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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2018

Hat mich nicht vollends überzeugt

Roter Lavendel
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Der Autor schreibt vor allem Sachbücher und Reiseliteratur. Das merkt der Leser auch bei diesem Krimi, der in der ICH-Form geschrieben ist. Wenn ich seinen Namen nicht überlesen habe, so erfährt der Leser ...

Der Autor schreibt vor allem Sachbücher und Reiseliteratur. Das merkt der Leser auch bei diesem Krimi, der in der ICH-Form geschrieben ist. Wenn ich seinen Namen nicht überlesen habe, so erfährt der Leser nicht, wie der "ICH" überhaupt heißt. Das ist einerseits reizvoll, da sich der Leser völlig in die Rolle des Protagonisten hineinversetzen kann, andererseits verflacht die Figur meinem Empfinden nach dadurch.
Wunderschöne Beschreibung von der Landschaft, der historischen Plätze und Gebäude - sowohl innen als auch außen. der Duft des Lavendels war für mich deutlich riechbar.
Die Idee der Handlung fand ich sehr spannend. Der "ICH-Erzähler" scheint ein bisschen ein Womanizer zu sein, steigt er doch mit mehreren Frauen in kurzer Zeit ins Bett.
Das Ende kam so schnell, dass ich nachsehen musste, ob in meinem Exemplar alle Seiten vorhanden sind. Das hat mir nicht so gut gefallen. Vor allem lässt der Autor den Leser mit der Frage "WARUM wurde Monsieur Perras ermordet?" alleine.

Veröffentlicht am 27.01.2018

Deutsche Prinzessinnen - ein Exportschlager

Englands Königinnen aus dem Hause Hannover (1714–1901)
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1714 stirbt Englands letzte Stuart Königin, Anne. Also sieht man sich in der verzwickten Erbfolge um, und findet ThronanwärterInnen im Hause Hannover. Die Kurfürsten von Hannover werden nun die nächsten ...

1714 stirbt Englands letzte Stuart Königin, Anne. Also sieht man sich in der verzwickten Erbfolge um, und findet ThronanwärterInnen im Hause Hannover. Die Kurfürsten von Hannover werden nun die nächsten 123 Jahre das Inselreich regieren.

Die Autorin stellt uns sechs junge Frauen vor, deren Schicksal es ist, Königin von England zu sein. Je nach Charakter und Eigenschaft gelingt es den jungen Frauen sich mehr oder weniger gut in diese Rolle einzufügen. Diese Rolle, die den jungen Damen alles abverlangt. Sie sollen klug, aber nicht zu klug, beim Volk beliebt und strahlend schön sein. Doch ihre wichtigste Aufgabe ist es, möglichst viele (vorrangig) männliche Nachkommen zu gebären.

Hier nun die Namen der jungen Frauen:

Sophie Dorothea von Celle (1666–1726) ∞ Georg I.
Caroline von Ansbach (1683–1737) ∞ Georg II.
Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744–1818) ∞ Georg III.
Caroline von Braunschweig (1768–1821) ∞ Georg IV.
Adelheid von Sachsen-Meiningen (1792–1849) ∞ Wilhelm IV.
Victoria von Kent (1819–1901) ∞ Albert von Sachsen-
Coburg-Gotha

Allen gemeinsam ist, dass sie in spannenden und unruhigen Zeiten lebten.

Meine Meinung:

Der Titel erscheint ein wenig irreführend, da nur zwei, nämlich Sophie Dorothea von Celle und Victoria von Kent wirklich aus dem Hause Hannover stammen. Die anderen vier haben Thronanwärter aus dem Hause Hannover geheiratet.

Autorin Katrin Feuerstein-Praßer hat schon einige Bücher über Adelshäuser verfasst, so ist es nicht verwunderlich, dass sie Anleihe bei ihren eigenen Büchern nimmt (siehe „Sophie Dorothea von Preußen“).

Das Buch enthält mehrere zum Teil farbige Abbildungen und die Stammbäume des Hauses Hannover.

