst ergriffen, in einem Umfang wie es nur alle paar Jahre auftritt, und ich lese wirklich viel.
Ich habe „Ein ganzes halbes Jahr“ bereits vor zwei Jahren gelesen, aber es hallt immer noch nach.
Das Buch hat ein stigmatisiertes Thema salonfähig gemacht. Dank dieser Basis habe ich seitdem mit vielen Bekannten über angeführte Problemlagen und Lebenseinstellungen offen und kontrovers diskutieren können. Hierbei lässt es sich seinem Gegenüber näherkommen und zu wertvollen Reflektionen gelangen.
Mein Weltbild ist ein anderes geworden. Ich habe wertvolle Denkanstöße zu Selbstbestimmtheit, Selbstverwirklichung, Ich-selbst-sein, Kraft, Mut und Liebe mitgenommen und fühle mich ein kleines bisschen dankbarer, schlauer, reifer, toleranter, empathischer …
Ich möchte Jedem, der seinen Horizont erweitern und berührt werden will, das Lesen dieses Werkes empfehlen. Auch wenn es weh tut. Am besten unvoreingenommen vor dem Ansehen des Films und vor dem Lesen von Beurteilungen mit Spoilern.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Polarisierendes Thema spannend umgesetzt, wertvolle Denkanstöße inklusive

Der Tag der Engel
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Es werden erschreckend realistische Erkenntnisse zur Genforschung geboten sowie eindringliche Botschaften, die hängenbleiben. Gleichzeitig ein fesselnder Thriller mit vielschichtigen Charakteren, gut verständlich ...

Es werden erschreckend realistische Erkenntnisse zur Genforschung geboten sowie eindringliche Botschaften, die hängenbleiben. Gleichzeitig ein fesselnder Thriller mit vielschichtigen Charakteren, gut verständlich und flüssig lesbar.

Der Prolog ist packend, erschütternd und erzeugt Neugier auf die Zusammenhänge.
Im Folgenden lernt man John und Anna als Figuren mit Ecken und Kanten kennen und bekommt Einblick in weitere reizvolle und mysteriöse Innenansichten. Der verwendete personale Erzählstil ist gut durchstrukturiert und sorgt für Abwechslung. Bestimmte Aussagen ließen mich hellhörig und argwöhnisch werden und animierten mich zum Rätseln, was es mit den Protagonisten und ihren Beziehungen untereinander auf sich hat. Erfreulicherweise bleibt ein Schwarz-Weiß-Schema aus. Für meinen Geschmack hätte der Beginn noch spannender ausfallen können, wenn der Klappentext weniger vorwegnehmen würde.
Besonderes Lob verdient Kapitel 11, in dem Grundlagen zur Altersforschung sehr anschaulich dargestellt werden.
Während sich die erste Hälfte viel den Figuren widmet, steigt die Spannungskurve in der zweiten Hälfte kräftig an. Es treten diverse Wow-Effekte auf, die erschreckend realistisch sind. Kontroverse ethische und sozialpolitische Fragen werden aufgeworfen und dann teils beantwortet und teils der Einschätzung des Lesers überlassen. Obendrein eindrucksvoll, wie der Autor zwei auf den ersten Blick nicht zusammenpassende Themen, nämlich Gentechnik und Religion, miteinander verbindet.
Ich freue mich, gut unterhalten und um einige Kenntnisse und Denkanstöße reicher zu sein.
Dieses Werk hat Beachtung verdient und ist für einen großen Adressatenkreis geeignet.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Emotionale Reise in stimmungsvoller Atmosphäre

Winterjagd
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Nichts für sensible Gemüter. Man erhält krasse Einblicke in die Gedankenwelt des Psychopathen und eindringliche Schilderungen zur Leidensgeschichte und zur Gefühlswelt der im Mittelpunkt stehenden Figur ...

