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Veröffentlicht am 27.01.2018

Eine magische Mischmasch-Geschichte

Book of Lies
0

Allgemeines:

Titel: Book of Lies
Autor: Teri Terry
Verlag: Coppenrath (5. Juli 2016)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3649667525
ISBN-13: 978-3649667520
ASIN: B01H1U2ZMW
Originaltitel: Book of Lies
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: Book of Lies
Autor: Teri Terry
Verlag: Coppenrath (5. Juli 2016)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3649667525
ISBN-13: 978-3649667520
ASIN: B01H1U2ZMW
Originaltitel: Book of Lies
Seitenzahl: 400 Seiten
Preis: 13,99€ (Kindle-Edition)
17,95€ (Gebundene Ausgabe)
8,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:

"Was bin ich bereit, auf mich zu nehmen, um die Wahrheit zu erfahren?"


Quinn und Piper sind Zwillinge, doch sie sind sich noch nie begegnet. Erst als ihre Mutter bei einem tragischen Unfall stirbt, treffen sich die Schwestern auf der Beerdigung. Piper ist begeistert und fasziniert. Für sie ist Quinn der Schlüssel zu einem uralten Familiengeheimnis. Doch Quinn ist voller Misstrauen. Warum wurde sie ihr Leben lang von ihrer Schwester ferngehalten? Schlummert in ihr tatsächlich eine dunkle Seite, vor der sie ihre Mutter und Großmutter immer gewarnt haben? Ist sie eine Gefahr für Piper? Während Quinn ihre Vergangenheit hinter sich lassen will, vergräbt sich Piper immer tiefer in die Mythen und Prophezeiungen, die sich um ihre Familie ranken – und tritt damit ein Inferno los.


Bewertung:

"Was im Feuer begann, muss im Feuer enden."

Ich muss zu meiner großen Schande gestehen, dass dieses Buch schon seit über eineinhalb Jahren bei mir rumliegt. Nun habe ich es endlich geschafft, mich der Geschichte zu widmen und bin gleichermaßen ein wenig enttäuscht und begeistert. Teri Terry hat mich zuvor schon mit ihrer "Gelöscht"-Trilogie und "Mindgames" im Genre Science-Fiction, Dystopie begeistert. Als ich begann das Buch zu lesen dachte ich eigentlich, mich würde eine Art Thriller erwarten, dass dann aber Mysteriöses und Magisches in die Handlung mit einbezogen wurde, hat mich positiv überrascht.

"Sag die halbe Wahrheit überzeugend genug und alle glauben dir."

Das Cover ist ein wirklicher Eye-Catcher, auch wenn er durch das kräftige Rot und die heftigen Kontraste fast schon ein wenig zu aufdringlich wirkt. In typischer Teri Terry Manier sind mal wieder Gesichter zu sehen, hier die gegenläufig gespiegelten Gesichter zweier Mädchen, die sich mit ihren roten Haaren, ihrer hellen Haut, den blauen Augen und Sommersprossen unwahrscheinlich ähnlich sehen: Zwillinge. Im Rot ihrer Haare, die den Hintergrund bilden, steht in silbern schillernder, hervorgehobener Art der Titel in Großbuchstaben. Auch der schimmernde Buchrücken passt wunderbar ins Bild. Ohne das abnehmbare Cover ist das Buch schlicht blau. Ein ebenfalls blaues Lesebändchen und hübsch geformte Kapitelbeginne runden die Wirkung des Buches ab. Schade finde ich nur, dass die beiden Mädchen, die wohl Piper und Quinn darstellen sollen, eher aussehen wie 14 als 17.


Erster Satz: "Es gibt Dinge, die man lieber nicht tun sollte."


Nach einem sehr kurzen aber interesseweckenden Prolog beginnt die Geschichte mit diesem Satz Quinns, die sich damit darauf bezieht, die Beerdigung ihrer Mutter zu besuchen, die sie nie gekannt hat. Als sie dann in der Kirche auf Piper trifft, ist es, als würde ihr jemand den Spiegel vorhalten: die beiden Mädchen gleichen sich wie ein Ei dem anderen - sie müssen eineiige Zwillinge sein. Gleich nach der Geburt wurden sie voneinander getrennt. Während Piper behütet bei ihren Eltern aufgewachsen ist, einen wunderbaren Freundeskreis, ein Zuhause und mit Zak einen tollen Freund hat, der sie über alles zu lieben scheint, wuchs Quinn bei ihrer Großmutter, weit abseits der normalen Zivilisation im Moor auf. Sofort entwickelt sich zwischen den beiden ein unsichtbares Band, welches die Mädchen zusammenschweißt, während sie eine undefinierbare aus Lügen, Wahrheit, Vertrauen, und Misstrauen auseinander zu ziehen scheint. Während sich eine gewisse Hassliebe zu entwickeln scheint, ahnen sie noch nicht welch dramatische Folgen ihre Begegnung haben wird. Denn bereits vor langer Zeit wurde in den düsteren Wäldern von Dartmoor das Schicksal der Blackwood-Frauen besiegelt. Ein dunkles und mysteriöses Familiengeheimnis, was durch Quinn und Piper nun langsam ans Tageslicht kommt und das gegenseitige Vertrauen auf eine harte Probe stellt. Als die beiden dann auf "Das Buch der Lügen" stoßen, ihre verfluchte Erbschaft voll mit Geheimnissen und falschen Fährten, mit Hass und Liebe, mit verrückter Magie und Grausamkeit, gipfelt das gefährliche Spiel aus Lügen zu einem uralten Kampf, dessen Sieger die Wahrheit ist. Doch wer von den Beiden sagt die Wahrheit?


"Ich zittere, sehne mich nach Wärme, nach Leben.
Nach Liebe. (...) Was ist mir am wichtigsten? Keine Ahnung. Freiheit vielleicht. Oder so geliebt zu werden, wie ich bin. Mit den Fingern fahre ich über den Anhänger und auf einmal weiß ich es: die Wahrheit."


Die Geschichte an sich ist ganz wunderbar konstruiert: eine eigenwillige Story über Zwillinge, mit einer einzigartigen Verbindung. Äußerlich gleichen sie sich so sehr, dass nicht einmal Pipers Freund Zak oder ihr Vater sie auseinanderhalten kann, doch innerlich könnten sie nicht unterschiedlicher sein, denn ihre Großmutter hat schon bei ihrer Geburt festgestellt, dass eine von ihnen gut ist, die andere Böse. Als sie beiden Schwestern in Winchester aufeinander treffen, ist noch relativ wenig von der geheimnisvollen, magischen und düsteren Stimmung zu spüren, die das Buch später prägt. Sehr langsam und behutsam, man könnte es auch lahm nennen, startet die Story indem der Konflikt der beiden Mädchen, in dem sie sich befinden, als die jeweils andere in ihr Leben tritt, dargestellt wird.


„Wie kann jemand heutzutage keine Spuren in der Welt hinterlassen? Quinn muss ein Geist sein."


Teri Terry bedient sich einer abwechselnden Erzählung aus der Ich-Perspektive von Piper und Quinn, wodurch wir die Emotionen beider Mädchen verfolgen können.
Gerade am Anfang muss ich eindeutig kritisieren, dass die Unterschiede zwischen den Erzählungen der beiden Mädchen nur sehr dezent waren. Es wird das Gefühl entwickelt, die Geschichte von ein und derselben Person erzählt zu bekommen, was angesichts der Tatsache dass Quinn unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen ist, niemals eine Schule besucht hat und auch sonst im Umgang mit vielerlei alltäglichen Situationen überfordert sein müsste, ein wenig unrealistisch erschien. Ich hätte mir von Anfang an gewünscht, dass die beiden mehr voneinander abgegrenzt werden und auch die Frage, ob sie nun magische Kräfte besitzen oder nicht, eindeutiger geklärt wird. So bleiben die ersten 190 Seiten sehr schwammig und ohne dass eindeutige Informationen präsentiert werden bleibt auch die richtige Spannung erstmal aus.


„Ich habe das Gefühl, endlich aufgewacht zu sein und die Welt zum ersten Mal so zu sehen, wie sie wirklich ist. Und diese Erkenntnis ist so unglaublich, so unerwartet und so umfassend, dass sie mich für immer verändern wird. Was das genau für mich bedeutet, will ich aber gerade lieber nicht wissen."

