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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Leonhardsviertel
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Der Einstieg in diesen Krimi erfolgt durch einen fesselnden Prolog, der den Lesern die Ereignisse der Vergangenheit näher bringt, nämlich den Mord an Anselm Friedmann, einem Bankierssohn.

Zwanzig Jahre ...

Der Einstieg in diesen Krimi erfolgt durch einen fesselnden Prolog, der den Lesern die Ereignisse der Vergangenheit näher bringt, nämlich den Mord an Anselm Friedmann, einem Bankierssohn.

Zwanzig Jahre später zieht der Newcomer im Team des T.O.M., Sebastian Franck, Franck mit „ck“, die alte verstaubte Akte aus dem Regal.

Leiterin des neu gegründeten Dezernates, T.O.M. ist die Abkürzung für „Tote ohne Mörder“, also das Pendant zu „Cold Cases“, ist Marga Kronthaler, eine gestandene Fünfzigerin, Kette rauchend und strafversetzt. Ihr stehen mehrere interessante Charaktere zur Seite: zum einem der als Quotentürke beschriebene Cem Akay und zum anderen Franziska „Franzi“ Hegel.
Marga und Sebastian sind so verschieden wie Tag und Nacht. Sie fährt einen alten Campingbus und er, der Sohn aus reichem Hause, einen Mercedes Roadster SL. Sebastian ist mit Kunst- und Hausverstand ausgestattet, hat jedoch eine Bakterienphobie und einem ausgeprägten Hang zu Besserwisserei. Sein Interesse an allem was teuer ist und vier Räder hat, bringt die Ermittler nun auf die Spur des mysteriösen Mordes.

Was oder wer steckt wirklich hinter dem ungeklärten Fall?

Erzählstil und Spannung:

Geschickt verwebt Autor Thilo Scheuer verschiedene Handlungsstränge. Kaum sieht sich der Leser auf einer Erfolg versprechenden Fährte, wird ein Haken geschlagen und die Spur erkaltet.

Der Krimi liest sich flott und flüssig. Die vielen Wortspielereien bringen eine humoristische Note in den Alltag der Ermittler. Wegen des Schauplatzes Stuttgart, darf auch in Schwäbischem Dialekt gesprochen werden (da hätte ich mir mehr gewünscht). Köstlich, die pingeligen Verbesserungen Sebastians an den von Marga teilweise falsch zitierten Sprichwörtern.

Charaktere:

Herrlich die Beschreibung und Charakterzüge von Marga Kronthaler. Ich mag sie einfach. Ein Mensch wie du und ich, mit Fehlern, Ecken und Kanten. Super, wie sie den Psychologen mehr oder weniger austrickst.
Der Rucksack an Problemen, den sie mit sich herumschleppt ist ja nicht ohne: geschieden, allein erziehende Mutter eines Sohnes, der in krumme Geschäfte verwickelt ist, ständig in Geldnöten und das Diszi. Kein Honiglecken!

Doch auch Besserwisser Sebastian Franck (mit ck) hat schwer an seiner Vergangenheit zu tragen. Gibt er sich doch die Schuld am Tod seines Bruders. Aus Hannover nach Stuttgart „geflüchtet“, muss er sich erst an den Stil von Marga und seinen anderen Teamkollegen Franzi und Cem gewöhnen. Als Newcomer schreckt er auch vor unkonventioneller Beschaffung von Beweismitteln nicht zurück, was ihm Achtung von Marga einbringt.

Franziska „Franzi“ Hegel ist eine junge Frau, die durch ihre liebenswerte Art schnell die Herzen der Leser gewinnt. Gepierct, mit schrägem Outfit ist sie ebenso wie Marga ein krasser Gegensatz zum Krawatte tragenden Sebastian. Die Fahrt mit Franzis pinkem Auto wird Franck (mit ck) vermutlich lange im Gedächtnis bleiben.

Cem Aky, der Quotentürke, erscheint noch ein wenig blass, doch könnte der passionierte Elvis-Fan in einer Fortsetzung eine größere Rolle spielen. Potential dazu hätte er.

