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Venatrix

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Veröffentlicht am 03.02.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Nachts am Brenner
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Lenz Koppelstätter entführt seine Leser für den nun dritten Fall für Commissario Grauner und Ispettore Saltapepe an die verlassene Brenner-Grenze.
Dort wo früher abertausende von Reisenden die Grenzposten ...

Lenz Koppelstätter entführt seine Leser für den nun dritten Fall für Commissario Grauner und Ispettore Saltapepe an die verlassene Brenner-Grenze.
Dort wo früher abertausende von Reisenden die Grenzposten zwischen Italien und Österreich passierten, ist seit dem Bau der Autobahn bzw. des Schengen-Abkommens nahezu nichts mehr los. Einzig das Puff auf österreichischer Seite erfreut sich regen Zulaufs, da in Italien solche Etablissements verboten sind.

Das Opfer ist ein alter Mann, der grausam verstümmelt wurde.
Während der ersten Befragungen verschwindet ein weiterer alter Mann. Auch dieser wird tot aufgefunden. Als sich herausstellt, dass beiden Toten regelmäßig mit zwei anderen Dorfbewohnern Karten spielte, sehen Grauner und Saltapepe die anderen Spieler in Gefahr.
Ein Motiv ist vorerst nicht auszumachen und so kehrt Grauner in die Behausungen der Mordopfer zurück. Dort entdeckt er eine Visitenkarte, die einen Zusammenhang mit dem bislang ungeklärten Mord an seinen eigenen Eltern herzustellen vermeint.
Ohne Staatsanwalt Belli zu informieren, ermittelt Grauner alleine weiter. Nur Saltapepe wird in Grundzügen eingeweiht. Damit setzt Grauner seine berufliche Zukunft aufs Spiel.

Wird es nun endlich gelingen, die Morde an Grauners Eltern aufzuklären? Und wie hängen die aktuellen Gewaltverbrechen damit zusammen? Denn, dass es hier eine Verbindung geben muss, ist Grauner klar, nur welche?

Meine Meinung:

Die beiden Kriminalbeamten könnten unterschiedlicher nicht sein: der bodenständige, etwas altmodisch wirkende Johann Grauner, der eigentlich auch gerne Viechbauer ist und der quirlige Neapolitaner Claudio Saltapepe.

Während schön langsam das Geheimnis um Grauner gelüftet wird, bekommen wir über Saltapepes Vergangenheit nur Bruchstücke zu lesen. Wir wissen, dass er vor der Mafia geflüchtet ist, dass ein Bruder von derselben ermordet wurde und, dass er die Südtiroler als schräge Spezies wahrnimmt.

In wunderbarer, beinahe poetisch anmutender Sprache werden uns die Lebensumstände der Menschen am Brenner/Brennero dargebracht. Es ist ein Landstrich, der die Menschen prägt. Seit der Antike, die einzige Verbindung zwischen Nord und Süd, unwirtlich und immer wieder hart umkämpft, bildet der Pass eine perfekte Kulisse für einen Krimi, der bis in die Nazi-Zeit hineinreicht. Die Landschaft ist karg, die Einkommen der Menschen gering, sodass der Schmuggel mit Waren aller Art seit Menschengedenken als eine übliche Einkommensquelle angesehen wird. Sei es, dass Menschen vom Norden in den Süden oder umgekehrt geschmuggelt oder dass der Drogen über den Pass gebracht werden.

Die Personen sind gut charakterisiert. Sie haben Ecken und Kanten, ein wettergegerbtes Gesicht und meistens keine Illusionen (mehr).
Ohne in ein Klischee abzudriften, versteht es Lenz Koppelstätter auf die Eigenheiten der Region einzugehen. Subtil und unaufgeregt in den Krimi eingeflochten, erfährt man einige Details zur Geschichte des Brennerpasses.

Fazit:

Ein spannungsreicher Krimi, der einen bis zur letzten Seite fesselt. Komplex und mit Tiefgang – ja, so soll ein Krimi sein. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für alle drei Bände.

Veröffentlicht am 29.01.2018

Mein zweites Leben

Seelenvermächtnis
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An den Szenen gab es eigentlich nichts Beängstigendes, alles ging gut aus. Und doch empfand ich diese innere Beklemmung, dieses Gefühl, als würde im nächsten Augenblick etwas Schlimmes geschehen. Im Traum ...

An den Szenen gab es eigentlich nichts Beängstigendes, alles ging gut aus. Und doch empfand ich diese innere Beklemmung, dieses Gefühl, als würde im nächsten Augenblick etwas Schlimmes geschehen. Im Traum wie im Jetzt.“ U.W.