Mit dem Wechsel des Schauplatzes in das einsame und stürmische Dartmoor wird die Handlung endlich konkreter und vieles, was lange im Dunkeln lag, beginnt ans Licht zu kommen. Teri Terry bedient sich der Volkssagen der Region rundum Dartmoor um ein mitreißendes, magisches, düsteres, blutiges, verfluchtes Bühnenbild zu schaffen, das einen mitreißenden Rahmen für den Plot kreiert. Tote im Moor, ein düsterer Wald voller alter Geheimnisse und Sagen, ein verlassenes Haus, eine bluthungrige Meute an verfluchten Hatzhunden: kurzum jede Menge Mystik, Legenden und düstere Familiengeheimnisse.


"Ihre Worte verfolgen mich: Die Dunkelheit wird mich finden. Und nun hat sie mich gefunden, bald wird sie ganz von mir Besitz ergreifen."


In all dem alltäglichen Geplänkel, in dem sich Piper sehr seltsam verhält und Quinn die neue Art zu leben zu genießen scheint, tauchten nur vereinzelt seltsame Andeutungen auf: Erinnerungen, Gedankenfetzen einer der beiden Mädchen, Familiengeheimnisse, die darauf hindeuten, dass Quinn gefährlich ist - nach der Geburt von Piper getrennt, um ihr nicht wehtun zu können. Piper ist lebensfroh, wunderbar und alle haben sie gern, doch während die Handlung einige Wendungen vollzieht und schließlich auch das Setting wechselt, wird langsam klar, dass Piper eigentlich diejenige ist, vor dem man sich in Acht nehmen muss...


"Im Dunkel erkenne ich rote Augen.
Wir sind gefangen.
Frieren.
Warten.
Hungrig, so schrecklich hungrig.
Bald sind wir frei."


Auf geheimnisvolle und verwirrende Art und Weise vermischt Teri Terry auch hier wieder mit bildgewaltigem, flüssigen und mitreißenden Schreibstil Wahrheit und Lügen, Gut und Böse und erschafft eine magische Mischmasch-Geschichte mit zwei Zwillingen, alten Familiengeheimnissen, Fantasy- und Psychothriller-Elementen und ganz vielen Lügen.


"Ich weine, weil sie mich trotz allem tröstet. Piper weiß über die Dunkelheit Bescheid und dennoch hält sie mich fest. Isobel hat das nie getan, Gran auch nicht. Nicht so."


Besonders ist jedoch vor allem die Beziehung der beiden Schwestern zueinander. Wie man es Zwillingen nachsagt verbindet sie beiden eine besondere Anziehungskraft, die man bis zum Ende der Geschichte nicht so ganz versteht. Als roter Faden zieht sich die Frage durch die Handlung, welche der beiden nun die Böse ist, was sich immer wieder zu drehen scheint, auch wenn schon fast zu Beginn offensichtlich ist, wie die Frage zu beantworten sein wird. Wunderbar fand ich, dass diese Frage jedoch im Laufe der Handlung ausgehoben wird, als ich Gut und Böse immer mehr vermischen. Sowohl Piper als auch Quinn spüren den Sog der Dunkelheit in sich, als sie in Dartmoor ankommen und Teil einer uralten, blutigen Jagd werden, doch welche der beiden kann sich davon lösen und welche geht unter? Durch diese Ungewissheit ist es schwer, zu einem der beiden Mädchen eine besondere Verbindung aufzubauen, auch wenn man ihre Gefühle und Gedanken kennt. Selbst diese scheinen irgendwann voller Lügen zu sein und eine wirklich Sympathie für eine der beiden zu hegen ist so sehr schwer. Beide bleiben ein Mysterium, sodass sich meine Zuneigung ganz auf den süßen Welpen Ness und Pipers charmanter Freund Zak beschränkten musste, auch wenn letzterer eine etwas undankbare Rolle zu spielen hat - belogen, manipuliert und ausgenutzt zu werden.


„Doch was ist mit den kleinen Lügen, mit denen wir anderen und uns selbst etwas vormachen? Irgendwann sind sie ein Teil von uns und bestimmen unsere Beziehungen zu anderen - unser eigener Mythos. Und das trifft auf jeden zu, nicht nur auf mich. Ohne Lügen fallen die Masken. Doch manche Masken sollten wir lieber aufbehalten - es ist besser für uns."


Das Ende ist dann episch und hochspannend und ein wirklich gelungener Abschluss der Geschichte, die sich von Anfang bis Ende immer weiter gesteigert hat. Am Schluss werden dann fast alle Fragen beantwortet und in einem ausführlichen Epilog wird dem ganzen Spuk ein Ende gesetzt.



Fazit:

Eine magische Mischmasch-Geschichte aus Wahrheit und Lügen, Gut und Böse mit zwei Zwillingen, alten Familiengeheimnissen, Fantasy- und Psychothriller-Elementen und ganz vielen Lügen.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Eine magische Mischmasch-Geschichte

Book of Lies
0

Allgemeines:

Titel: Book of Lies
Autor: Teri Terry
Verlag: Coppenrath (5. Juli 2016)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3649667525
ISBN-13: 978-3649667520
ASIN: B01H1U2ZMW
Originaltitel: Book of Lies
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: Book of Lies
Autor: Teri Terry
Verlag: Coppenrath (5. Juli 2016)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3649667525
ISBN-13: 978-3649667520
ASIN: B01H1U2ZMW
Originaltitel: Book of Lies
Seitenzahl: 400 Seiten
Preis: 13,99€ (Kindle-Edition)
17,95€ (Gebundene Ausgabe)
8,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:

"Was bin ich bereit, auf mich zu nehmen, um die Wahrheit zu erfahren?"


Quinn und Piper sind Zwillinge, doch sie sind sich noch nie begegnet. Erst als ihre Mutter bei einem tragischen Unfall stirbt, treffen sich die Schwestern auf der Beerdigung. Piper ist begeistert und fasziniert. Für sie ist Quinn der Schlüssel zu einem uralten Familiengeheimnis. Doch Quinn ist voller Misstrauen. Warum wurde sie ihr Leben lang von ihrer Schwester ferngehalten? Schlummert in ihr tatsächlich eine dunkle Seite, vor der sie ihre Mutter und Großmutter immer gewarnt haben? Ist sie eine Gefahr für Piper? Während Quinn ihre Vergangenheit hinter sich lassen will, vergräbt sich Piper immer tiefer in die Mythen und Prophezeiungen, die sich um ihre Familie ranken – und tritt damit ein Inferno los.


Bewertung:

"Was im Feuer begann, muss im Feuer enden."

Ich muss zu meiner großen Schande gestehen, dass dieses Buch schon seit über eineinhalb Jahren bei mir rumliegt. Nun habe ich es endlich geschafft, mich der Geschichte zu widmen und bin gleichermaßen ein wenig enttäuscht und begeistert. Teri Terry hat mich zuvor schon mit ihrer "Gelöscht"-Trilogie und "Mindgames" im Genre Science-Fiction, Dystopie begeistert. Als ich begann das Buch zu lesen dachte ich eigentlich, mich würde eine Art Thriller erwarten, dass dann aber Mysteriöses und Magisches in die Handlung mit einbezogen wurde, hat mich positiv überrascht.

"Sag die halbe Wahrheit überzeugend genug und alle glauben dir."

Das Cover ist ein wirklicher Eye-Catcher, auch wenn er durch das kräftige Rot und die heftigen Kontraste fast schon ein wenig zu aufdringlich wirkt. In typischer Teri Terry Manier sind mal wieder Gesichter zu sehen, hier die gegenläufig gespiegelten Gesichter zweier Mädchen, die sich mit ihren roten Haaren, ihrer hellen Haut, den blauen Augen und Sommersprossen unwahrscheinlich ähnlich sehen: Zwillinge. Im Rot ihrer Haare, die den Hintergrund bilden, steht in silbern schillernder, hervorgehobener Art der Titel in Großbuchstaben. Auch der schimmernde Buchrücken passt wunderbar ins Bild. Ohne das abnehmbare Cover ist das Buch schlicht blau. Ein ebenfalls blaues Lesebändchen und hübsch geformte Kapitelbeginne runden die Wirkung des Buches ab. Schade finde ich nur, dass die beiden Mädchen, die wohl Piper und Quinn darstellen sollen, eher aussehen wie 14 als 17.