Fazit:

Ein durchaus anspruchsvoller Krimi, der sich mit einem Nebenthema in der Krimilandschaft befasst: mit den Toten ohne Mörder, also T.O.M..
Der Cliffhänger auf der letzten Seite lässt auf eine spannende Fortsetzung schließen. Ja, bitte, unbedingt.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Anspruchsvoll und spunnungsgeladen

Luzerner Todesmelodie
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Wer die beiden Vorgängerbände kennt, glaubt nicht, dass sie zu toppen wären. Doch Monika Mansour gelingt das Kunststück. Sie schafft es nicht nur, Die Leser bis zur letzten Seite zu fesseln. Nein, sie ...

Wer die beiden Vorgängerbände kennt, glaubt nicht, dass sie zu toppen wären. Doch Monika Mansour gelingt das Kunststück. Sie schafft es nicht nur, Die Leser bis zur letzten Seite zu fesseln. Nein, sie vermag es, ihre Figuren weiter zu entwickeln. Besonders Cem lässt sie eine Wandlung angedeihen. Er verändert sich, muss seelische Schmerzen erleiden und geht gereift aus diesem Fall, der schon an einen Thriller denken lässt, hervor.

In der Gestalt des Geigenvirtuosen Neven O’Brian hat die Autorin einen genialen Widerpart zu Cem und seinem Team geschaffen. Wenn man das „Böse“ beschreiben müsste – sein Name ist NEVEN. Er manipuliert Freund und Feind, schreckt nicht davor zurück, mehrere Menschen umzubringen – und hält alles für ein großes Spiel, das er gewinnen möchte.

Ich habe einige Tage gebraucht, diese atemlose Spannung zu verarbeiten.

Fazit:

Wer einen spannungsgeladenen und anspruchsvollen Krimi lesen möchte, ist mit diesem Buch hier bestens bedient.
Leider sind nicht mehr wie 5 Sterne möglich.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Ein gelungener Krimi

Tod am Semmering
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Schauplatz dieses Krimis ist das Grandhotel Panhans am Semmering in Niederösterreich. 1922 hat das Hotel seine Blütezeit längst hinter sich. Es ist nur mehr ein Abklatsch des imperialen Glanzes und trotzdem ...

Schauplatz dieses Krimis ist das Grandhotel Panhans am Semmering in Niederösterreich. 1922 hat das Hotel seine Blütezeit längst hinter sich. Es ist nur mehr ein Abklatsch des imperialen Glanzes und trotzdem lässt Beate Maly das Flair der Belle Epoque wieder auferstehen.

Inhalt:

Ernestine Kirsch, eine pensionierte Lehrerin, und der Apotheker Anton Böck, sind eingeladen, im feudalen Panhans an einem Tangokurs teilzunehmen.
Der Kreis der Teilnehmer ist überschaubar. Man kennt sich aus der „Wiener Gesellschaft“. Doch nicht alle sind einander gewogen. Ressentiments aus der Vergangenheit überschatten die opulente Speisenfolge, die täglich serviert wird.
Als dann der Generaloberst von Rauch, ein Ungustl ersten Ranges, ermordet aufgefunden wird, ist Ernestine in ihrem Element.
In guter alter Manier von Miss Marple wird ermittelt. Verdächtig sind alle. Dazu kommt, dass das Hotel und die Umgebung (man befindet sich ja mitten im Winter auf knapp 1.000m Seehöhe) vollkommen eingeschneit sind. Keiner kann das Hotel verlassen, aber auch der Polizei ist es nicht möglich ins Hotel zu gelangen. Sogar die Stromversorgung versagt und die illustre Gesellschaft ist mit sich selbst und einem Mörder allein.
Doch der Generaloberst wird nicht das letzte Opfer sein.

Wird Ernestine den Mörder zur Strecke bringen?

Meine Meinung:

Beate Maly versteht es meisterhaft ihre Leser in das Jahr 1922 zurückzuversetzen. Die Beschreibung von Hotel und Gästen, von den Speisen (bei denen einem das Wasser im Mund zusammenläuft) und die authentische Sprache der Protagonisten machen diesen Krimi zu einem echten Genuss.
Mit einer Prise Humor, ein wenig Sozialkritik und einem tiefen Einblick in die verwundeten Seelen von anwesenden Kriegsteilnehmern
ermittelt die resolute, ehemalige Latein-Lehrerin in der tief verschneiten Winterlandschaft.
Auf Grund des engen Aktionsradius‘ ist der Fokus auf viele kleine Details gerichtet. Die Ähnlichkeit zu Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ ist sicher kein Zufall.