Nichts für sensible Gemüter. Man erhält krasse Einblicke in die Gedankenwelt des Psychopathen und eindringliche Schilderungen zur Leidensgeschichte und zur Gefühlswelt der im Mittelpunkt stehenden Figur Olivia. Angst, Schmerz, Selbstzweifel und Hoffnung werden gut transportiert. Dies schuf Sympathie für die Hauptfigur und ich fieberte mit.
Ich mag es gern, wenn mit Wechseln in der Erzählperspektive und mit Rückblenden gearbeitet wird. So auch hier. Keine Figur ist nur Statist, es gibt dramatische Hintergründe für das jeweilige Handeln, die stückchenweise offenbart werden. Jeder der sich verbindenden Handlungsstränge leistet einen wertvollen Beitrag zum Lesevergnügen. Man hat einen Wissensvorsprung und ein paar Details und Rollen lassen sich früh erahnen, aber Rätsel und unerwartete Wendungen halten den Spannungslevel hoch.
Beschreibungen zur Umgebung empfinde ich bei anderen Romanen oft als langatmig und störend. Hier ist spürbar, dass die Autorin etwas davon versteht, in das Setting einzusaugen. Olivias Liebe zu ihrem landschaftlich ansprechenden Zufluchtsort wird authentisch rübergebracht.
Man erlebt mit, wie der Showdown näherrückt. Die vorherrschende Atmosphäre ist bedrohlich und düster, wird von hoffnungsvollen und herzerwärmenden Momenten angenehm durchbrochen.
Es gibt eine Liebesgeschichte, die sich schön in die Handlung einfügt. Mir egal, ob das ein bisschen klischeehaft ist. Passenderweise wirkt dieses Element nicht zu dominant. Die aufkeimenden Gefühle werden so einfühlsam wiedergegeben, dass es für meinen Geschmack nicht zu sehr ins Kitschige oder Unglaubwürdige abrutscht.
Sprachlich keine hohe Literatur, dafür eingängig. Eine nicht ganz neue Idee wurde hier in Bezug auf Erzählstil und Aufbau von Emotionen und Spannung gelungen umgesetzt. Ein Roman, der Mut macht, sich selbst zu lieben und aus seiner Ausgangsposition das beste herauszuholen.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Herausragender Wortwitz, grandioser schwarzer Humor

Der Totengräbersohn: Buch 2
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Die Stärke dieser für mich dritten Reihe von Sam Feuerbach liegt nicht in seiner Innovation. Wer sich in Literatur und Film auskennt, wird Werke finden, die vielleicht als Inspiration dienten, z. B. Bartimäus, ...

Die Stärke dieser für mich dritten Reihe von Sam Feuerbach liegt nicht in seiner Innovation. Wer sich in Literatur und Film auskennt, wird Werke finden, die vielleicht als Inspiration dienten, z. B. Bartimäus, Ritter aus Leidenschaft, Game of Thrones. Aber stört mich das hier? Nicht wirklich. Sam Feuerbach hat viele eigene Ideen hinzugefügt und dem Gesamtkunstwerk Leben eingehaucht. Die herrlichen Wortspiele und der mit viel anspruchsvollem Zynismus versehene Schlagabtausch, den sich Farin und Ekel gedanklich liefern, lässt mich Alltagssorgen vergessen und einfach gut gelaunt sein. Man ist geneigt, sich ein paar sprachliche Wendungen zu markieren und zu merken, um sie im richtigen Moment mal auf seine Umwelt loszulassen.
Was ich gelungen finde, ist die Charakterzeichnung der beiden Hauptfiguren. War zunächst zwar Faszination, Mitgefühl und Interesse vorhanden, das Identifikationspotenzial aber lange gering, weil Farin und Aross ziemlich überzeichnet wirkten (Farin verschüchtert, Aross mega-taff und respektlos), entwickeln sie sich erwartungsgemäß allmählich in die richtige Richtung, auch wenn sie sich mit ihren neuen Rollen erst noch arrangieren müssen. Farin steht für seine Gefährten ein und beweist Mut. Aross schöpft Vertrauen zu einem sympathischen und geheimnisumwobenen Fremden, gewinnt an Empathie und konzentriert sich auf übergeordnete Ziele. Das Wechselspiel der zwischenzeitlich zusammengefundenen Handlungsstränge verspricht hier noch so einiges.
Besonders gut gefallen haben mir auch Farins Reise zu seinem Heimatdorf und seine diesbezüglichen emotionalen Reflektionen sowie die Szenen mit Emicho.
Das letzte Drittel lässt dann nochmal den Spannungslevel hochschnellen.
Ein bisschen langatmig ging es für meinen Geschmack im ersten Drittel zu. Da hätte ich mir weniger Beschreibungen zu bekannten mittelalterlichen Elementen, z. B. zum Ritterfest, und dafür mehr Komplexität bei Handlung, Fantasy-Elementen und Figuren gewünscht. Beispielsweise hatte ich gehofft, die Nebenfiguren, z. B. Plaudius und Drogdan, würden mehr Tiefe erhalten. Das fällt aber nicht so sehr ins Gewicht, dass es zum Sternabzug führt.
Ich hatte das Buch in Windeseile durch, habe das Lesen wieder genossen - insbesondere in Sachen Humor und Spannung - und jetzt wartet eine Leserin mit Vorfreude und Ungeduld auf den Abschlussband.
Ach so: Das Hörbuch kann bei solchen Dialogen nur echt genial sein. Das ist nur logisch.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Düster, mysteriös, spannend, gespickt mit Wortwitz und zynischem Humor