Fazit:

In Kurzporträts kann man natürlich nicht allzu sehr auf die einzelne Person eingehen. Aber als Appetitanreger, um Einzelbiographien der Königinnen von England lesen zu wollen, passt das Buch ganz gut. Diesmal nur 3 Punkte, da der Informationszugewinn für mich nicht allzu groß war.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Ein toter Geschäftsmann in Meran

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton
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Die arbeitslose Journalistin Lissie von Spiegel reist nach Meran, an das sie gute Kindheitserinnerungen hat, und gibt dort die Touristin. Prompt wird sie vom mächtigen Platzhirschen und Schürzenjäger Karl ...

Die arbeitslose Journalistin Lissie von Spiegel reist nach Meran, an das sie gute Kindheitserinnerungen hat, und gibt dort die Touristin. Prompt wird sie vom mächtigen Platzhirschen und Schürzenjäger Karl Felderer angequatscht. Als Felderer am nächsten Morgen ermordet aufgefunden wird, erwacht ihr journalistisches Interesse. Doch sie nicht mit der Reaktion des italienischstämmigen Commissario Luciano Pavarotti gerechnet. Der Ermittler kann leider weder singen noch trifft er bei den Mitarbeitern den richtigen (Umgangs)Ton. Lediglich die Körperfülle hat er mit seinem berühmten Namensvetter gemeinsam.

Pavarotti bittet Lissie für ihn die eine oder andere Ermittlungsarbeit zu übernehmen, da ihm die eingeschworenen Südtiroler keinerlei Auskunft geben wollen, zu tief sitzt der Hass auf alles Italienische seit dem Zusammenbruch der Donaumonarchie und dem verlorenen Zweiten Weltkrieg.

Recht bald ist klar, dass der Tote mehr als einen Feind hatte. Auch an der Auswahl von Motiven herrscht kein Mangel. Noch bevor annähernd Licht ins Dunkel gebracht werden kann, wird Karls Vater ermordet. Wie hängen die beiden Fälle zusammen? Denn, dass es einen Zusammenhang geben muss, ist klar. Nur welchen?

Meine Meinung:

Das Ermittlerduo Pavarotti(von Spiegel ist ungewöhnlich und vermutlich selbst in Italien eher unwahrscheinlich. Allerdings ergeben sich aus dieser Zusammenarbeit einige interessante historische Aspekte. Gut in persönliche Erinnerung ist mir die vierte und letzte Phase der „Südtiroler Bumser“, die in den Jahren 1967-69 Sprengstoffanschläge auf italienische Einrichtungen in Südtirol verübten und dabei mehrere Menschen töteten. Südtirol, das sich nie zu Italien zugehörig fühlt(e), sondern lange eine Vereinigung mit Nordtirol anstrebte. Diese geschichtlichen Details werden subtil in den Krimi eingearbeitet. Die historischen Hintergründe belasten sowohl Lissie als auch Luciano durch die Beteiligung beider Väter an diversen Ungerechtigkeiten in der Vergangenheit.

Aufgefallen ist mir, dass fast alle Charaktere ziemlich negativ gezeichnet sind. Die Vorurteile Pavarottis seinen Mitarbeitern gegenüber und die „selbsterfüllende Prophezeiung“, dass die wirklich faul, nachlässig oder dämlich reagieren, gefallen mir nicht so gut. Als Autorin sollte man nicht selbst werten, sondern das seine Figuren tun lassen. Dafür gibt’s einen Punkt Abzug.
Die Beschreibung von Meran und der Umgebung ist gut gelungen. Manchmal passt der eine oder andere Satz in seiner Sprachmelodie nicht zum Redner.

Fazit:

Dieser Krimi gewährt tiefen Einblick in die Historie dieses wunderschönen Landstrichs. Drei Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2018

Sehr musikwissenschaftlich

Mozart
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Verlagsinfo:
Mozart in neuem Licht: Diese außergewöhnliche Darstellung bietet nicht einfach eine weitere Biographie eines der größten Komponisten der Musikgeschichte, sondern zeigt Mozart als Kind seiner ...