Sehr stimmig ist auch das in Schwarz und Weiß gehaltene Cover gelungen. Hier beweist der Emons-Verlag wieder das richtige G’spür für die Authentizität. Das Grandhotel Panhans, das 1888 als Prachtbau des Jugendstils (Art déco) errichtet wurde, ist voll dieser Ornamente, die hier auf dem Buchcover optisch und haptisch perfekt umgesetzt wurden.

„Tod am Semmering“ ist der erste „echte“ Krimi von Beate Maly. Die Autorin ist für ihre historischen Romane, die alle in Wien ihren Ausgangspunkt haben, bekannt.

Fazit:

Ein wirklich gelungener Krimi, dem ich gerne 5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung gebe. Ernestine und Anton dürfen gerne wieder ermitteln.

Veröffentlicht am 28.01.2018

ein fesselndes Katz- und Mausspiel

Der Bulle von der Schlei
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„Der Bulle von der Schlei“ ist nicht nur Titel dieses Krimis von Bengt Thomas Jörnsson sondern auch der Titel einer (fiktiven) Fernsehserie. Die Ähnlichkeit mit „der Bulle von Tölz“ ist nicht von ungefähr, ...

„Der Bulle von der Schlei“ ist nicht nur Titel dieses Krimis von Bengt Thomas Jörnsson sondern auch der Titel einer (fiktiven) Fernsehserie. Die Ähnlichkeit mit „der Bulle von Tölz“ ist nicht von ungefähr, soll doch die Serie den Protagonisten zu einem fulminanten TV-Comeback verhelfen.

Hauptdarsteller ist der unsägliche Arndt Pfeiffer, der die Rolle des bayerischen Polizisten Jens Radkte (heißt so ein Bayer?) so verinnerlicht hat, dass er glaubt, der Polizei wirklich anzugehören und ermittelt, als Schauspielerkollege Oliver Kaufmann tot an der Rah der „Pippilotta“ hängt.

Die echten Flensburger Kollegen Paul Beck und Nick Harder haben alle Mühe, den umtriebigen Schauspieler-Bullen in Zaum zu halten. Bei ihren Ermittlungen auf dem Schiff stoßen sie auf einen Geldkoffer, dessen Farbbombe Nick ein sattes Rot ins Gesicht sprüht. Was hat es mit dem Geldkoffer auf sich?
Die Lösung naht in Form von zwei dänischen Polizistinnen, die den Entführungsfall von Kaufmanns Schwester Konstanze untersuchen. Konstanze ist die Ehefrau des Regisseurs Tillmann Röder.
Wie hängen die beiden Verbrechen zusammen? Wird es dem Quartett gelingen den oder die Täter zu finden?
Kein leichtes Unterfangen, da die Filmschaffenden allesamt Meister darin sind, in fremde Rollen zu schlüpfen. Wer spielt welche Rolle?

Schreibstil/Spannung:

Der Schreibstil ist locker und flüssig. Sehr elegant werden nautische und gerichtsmedizinische Begriffe in Dialogen erklärt. Ein wirklich toller Kniff! Als Leser hat man hier das Gefühl, direkt mitten im Geschehen zu sein, ohne, dass Einem oberlehrerhaft ergänzendes Wissen beigebracht wird.
Mir hat auch der feine Humor sehr gut gefallen. Watson als „Orakel“ zu bemühen, hat mich sehr erheitert.

Die Spannung ist hoch. Ich hatte relativ bald die richtige Theorie, doch der Autor hat immer wieder versucht, diese durch Abzweigungen und falsche Fährten ins Wanken zu bringen. Es ist ihm aber nicht gelungen, mich aufs Glatteis zu führen.

