Verantwortungsbewusste Frauen im Wandel der Zeit
FunkenflugCover mit Titel (hübsch und auf vielfältige Weise passend gewählt), viele aussagekräftige positive Rezensionen und die Leseprobe haben mich auf den Geschmack gebracht.
Der Roman besteht aus zwei Geschichten ...
Cover mit Titel (hübsch und auf vielfältige Weise passend gewählt), viele aussagekräftige positive Rezensionen und die Leseprobe haben mich auf den Geschmack gebracht.
Der Roman besteht aus zwei Geschichten um zwei verantwortungsbewusste Frauen:
Wir begleiten Faye im Jahr 2010/11, erfrischenderweise nicht das jungfräuliche dumme Supermodel (wie in so vielen Liebesromanen, die ich bewusst meide), sondern Mutter zweier Kinder, verwitwet, hart arbeitend als Schäferin und freie Journalistin für eine Provinzzeitung, die in Constantin ihr zweites Liebesglück gefunden hat und sich für ein gemeinsames selbstbestimmtes Leben stark macht.
Außerdem begleiten wir über die Dauer von zwei Jahrzehnten die junge Clara, adelig, zunächst fröhlich, unbedarft und naiv, Constantins Urgroßmutter, die im Jahr 1851 ihre Jugendliebe heiraten möchte.
In beiden Fällen treten Widerstände und Konflikte auf. Mehr möchte ich bewusst nicht verraten.
Was ich weitergeben möchte: Man lernt beide Frauen in ihrem Gefühls- und Stimmungskarussel kennen. Dabei bedient sich Izabelle Jardin manchmal bildmalerischer Sprache. Zitat: „Stumm und verzweifelt. Kalt und verwundet fühlte sich ihr Körper an. Verstört ihre Seele.“ Das habe ich als intensiv und ziemlich authentisch empfunden. Auch schmerzhaft, weil eben nicht Romantik, Tanzgesellschaften, etc. im Mittelpunkt stehen, sondern Tücken des Alltags und was diese aus einem Menschen machen. Mal traurig, mal hoffnungsfroh und aufbauend. Schnell habe ich für beide Sympathien entwickelt und die Entwicklungen mit Spannung verfolgt. Dabei wurde ich auch des Öfteren überrascht. Besonders in Faye konnte ich mich gut hineinversetzen, da heutzutage viele Frauen ihrer oder einer ähnlichen Lage ausgesetzt sind. Auflockernd und aufbauend wirken die intelligenten und schlagfertigen Töne, insbesondere von Faye.
Nebenfiguren, z. B. Beatrice, die eine politische Note einbringt, sich für die Interessen des arbeitenden Volkes und die Gleichberechtigung der Frau stark macht, sind auch einprägsam und interessant gestaltet.
Die zwei Geschichten sind stilistisch und inhaltlich gelungen miteinander verknüpft. Da es immer mal wieder Zeitsprünge gibt, gilt es allerdings, konzentriert zu lesen.
Indem Lebensart, Gepflogenheiten und Geschlechterrollen bei Adel und Landvolk im Deutschland und England des 19. Jahrhunderts wiedergegeben werden, kommt Atmosphäre auf und ein kleiner Lerneffekt entsteht.
Das Ende hallt nach. Auch wenn’s nicht mein bevorzugtes Genre darstellt: Fayes Schicksal lässt Potenzial für eine Fortsetzung, die ich gern lesen würde. Der für Ende Oktober 2018 angekündigte Roman „Goldfields“ scheint die Geschichte einer tollen Nebenfigur aus „Funkenflug“ weiterzuerzählen. Da werde ich auf jeden Fall reinlesen.