Der Totengräbersohn: Buch 1
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Im Vergleich zur Krosann-Saga erwachsener, düsterer und mysteriöser.
Sam Feuerbach brilliert erneut mit einem bildhaften Erzählstil, liebenswerten und hassenswerten Charakteren, Wortwitz, bissig-zynischem ...

Im Vergleich zur Krosann-Saga erwachsener, düsterer und mysteriöser.
Sam Feuerbach brilliert erneut mit einem bildhaften Erzählstil, liebenswerten und hassenswerten Charakteren, Wortwitz, bissig-zynischem Humor am laufenden Band und einer spannenden Rahmenhandlung.

Die Geschichte kommt im Band 1 mit wenigen Figuren und Schauplätzen aus, lässt sich einfach lesen.
Der Großteil des Romans wird aus Sicht des 18-jährigen Totengräbersohns Farin geschildert. Dieser sehnt sich nach mehr als seinem tristen Alltag. Sein Vater ist versoffen und einfältig, seine Mutter verstorben. Er hat weder weitere Verwandte noch Freunde, ist unglücklich verliebt und wird aufgrund des Berufes seines Vaters und seines eigenen Lehrberufes von anderen Bewohnern des Dörfchens Haufen herablassend behandelt - ähnlich wie Blinn aus der Krosann-Saga. Eine Gesellschaftskritik, die sich auch in die heutige Zeit übertragen ließe. Sein Leben stimmt traurig, was durch die Wiedergabe zynischer Gedankengänge abgemildert wird. Wie Karek aus der Krosann-Saga ist auch Farin intelligent, kombinationsstark und wird unterschätzt. Ich nehme an, dass Sam Feuerbach Farin zu Beginn absichtlich als sehr verschüchtert darstellt, damit er eine umso stärkere Persönlichkeitsentwicklung durchmachen kann. Es ist bereits absehbar, dass Farin eine zentrale Figur in einem das ganze Weltenreich betreffenden Abenteuer einnehmen wird.
Es kommen zwei weitere interessante Erzählperspektiven dazu, die für Abwechslung sorgen und tiefere Einblicke in die mittelalterliche Fantasiewelt gewähren. Aross: 13 oder 14, buchstäblich unter der Rute einer sadistischen und raffgierigen Waisenhausaufseherin in der Stadt Nabenstein (südlich gelegene Hauptstadt des Weltenreichs) aufgewachsen, kämpferisch und rotzfrech. Eine Mischung aus Krall und Oliver Twist in weiblich. Vigo: Erster Ritter des Königs Ekarius des Fünften, dessen Bedeutung im Gesamtgefüge zum Ende von Band 1 offenkundig wird.

Der Beginn gerät relativ lang, dafür wird aber auch viel Glaubwürdigkeit und Nähe zur Hauptfigur aufgebaut. Gut fand ich, dass Farins Vater nicht verteufelt wurde, sondern dass er eben das Produkt seiner Umwelt ist (Witwer, Stand in Dorfgemeinschaft) und auch seine positiven Momente hat. Farins Erlebnisse auf der Burg Sturmwacht im Norden des Weltenreichs empfand ich anfangs teils als nicht so innovativ und als wenig überraschend (z. B. Fehde mit Bessergestellten, Kampfunterricht), es wird dann aber zunehmend spannend (z. B. Emicho). Besonders habe ich die erfrischende Kommunikation mit Ekel geschätzt, die sich mal neckisch, mal anspruchsvoll, überwiegend zynisch-sarkastisch gestaltet. Fans von Nika aus der Krosann-Saga werden es mögen.

Grundsätzlich hätte ich mir eine noch komplexere Welt, mehr Magie, mehr Charaktere und mehr Rätsel, Irrungen und Wirrungen gewünscht. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Erneut habe ich besonders die Erzählweise und den Humor genossen, die mich schon bei der Krosann-Saga und der EchtzeiT-Trilogie in ihren Bann zogen. Figuren und Handlung versprechen eine interessante Weiterentwicklung.