Erster Satz: "Es gibt Dinge, die man lieber nicht tun sollte."


Nach einem sehr kurzen aber interesseweckenden Prolog beginnt die Geschichte mit diesem Satz Quinns, die sich damit darauf bezieht, die Beerdigung ihrer Mutter zu besuchen, die sie nie gekannt hat. Als sie dann in der Kirche auf Piper trifft, ist es, als würde ihr jemand den Spiegel vorhalten: die beiden Mädchen gleichen sich wie ein Ei dem anderen - sie müssen eineiige Zwillinge sein. Gleich nach der Geburt wurden sie voneinander getrennt. Während Piper behütet bei ihren Eltern aufgewachsen ist, einen wunderbaren Freundeskreis, ein Zuhause und mit Zak einen tollen Freund hat, der sie über alles zu lieben scheint, wuchs Quinn bei ihrer Großmutter, weit abseits der normalen Zivilisation im Moor auf. Sofort entwickelt sich zwischen den beiden ein unsichtbares Band, welches die Mädchen zusammenschweißt, während sie eine undefinierbare aus Lügen, Wahrheit, Vertrauen, und Misstrauen auseinander zu ziehen scheint. Während sich eine gewisse Hassliebe zu entwickeln scheint, ahnen sie noch nicht welch dramatische Folgen ihre Begegnung haben wird. Denn bereits vor langer Zeit wurde in den düsteren Wäldern von Dartmoor das Schicksal der Blackwood-Frauen besiegelt. Ein dunkles und mysteriöses Familiengeheimnis, was durch Quinn und Piper nun langsam ans Tageslicht kommt und das gegenseitige Vertrauen auf eine harte Probe stellt. Als die beiden dann auf "Das Buch der Lügen" stoßen, ihre verfluchte Erbschaft voll mit Geheimnissen und falschen Fährten, mit Hass und Liebe, mit verrückter Magie und Grausamkeit, gipfelt das gefährliche Spiel aus Lügen zu einem uralten Kampf, dessen Sieger die Wahrheit ist. Doch wer von den Beiden sagt die Wahrheit?


"Ich zittere, sehne mich nach Wärme, nach Leben.
Nach Liebe. (...) Was ist mir am wichtigsten? Keine Ahnung. Freiheit vielleicht. Oder so geliebt zu werden, wie ich bin. Mit den Fingern fahre ich über den Anhänger und auf einmal weiß ich es: die Wahrheit."


Die Geschichte an sich ist ganz wunderbar konstruiert: eine eigenwillige Story über Zwillinge, mit einer einzigartigen Verbindung. Äußerlich gleichen sie sich so sehr, dass nicht einmal Pipers Freund Zak oder ihr Vater sie auseinanderhalten kann, doch innerlich könnten sie nicht unterschiedlicher sein, denn ihre Großmutter hat schon bei ihrer Geburt festgestellt, dass eine von ihnen gut ist, die andere Böse. Als sie beiden Schwestern in Winchester aufeinander treffen, ist noch relativ wenig von der geheimnisvollen, magischen und düsteren Stimmung zu spüren, die das Buch später prägt. Sehr langsam und behutsam, man könnte es auch lahm nennen, startet die Story indem der Konflikt der beiden Mädchen, in dem sie sich befinden, als die jeweils andere in ihr Leben tritt, dargestellt wird.


„Wie kann jemand heutzutage keine Spuren in der Welt hinterlassen? Quinn muss ein Geist sein."


Teri Terry bedient sich einer abwechselnden Erzählung aus der Ich-Perspektive von Piper und Quinn, wodurch wir die Emotionen beider Mädchen verfolgen können.
Gerade am Anfang muss ich eindeutig kritisieren, dass die Unterschiede zwischen den Erzählungen der beiden Mädchen nur sehr dezent waren. Es wird das Gefühl entwickelt, die Geschichte von ein und derselben Person erzählt zu bekommen, was angesichts der Tatsache dass Quinn unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen ist, niemals eine Schule besucht hat und auch sonst im Umgang mit vielerlei alltäglichen Situationen überfordert sein müsste, ein wenig unrealistisch erschien. Ich hätte mir von Anfang an gewünscht, dass die beiden mehr voneinander abgegrenzt werden und auch die Frage, ob sie nun magische Kräfte besitzen oder nicht, eindeutiger geklärt wird. So bleiben die ersten 190 Seiten sehr schwammig und ohne dass eindeutige Informationen präsentiert werden bleibt auch die richtige Spannung erstmal aus.


„Ich habe das Gefühl, endlich aufgewacht zu sein und die Welt zum ersten Mal so zu sehen, wie sie wirklich ist. Und diese Erkenntnis ist so unglaublich, so unerwartet und so umfassend, dass sie mich für immer verändern wird. Was das genau für mich bedeutet, will ich aber gerade lieber nicht wissen."

Mit dem Wechsel des Schauplatzes in das einsame und stürmische Dartmoor wird die Handlung endlich konkreter und vieles, was lange im Dunkeln lag, beginnt ans Licht zu kommen. Teri Terry bedient sich der Volkssagen der Region rundum Dartmoor um ein mitreißendes, magisches, düsteres, blutiges, verfluchtes Bühnenbild zu schaffen, das einen mitreißenden Rahmen für den Plot kreiert. Tote im Moor, ein düsterer Wald voller alter Geheimnisse und Sagen, ein verlassenes Haus, eine bluthungrige Meute an verfluchten Hatzhunden: kurzum jede Menge Mystik, Legenden und düstere Familiengeheimnisse.


"Ihre Worte verfolgen mich: Die Dunkelheit wird mich finden. Und nun hat sie mich gefunden, bald wird sie ganz von mir Besitz ergreifen."


In all dem alltäglichen Geplänkel, in dem sich Piper sehr seltsam verhält und Quinn die neue Art zu leben zu genießen scheint, tauchten nur vereinzelt seltsame Andeutungen auf: Erinnerungen, Gedankenfetzen einer der beiden Mädchen, Familiengeheimnisse, die darauf hindeuten, dass Quinn gefährlich ist - nach der Geburt von Piper getrennt, um ihr nicht wehtun zu können. Piper ist lebensfroh, wunderbar und alle haben sie gern, doch während die Handlung einige Wendungen vollzieht und schließlich auch das Setting wechselt, wird langsam klar, dass Piper eigentlich diejenige ist, vor dem man sich in Acht nehmen muss...


"Im Dunkel erkenne ich rote Augen.
Wir sind gefangen.
Frieren.
Warten.
Hungrig, so schrecklich hungrig.
Bald sind wir frei."


Auf geheimnisvolle und verwirrende Art und Weise vermischt Teri Terry auch hier wieder mit bildgewaltigem, flüssigen und mitreißenden Schreibstil Wahrheit und Lügen, Gut und Böse und erschafft eine magische Mischmasch-Geschichte mit zwei Zwillingen, alten Familiengeheimnissen, Fantasy- und Psychothriller-Elementen und ganz vielen Lügen.


"Ich weine, weil sie mich trotz allem tröstet. Piper weiß über die Dunkelheit Bescheid und dennoch hält sie mich fest. Isobel hat das nie getan, Gran auch nicht. Nicht so."


Besonders ist jedoch vor allem die Beziehung der beiden Schwestern zueinander. Wie man es Zwillingen nachsagt verbindet sie beiden eine besondere Anziehungskraft, die man bis zum Ende der Geschichte nicht so ganz versteht. Als roter Faden zieht sich die Frage durch die Handlung, welche der beiden nun die Böse ist, was sich immer wieder zu drehen scheint, auch wenn schon fast zu Beginn offensichtlich ist, wie die Frage zu beantworten sein wird. Wunderbar fand ich, dass diese Frage jedoch im Laufe der Handlung ausgehoben wird, als ich Gut und Böse immer mehr vermischen. Sowohl Piper als auch Quinn spüren den Sog der Dunkelheit in sich, als sie in Dartmoor ankommen und Teil einer uralten, blutigen Jagd werden, doch welche der beiden kann sich davon lösen und welche geht unter? Durch diese Ungewissheit ist es schwer, zu einem der beiden Mädchen eine besondere Verbindung aufzubauen, auch wenn man ihre Gefühle und Gedanken kennt. Selbst diese scheinen irgendwann voller Lügen zu sein und eine wirklich Sympathie für eine der beiden zu hegen ist so sehr schwer. Beide bleiben ein Mysterium, sodass sich meine Zuneigung ganz auf den süßen Welpen Ness und Pipers charmanter Freund Zak beschränkten musste, auch wenn letzterer eine etwas undankbare Rolle zu spielen hat - belogen, manipuliert und ausgenutzt zu werden.