Verlagsinfo:
Mozart in neuem Licht: Diese außergewöhnliche Darstellung bietet nicht einfach eine weitere Biographie eines der größten Komponisten der Musikgeschichte, sondern zeigt Mozart als Kind seiner Zeit. Die Erkundung seines geistigen Umfelds wird zu einer aufregenden Spurensuche in der Welt der Aufklärung und erhellt, wie Mozart zeitgenössische Debatten in seiner Musik aufnimmt, reflektiert und sich zunutze macht, um die Wahrnehmung seiner Musik und sich selbst zu inszenieren.
Geprägt von den vielfältigen Erfahrungen seiner Reisen als "Wunderkind" findet Mozart im Wien der 1780er Jahre – in einer Atmosphäre radikaler Reformen, entgrenzter Toleranz und lebhaften Meinungsaustausches in Publizistik und Salons – den idealen Schauplatz für seine Selbstverwirklichung. Er verwischt Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Leben, bürgerlichem und höfischem Publikum und macht sich mit seiner Musik zum zentralen Protagonisten des sich neu erfindenden Wien. In seinen Werken führt er Diskussionen über die Rolle der Musik unter den Künsten, ihre moralischen Qualitäten oder ihre Fähigkeit, Wirklichkeit darzustellen, künstlerisch weiter und treibt sie auf die Spitze. Anhand zahlreicher Beispiele aus Mozarts Instrumental- und Opernwerk vermittelt der international renommierte Musikwissenschaftler Laurenz Lütteken in dieser ebenso leidenschaftlich wie reflektiert geschriebenen „intellektuellen Biographie“ ein ungewöhnliches Bild Mozarts.

Diese Beschreibung des Verlages weckt Interesse und klingt durchaus spannend. Mir war schon klar, dass es sich bei dieser Betrachtung Mozarts um eine Biographie abseits von Kitsch und Tratsch handeln muss.

Was ich dann allerdings in Händen gehalten habe, ist eine musikwissenschaftliche Abhandlung rund um Mozart und seine Zeit. Das Buch ist gespickt mit detailliertem Insiderwissen aus der Musikhistorie.

In sieben Kapiteln mit jeweils 4 Unterkapiteln beschreibt der Autor die Lebensumstände zur Zeit Mozarts Wirken.

So ist zum Bespiel die Einkommenssituation von Mozart penibel beleuchtet. Wir erfahren, dass das übliche Musikersalär in dieser Zeit 400 Gulden im Jahr betragen hat, Wolfgang Amadeus Mozart hingegen mehr als 8.000 Gulden erhalten hat. Ein Teil davon entfällt auf Honorare für Auftragsarbeiten, Unterricht, Konzerte, Tantiemen und Zuwendungen von Mäzenen und Gönnern.
Auch der oftmalige Wohnungswechsel wird hinreichend erklärt. So mieten Künstler dieser Zeit ihre Behausungen nicht selbst, sondern bekommen sie von Auftraggebern oder Gönnern zur Verfügung gestellt.

Viele Originalzitate aus Briefen und zeitgenössischer Literatur geben ein buntes Bild vom Umfeld und von der Persönlichkeit Mozarts. Dass Mozart eine bisweilen exzentrische bis unflätige Ausdrucksweise an den Tag gelegt hat, ist ja bekannt. Er nimmt sich kein Blatt vor den Mund und kritisiert auch Angehörige des Kaiserhauses. So spricht er über Maximilian Franz (Sohn Maria Theresias und Erzbischof)

„.. als er noch nicht Pfaff war, war er viel witziger und geistiger und hat weniger aber vernünftiger gesprochen“ (S. 92).

Neben hunderten Fußnoten und Anmerkungen finden wir eine Vielzahl von Faksimiles von Originalnoten, die außerhalb der begrenzten Welt der Musikwissenschaft nur ehrfürchtig bestaunt werden können.

