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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2018

Witzig bis skurril

Pratermonster
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Autor Max Kauer hat für seinen Debüt-Krimi einen recht unterhaltsamen Rahmen gewählt: den Wiener Wurstelprater.

Eine der dortigen Hauptattraktionen ist die Geisterbahn. Just in dieser findet ein Mitarbeiter ...

Autor Max Kauer hat für seinen Debüt-Krimi einen recht unterhaltsamen Rahmen gewählt: den Wiener Wurstelprater.

Eine der dortigen Hauptattraktionen ist die Geisterbahn. Just in dieser findet ein Mitarbeiter eine zerstückelte Leiche. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob das Geisterbahn-Monster – ein Mittelding zwischen Godzilla und dem Basilisken – sein Opfer in Stücke gerissen hätte. Doch auch für Peppi, das Monster, gilt – wie sonst für alle Politiker – die Unschuldsvermutung. Außerdem stellt sich die Frage: wer ist das Opfer?

Ein Fall für das eingespielte Ermittlerduo Carl Ford und Philipp Kossel. Die beiden wackeren Polizisten sind Teil einer neuen Sondereinheit, die alle möglichen und unmöglichen Kriminalfälle zu lösen hat.

Auf der Suche nach einer Erklärung machen Ford und Kossel die Bekanntschaft diverser russischer Klein- und Großganoven. Haben die etwas mit der zerstückelten Leiche zu tun? Wo ist der geheimnisvolle Warenin, dessen Namen die Leute nur flüsternd aussprechen?

Was weiß die Frau Ministerialrat Matuschek? Immer bestens informiert, ist sie eine staatstragende Persönlichkeit.

Fragen über Fragen die von Ford und Kossel beantwortet werden müssen. Mit an Slapstick erinnernden Methoden werden sie fündig. Mit von der Partie ist noch Lina, die Blumenverkäuferin, die beachtliche kriminalistische Talente besitzt und die die beiden Polizisten in Erstaunen versetzt. Als Carl Ford Linas Nachnamen “Nowak“ erfährt, fällt bei ihm der Groschen. Opa Nowak war einst ein bekannter und erfolgreicher Einbrecher.

Alles in allem ein witziger, ein bisweilen skurriler Krimi, der die Leser in Teile der Wienerstadt entführt, in die der gewöhnliche Tourist nur am Rande vorbeikommt.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Das große Schweigen
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Der Berner Staranwalt Ferdinand Boullié wird in seiner Kanzlei niedergestochen und lebensbedrohlich verletzt. Die augenscheinliche Täterin stürzt sich aus dem Fenster.
Primrose, des Staranwalts Tochter, ...

Der Berner Staranwalt Ferdinand Boullié wird in seiner Kanzlei niedergestochen und lebensbedrohlich verletzt. Die augenscheinliche Täterin stürzt sich aus dem Fenster.
Primrose, des Staranwalts Tochter, ist eine ehemalige Polizistin, die nun als Privatdetektivin zu ermitteln beginnt. Doch weder Primrose noch die Polizei kommen vorerst bei ihrer Arbeit weiter.
Als es weitere Opfer gibt, stellt sich erneut die Frage
nach dem WER? und dem WARUM? Liegt die Lösung des Falles in der Vergangenheit?

Die "Vergangenheit" hat in mir eine falsche Erwartungshaltung hervorgerufen. Ich dachte an eine Begebenheit während des 2. Weltkrieges und nicht aus der jüngeren Vergangenheit. Enttäuschung kommt aber deswegen keine auf.

Dieser Krimi ist das zweite Buch der Autorin. Wie wir es von ihr aus den anderen Krimis/Thrillern gewöhnt sind, ist auch „Das große Schweigen“ sehr spannend aufgebaut. Wie immer, nichts für Zartbesaitete und Liebhaber von sanften, elegischen Krimis. Hier regieren „Blood, Sweat and Tears“.

Die Charaktere haben Ecken und Kanten und sind auf ihre Weise liebenswert und gleichzeitig abschreckend.

Diesmal hat mich die Schweizer Rechtschreibung sehr gestört! Statt „ß“ wird hier ein Doppel„s“ geschrieben.
Also „liess“ satt „ließ“, Grösse“ statt „Größe“, „weiss“ statt „weiß“ und ziemlich missverständlich das Wort „Körpermasse“ (= 300 kg und unförmig) statt „Körpermaße“ (=90-60-90).

