Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Tannenglühen
0

Strafverteidigerin Franziska Ferstl möchte sich mit Jahresende zur Ruhe setzen und mit ihrer geliebten Harley nach Südfrankreich düsen.
Doch der Tod an Anwaltspartner Siegfried Fürstenstein, der mit dem ...

Strafverteidigerin Franziska Ferstl möchte sich mit Jahresende zur Ruhe setzen und mit ihrer geliebten Harley nach Südfrankreich düsen.
Doch der Tod an Anwaltspartner Siegfried Fürstenstein, der mit dem Kabel der Weihnachtsbeleuchtung in der Kanzlei erdrosselt aufgefunden wird, macht diesem schönen Plan ein Ende. Nicht genug damit, wird der dritte Partner und Franziskas Freund, Maximilian Frank, als Hauptverdächtiger in Untersuchungshaft genommen.
Je tiefer Franziska in den Fall einsteigt, desto unübersichtlicher werden die Geschäfte des Opfers. Was hat der russische Oligarch mit der ganzen Sache zu tun? Was ist mit den Offshore-Geschäften? Welche Rollen spielen die nunmehrige Witwe Fürstenstein und Bianca Frank?

Franziska muss sich nicht nur mit einer Vielzahl von Verdächtigen sondern auch mit der Staatsanwältin Fucik sowie mit dem Ermittler Sutel herumschlagen.
Und auch privat will die Weihnachtsstimmung nicht aufkommen, macht ihr die Sorge um ihre Nichte schlaflose Nächte.

So rafft sich Franziska Ferstl auf und wirft all ihr taktisches Können in die Waagschale, um Maximilian aus den Fängen der Justiz zu retten.

Meine Meinung:

Wie wir es von Petra K. Gungl gewöhnt sind, sind ihre Kriminalfälle stets verzwickt. Nichts ist, wie es scheint. Es werden zahlreiche Spuren gelegt, die anfangs vielversprechend erscheinen, letztlich aber in einer Sackgasse münden.
Die Autorin weiß, worüber sie schreibt, hat sie doch selbst Jus studiert und bei Gericht gearbeitet.

Als Wienerin mag ich Gungls Schreibstil besonders, da er mit vielen Wiener Ausdrücken gespickt ist. Auch die Schauplätze sind mir wohl bekannt und ich werde nicht mehr durch die Rosenbursenstraße gehen können, ohne an „Tannenglühen“ zu denken.

Die Charaktere der handelnden Personen sind fein gezeichnet und der Plot sorgfältig ausgearbeitet. Die kriminalistische Auflösung des Falles ist elegant gelungen. Ich habe recht bald Motiv und dazugehörigen Täter vermutet, doch dieser Verdacht hat sich erst spät erhärtet.

Solche Krimis mag ich! Als Leser miträtseln, den Ermittlern ein wenig voraus zu sein, und zusehen, wie sie manchmal das Augenscheinliche nicht erkennen.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, dem ich gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 27.01.2018

EIndrucksvoll und einfühlsam

Trümmerkind
0

Dieser Krimi von Mechtild Borrmann beruht auf einer wahren Begebenheit. Im Nachkriegs-Hamburg von 1946/47 treibt im klirrend kalten Winter ein Mörder sein Unwesen. Vier Personen, darunter ein Kind werden ...

Dieser Krimi von Mechtild Borrmann beruht auf einer wahren Begebenheit. Im Nachkriegs-Hamburg von 1946/47 treibt im klirrend kalten Winter ein Mörder sein Unwesen. Vier Personen, darunter ein Kind werden ermordet und der oder die Täter niemals gefasst. Das bietet naturgemäß breiten Raum an Spekulationsmöglichkeiten, die die Autorin fesselnd zu nützen weiß.

Doch der Reihe nach:

Die fesselnde Story ist in mehrere Handlungsstränge geteilt. Der erste führt uns nach Hamburg im Winter 1946/47:

Der 14-jährige Hanno Dietz sucht Verwertbares in den Trümmern der zerstörten Stadt und findet ein ca. 3-jähriges Kind neben einer nackten Frauenleiche. Der gut gekleidete Bub wird von Hannos Mutter als eigenes Kind, namens Joost, aufgezogen, obwohl dadurch jede Menge Schwierigkeiten entstehen.