„Doch was ist mit den kleinen Lügen, mit denen wir anderen und uns selbst etwas vormachen? Irgendwann sind sie ein Teil von uns und bestimmen unsere Beziehungen zu anderen - unser eigener Mythos. Und das trifft auf jeden zu, nicht nur auf mich. Ohne Lügen fallen die Masken. Doch manche Masken sollten wir lieber aufbehalten - es ist besser für uns."


Das Ende ist dann episch und hochspannend und ein wirklich gelungener Abschluss der Geschichte, die sich von Anfang bis Ende immer weiter gesteigert hat. Am Schluss werden dann fast alle Fragen beantwortet und in einem ausführlichen Epilog wird dem ganzen Spuk ein Ende gesetzt.



Fazit:

Eine magische Mischmasch-Geschichte aus Wahrheit und Lügen, Gut und Böse mit zwei Zwillingen, alten Familiengeheimnissen, Fantasy- und Psychothriller-Elementen und ganz vielen Lügen. Trotz eines etwas verschlafenen Beginns sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 27.01.2018

Eine magische Mischmasch-Geschichte

Book of Lies
0

Allgemeines:

Titel: Book of Lies
Autor: Teri Terry
Verlag: Coppenrath (5. Juli 2016)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3649667525
ISBN-13: 978-3649667520
ASIN: B01H1U2ZMW
Originaltitel: Book of Lies
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: Book of Lies
Autor: Teri Terry
Verlag: Coppenrath (5. Juli 2016)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3649667525
ISBN-13: 978-3649667520
ASIN: B01H1U2ZMW
Originaltitel: Book of Lies
Seitenzahl: 400 Seiten
Preis: 13,99€ (Kindle-Edition)
17,95€ (Gebundene Ausgabe)
8,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:

"Was bin ich bereit, auf mich zu nehmen, um die Wahrheit zu erfahren?"


Quinn und Piper sind Zwillinge, doch sie sind sich noch nie begegnet. Erst als ihre Mutter bei einem tragischen Unfall stirbt, treffen sich die Schwestern auf der Beerdigung. Piper ist begeistert und fasziniert. Für sie ist Quinn der Schlüssel zu einem uralten Familiengeheimnis. Doch Quinn ist voller Misstrauen. Warum wurde sie ihr Leben lang von ihrer Schwester ferngehalten? Schlummert in ihr tatsächlich eine dunkle Seite, vor der sie ihre Mutter und Großmutter immer gewarnt haben? Ist sie eine Gefahr für Piper? Während Quinn ihre Vergangenheit hinter sich lassen will, vergräbt sich Piper immer tiefer in die Mythen und Prophezeiungen, die sich um ihre Familie ranken – und tritt damit ein Inferno los.


Bewertung:

"Was im Feuer begann, muss im Feuer enden."

Ich muss zu meiner großen Schande gestehen, dass dieses Buch schon seit über eineinhalb Jahren bei mir rumliegt. Nun habe ich es endlich geschafft, mich der Geschichte zu widmen und bin gleichermaßen ein wenig enttäuscht und begeistert. Teri Terry hat mich zuvor schon mit ihrer "Gelöscht"-Trilogie und "Mindgames" im Genre Science-Fiction, Dystopie begeistert. Als ich begann das Buch zu lesen dachte ich eigentlich, mich würde eine Art Thriller erwarten, dass dann aber Mysteriöses und Magisches in die Handlung mit einbezogen wurde, hat mich positiv überrascht.

"Sag die halbe Wahrheit überzeugend genug und alle glauben dir."

Das Cover ist ein wirklicher Eye-Catcher, auch wenn er durch das kräftige Rot und die heftigen Kontraste fast schon ein wenig zu aufdringlich wirkt. In typischer Teri Terry Manier sind mal wieder Gesichter zu sehen, hier die gegenläufig gespiegelten Gesichter zweier Mädchen, die sich mit ihren roten Haaren, ihrer hellen Haut, den blauen Augen und Sommersprossen unwahrscheinlich ähnlich sehen: Zwillinge. Im Rot ihrer Haare, die den Hintergrund bilden, steht in silbern schillernder, hervorgehobener Art der Titel in Großbuchstaben. Auch der schimmernde Buchrücken passt wunderbar ins Bild. Ohne das abnehmbare Cover ist das Buch schlicht blau. Ein ebenfalls blaues Lesebändchen und hübsch geformte Kapitelbeginne runden die Wirkung des Buches ab. Schade finde ich nur, dass die beiden Mädchen, die wohl Piper und Quinn darstellen sollen, eher aussehen wie 14 als 17.


Erster Satz: "Es gibt Dinge, die man lieber nicht tun sollte."


Nach einem sehr kurzen aber interesseweckenden Prolog beginnt die Geschichte mit diesem Satz Quinns, die sich damit darauf bezieht, die Beerdigung ihrer Mutter zu besuchen, die sie nie gekannt hat. Als sie dann in der Kirche auf Piper trifft, ist es, als würde ihr jemand den Spiegel vorhalten: die beiden Mädchen gleichen sich wie ein Ei dem anderen - sie müssen eineiige Zwillinge sein. Gleich nach der Geburt wurden sie voneinander getrennt. Während Piper behütet bei ihren Eltern aufgewachsen ist, einen wunderbaren Freundeskreis, ein Zuhause und mit Zak einen tollen Freund hat, der sie über alles zu lieben scheint, wuchs Quinn bei ihrer Großmutter, weit abseits der normalen Zivilisation im Moor auf. Sofort entwickelt sich zwischen den beiden ein unsichtbares Band, welches die Mädchen zusammenschweißt, während sie eine undefinierbare aus Lügen, Wahrheit, Vertrauen, und Misstrauen auseinander zu ziehen scheint. Während sich eine gewisse Hassliebe zu entwickeln scheint, ahnen sie noch nicht welch dramatische Folgen ihre Begegnung haben wird. Denn bereits vor langer Zeit wurde in den düsteren Wäldern von Dartmoor das Schicksal der Blackwood-Frauen besiegelt. Ein dunkles und mysteriöses Familiengeheimnis, was durch Quinn und Piper nun langsam ans Tageslicht kommt und das gegenseitige Vertrauen auf eine harte Probe stellt. Als die beiden dann auf "Das Buch der Lügen" stoßen, ihre verfluchte Erbschaft voll mit Geheimnissen und falschen Fährten, mit Hass und Liebe, mit verrückter Magie und Grausamkeit, gipfelt das gefährliche Spiel aus Lügen zu einem uralten Kampf, dessen Sieger die Wahrheit ist. Doch wer von den Beiden sagt die Wahrheit?


"Ich zittere, sehne mich nach Wärme, nach Leben.
Nach Liebe. (...) Was ist mir am wichtigsten? Keine Ahnung. Freiheit vielleicht. Oder so geliebt zu werden, wie ich bin. Mit den Fingern fahre ich über den Anhänger und auf einmal weiß ich es: die Wahrheit."


Die Geschichte an sich ist ganz wunderbar konstruiert: eine eigenwillige Story über Zwillinge, mit einer einzigartigen Verbindung. Äußerlich gleichen sie sich so sehr, dass nicht einmal Pipers Freund Zak oder ihr Vater sie auseinanderhalten kann, doch innerlich könnten sie nicht unterschiedlicher sein, denn ihre Großmutter hat schon bei ihrer Geburt festgestellt, dass eine von ihnen gut ist, die andere Böse. Als sie beiden Schwestern in Winchester aufeinander treffen, ist noch relativ wenig von der geheimnisvollen, magischen und düsteren Stimmung zu spüren, die das Buch später prägt. Sehr langsam und behutsam, man könnte es auch lahm nennen, startet die Story indem der Konflikt der beiden Mädchen, in dem sie sich befinden, als die jeweils andere in ihr Leben tritt, dargestellt wird.


