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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2018

Krimi mit Sozialkritik

Kanzleimord
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Chefinspektor Cohn wird in seinem ersten Fall in die Kanzlei des Dr. Rothenberg gerufen. Der Rechtsanwalt und seine Haushälterin liegen ermordet in dem Haus hinter dem Reichratsgebäude.
Langsam und bedächtig ...

Chefinspektor Cohn wird in seinem ersten Fall in die Kanzlei des Dr. Rothenberg gerufen. Der Rechtsanwalt und seine Haushälterin liegen ermordet in dem Haus hinter dem Reichratsgebäude.
Langsam und bedächtig tastet sich der Chefinspektor durch den Fall, der ihn durch halb Wien führen wird.
Steinchen um Steinchen setzt er das Mosaik zusammen bis er tief in die Machenschaften des Dr. Rothenberg eindringt.
Nicht ist wie es scheint.

Meine Meinung:

„Kanzleimord“ von Gudrun Smole ist der Auftakt zu einer Krimi-Reihe mit Chefinspektor Cohn. Schauplatz ist das Wien am Ende des 19. Jahrhunderts.
Es gärt in der Millionen-Stadt. Die Ärmsten der Armen kämpfen in den Fabriken ums Überleben und die Reichen werden reicher und reicher.
Die Hausherren schikanieren ihre Mieter, die sich nur deswegen über Wasser halten können, dass sie die untertags nicht benötigten Schlafstellen an sogenannte „Bettgeher“ untervermieten.

Der Krimi zeigt das unschöne Gesicht der Kaiserstadt. Die Geschichte kommt unaufgeregt daher, d.h. es gibt keine Verfolgungsjagden sondern „nur“ akribische Ermittlungsarbeit, die von Chefinspektor Cohns Bauchgefühl beeinflusst werden. Die Charaktere sind fein herausgearbeitet und die Sprache der Zeit gut angepasst.

Fazit:

Mir hat dieser Kriminalfall, der auch eine Menge Sozialkritik beinhaltet, sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Auftakt einer neuen Krimiserie

Schwammerlsaison
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Wolfgang Pesec lockt seine Leser in die Wälder rund um Graz. “Schwammerl klauben” ist die Devise. Doch nicht allen passt das. Und schwupps, gibt es die erste Leiche, den pensionierten Politiker Dr. Dröster. ...

Wolfgang Pesec lockt seine Leser in die Wälder rund um Graz. “Schwammerl klauben” ist die Devise. Doch nicht allen passt das. Und schwupps, gibt es die erste Leiche, den pensionierten Politiker Dr. Dröster.

Revierinspektor Reiniger muss der Witwe die Todesnachricht überbringen und wird von ihr mit einem köstlichen Gughupf gelabt. Letztlich übernimmt die Kripo den Fall. In den Händen von Oberst Draxler und Major Spazierer, zwei interessanten Charakteren, scheint der Mord gut aufgehoben, bis es weitere Leichen gibt.

Die dritte im (Ermittler)Bunde ist Hilde Ranner, deren kompliziertes Privatleben für meinen Geschmack ein wenig zu viel Raum einnimmt.

Meine Meinung:

Schön sind die unterschiedlichen Charaktere gezeichnet. Lokale Besonderheiten und steirischer Schmäh Machen diesen Krimi leicht lesbar.
Das Glossar am Ende hilft allen jenen, denen die österreichichen bzw. Steirischen Ausdrücke nicht so geläufig sind, gut über die Runden.

Der Showdown am Ende geben dem Krimi noch einmal so richtig Gas.

Fazit:

Ein gelungener Auftakt zu einer neuen Krimireihe, deren zweiter Band “Maronizeit” demnächst gelesen wird. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

LIzzie Martin ermittelt wieder

Ein guter Blick fürs Böse
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Die Autorin Ann Granger nimmt ihre Leser mit ins Viktorianische London. Mitten im 19. Jahrhundert ist London eine Millionenstadt, in der sich nicht nur rechtschaffene Bürger, sondern auch allerlei Gauner, ...

Die Autorin Ann Granger nimmt ihre Leser mit ins Viktorianische London. Mitten im 19. Jahrhundert ist London eine Millionenstadt, in der sich nicht nur rechtschaffene Bürger, sondern auch allerlei Gauner, Obdachlose und Arme herumtreiben.

Wir begegnen zum vierten Mal Elizabeth Martin, verehelicht mit dem respektablen Benjamin Ross, seines Zeichens Ermittler beim legendären Scotland Yard. Lizzie, wie sie von ihrem Ehemann genannt wird, hat eine ausgeprägte Leidenschaft: Sie ermittelt für ihr Leben gern. Leider goutiert Bens Vorgesetzter, Superintendent Dunn, diese wie er meint, „unweibliche“ Neugier nicht und so muss Ben immer wieder Schelte für seine Frau entgegennehmen.

