Ihr bisheriges Leben hinter sich lassen
Die Liebe zum Regenzumindest auf Zeit, das hat Vera im Sinn, als sie kurzerhand ein Angebot, als AuPair nach London zu gehen, annimmt. Und dabei ist sie schon Ende 50, zwar noch nicht im Oma-Alter, aber durchaus schon als ...
zumindest auf Zeit, das hat Vera im Sinn, als sie kurzerhand ein Angebot, als AuPair nach London zu gehen, annimmt. Und dabei ist sie schon Ende 50, zwar noch nicht im Oma-Alter, aber durchaus schon als reiferer Semester zu bezeichnen. So kommt ihr diese Offerte gerade recht. Sie kann für eine gewisse Zeit aus ihrem bisherigen Leben ausbrechen, Abstand von ihrem langjährigen Ehemann Gernot nehmen und das hat sie auch bitter nötig - zu viel Verwirrendes ist zuletzt passiert, sie muss einfach mal weg.
Und "weg", das heißt: hinein in ein neues Leben, in eines mit drei Mädchen und das, wo sie doch nie Mutter war! Jetzt hat sie eine im Teenageralter, eine darunter und dazu die kleine, quicklebendige Zoe, die noch nicht einmal zur Schule geht.
Ganz schön schwer, mit der neuen Situation klarzukommen, zumal sich der Vater der drei britischen Girls, Mr. Hastings, mehr als zurück hält. Überhaupt verhält sich die Familie ziemlich eigenartig, die Mutter scheint komplett verschwunden zu sein. Was ist also los und wird Vera mit der Situation zurechtkommen?
Ein ziemlich schräges, manchmal (zu) weit hergeholtes, in weiten Teilen aber sehr warmherziges und auch witziges Werk über Zusammenhalt, Einsamkeit, Verlorenheit, Zugehörigkeit und noch vieles andere!
Vera ist eigentlich eher der norddeutsche Typ und sieht alles - aus ihrer Sicht wird erzählt, ein bisschen reduziert, hat aber Humor und das Herz durchaus auf dem richtigen Fleck. Wenn sie sich denn einmal gefunden hat, denn auch sie ist verloren.
Mir hat die eher sparsame Erzählweise bis auf ein paar Passagen durchaus zugesagt, mir gefällt es auch, eine ältere Dame als AuPair werkeln zu sehen. Dabei kommt es durchaus zu der ein oder anderen überraschenden Situation wie auch zu manch gutem Spruch wie bspw.den, dass Vera ihre Ehe irgendwann mal wie ein Joghurt vorkommt, bei dem sich der Deckel bedrohlich wölbt - irgendwie abgelaufen (S. 273). Ob sie sich aber trennt, oder ob sich dieses Zitat auf frühere Zeiten bezieht, dass müssen Sie sich schon selbst erlesen! Ich finde, dieser Ausflug nach London lohnt sich durchaus und ist als Urlaubsbegleiter bestens geeignet - ob es nun nach London oder auch in wärmere Gefilde geht, das Herz des Lesers wird er auf jeden Fall erwärmen!