Eine Generationen umfassende Familiengeschichte, toll erzählt, aber leider etwas langatmig.
MoonglowMichael Chabons „Moonglow“ hat mich zunächst durch sein wunderbares Cover angesprochen, den Ausschlag zum Lesen hat aber schließlich der verrückte Klappentext gegeben. Man vermutet einen Roman, der über ...
Michael Chabons „Moonglow“ hat mich zunächst durch sein wunderbares Cover angesprochen, den Ausschlag zum Lesen hat aber schließlich der verrückte Klappentext gegeben. Man vermutet einen Roman, der über ein verrücktes und ausschweifendes Leben erzählt, im Vorwort wird jedoch schnell klar, dass es sich um ein Memoir handelt – von Autor Michael Chabons Großvater. Wie viel Wahrheit in diesem Buch liegt, weiß man nicht, und ich finde, das macht auch den Reiz aus. Chabon sagt in seinem Vorwort selbst: „Beim Schreiben dieser Memoiren habe ich mich an die Fakten gehalten, es sei denn, sie wollten sich einfach nicht der Erinnerung, dem dichterischen Willen oder der Wahrheit, wie ich sie gerne verstehe, beugen.“ Es geht um Michaels Großvater (der ebenso wie seine Großmutter nie beim Namen genannt wird), der in vielerlei Hinsicht ein ausgefülltes Leben geführt hat. Doch nicht nur Chabons Großvater ist Thema von„Moonglow“, es handelt sich hier vielmehr um eine mehrere Generationen umfassende Familiengeschichte. Diese beinhaltet Episoden aus dem Leben des Großvaters, aber wir lernen auch seine Großmutter und seine Mutter genauer kennen. Auf dem Sterbebett erzählt Michaels Großvater ausschweifend von seinem Leben, von seiner 14-monatigen Gefangenschaft, von seinem Weg quer durch die Vereinigten Staaten und auch vom zweiten Weltkrieg, wo der Großvater schließlich nach Deutschland reist. Da er besessen von Raketen und sein Lebenstraum zum Mond zu fliegen ist, macht er sich, wenn er schonmal in Deutschland ist, auf die Suche nach dem Ingenieur Wernher von Braun – der zufällig auch sein schlimmster Feind ist, denn er hasst von Braun aus tiefstem Herzen. Doch nicht nur negative Ereignisse ziehen sich durch die Lebensgeschichte des Großvaters, sondern auch tolle Augenblicke, die der Leser miterleben darf: Wie er zum ersten Mal seine zukünftige Frau erblickt und wie die beiden sich kennenlernen, füllt auch einen nicht unbeträchtlichen Teil der Memoiren.
Ich bin von mir enttäuscht. Von meinem Leben. Mein Leben lang hab ich bei allem, was ich angepackt habe, nur die Hälfte geschafft. Man versucht, die Zeit zu nutzen, die man hat. Das wird einem eingeredet. Aber wenn man alt ist, schaut man zurück und sieht, dass man all die Zeit nur verschwendet hat.
Chabons Großmutter ist selbstverständlich auch ein großes Thema von „Moonglow“, nicht nur, weil sie die Frau seines Großvaters wird, sondern weil sie ihre ganz eigene, nicht immer ganz verständliche Geschichte mitbringt: So wird sie seit ihrer Kindheit von einer Halluzination verfolgt, einem gehäuteten Pferd. Dies rechnet der Großvater ihrer Kindheit in einer Gerberei-Familie zu, wo sie jeden Tag viele leblose (und hautlose) Tiere sah. Doch ihre Halluzination bringt sie letzten Endes in eine Psychiatrie, und besonders ihre Tochter, Chabons Mutter, damals noch sehr jung, kommt mit der Situation nicht besonders gut klar. Als sie dann auch noch zu einem späteren Zeitpunkt zu ihrem Onkel Ray, der vom Rabbi zum Normalo gewechselt ist, ziehen soll, während ihr Vater ins Gefängnis muss, nimmt die Geschichte einen tragischen Höhepunkt.
Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/michael-chabon-moonglow