Für die oft extreme Spannung gibt es fünf Sterne, für die „ss/ß“ Problematik muss ich leider einen Stern abziehen, daher nur vier.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Krimi mit Sozialkritik

Kanzleimord
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Chefinspektor Cohn wird in seinem ersten Fall in die Kanzlei des Dr. Rothenberg gerufen. Der Rechtsanwalt und seine Haushälterin liegen ermordet in dem Haus hinter dem Reichratsgebäude.
Langsam und bedächtig ...

Chefinspektor Cohn wird in seinem ersten Fall in die Kanzlei des Dr. Rothenberg gerufen. Der Rechtsanwalt und seine Haushälterin liegen ermordet in dem Haus hinter dem Reichratsgebäude.
Langsam und bedächtig tastet sich der Chefinspektor durch den Fall, der ihn durch halb Wien führen wird.
Steinchen um Steinchen setzt er das Mosaik zusammen bis er tief in die Machenschaften des Dr. Rothenberg eindringt.
Nicht ist wie es scheint.

Meine Meinung:

„Kanzleimord“ von Gudrun Smole ist der Auftakt zu einer Krimi-Reihe mit Chefinspektor Cohn. Schauplatz ist das Wien am Ende des 19. Jahrhunderts.
Es gärt in der Millionen-Stadt. Die Ärmsten der Armen kämpfen in den Fabriken ums Überleben und die Reichen werden reicher und reicher.
Die Hausherren schikanieren ihre Mieter, die sich nur deswegen über Wasser halten können, dass sie die untertags nicht benötigten Schlafstellen an sogenannte „Bettgeher“ untervermieten.

Der Krimi zeigt das unschöne Gesicht der Kaiserstadt. Die Geschichte kommt unaufgeregt daher, d.h. es gibt keine Verfolgungsjagden sondern „nur“ akribische Ermittlungsarbeit, die von Chefinspektor Cohns Bauchgefühl beeinflusst werden. Die Charaktere sind fein herausgearbeitet und die Sprache der Zeit gut angepasst.

Fazit:

Mir hat dieser Kriminalfall, der auch eine Menge Sozialkritik beinhaltet, sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Auftakt einer neuen Krimiserie

Schwammerlsaison
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Wolfgang Pesec lockt seine Leser in die Wälder rund um Graz. “Schwammerl klauben” ist die Devise. Doch nicht allen passt das. Und schwupps, gibt es die erste Leiche, den pensionierten Politiker Dr. Dröster. ...

Wolfgang Pesec lockt seine Leser in die Wälder rund um Graz. “Schwammerl klauben” ist die Devise. Doch nicht allen passt das. Und schwupps, gibt es die erste Leiche, den pensionierten Politiker Dr. Dröster.

Revierinspektor Reiniger muss der Witwe die Todesnachricht überbringen und wird von ihr mit einem köstlichen Gughupf gelabt. Letztlich übernimmt die Kripo den Fall. In den Händen von Oberst Draxler und Major Spazierer, zwei interessanten Charakteren, scheint der Mord gut aufgehoben, bis es weitere Leichen gibt.

Die dritte im (Ermittler)Bunde ist Hilde Ranner, deren kompliziertes Privatleben für meinen Geschmack ein wenig zu viel Raum einnimmt.

Meine Meinung:

Schön sind die unterschiedlichen Charaktere gezeichnet. Lokale Besonderheiten und steirischer Schmäh Machen diesen Krimi leicht lesbar.
Das Glossar am Ende hilft allen jenen, denen die österreichichen bzw. Steirischen Ausdrücke nicht so geläufig sind, gut über die Runden.

Der Showdown am Ende geben dem Krimi noch einmal so richtig Gas.

Fazit:

Ein gelungener Auftakt zu einer neuen Krimireihe, deren zweiter Band “Maronizeit” demnächst gelesen wird. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

LIzzie Martin ermittelt wieder

Ein guter Blick fürs Böse
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Die Autorin Ann Granger nimmt ihre Leser mit ins Viktorianische London. Mitten im 19. Jahrhundert ist London eine Millionenstadt, in der sich nicht nur rechtschaffene Bürger, sondern auch allerlei Gauner, ...