Gut gemacht auch der Einblick in die Dreharbeiten. Ein Regisseur, der wegen des Fertigstellungstermins und des knappen Budgets, buchstäblich über Leichen geht.

Gute Recherche ermöglicht den Lesern die Umgebung kennen zu lernen, das Verspeisen einer köstlichen Seefischplatte inkludiert. Das beginnt bei der Klappbrücke über die Schlei. Wir entdecken das „Working Museum“ im historischen Sägewerk sowie die Holländermühle „Amanda“. Auch den Schauplatz, den Dreimastgaffelschoner „Pippilotta“, kann man sich auf Grund der schönen Beschreibung wirklich gut vorstellen. „show, don’t tell“ – diesen Leitspruch hat der Autor wahrlich beherzigt.

Charaktere:

Die handelnden Personen sind sehr gut und plastisch dargestellt.
Gut gelungen der etwas eigenbrötlerische, zurückhaltende Paul Beck, der im schwarzen Lodenmantel und mit altmodischem Bowler
Auf dem Kopf herumläuft. Sein Kollege ist der Womanizer und Extremsportler Nick Harder. Gemeinsam bilden sie ein schier unschlagbares Duo.
Dass wir noch nicht alles über die beiden wissen, lässt auf eine Fortsetzung hoffen.

Köstlich die Probleme bei der Aussprach von „Pascha“ und „Bascha“ der sächselnden Schauspielerin.

Fazit:

Bitte mehr von diesen beiden Ermittlern. Gerne dürfen sie sich auch den dänischen Kolleginnen näherkommen. Ich gebe leichten Herzens fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Die Dämonen der Vergangenheit ruhen nicht

Kopfjagd
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„Heiko Brandt war Ethnologe, bis ihn während einer Feldforschung ein traumatisches Ereignis aus der wissenschaftlichen Bahn warf. Jetzt ist er Hauptkommissar und Leiter des Sonderdezernats für Tötungsdelikte ...

„Heiko Brandt war Ethnologe, bis ihn während einer Feldforschung ein traumatisches Ereignis aus der wissenschaftlichen Bahn warf. Jetzt ist er Hauptkommissar und Leiter des Sonderdezernats für Tötungsdelikte mit fremdkulturellem Hintergrund beim Berliner LKA. Dort führt ihn die enthauptete Leiche eines arabischen Geschäftsmanns mitten hinein in eine Verschwörung um illegalen Waffenhandel – und auf die Spur eines Täters, dessen Rachedurst noch nicht gestillt ist.“

Mit „Kopfjagd“ ist dem Autorenduo Gallert/Reiter ein vielschichtiger Krimi gelungen. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Mit einem fiesen Cliffhanger zum Schluss, der auf eine Fortsetzung schließen lässt. Was ist damals auf den Philippinen wirklich passiert? Ist Heiko Brandt ein Mörder? Oder Opfer einer Intrige? Doch das ist eine andere Geschichte.

Zurück zu vorliegendem Buch:

Der gelernte Ethnologe Heiko Brandt ist Leiter in einer, für ihn eigens geschaffenen, Sonderabteilung für „Tötungsdelikte mit fremdkulturellem Hintergrund“ am Berliner LKA. An Personal hat er nur die „Quotentürkin“ Zerha Erbay. Dafür teilt ihm der mit ihm befreundete Staatsanwalt ständig mit, was er darf und was nicht. Sowohl Brandt als auch Erbay gehen bei den Ermittlungen andere als vom Staatsanwalt gewünschte Wege. Das Damoklesschwert der Auflassung des Sonderdezernats schwebt immer über den Beiden. Was die beiden Ermittler für solide Polizeiarbeit halten, ist für deren Gegner in den eigenen Reihen und dem Staatsanwalt nur Eigenmächtigkeit, die unterbunden gehört.

Brandt und Erbay werden zum Spielball der deutschen Außenpolitik und der Staatsanwalt entpuppt sich weniger denn je als Freund.

Fazit:

Ein vielschichtiger Krimi, abseits des Mainstreams, der einen nicht loslässt. Das Buch aus dem Emons-Verlag fesselt bis zur letzten Seite. Daher vergebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Ich hoffe stark auf eine Fortsetzung.