„Wie kann jemand heutzutage keine Spuren in der Welt hinterlassen? Quinn muss ein Geist sein."


Teri Terry bedient sich einer abwechselnden Erzählung aus der Ich-Perspektive von Piper und Quinn, wodurch wir die Emotionen beider Mädchen verfolgen können.
Gerade am Anfang muss ich eindeutig kritisieren, dass die Unterschiede zwischen den Erzählungen der beiden Mädchen nur sehr dezent waren. Es wird das Gefühl entwickelt, die Geschichte von ein und derselben Person erzählt zu bekommen, was angesichts der Tatsache dass Quinn unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen ist, niemals eine Schule besucht hat und auch sonst im Umgang mit vielerlei alltäglichen Situationen überfordert sein müsste, ein wenig unrealistisch erschien. Ich hätte mir von Anfang an gewünscht, dass die beiden mehr voneinander abgegrenzt werden und auch die Frage, ob sie nun magische Kräfte besitzen oder nicht, eindeutiger geklärt wird. So bleiben die ersten 190 Seiten sehr schwammig und ohne dass eindeutige Informationen präsentiert werden bleibt auch die richtige Spannung erstmal aus.


„Ich habe das Gefühl, endlich aufgewacht zu sein und die Welt zum ersten Mal so zu sehen, wie sie wirklich ist. Und diese Erkenntnis ist so unglaublich, so unerwartet und so umfassend, dass sie mich für immer verändern wird. Was das genau für mich bedeutet, will ich aber gerade lieber nicht wissen."

Mit dem Wechsel des Schauplatzes in das einsame und stürmische Dartmoor wird die Handlung endlich konkreter und vieles, was lange im Dunkeln lag, beginnt ans Licht zu kommen. Teri Terry bedient sich der Volkssagen der Region rundum Dartmoor um ein mitreißendes, magisches, düsteres, blutiges, verfluchtes Bühnenbild zu schaffen, das einen mitreißenden Rahmen für den Plot kreiert. Tote im Moor, ein düsterer Wald voller alter Geheimnisse und Sagen, ein verlassenes Haus, eine bluthungrige Meute an verfluchten Hatzhunden: kurzum jede Menge Mystik, Legenden und düstere Familiengeheimnisse.


"Ihre Worte verfolgen mich: Die Dunkelheit wird mich finden. Und nun hat sie mich gefunden, bald wird sie ganz von mir Besitz ergreifen."


In all dem alltäglichen Geplänkel, in dem sich Piper sehr seltsam verhält und Quinn die neue Art zu leben zu genießen scheint, tauchten nur vereinzelt seltsame Andeutungen auf: Erinnerungen, Gedankenfetzen einer der beiden Mädchen, Familiengeheimnisse, die darauf hindeuten, dass Quinn gefährlich ist - nach der Geburt von Piper getrennt, um ihr nicht wehtun zu können. Piper ist lebensfroh, wunderbar und alle haben sie gern, doch während die Handlung einige Wendungen vollzieht und schließlich auch das Setting wechselt, wird langsam klar, dass Piper eigentlich diejenige ist, vor dem man sich in Acht nehmen muss...


"Im Dunkel erkenne ich rote Augen.
Wir sind gefangen.
Frieren.
Warten.
Hungrig, so schrecklich hungrig.
Bald sind wir frei."


Auf geheimnisvolle und verwirrende Art und Weise vermischt Teri Terry auch hier wieder mit bildgewaltigem, flüssigen und mitreißenden Schreibstil Wahrheit und Lügen, Gut und Böse und erschafft eine magische Mischmasch-Geschichte mit zwei Zwillingen, alten Familiengeheimnissen, Fantasy- und Psychothriller-Elementen und ganz vielen Lügen.


"Ich weine, weil sie mich trotz allem tröstet. Piper weiß über die Dunkelheit Bescheid und dennoch hält sie mich fest. Isobel hat das nie getan, Gran auch nicht. Nicht so."


Besonders ist jedoch vor allem die Beziehung der beiden Schwestern zueinander. Wie man es Zwillingen nachsagt verbindet sie beiden eine besondere Anziehungskraft, die man bis zum Ende der Geschichte nicht so ganz versteht. Als roter Faden zieht sich die Frage durch die Handlung, welche der beiden nun die Böse ist, was sich immer wieder zu drehen scheint, auch wenn schon fast zu Beginn offensichtlich ist, wie die Frage zu beantworten sein wird. Wunderbar fand ich, dass diese Frage jedoch im Laufe der Handlung ausgehoben wird, als ich Gut und Böse immer mehr vermischen. Sowohl Piper als auch Quinn spüren den Sog der Dunkelheit in sich, als sie in Dartmoor ankommen und Teil einer uralten, blutigen Jagd werden, doch welche der beiden kann sich davon lösen und welche geht unter? Durch diese Ungewissheit ist es schwer, zu einem der beiden Mädchen eine besondere Verbindung aufzubauen, auch wenn man ihre Gefühle und Gedanken kennt. Selbst diese scheinen irgendwann voller Lügen zu sein und eine wirklich Sympathie für eine der beiden zu hegen ist so sehr schwer. Beide bleiben ein Mysterium, sodass sich meine Zuneigung ganz auf den süßen Welpen Ness und Pipers charmanter Freund Zak beschränkten musste, auch wenn letzterer eine etwas undankbare Rolle zu spielen hat - belogen, manipuliert und ausgenutzt zu werden.


„Doch was ist mit den kleinen Lügen, mit denen wir anderen und uns selbst etwas vormachen? Irgendwann sind sie ein Teil von uns und bestimmen unsere Beziehungen zu anderen - unser eigener Mythos. Und das trifft auf jeden zu, nicht nur auf mich. Ohne Lügen fallen die Masken. Doch manche Masken sollten wir lieber aufbehalten - es ist besser für uns."


Das Ende ist dann episch und hochspannend und ein wirklich gelungener Abschluss der Geschichte, die sich von Anfang bis Ende immer weiter gesteigert hat. Am Schluss werden dann fast alle Fragen beantwortet und in einem ausführlichen Epilog wird dem ganzen Spuk ein Ende gesetzt.



Fazit:

Eine magische Mischmasch-Geschichte aus Wahrheit und Lügen, Gut und Böse mit zwei Zwillingen, alten Familiengeheimnissen, Fantasy- und Psychothriller-Elementen und ganz vielen Lügen. Trotz eines etwas verschlafenen Beginns sehr lesenswert!

Veröffentlicht am 01.01.2018

Ein kleines aber feines Comeback

Harry Potter und das verwunschene Kind. Teil eins und zwei (Bühnenfassung) (Harry Potter )
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Allgemeines:

Titel: Harry Potter und das verwunschene Kind
Autor: J.K. Rowling (und John Tiffany,‎ Jack Thorne)
Verlag: Carlsen (24. September 2016)
ISBN-10: 3551559007
ISBN-13: 978-3551559005
ASIN: ...

Allgemeines:

Titel: Harry Potter und das verwunschene Kind
Autor: J.K. Rowling (und John Tiffany,‎ Jack Thorne)
Verlag: Carlsen (24. September 2016)
ISBN-10: 3551559007
ISBN-13: 978-3551559005
ASIN: B01H746EXS
Seitenzahl: 336 Seiten
Originaltitel: Harry Potter and the Cursed Child Parts
Preis: 14,99€ (Kindle-Edition)
19,99€ (gebundene Ausgabe)


Inhalt:


Es war nie leicht, Harry Potter zu sein – und jetzt, als überarbeiteter Angestellter des Zaubereiministeriums, Ehemann und Vater von drei Schulkindern, ist sein Leben nicht gerade einfacher geworden.
Während Harrys Vergangenheit ihn immer wieder einholt, kämpft sein Sohn Albus mit dem gewaltigen Vermächtnis seiner Familie, mit dem er nichts zu tun haben will. Als Vergangenheit und Gegenwart auf unheilvolle Weise miteinander verschmelzen, gelangen Harry und Albus zu einer bitteren Erkenntnis: Das Dunkle kommt oft von dort, wo man es am wenigsten erwartet.