Die Autorin Ann Granger nimmt ihre Leser mit ins Viktorianische London. Mitten im 19. Jahrhundert ist London eine Millionenstadt, in der sich nicht nur rechtschaffene Bürger, sondern auch allerlei Gauner, Obdachlose und Arme herumtreiben.

Wir begegnen zum vierten Mal Elizabeth Martin, verehelicht mit dem respektablen Benjamin Ross, seines Zeichens Ermittler beim legendären Scotland Yard. Lizzie, wie sie von ihrem Ehemann genannt wird, hat eine ausgeprägte Leidenschaft: Sie ermittelt für ihr Leben gern. Leider goutiert Bens Vorgesetzter, Superintendent Dunn, diese wie er meint, „unweibliche“ Neugier nicht und so muss Ben immer wieder Schelte für seine Frau entgegennehmen.

Worum geht’s in diesem Fall?

Der etwas ärmlich, aber dennoch als Gentleman erkennbare Thomas Tapley lebt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ehepaar Ross im Haus der Quäkerwitwe Mrs. Jameson als Untermieter. Man grüßt sich, doch ein näherer Kontakt besteht nicht.
Dann beobachtet Lizzie, die mit ihrem Dienstmädchen Bess spazieren geht, wie Tapley von einem Clown verfolgt wird. Wenig später wird Tapley in seinem Zimmer ermordet aufgefunden.

Ross wird mit der Mordermittlung beauftragt und Lizzie teilt ihre Erkenntnisse mit ihrem Mann.
Je weiter der Yard in die Familienverhältnisse des Ermordeten eindringt, desto mehr Geheimnisse treten zu Tage.

Wieso lebte Tapley in Armut, obwohl er Grundbesitzer war? Welche Rolle spielt die Französin, die eine Heiratsurkunde mit Tapley vorweisen kann? Wieso hat Tapley abermals geheiratet, obwohl er eigentlich andere Neigungen hatte? Und was ist mit Flora, seinem einzigen Kind aus erster Ehe, das seit dem frühen Tod der Mutter bei Jonathan Tapley, einem Cousin und seiner Frau lebt?
Der Fall nimmt an Brisanz zu als ein weiterer Mord geschieht.

Nach und nach Inspektor Ross enthüllt – mit tatkräftiger Unterstützung von Lizzie – weitere dunkler Familiengeheimnisse.

Meine Meinung:

Die Autorin gibt ihrem Krimi den klassischen Aufbau: Zuerst werden die Figuren vorgestellt, dann geschieht das Verbrechen.
Noch weiß der Leser nicht, wie sich die Geschichte entwickelt. Interessant und sehr spannend wechseln die Perspektiven. Einmal sehen wir den Fall aus Bens Sicht, das andere Mal aus Lizzies, weiblicher Sicht. Das ist überhaupt ein besonderer Kunstgriff, die weibliche Intuition einfließen zu lassen. Oftmals gibt Lizzie den entscheidenden Tipp, wenn die Ermittlungen stagnieren. Das gefällt mir gut. Lizzie kommt immer wieder ein wenig naseweis herüber, doch das lockert die steife, maskuline Welt im Viktorianischen London auf.
Gut beschrieben sind die Klassenunterschiede, die auch vor den Bediensteten nicht Halt machen, wenn der Butler, den Polizisten hochnäsig anweist, doch den Dienstboteneingang zu benützen.
Die Figuren sprechen die, der jeweiligen Schicht angepasste Sprache und wirken dadurch authentisch. Die Oberschicht kommt oft nicht gut weg. Lizzie hat die soziale Ader ihres Vaters geerbt und kümmert sich um Personen, die am Rande der Gesellschaft stehen. So verschafft sie dem Gassenjungen Joey eine Anstellung als Pferdebursch beim ehemaligen Preisboxer und nunmehrigen Fuhrwerksunternehmer Wally Slater.
Diese fein heraus gearbeiteten Klassenunterschied der Gesellschaft, lassen die damalige Zeit auferstehen.

Fazit:

Ein historischer Krimi, der die Scheinheiligkeit dieser Zeit gut wiedergibt. 4 Sterne