Ein weiterer Handlungsstrang bringt uns die Familie Anquist näher. Sie sind/waren Großgrundbesitzer in der Uckermark und wurden von den Russen vertrieben. Zuvor erleben sie noch mit, wie Flüchtlinge sich in ihrem Besitz breitmachen. Auch diese Geschichte spielt am Ende des Krieges bzw. danach.

Im gegenwärtigen Handlungsstrang laufen die Fäden der Vergangenheit zusammen und enthüllen so manches ekelhaftes Familiengeheimnis.

Meine Meinung:

Die Autorin nützt die Fakten, um ihre eigene Fiktion rundherum zu spinnen. Cay Radmachers „Trümmermörder“ nimmt sich diese Themas ebenso an. Mechtild Borrmann flicht eine hoch dramatische Familiengeschichte in dieses Verbrechen, das bis heute nicht aufgeklärt ist.
Detailliert, aber nicht voyeuristisch beschreibt sich die Lebensumstände der Protagonisten.
Elegant wird der Bogen von der Familiengeschichte der Dietz‘ und der Anquists in einen Krimi gespannt.
Die Charaktere sind fein herausgearbeitet und man nimmt den Figuren ihre Geisteshaltung ab.

Fazit:

Wer gerne Familiengeschichten liest, die in der Nachkriegszeit spielen und deren Handlungen Auswirkungen bis in die Gegenwart haben, ist hier genau richtig. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Toller Auftakt einer neuen Krimiserie

Der Mann, der nicht mitspielt
0

In seinem Serien-Auftakt rund um den Privatdetektiv Hardy Engel begeben wir uns in die Anfänge der Traumfabrik Hollywood, ins Jahr 1921.

Reinhard „Hardy“ Engel ein ehemaliger Polizist, desillusioniert ...

In seinem Serien-Auftakt rund um den Privatdetektiv Hardy Engel begeben wir uns in die Anfänge der Traumfabrik Hollywood, ins Jahr 1921.

Reinhard „Hardy“ Engel ein ehemaliger Polizist, desillusioniert aus dem verarmten Mannheim des Nachkriegsdeutschlands nach Amerika ausgewandert, ist als Schauspieler und Komiker gescheitert. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, verdingt er sich als Privatermittler und erhält auch gleich den Auftrag, das Filmsternchen Virginia Rappe zu finden. Auftraggeberin ist die charismatische, rothaarige Pepper Murphy, ebenfalls Schauspielerin, bei der allerdings nicht ganz klar ist, wann sie eine Rolle spielt und wann nicht.
Im Handumdrehen findet sich Hardy jedoch in einem bizarren Kriminalfall wieder: Er findet die abgängige Virginia mitten in einer rauschenden Party des bekannten Komikers Roscoe „Fatty“ Arbuckle, doch wenig später ist sie tot. Hardy glaubt nicht an einen natürlichen Tod und setzt mit seinen Nachforschungen eine Spirale von Machtkämpfen, Rufmord, richtigem Mord und Gewalt in Bewegung, die auch ihn in den Abgrund stürzen lassen …

Meine Meinung:

Autor Christof Weigold ist mir bislang nicht bekannt gewesen, obwohl er sich als Drehbuchautor bereits einen Namen gemacht hat. Dass er schreiben kann, ist augenscheinlich. Durch seine präzisen Beschreibungen, den perfekt strukturierten Plot und den gut angelegten Charakteren habe ich mich in das Hollywood der 1920er Jahre zurückversetzt gefühlt. In eine Zeit, in der nicht nur die Herstellung, der Vertrieb und Verkauf von Alkohol verboten ist und damit das organisierte Verbrechen fördert, sondern auch in der jede Art von Rauschgift konsumiert wird.