Bewertung:

Dieses Buch war natürlich für mich als Harry Potter Fan ein absolutes Muss, also habe ich es gleich gekauft, als es vor gut einem Jahr auf dem Markt erschien. Leider ist es aufgrund mangelnder Zeit und den vielen negativen Meinungen lange unangetastet auf meinem SuB liegen geblieben- was ich vor zwei Tagen endlich geändert habe. Die Spannbreite der Meinungen zu dieser nachfolgenden Geschichte zu DER Bestseller-Reihe schlechthin war riesig - von 0 Sternen bis zu 5 lassen sich in den Online-Welt jede Menge Verfechter finden. Auch wenn ich mit dieser Rezension ein ganzes Jahr am Hype vorbei treffe, hier noch kurz meine eigene Meinung, die wohl wie so oft irgendwo mittendrin liegt.

Die Gestaltung des Buches finde ich sehr ansprechend. Im Zentrum des in warmen Orange-, Braun-, Beige-Tönen gehaltenen Covers ist das Logo des Theaterstücks zu sehen: ein dunkel gefiedertes Nest aus Stöcken, dass ein zusammengekauertes Kind beherbergt. Auch die Gestaltung der Buchdeckel unter dem Einband sieht wunderschön aus - ganz schwarz mit demselben Logo als goldener Umriss. Wenn man den Buchdeckel aufschlägt zieren ein verschnörkelter Flügel und ein Farbverlauf die Innenseite der Buchdeckel. Leider wurde mir aber der Titel nicht so ganz klar. Dass der Roman nach der Reihe und dem Titelheld "Harry Potter" benannt werden musste, ist klar, aber die Unterüberschrift wirft bei mir Fragen auf. Vielleicht kann mir da jemand helfen: Wer zum Teufel ist das verwunschene Kind? Albus vielleicht, aber der ist ja nicht verwunschen? Delphi, aber die ist mit 20 Jahren kein Kind mehr? Ich verstehe es nicht Kritisieren muss ich auch, dass meiner Meinung nach zu viel auf dem Cover draufsteht. Die vielen Namen in verschiedenen Größen wirken zu unübersichtlich, womit ich gleich zum Inneren des Buches komme.


Erster Satz:
ALBUS: "Dad. Er sagt es andauernd."


Bevor ich mit der eigentlichen Bewertung beginne soll eines gesagt sein: Es ist nicht zu vergessen, dass wir es hier mit einem verschriftlichten Theaterstück zu tun haben. Das sollte man unbedingt beim Bewerten des Stils, der Handlung als auch allen anderen Kriterien im Kopf behalten und es nicht mit einem Roman vergleichen. Demnach ist der Plot in zwei Teile und 4 Akte eingeteilt, die jeweils in einzelne Szenen aufgespalten sind. Außer der wörtlichen Rede der Protagonisten und vereinzelten Regieanweisungen haben wir keine weiteren Anhaltspunkte, um der Handlung folgen zu können. Das ist natürlich zuerst nicht einfach und ein wenig gewöhnungsbedürftig, ich konnte aber schnell in die Geschichte einfinden.
Was mich an der Gestaltung jedoch durchweg gestört hat, ist die Nerv tötende Unübersichtlichkeit. Regieanweisungen, eingerückte, nicht eingerückte Sätze, kursiv, fett, Großbuchstaben, alles fliegt durcheinander über die Seite, sodass man schnell den Überblick verliert und sich sehr konzentrieren muss. Mir hätte eine konsequent linksgebundene Formatierung eher behagt.

Die Geschichte beginnt mit einer schon bekannten Szene: dem Bahnhof-Epilog des Siebten Teiles, in der Harry und Ginny ihre Kinder James, Lily und Albus zum Hogwarts-Express begleiten. So oft hatte ich mir gewünscht, noch ein wenig mehr Epilog bekommen zu können, nur noch ein paar Seiten und Informationen mehr - jetzt habe ich ein ganzes Buch bekommen - 300 Seiten Epilog zu "Harry Potter". Dass ich unglaublich gespannt auf die Geschichte war, ist denke ich klar.


"Und dann steigt ein Flüstern auf und senkt sich auf alle herab. Worte gesprochen von einer unverkennbaren Stimme. Der Stimme VOLDEMORTS...
Haaarry Pottttter..."


Der Plot an sich ist nicht unbedingt herausragend einfallsreich - eher ein gekonnter Mix aus altbekannten Motiven mit neuen Charakteren in einer anderen Zeit. Das ist natürlich ein großer Kritikpunkt, jedoch hatte ich auch nicht erwartet, dass die Geschichte mir etwas komplett Neues präsentiert, dafür war "Harry Potter" viel zu erfolgreich und ein Experiment zu waghalsig. Wenn man das Buch also als Art Epilog betrachtet (und das tue ich), dann erfüllt es genau das, was ich von ihm erwarte: es unterhält mich, proträtiert das Leben der Charaktere nach dem Ende der vorhergegangenen Geschichte und führt den Horizont des Lesers ein wenig weiter.

Wer jedoch auf eine vollwertige Fortsetzung der Harry-Potter-Reihe hofft, kann nur bitter enttäuscht werden. Weder Plot noch Erzählstil lassen sich mit den Romanen der Reihe vergleichen. Ich denke jedoch, dass der Hinweis, dass es sich hier um ein verschriftlichtes Theaterstück handelt, genügt um von dieser Erwartung absehen zu können und verstehe somit die viele Kritik nicht so ganz. Verblüffend wie viele Leser nicht in der Lage sind zu lesen. Wer ein Skript eines Theaterstückes kauft, bekommt – ja tatsächlich – das Skript eines Theaterstückes und eben keinen neuen Potter-Roman. Und das Theaterstücke einer eigenen Logik folgen, andere Dramaturgie besitzen, einen eigenen Erzählstil verwenden müssen ist ja eigentlich logisch. Deshalb sollte man dieses Buch auf keinen Fall an einem Roman messen und es dafür verurteilen, keine Fortsetzung zu sein.


DELPHI: "Albus braucht dich, Scorpius. Und das ist etwas Wundervolles."
SCORPIUS: "Er braucht mich - wozu?"
DELPHI: "Genau das ist die Frage, nicht wahr? Das ist Freundschaft."


Ich stimme jedoch allen kritischen Stimmen zu, dass durch Theaterform das Aufbauen einer Bindung zu den Charakteren deutlich erschwert wird und außerdem einfach die typische magisch-düster-ausführliche Atmosphäre der Welt fehlt, in die mich Harry Potter Bücher sonst immer versetzen. Um das spüren zu können fehlen der Geschichte einfach Details. Das ist zum Teil der Dialogform geschuldet, aber auch die reine Handlung geht sehr schnell und oberflächlich vorbei. Ich könnte mir vorstellen, dass das auf der Bühne, wo es ja eigentlich hingehört, schon wieder ganz anders aussieht. Die Details sind dann Interpretation der Schauspieler, Gefühle können besser erfasst werden, die Handlung bekommt noch mal eine ganz andere Ebene.

Trotz dieser Tatsachen, die man auf die ein oder andere Weise bewerten kann, ist die Story unanfechtbar spannend und gut ausgearbeitet. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, die ganzen Charaktere wieder zu sehen und neue kennenzulernen. Neunzehn Jahre nach der Reihe ist Harry Potter erwachsen und seine beiden Kinder, James und Albus, besuchen mittlerweile Hogwarts. Doch gerade Albus hat große Probleme, da er die Berühmtheit seines Vaters als Last sieht und darunter zu zerbrechen droht. Sowohl seine schulischen Leistungen als auch sein Verhältnis zu seinem Vater leiden darunter. Zusammen mit seinem besten Freund Scorpius Malfoy will Albus sich nach einem schlimmen Streit beweisen, in dem er sein eigenes Abenteuer erlebt und einem Vater sein Kind zurück bringt. Als die beiden dabei die Vergangenheit versehentlich umschreiben und somit die Zukunft komplett verändern, droht Voldemort wieder zurückzukommen und der Frieden der Welt liegt ein weiteres Mal in den Händen eines Potters...