Worum geht’s in diesem Fall?

Der etwas ärmlich, aber dennoch als Gentleman erkennbare Thomas Tapley lebt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ehepaar Ross im Haus der Quäkerwitwe Mrs. Jameson als Untermieter. Man grüßt sich, doch ein näherer Kontakt besteht nicht.
Dann beobachtet Lizzie, die mit ihrem Dienstmädchen Bess spazieren geht, wie Tapley von einem Clown verfolgt wird. Wenig später wird Tapley in seinem Zimmer ermordet aufgefunden.

Ross wird mit der Mordermittlung beauftragt und Lizzie teilt ihre Erkenntnisse mit ihrem Mann.
Je weiter der Yard in die Familienverhältnisse des Ermordeten eindringt, desto mehr Geheimnisse treten zu Tage.

Wieso lebte Tapley in Armut, obwohl er Grundbesitzer war? Welche Rolle spielt die Französin, die eine Heiratsurkunde mit Tapley vorweisen kann? Wieso hat Tapley abermals geheiratet, obwohl er eigentlich andere Neigungen hatte? Und was ist mit Flora, seinem einzigen Kind aus erster Ehe, das seit dem frühen Tod der Mutter bei Jonathan Tapley, einem Cousin und seiner Frau lebt?
Der Fall nimmt an Brisanz zu als ein weiterer Mord geschieht.

Nach und nach Inspektor Ross enthüllt – mit tatkräftiger Unterstützung von Lizzie – weitere dunkler Familiengeheimnisse.

Meine Meinung:

Die Autorin gibt ihrem Krimi den klassischen Aufbau: Zuerst werden die Figuren vorgestellt, dann geschieht das Verbrechen.
Noch weiß der Leser nicht, wie sich die Geschichte entwickelt. Interessant und sehr spannend wechseln die Perspektiven. Einmal sehen wir den Fall aus Bens Sicht, das andere Mal aus Lizzies, weiblicher Sicht. Das ist überhaupt ein besonderer Kunstgriff, die weibliche Intuition einfließen zu lassen. Oftmals gibt Lizzie den entscheidenden Tipp, wenn die Ermittlungen stagnieren. Das gefällt mir gut. Lizzie kommt immer wieder ein wenig naseweis herüber, doch das lockert die steife, maskuline Welt im Viktorianischen London auf.
Gut beschrieben sind die Klassenunterschiede, die auch vor den Bediensteten nicht Halt machen, wenn der Butler, den Polizisten hochnäsig anweist, doch den Dienstboteneingang zu benützen.
Die Figuren sprechen die, der jeweiligen Schicht angepasste Sprache und wirken dadurch authentisch. Die Oberschicht kommt oft nicht gut weg. Lizzie hat die soziale Ader ihres Vaters geerbt und kümmert sich um Personen, die am Rande der Gesellschaft stehen. So verschafft sie dem Gassenjungen Joey eine Anstellung als Pferdebursch beim ehemaligen Preisboxer und nunmehrigen Fuhrwerksunternehmer Wally Slater.
Diese fein heraus gearbeiteten Klassenunterschied der Gesellschaft, lassen die damalige Zeit auferstehen.

Fazit:

Ein historischer Krimi, der die Scheinheiligkeit dieser Zeit gut wiedergibt. 4 Sterne

Veröffentlicht am 26.01.2018

Reise ins UNgewisse

Das Luftschiff
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Cay Rademacher ist bekannt für seine historischen Krimis, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Einig davon spielen in bzw. kurz nach der NS-Zeit. Gekonnt verknüpft er Fakten und Fiction.

Dieser hier ...

Cay Rademacher ist bekannt für seine historischen Krimis, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Einig davon spielen in bzw. kurz nach der NS-Zeit. Gekonnt verknüpft er Fakten und Fiction.

Dieser hier „Das Luftschiff“ ist in den Tagen der Katastrophe um die „Hindenburg“ angesiedelt.

Der Reporter Walter Jaeger ist an Bord des Luftschiffes „Graf Zeppelin“, das ihn und die anderen Passagiere von Rio de Janeiro nach Friedrichshafen bringen soll. Jaeger soll über die technische Errungenschaft berichten.


