Typischer, etwas langatmiger Cosy-Crime-Roman
Miss Daisy und der Tote auf dem Eis1923: Daisy Dalrymple ist zwar adeliger Abstammung, muss sich aber nach dem Tod ihres Vaters ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Als Journalistin berichtet sie über das Landgut Wentwater Court, während ...
1923: Daisy Dalrymple ist zwar adeliger Abstammung, muss sich aber nach dem Tod ihres Vaters ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Als Journalistin berichtet sie über das Landgut Wentwater Court, während ihres Aufenthaltes dort gibt es einen Todesfall. Da sie fotografieren und stenografieren kann, ist sie dem Ermittler, D. C. I. Alec Fletcher von Scotland Yard eine große Hilfe …
Cosy Crimes sind im Moment in, und so werden viele Reihen neu aufgelegt, so auch die um Daisy, deren erster Band bereits 1997 erstmals auf deutsch erschien, das Original stammt aus 1994. In diesem ersten Band lernt man Daisy recht gut kennen, erfährt etwas über ihre Vergangenheit und erhält einen ordentlichen Einblick in ihren Charakter. Durch ihre adelige Abstammung kennt sie sich mit dem Verhalten des Adels gut aus und passt sich so wunderbar in die Gesellschaft ein, die sie sich auf Wentwater Court versammelt hat. Außerdem ist sie sehr patent, mitfühlend und hat offenbar eine besondere Ausstrahlung, die andere dazu veranlasst, sich ihr anzuvertrauen. Daisy, aus deren Perspektive man das Geschehen größtenteils erlebt, war mir schnell sympathisch.
Über Alec Fletcher erfährt man noch relativ wenig, aber das wird sich in den folgenden Bänden sicher noch ändern. Die weiteren Charaktere – da man sich auf einem Landgut aufhält, ist nicht nur die Location sondern auch die Anzahl der Personen begrenzt – sind vielfältig und jeder einzelne ist pointiert dargestellt, wobei der Fokus auf der Familie und den Gästen liegt, nicht auf dem Personal, lediglich die Ermittler, neben Fletcher zwei weitere, bilden hier eine Ausnahme. Alle Charaktere und auch das Landgut kann man sich sehr gut vorstellen.
Die Kriminalgeschichte ist einigermaßen interessant und man kann auch miträtseln, jedoch fehlt es an Spannung. Das ist im Cosy Crime nicht ungewöhnlich, hier finde ich das Geschehen dennoch etwas sehr langatmig. Man ist bei den Verhören dabei und kann den Gedankengängen und Vermutungen Daisys und der Ermittler, die auch untereinander ausgetauscht werden, folgen, manches wiederholt sich, Action gibt es keine.
Interessant dagegen die Auflösung und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben. Aufgelöst wird bereits überraschend früh, aber logisch und passend, und hat einen etwas eigenwilligen Effekt, der mich überraschte, mir aber ebenso passend erschien, und meine Bewertung noch ein bisschen nach oben korrigierte.
Der Roman ist ein typischer Cosy Crime, zudem der erste Band einer Reihe. Die Protagonistin wird gekonnt eingeführt, die Geschichte ist jedoch etwas zu langatmig gestaltet. Das überraschende Ende hat mir dann aber doch Lust auf weitere Romane der Reihe gemacht, außerdem habe ich auch nichts dagegen, Daisy Dalrymple noch einmal zu treffen und mehr über Alec Fletcher zu erfahren. Von mir gibt es daher 3,5 Sterne.