ALBUS: "Ich wünschte nur, du wärst nicht mein Vater."
HARRY: "Tja, und es gibt Augenblicke, da wünschte ich, du wärst nicht mein Sohn."


Mit diesem kurzen Wortwechsel wird das Vater-Sohn-Problem, das hier auftaucht eigentlich ganz gut dargestellt. Anders als Harry, hat Albus einen Vater und einen ganz berühmten noch dazu. Doch statt glücklich zu sein, fühlt er sich unter Druck gesetzt und nicht wahrgenommen. Die bei entfremden sich immer mehr, bis Harry irgendwann nicht mehr weiß, wie er seinen Sohn erreichen kann. Ich finde den Konflikt der beiden sehr authentisch dargestellt, auch wenn Harry manchmal etwas trottelig da steht und das schwer in das Bild passt, dass die vorhergegangene Reihe von ihm zeichnet.

Wenn man sich auf diese Geschichte vollkommen einlässt und akzeptiert, dass es kein Nachfolger sein will, sondern einfach nur eine kurzweilige Entführung ins Harry-Potter-Universum, kann man durchaus sehr viel Spaß haben. Um die alten Charaktere noch einmal zu treffen, Neues über sie zu erfahren und eine Art Alternativausgang zur Schlacht um Hogwarts präsentiert zu bekommen, lohnt sich das Lesen dieses Buches oder Ansehen des Theaterstücks auf jeden Fall. Besonders gut hat mir gefallen wie dargestellt wurde, welche Kleinigkeiten wie die Vergangenheit beeinflussen können und wie die Welt aussehen würde, wenn Harry Potter Voldemort nicht besiegt hätte. Die dargestellte Welt war sowohl kreativ als auch verstörend. Auch die Darstellung der einzelnen Charaktere, die in den verschiedenen Versionen der Zukunft ganz andere Rollen einnehmen, hat mir gut gefallen. So sehen wir zum Beispiel Hermine einmal als Lehrerin, als Untergrundkämpferin und als Zaubereiministerin. Herzergreifend war auch dass die Leser Hass-Liebe Nummer 1 Severus Snape noch einmal einen Auftritt als tragischer Held bekommt und wenigstens in einer Parallelzukunft eine angemessene Rolle zu spielen hat.

Am Ende geht natürlich alles noch einmal gut - auch wenn alles ziemlich schnell und einfach aufgelöst wird - und die Geschichte bleibt für mich als schöner, abgeschlossener Epilog zurück.

Zum Abschluss noch eine schöne Lebensweisheit Dumbledores:

DUMBLEDORE: "Harry, in dieser chaotischen, emotionalen Welt wird es nie eine perfekte Antwort geben. Perfektion ist der Menschheit nicht gegeben und der Zauberei auch nicht. Jeder leuchtende Glücksmoment enthält auch einen Tropfen Gift: das Wissen, das der Schmerz zurückkommen wird. Sei ehrlich zu denen, die du liebst und zeige deinen Schmerz. Zu leiden ist so menschlich, wie zu atmen."


Fazit:

Eine kleine aber feine Comeback-Reise von Gleis 9 3/4 über Hogwarts bis nach Godrick´s Hollow - J. K. Rowling schrieb hier keinen 8. Harry-Potter-Roman, aber für Fans ein wunderbarer und spannender Einblick in die Welt nach Harrys heldenhafter Schlacht gegen Voldemort.

Veröffentlicht am 01.01.2018

Ein kleines aber feines Comeback

Harry Potter und das verwunschene Kind. Teil eins und zwei (Special Rehearsal Edition Script) (Harry Potter)
1

Allgemeines:

Titel: Harry Potter und das verwunschene Kind
Autor: J.K. Rowling (und John Tiffany,‎ Jack Thorne)
Verlag: Carlsen (24. September 2016)
ISBN-10: 3551559007
ISBN-13: 978-3551559005
ASIN: ...

Allgemeines:

Titel: Harry Potter und das verwunschene Kind
Autor: J.K. Rowling (und John Tiffany,‎ Jack Thorne)
Verlag: Carlsen (24. September 2016)
ISBN-10: 3551559007
ISBN-13: 978-3551559005
ASIN: B01H746EXS
Seitenzahl: 336 Seiten
Originaltitel: Harry Potter and the Cursed Child Parts
Preis: 14,99€ (Kindle-Edition)
19,99€ (gebundene Ausgabe)


Inhalt:


Es war nie leicht, Harry Potter zu sein – und jetzt, als überarbeiteter Angestellter des Zaubereiministeriums, Ehemann und Vater von drei Schulkindern, ist sein Leben nicht gerade einfacher geworden.
Während Harrys Vergangenheit ihn immer wieder einholt, kämpft sein Sohn Albus mit dem gewaltigen Vermächtnis seiner Familie, mit dem er nichts zu tun haben will. Als Vergangenheit und Gegenwart auf unheilvolle Weise miteinander verschmelzen, gelangen Harry und Albus zu einer bitteren Erkenntnis: Das Dunkle kommt oft von dort, wo man es am wenigsten erwartet.


Bewertung:

Dieses Buch war natürlich für mich als Harry Potter Fan ein absolutes Muss, also habe ich es gleich gekauft, als es vor gut einem Jahr auf dem Markt erschien. Leider ist es aufgrund mangelnder Zeit und den vielen negativen Meinungen lange unangetastet auf meinem SuB liegen geblieben- was ich vor zwei Tagen endlich geändert habe. Die Spannbreite der Meinungen zu dieser nachfolgenden Geschichte zu DER Bestseller-Reihe schlechthin war riesig - von 0 Sternen bis zu 5 lassen sich in den Online-Welt jede Menge Verfechter finden. Auch wenn ich mit dieser Rezension ein ganzes Jahr am Hype vorbei treffe, hier noch kurz meine eigene Meinung, die wohl wie so oft irgendwo mittendrin liegt.

Die Gestaltung des Buches finde ich sehr ansprechend. Im Zentrum des in warmen Orange-, Braun-, Beige-Tönen gehaltenen Covers ist das Logo des Theaterstücks zu sehen: ein dunkel gefiedertes Nest aus Stöcken, dass ein zusammengekauertes Kind beherbergt. Auch die Gestaltung der Buchdeckel unter dem Einband sieht wunderschön aus - ganz schwarz mit demselben Logo als goldener Umriss. Wenn man den Buchdeckel aufschlägt zieren ein verschnörkelter Flügel und ein Farbverlauf die Innenseite der Buchdeckel. Leider wurde mir aber der Titel nicht so ganz klar. Dass der Roman nach der Reihe und dem Titelheld "Harry Potter" benannt werden musste, ist klar, aber die Unterüberschrift wirft bei mir Fragen auf. Vielleicht kann mir da jemand helfen: Wer zum Teufel ist das verwunschene Kind? Albus vielleicht, aber der ist ja nicht verwunschen? Delphi, aber die ist mit 20 Jahren kein Kind mehr? Ich verstehe es nicht Kritisieren muss ich auch, dass meiner Meinung nach zu viel auf dem Cover draufsteht. Die vielen Namen in verschiedenen Größen wirken zu unübersichtlich, womit ich gleich zum Inneren des Buches komme.


Erster Satz:
ALBUS: "Dad. Er sagt es andauernd."


Bevor ich mit der eigentlichen Bewertung beginne soll eines gesagt sein: Es ist nicht zu vergessen, dass wir es hier mit einem verschriftlichten Theaterstück zu tun haben. Das sollte man unbedingt beim Bewerten des Stils, der Handlung als auch allen anderen Kriterien im Kopf behalten und es nicht mit einem Roman vergleichen. Demnach ist der Plot in zwei Teile und 4 Akte eingeteilt, die jeweils in einzelne Szenen aufgespalten sind. Außer der wörtlichen Rede der Protagonisten und vereinzelten Regieanweisungen haben wir keine weiteren Anhaltspunkte, um der Handlung folgen zu können. Das ist natürlich zuerst nicht einfach und ein wenig gewöhnungsbedürftig, ich konnte aber schnell in die Geschichte einfinden.
Was mich an der Gestaltung jedoch durchweg gestört hat, ist die Nerv tötende Unübersichtlichkeit. Regieanweisungen, eingerückte, nicht eingerückte Sätze, kursiv, fett, Großbuchstaben, alles fliegt durcheinander über die Seite, sodass man schnell den Überblick verliert und sich sehr konzentrieren muss. Mir hätte eine konsequent linksgebundene Formatierung eher behagt.

