Tödliche Idylle im Münsterland
Die bekannte Schauspielerin Ellen Gerwing wird erhängt am Galgenhügel ihres Geburtsorts Ahlbeck im Münsterland aufgefunden. Alles deutet auf Selbstmord hin - und doch beschleichen den ermittelnden Kommissar ...
Die bekannte Schauspielerin Ellen Gerwing wird erhängt am Galgenhügel ihres Geburtsorts Ahlbeck im Münsterland aufgefunden. Alles deutet auf Selbstmord hin - und doch beschleichen den ermittelnden Kommissar Tenbrink erste Zweifel. Dabei kommt er den Ereignissen einer lang zurückliegenden Silvesternacht auf die Spur. Aber haben die damaligen Ereignisse wirklich etwas mit dem Tod von Ellen zu tun?
Da ich die historischen Romane des Autors sowie seine früheren Krimis, die er unter seinem Namen Mani Beckmann veröffentlich hat, sehr gerne gelesen habe, war ich gespannt auf den Auftakt seiner neuen Krimiserie, die im Münsterland spielt.
Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen der Kommissariatsleiter Tenbrink, ein Münsterländer Urgestein, und sein Partner Maik Bertram, die zwar gegensätzlich sind, aber ein gutes Team bilden, wie sich im Laufe der Handlung immer mehr herausstellt.
Tenbrink sticht durch seine Erfahrung und seinen guten Instinkt hervor, allerdings hat er seit geraumer Zeit ein gravierendes Problem, was sein Gedächtnis angeht. Anfangs fand ich es sehr sympathisch, dass er genauso ein schlechtes Namensgedächtnis wie ich hat, aber schnell stellte sich heraus, dass die Erinnerungslücken bei ihm deutlich über das Vergessen von Namen hinausgeht. Als Leser hatte ich direkt das Schreckgespenst namens Alzheimer vor Augen. Erstaunlich waren die Tricks, mit denen es Tenbrink schafft, bei einem Fall dennoch am Ball zu bleiben, auch mit Hilfe seines Kollegen Bertram.
Tenbrink hat den sprichwörtlichen Münsterländer Dickschädel, er kann extrem stur sein, was aber auch bedeutet, dass er eine Spur, die er einmal aufgenommen hat, nicht so schnell wieder aufgibt.
Bertram ist nicht ganz freiwillig im Münsterland, er hütet ein Geheimnis, um das Tenbrink zwar weiß, aber ihm egal ist, solange der Kollege seine Arbeit macht. Und Bertram dankt ihm diesen Vertrauensbeweis, indem er Tenbrinks Vergesslichkeit bei den Kollegen zu kaschieren versucht.
Die Handlung des Krimis zeichnet sich durch einen raffinierten Aufbau aus, der Autor legt immer wieder neue Spuren, die aber nicht unbedingt zielführend sind und damit auch mich als Leser in die Irre geführt haben. Und wenn ich mal dachte, jetzt weiß ich, was los ist, kam es zu überraschenden Wendungen, die meine schönen Theorien arg ins Wanken gebracht haben.
Sehr gelungen fand ich den Prolog, bei dem der Leser Zeuge eines Flugzeugabsturzes wird, der ziemlich beklemmend beschrieben wurde und mit der Ankündigung eines Geständnisses endet. Sehr spannend und dieser Cliffhanger machte direkt Spaß auf mehr.
Neben der gelungenen Handlung und den sympathischen Ermittlern liegt die Stärke des Buches auch auf der Darstellung der übrigen Charaktere, die abwechslungsreich und vielschichtig dargestellt werden. In dem Dorf Ahlbeck finden wir die unterschiedlichsten Figuren, wie den knorrigen Heini Schultewolter oder die erfolgreiche Hotelchefin Anne Gerwing. Der immer wieder eingestreute Gebrauch von typischen Dialektwörtern macht den Roman noch authentischer.
Für mich ist „Galgenhügel“ ein gelungener Auftakt und ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen mit Tenbrink und Bertram im zweiten Teil.