Alles was man über die Traumfabrik, deren Träume hauptsächlich auf Drogenkonsum aller Art, zurückzuführen sind, schon immer geahnt hat, wird hier dargelegt.
Machtgier, Korruption bei Polizei und Staatsanwaltschaft, Seilschaften und Verwicklungen in die Unterwelt – alles spielt hier eine große Rolle. Mitten drin, Hardy Engel, der beinahe alles verliert. Hardy erinnert ein wenig an Raymond Chandlers „Philipp Marlowe“, dem ebenso melancholischen wie moralischen Privatdetektiv, was aber der Spannung keinen Abbruch tut. Diese Ermittler sind in den letzten Jahren nicht allzu häufig anzutreffen gewesen.

Der Schreibstil ist flüssig, spannend und es kommt keine Minute Langeweile auf. Weigold legt gekonnt Spuren, verwirft sie im Handumdrehen wieder, um Hardy Engel auf eine andere (falsche) Fährte zu locken.

Wir erleben die Geschichte aus Hardys Sicht, zwanzig Jahre nach den Ereignissen. Immer wieder flicht der Autor Anmerkungen ein wie „damals war die Straße noch nicht gepflastert“

Auch die hochwertige Aufmachung des Buches passt perfekt in die Zeit. Fast ausschließlich in schwarz gehalten, strahlen nur die Scheinwerfer in den Nachthimmel. Ein wenig Gold lässt uns an die „Goldenen Zwanziger Jahre“ erinnern, die gar so golden gar nicht waren.

Auch der Titel ist eine schöne Metapher: Man kann ihn als völlig neutralen Satz interpretieren. Ein Mann spielt eben in einem Spiel, Theaterstück oder Film nicht mit. Punkt.
Oder aber, ein Mann entzieht sich dieser intriganten Machtspiele.

Fazit:

Mit Hardy Engel hat Christof Weigold eine charismatische Figur geschaffen, die auf weitere Fälle hoffen lässt. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Gustav Klimt - eine wunderbare Biografie.

Gustav Klimt
0


Am 06. Februar 2018 jährt sich der Todestag von Gustav Klimt zum 100. Mal. Ein Anlass, wieder einmal eine Biografie über diesen Maler zu lesen, der zu Lebzeiten polarisiert hat, dann lange in Vergessenheit ...


Am 06. Februar 2018 jährt sich der Todestag von Gustav Klimt zum 100. Mal. Ein Anlass, wieder einmal eine Biografie über diesen Maler zu lesen, der zu Lebzeiten polarisiert hat, dann lange in Vergessenheit geraten ist und erst ab 1985 wieder in das Rampenlicht der Öffentlichkeit geraten ist. Die unrühmliche Geschichte (und die Rolle Österreichs darin) um die Restitution einiger seiner Bilder an die Nachfahren seiner damaligen jüdischen Auftraggeber hat ein weltweites Interesse an Gustav Klimt und seinen Bildern hervorgerufen.

Wer war er nun? Das „Enfant Terrible“ der Wiener Kunstszene? Der Mann, der jene goldenen Bilder malte, die heute nahezu auf jedem Wien-Kalender zu sehen sind?

In zwanzig Kapiteln bringt uns das Autorenduo Leben und Werk des Künstlers näher.

Gustav wird am 14. Juli 1862 als ältester Sohn des aus Böhmen zugewanderten Goldgraveur Ernst Klimt und seiner Frau Ann Rosalia geboren. Die Familie lebt mit den Kindern, Gustav, Ernst jr., Georg und den Schwestern in eher ärmlichen Verhältnissen. Geld ist knapp und Geld wird im Leben Gustavs immer eine Rolle spielen: Es ist für ihn zum Ausgeben da. Später wird er große Summen verdienen und doch wird bei seinem Tod kaum Geld vorhanden sein. Er unterstützt beinahe jeden, der ihn um Geld bittet und wird entsprechend auch ausgenützt. Dennoch sieht er darüber hinweg und meint: „… Und lieber geb ich einmal einem Lumpen etwas, als dass ich am End einem wirklich Armen nix geben tät.“ (S.75)

Gustav Klimt wird in diesem Buch nicht über seiner Rolle als „Womanizer“ definiert wie in anderen Biografien, obwohl er eine charismatische Ausstrahlung auf Frauen hat. Ja, er hat Verhältnisse mit einigen seiner Modelle. Doch vieles davon ist ungesichert, manches erfunden.