Die Geschichte beginnt mit einer schon bekannten Szene: dem Bahnhof-Epilog des Siebten Teiles, in der Harry und Ginny ihre Kinder James, Lily und Albus zum Hogwarts-Express begleiten. So oft hatte ich mir gewünscht, noch ein wenig mehr Epilog bekommen zu können, nur noch ein paar Seiten und Informationen mehr - jetzt habe ich ein ganzes Buch bekommen - 300 Seiten Epilog zu "Harry Potter". Dass ich unglaublich gespannt auf die Geschichte war, ist denke ich klar.


"Und dann steigt ein Flüstern auf und senkt sich auf alle herab. Worte gesprochen von einer unverkennbaren Stimme. Der Stimme VOLDEMORTS...
Haaarry Pottttter..."


Der Plot an sich ist nicht unbedingt herausragend einfallsreich - eher ein gekonnter Mix aus altbekannten Motiven mit neuen Charakteren in einer anderen Zeit. Das ist natürlich ein großer Kritikpunkt, jedoch hatte ich auch nicht erwartet, dass die Geschichte mir etwas komplett Neues präsentiert, dafür war "Harry Potter" viel zu erfolgreich und ein Experiment zu waghalsig. Wenn man das Buch also als Art Epilog betrachtet (und das tue ich), dann erfüllt es genau das, was ich von ihm erwarte: es unterhält mich, proträtiert das Leben der Charaktere nach dem Ende der vorhergegangenen Geschichte und führt den Horizont des Lesers ein wenig weiter.

Wer jedoch auf eine vollwertige Fortsetzung der Harry-Potter-Reihe hofft, kann nur bitter enttäuscht werden. Weder Plot noch Erzählstil lassen sich mit den Romanen der Reihe vergleichen. Ich denke jedoch, dass der Hinweis, dass es sich hier um ein verschriftlichtes Theaterstück handelt, genügt um von dieser Erwartung absehen zu können und verstehe somit die viele Kritik nicht so ganz. Verblüffend wie viele Leser nicht in der Lage sind zu lesen. Wer ein Skript eines Theaterstückes kauft, bekommt – ja tatsächlich – das Skript eines Theaterstückes und eben keinen neuen Potter-Roman. Und das Theaterstücke einer eigenen Logik folgen, andere Dramaturgie besitzen, einen eigenen Erzählstil verwenden müssen ist ja eigentlich logisch. Deshalb sollte man dieses Buch auf keinen Fall an einem Roman messen und es dafür verurteilen, keine Fortsetzung zu sein.


DELPHI: "Albus braucht dich, Scorpius. Und das ist etwas Wundervolles."
SCORPIUS: "Er braucht mich - wozu?"
DELPHI: "Genau das ist die Frage, nicht wahr? Das ist Freundschaft."


Ich stimme jedoch allen kritischen Stimmen zu, dass durch Theaterform das Aufbauen einer Bindung zu den Charakteren deutlich erschwert wird und außerdem einfach die typische magisch-düster-ausführliche Atmosphäre der Welt fehlt, in die mich Harry Potter Bücher sonst immer versetzen. Um das spüren zu können fehlen der Geschichte einfach Details. Das ist zum Teil der Dialogform geschuldet, aber auch die reine Handlung geht sehr schnell und oberflächlich vorbei. Ich könnte mir vorstellen, dass das auf der Bühne, wo es ja eigentlich hingehört, schon wieder ganz anders aussieht. Die Details sind dann Interpretation der Schauspieler, Gefühle können besser erfasst werden, die Handlung bekommt noch mal eine ganz andere Ebene.

Trotz dieser Tatsachen, die man auf die ein oder andere Weise bewerten kann, ist die Story unanfechtbar spannend und gut ausgearbeitet. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, die ganzen Charaktere wieder zu sehen und neue kennenzulernen. Neunzehn Jahre nach der Reihe ist Harry Potter erwachsen und seine beiden Kinder, James und Albus, besuchen mittlerweile Hogwarts. Doch gerade Albus hat große Probleme, da er die Berühmtheit seines Vaters als Last sieht und darunter zu zerbrechen droht. Sowohl seine schulischen Leistungen als auch sein Verhältnis zu seinem Vater leiden darunter. Zusammen mit seinem besten Freund Scorpius Malfoy will Albus sich nach einem schlimmen Streit beweisen, in dem er sein eigenes Abenteuer erlebt und einem Vater sein Kind zurück bringt. Als die beiden dabei die Vergangenheit versehentlich umschreiben und somit die Zukunft komplett verändern, droht Voldemort wieder zurückzukommen und der Frieden der Welt liegt ein weiteres Mal in den Händen eines Potters...


ALBUS: "Ich wünschte nur, du wärst nicht mein Vater."
HARRY: "Tja, und es gibt Augenblicke, da wünschte ich, du wärst nicht mein Sohn."


Mit diesem kurzen Wortwechsel wird das Vater-Sohn-Problem, das hier auftaucht eigentlich ganz gut dargestellt. Anders als Harry, hat Albus einen Vater und einen ganz berühmten noch dazu. Doch statt glücklich zu sein, fühlt er sich unter Druck gesetzt und nicht wahrgenommen. Die bei entfremden sich immer mehr, bis Harry irgendwann nicht mehr weiß, wie er seinen Sohn erreichen kann. Ich finde den Konflikt der beiden sehr authentisch dargestellt, auch wenn Harry manchmal etwas trottelig da steht und das schwer in das Bild passt, dass die vorhergegangene Reihe von ihm zeichnet.

Wenn man sich auf diese Geschichte vollkommen einlässt und akzeptiert, dass es kein Nachfolger sein will, sondern einfach nur eine kurzweilige Entführung ins Harry-Potter-Universum, kann man durchaus sehr viel Spaß haben. Um die alten Charaktere noch einmal zu treffen, Neues über sie zu erfahren und eine Art Alternativausgang zur Schlacht um Hogwarts präsentiert zu bekommen, lohnt sich das Lesen dieses Buches oder Ansehen des Theaterstücks auf jeden Fall. Besonders gut hat mir gefallen wie dargestellt wurde, welche Kleinigkeiten wie die Vergangenheit beeinflussen können und wie die Welt aussehen würde, wenn Harry Potter Voldemort nicht besiegt hätte. Die dargestellte Welt war sowohl kreativ als auch verstörend. Auch die Darstellung der einzelnen Charaktere, die in den verschiedenen Versionen der Zukunft ganz andere Rollen einnehmen, hat mir gut gefallen. So sehen wir zum Beispiel Hermine einmal als Lehrerin, als Untergrundkämpferin und als Zaubereiministerin. Herzergreifend war auch dass die Leser Hass-Liebe Nummer 1 Severus Snape noch einmal einen Auftritt als tragischer Held bekommt und wenigstens in einer Parallelzukunft eine angemessene Rolle zu spielen hat.

Am Ende geht natürlich alles noch einmal gut - auch wenn alles ziemlich schnell und einfach aufgelöst wird - und die Geschichte bleibt für mich als schöner, abgeschlossener Epilog zurück.

Zum Abschluss noch eine schöne Lebensweisheit Dumbledores:

DUMBLEDORE: "Harry, in dieser chaotischen, emotionalen Welt wird es nie eine perfekte Antwort geben. Perfektion ist der Menschheit nicht gegeben und der Zauberei auch nicht. Jeder leuchtende Glücksmoment enthält auch einen Tropfen Gift: das Wissen, das der Schmerz zurückkommen wird. Sei ehrlich zu denen, die du liebst und zeige deinen Schmerz. Zu leiden ist so menschlich, wie zu atmen."


Fazit:

Eine kleine aber feine Comeback-Reise von Gleis 9 3/4 über Hogwarts bis nach Godrick´s Hollow - J. K. Rowling schrieb hier keinen 8. Harry-Potter-Roman, aber für Fans ein wunderbarer und spannender Einblick in die Welt nach Harrys heldenhafter Schlacht gegen Voldemort.