Unter den Reisenden befinden sich illustre wie geheimnisvolle Reisende. Da sind die Gestapo-Leute, ein amerikanisches Ehepaar mit Tochter und ein offensichtlich gefangener Mann sowie ein zweiter Journalist.
Man unterhält und amüsiert sich. Dann erhält der Kapitän den Funkspruch aus der Zeppelin-Reederei, die ihn über die Katastrophe in Lakehearst informieren.


Ob die „Graf Zeppelin“ in Gefahr ist? Die Crew ist sich nur einig, dass niemand davon erfahren darf.


Meine Meinung:

Die Idee hat mir wirklich gut gefallen. Immerhin gibt es ja zur Hindenburg-Katastrophe ja nach wie vor diverse Verschwörungstheorien.

Allerdings handeln einige Personen eher klischeehaft. Da ist zum einem die Tochter der Amerikaner, die es im Gewirr der Verstrebungen mit dem Steward treibt. Der alte Professor, der von der Gestapo nach Deutschland entführt wird. Oder die beiden Reporter.

Interessant finde ich die detailreiche Information rund um die Zeppeline selbst. Die Ab- und Anlegemanöver, die technischen Details, die auch ohne spezielles Fachwissen leicht lesbar sind. Die genaue Beschreibung der Inneneinrichtung, den Luxus für die Passagiere oder die doch spartanische Ausstattung für die Mannschaft. Das alles dürfen wir hautnah miterleben.

Großes Aufatmen als die „Graf Zeppelin“ sicher in Friedrichshafen landet. Die Gruppe der bunt zusammengewürfelten Reisenden driftet wieder auseinander. Interessant ist jedenfalls noch das Nachwort, in dem der weitere Lebensweg der Protagonisten erzählt wird.

Fazit:

Wer gerne historische Krimis aus der jüngeren Vergangenheit liest und auch ein wenig Verschwörungstheorien nachhängt, ist hier richtig. Gerne gebe ich 4 Sterne

Veröffentlicht am 26.01.2018

Ein nettes MItbringsel

Wilhelm von Humboldt
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Alexander und Wilhelm von Humboldt: Zwei sehr unterschiedliche Brüder. Der eine, Alexander, immer auf Achse und die Welt entdeckend, der andere, Wilhelm, zwar ebenfalls reisefreudig, doch noch innerhalb ...

Alexander und Wilhelm von Humboldt: Zwei sehr unterschiedliche Brüder. Der eine, Alexander, immer auf Achse und die Welt entdeckend, der andere, Wilhelm, zwar ebenfalls reisefreudig, doch noch innerhalb Europas, den Geisteswissenschaften zugetan.

Die Autorin Dorothee Nolte betrachtet in ihrem kleinen, aber feinen Buch, Wilhelm und sein Umfeld in zahlreichen Anekdoten und zeitgenössischen Kommentaren.

»Gelehrte zu dirigieren ist nicht viel besser, als eine Komödiantentruppe unter sich zu haben!«
Mit diesem flapsigen Ausspruch wollte er seine Ernennung zum Kultusminister ablehnen, doch konnte er sich dem Willen/Befehl des Königs von Preußen schwer widersetzen. Was macht Wilhelm also: Er krempelt das Bildungssystem um (Einige seiner Errungenschaften leben bis heute im Schulsystem fort.) und schafft sich damit auch keine Freunde.

Wilhelm ist ein vielbeschäftigter Mann, doch wird er zeitlebens wenige seiner Aufgaben wirklich zu Ende bringen. Schnell verliert er die Freude an einem Projekt.

Eine interessante Einstellung pflegt Wilhelm der Ehe gegenüber: Er ist mit seiner Gemahlin Caroline völlig d’accord, beiderseits Liebschaften zu tolerieren. Ja, ich hatte sogar den Eindruck, dass er dies sogar gefördert hat - diese Mènage à trois. Vielleicht um seinen eigenen Gedanken und Beschäftigungen nachzugehen? Immerhin ist die Mutter der Kinder eindeutig bekannt, bei den Vätern gibt es hin und wieder Zweifel.

In dieser Beziehung ist Wilhelm wohl ein Kind der Französischen Revolution, die er in Paris miterlebt.

Er pflegt Freundschaft mit Schiller und Goethe und ist zweimal Gesandter Preußens und Minister.

Meine Meinung:

Der Schreibstil ist flüssig, die Anekdoten gut ausgewählt.
Um sich ein umfassendes Bild von Wilhelm von Humboldt machen zu können, ist dieses Buch mit seinen nur 128 Seiten viel zu kurz. Als Auftakt, sich mit dem großen Gelehrten auseinandersetzen zu wollen, ist es jedenfalls gut geeignet.

Fazit:

Eine nette Anekdotensammlung, die bestimmt auch als Mitbringsel Anklang findet.