Klimts Leben und Werk ist untrennbar mit dem jüdischen Großbürgertum in Wien des Fin de Siècle verbunden. Das spiegelt sich darin, dass er kaum Aufträge anderer Kunden erhält. Der Skandal der Bilder für die Medizinische Fakultät, zeigt einen sturen, geradlinigen Menschen. Klimt gibt Auftrag und Honorar an die Auftraggeber zurück, gleichwohl er sich damit verschuldet. Klimt nimmt danach keinen öffentlichen Auftrag mehr an – mit allen Konsequenzen.

Dieser geradlinigen Persönlichkeitsstruktur gehen die beiden Autoren nach und fördern bislang unbeachtetes Archivmaterial, Tagebücher und Zeitzeugenberichte zutage.

Klimt beschäftigt sich nicht nur mit den Frauenporträts seiner finanzkräftigen Auftraggeber, sondern studiert die japanische Kunst, die ihn nachhaltig beeinflusst.

Großer Raum wird auch dem Raub der Kunstwerke durch die Nazis eingeräumt (siehe Kapitel XX „Zur Rezeptionsgeschichte“). Interessant, dass Klimts Bilder als „geringwertig“, gerade nicht entartet, eingeschätzt werden. Angesetzte Preise von wenigen hundert Reichsmark lassen viele Bilder in der Versenkung verschwinden. Ein Monet wird z.B. auf 10.000 Reichsmark (=54.000,00 Euro) geschätzt, Klimts Bild „Mäda Primavesi“ auf 110/150 RM (= 600/800 Euro).

Tragisch, dass ein Großteil des Werkes von Gustav Klimt in den letzten Kriegstagen im Schloss Immendorf durch den Brand für immer verlorengehen.
Nicht ausgespart wird die unrühmliche Rolle der Republik Österreich bei der Restitution von Klimts Bildern an die Nachfahren der von den Nazis enteigneten jüdischen Familien.

Es mag wie ein Treppenwitz der Geschichte anmuten, dass die von den Nazis geringgeschätzten Werke Gustav Klimts heute bei Auktionen Höchstpreise erzielen.

Meine Meinung:

Mona Horncastle ist eine sehr ausführliche und anschauliche Biografie Gustav Klimts gelungen. Co-Autor Alfred Weidinger ist einer der besten Klimt-Kenner der Welt. Sie beleuchten die unbekannten Seiten Klimts und lassen uns in den Zeitgeist der Wiener Gesellschaft um 1900 eintauchen.
Sie begegnen Gustav Klimt auf Augenhöhe, abseits der vielen Klischees und Legenden, die sich um das Leben des großen Künstlers ranken.

Bemerkens- und erwähnenswert ist auch die großartige Aufmachung des Buches: Gebunden mit Lesebändchen und einem färbigen Blattschnitt – in Anlehnung an Klimts verschwenderische Verwendung von Blattgold in einem goldähnlichen Gelb gehalten. Auch der Schutzumschlag ist ein Eyecatcher, der in gelb und weiß, die für Klimt so typischen geometrischen Muster wiedergeben. Hohe Papierqualität, Lack- und Prägedruck ergänzen das auffallende Cover, das in seiner Haptik einen Genuss verspricht.

Fazit:

Eine wunderbare Biografie, die mit den diversen Legenden rund um den Künstler und Menschen Gustav Klimt aufräumt. Dieses Buch zählt für mich zu den Highlights der Biografien und eignet sich hervorragend als Geschenk. Ich gebe 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.


Veröffentlicht am 26.01.2018

Engel - gibt's die?