Auf Seite 183 findet sich folgende Feststellung:

„Mozart komponierte für Verständige, nicht für Fachleute, aber für diejenigen, die seine Ansprüche erkennen vermochten, in Salzburg, Paris, Mailand, München und Mannheim ebenso wie in Wien.“

Mit dieser Biographie ist es mir ähnlich gegangen, nur dass die Zielgruppe meines Erachtens eher die Fachleute ist, die den hohen Anspruch des Autors erkennen, als die Verständigen.

Meine Meinung:

Der Schreibstil ist wissenschaftlich trocken. Wollte der Leser allen Anmerkungen und Fußnoten folgen, so wäre der Lesefluss ordentlich gehemmt. Die akribische Recherche, die vielen Details sowie die langen Schachtelsätze gemahnen an eine Dissertation bzw. wissenschaftliche Publikation.

Ich habe zuvor Steffen Matus’ Buch über „Die Aufklärung“ gelesen, deswegen habe ich mich in einem Großteil der historischen Details ganz gut zurechtgefunden.

Autor Laurenz Lütteken ist Ordinarius für Musikgeschichte an der Uni Zürich und u.a. Mitglied der „Akademie für Mozartforschung“ in Salzburg. Er ist eine Koryphäe in seinem Fach, seine Bücher sind jedoch eher in Fachkreisen angesehen.

Fazit:

Wer eine Biographie über Mozart sucht, sollte eher zu einem anderen Buch greifen. Hier wird hohes (musikhistorisches) Fachwissen vorausgesetzt, daher nur drei Sterne

Veröffentlicht am 26.01.2018

Eine philosophische Reise entlang der Grenze

Achtung Staatsgrenze
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Der Wiener Autor Beppo Beyerl „erwandert“ rund 20 Jahre nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ jene Grenze, die jahrelang Europa in zwei Teile geteilt hat.

Beyerl startet mit seiner Wanderung, die er ...


Der Wiener Autor Beppo Beyerl „erwandert“ rund 20 Jahre nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ jene Grenze, die jahrelang Europa in zwei Teile geteilt hat.

Beyerl startet mit seiner Wanderung, die er teilweise auf seiner „Genesis“ (einem Fahrrad jener Zeit) unternimmt, an der bayrisch-tschechisch-österreichischen Grenzpunkt im Böhmerwald. Entlang der von Menschenhand und der Natur geschaffenen Grenzen hangelt er sich über das heutige Tschechien, die Slowakei nach Ungarn um dann am Loiblpass in Slowenien seine Reise zu beenden.

Immer wieder leistet er sich Sidesteps ein wenig abseits der Grenzlinie, um nach den Menschen zu suchen, die hier wohn(t)en. Nicht immer wird er fündig. Was Beyerl allerdings häufig findet, sind Billigläden, Bordelle und verlassene Landstriche – hüben wie drüben.

„Wir wissen praktisch nichts über die Menschen, die dort leben. Das hat sich in den letzten zwanzig Jahren nicht geändert“, sagt der Autor. „'Weil die Grenze im Kopf ist nach wie vor geblieben. Hingegen ist es heute stellenweise schwierig, den tatsächlichen Verlauf der Grenze zu eruieren.“

Auch mehr als 20 Jahre nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ bleiben die Grenzzäune in den Köpfen der Menschen aufrecht, manche wollen neue physische Mauern errichten.

Meine Meinung:

Beppo Beyerl widmet dieses Buch seinem Vater und dessen Familie, die 1948 aus der damaligen Tschechoslowakei geflüchtet sind. Auf diesen Spuren bewegt sich der Autor.
Er erzählt und lässt erzählen, kramt in der Erinnerung und reichert das Buch mit vielen s/w-Fotos an. Jede Menge Staatsgrenzsteine hat er auf seiner Reise fotografiert.
Leider haben sich viele Rechtschreibfehler (z.B. Anektode statt Anekdote u.ä.) sowie Grammatik- und Satzfehler eingeschlichen, die mein Lesevergnügen nachhaltig stören.

Die erwähnten Grenzübergänge an der tschechischen Grenze habe ich noch vor dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ vermessen. Immer unter dem strengen, wachsamen Auge einer Gruppe tschechoslowakischer Soldaten.

Fazit:

Eine philosophische Reise entlang des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“.