Der Engel von Graz
0

Das bekannte Freilichtmuseum Stübing ist Schauplatz diese vierten Kriminalfalls für Armin Trost. Eine Frau wird tot aufgefunden. Dem brutal zugerichteten und ausgeweidetem Leichnam fehlt das Herz.

Der ...

Das bekannte Freilichtmuseum Stübing ist Schauplatz diese vierten Kriminalfalls für Armin Trost. Eine Frau wird tot aufgefunden. Dem brutal zugerichteten und ausgeweidetem Leichnam fehlt das Herz.

Der kauzige Armin Trost ermittelt und stößt schon bald auf Parallelen zu historischen, steirischen Gewalttaten wie den „Herzerlfresser von Kindberg“. Und die Mordserie geht weiter.
Was bezweckt der Mörder? Will er Aufmerksamkeit erheischen?

"Das Böse ist ein in seiner Eitelkeit absolut durchschaubarer Charakter." (S.63)

Doch bis Armin das Böse durchschaut, steht er den Abgründen seiner eigenen Dämonen gegenüber. Der Angst seine Familie nicht beschützen zu können, den Kollegen Schulmeister nicht zu finden und für den Selbstmord von Schulmeisters Frau verantwortlich zu sein. All dies treibt ihn noch mehr an, obwohl er eigentlich schon längst seinen Dienst bei der Polizei quittieren hätte wollen. Der Pfad auf dem er wandelt ist denkbar schmal. Die Gefahr seine Familie für immer zu verlieren, recht groß.

Meine Meinung:

Robert Preis schreibt in einer äußerst präzisen Sprache und in einem außergewöhnlichen, detailreichen Schreibstil. Literarisch anspruchsvoll begleiten knappe prägnante Sätze die Geschichte.

Wie in allen anderen Krimis des Autors herrscht eine auffällig düstere Stimmung, die durch die widrigen Witterungsbedingungen mit heftigem Regen und starkem Wind unterstrichen wird.
Herrlich sind die undurchschaubaren, leicht skurril wirkenden Figuren, die die Geschichte noch absurder wirken lassen. Auch der Unterhaltungston ist anders als üblich. Die mehr oder weniger feinen und spitzen Bemerkungen den Wiener Kollegen gegenüber zeugen von tiefer Animosität zum „Wasserkopf“ Wien. Doch auch Grazer sind den übrigen Steirern gegenüber nicht gerade aufgeschlossen (und umgekehrt). Ich kann mich gut erinnern, als Österreich noch schwarze Autokennzeichen hatte, waren echte Grazer durch ein „G“ vor der Nummer und die übrige Steiermark durch ein „St“ zu erkennen. Die Häme, mit der Unfälle zwischen „G“s und „St“lern begleitet wurden, würde ganze Bücher füllen. So gesehen ist der schwarze Humor in Trosts Äußerungen durchaus passend.

Die Handlung ist von einer schaurigen Düsternis umgeben. Nicht nur die Morde oder die historischen Gewalttaten versetzen in diese Stimmung, sondern auch der Verlust seines spurlos verschwundenen Kollegen Johannes Schulmeister, unter dem Trost leidet und sein problematisches Familienleben.

Die Protagonisten sind präzise und vielschichtig erschaffen. Sie sind authentisch und niemals aalglatt. Jede Figur hat ein schweres emotionales Päckchen zu tragen und fast jede lechzt nach Anerkennung und Aufmerksamkeit. Auch Ängste spielen in dieser Geschichte eine maßgebliche Rolle, denen sich die Protagonisten stellen müssen. Viele Charaktere sind kauzig und eigenbrötlerisch, sie ecken damit überall an und wirken dadurch sehr authentisch.

Die Spannung begleitet das Buch kontinuierlich. Das Ende ist die Geschichte bis ins Detail schlüssig. Die letzte offene Frage wird hoffentlich in einem fünften Fall beantwortet: Wo ist Schulmeister? Was ist ihm zugestoßen?

Mein Fazit:

Wer Regional-Krimis mit einen gehobenen Schreibstil genießen will, ist hier richtig. Gerne gebe ich 5 Sterne.