Dieses Buch ist eine „Dokumentation des Unerklärlichen“, so die erste Überschrift in dem 370-seitigen Buch. Im Vorsatzblatt steht diesmal nicht das Übliche „Personen und Handlung sind frei erfunden und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen rein zufällig“, sondern „Nachfolgendes hat sich tatsächlich zugetragen“.


Inhalt:

Der Autor hat seit seiner Kindheit Albträume, in denen er Fetzen von kriegerischen Geschehnissen erlebt die tiefe emotionale Eindrücke hinterlassen. Als knapp Vierjähriger kann er diese Träume nicht einordnen. Mit dem Heranwachsen verblassen die Träume allmählich.
Nach einem dramatischen Krankenhausaufenthalt und einer Nahtoderfahrung sind diese Träume plötzlich wieder da: Kriegserlebnisse aus dem Ersten Weltkrieg. Durch die tiefe Panik, die diese Albträume erzeugen, beginnt er sich mit den Inhalten zu beschäftigen, versucht an Hand der wenigen konkreten Hinweisen den Ort des Geschehens zu finden.
Gemeinsam mit Ehefrau Daniela erforscht er Detail für Detail seiner Träume. Mehrere Reisen nach Sexten, im heutigen Südtirol, lange Wanderungen auf die, bislang unbekannten, dortigen Berge fügen ein Mosaiksteinchen nach dem anderen zusammen.

Hat Udo Wieczorek schon einmal gelebt? Sind seine Träume die Erinnerungen eines Mannes, der Unrecht getan hat?

Wer glaubt in unserer technisierten Welt an eine „Wiedergeburt“?

Erzählstil/Sprache/Spannung:

Im historischen Roman „Flieg, mein roter Adler“ beginnt Wieczorek nach 1997 seine Geschichte in eine Romanhandlung zu verpacken – quasi als „therapeutischen Ansatz“.

Die teilweisen beklemmenden Situationen der Träume sind in kursiver Schrift abgedruckt.

Dieser historische Roman ist es, der den Journalisten Manfred Bomm aufhorchen und auf den Plan treten lässt.
Udo Wieczorek hat immer mehr das Gefühl „seinen Auftrag“ erfüllen zu müssen. Gemeinsam reisen sie nochmals ins Pustertal, beschließen das vorliegende Buch herauszubringen.

In „Seelenvermächtnis“ kommen neben dem Autor selbst auch seine Frau Daniela und Manfred Bomm zu Wort. Die beiden erzählen, wie Udo plötzlich in dem ortsüblichen Dialekt spricht, eine ihm völlig unbekannte Gegend total selbstsicher durchwandert, der Orte, die er in seinen Albträumen gesehen hat ohne Verzögerung wiederfindet. Sie schildern aber auch, wie Udo Wieczorek manchmal an seine physischen und psychischen Grenzen kommt, wie er Schweiß gebadet und nach Atem ringend aufwacht. Diese Déjà vu- Erlebnisse ereignen sich auch tagsüber. Mit einem Therapeuten zureden, lehnt Udo kategorisch ab.

Als er dann Artefakte an den im Traum beschriebenen Stellen findet, geht er die Suche nach der Person „Vinz“ beinahe wissenschaftlich an. So durchkämmen Wieczorek und Bomm Pfarrregister, Kriegerfriedhöfe und Ortschroniken. Ein Historiker wertet die gefundenen Artefakte als echt. Von Hand zu Hand werden die beiden Autoren weitergereicht, bis sie letztendlich bei den Nachfahren des Vincenzo Rossi landen. Dort enthüllt sich, nach einigen Stunden rätselhafter Ereignisse, das Geheimnis.
„Du bist einer von uns“ befindet Mariangela, die Nachfahrin Vincenzos.

Fazit:

Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Wie sagt doch schon Prinz Hamlet „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt“.
Ich überlasse es jedem Leser, ob und welche Schlüsse er aus diesem Buch ziehen möchte.

Veröffentlicht am 29.01.2018

Altlasten und Neubeginn

Nachthall
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Dieser Krimi von Udo Wieczorek ist genial aufgebaut.

Inhalt:

Blaubeuren, nahe Ulm, im April 1945.
Der Zweite Weltkrieg ist de facto zu Ende und für Deutschland verloren. Die Alliierten rücken vor. Schnell ...

Dieser Krimi von Udo Wieczorek ist genial aufgebaut.

Inhalt:

Blaubeuren, nahe Ulm, im April 1945.
Der Zweite Weltkrieg ist de facto zu Ende und für Deutschland verloren. Die Alliierten rücken vor. Schnell versenken Max Ströttner und zwei weitere Nazis ihre unrühmliche Vergangenheit im Steinbruch Ströttners.

Blaubeuren 1980 – also 35 Jahre später. Geologin und Höhlenforscherin Doris Ehrsteiner untersucht ebendiesen Steinbruch, weil sie sich neue Erkenntnisse im Höhlensystem erhofft.
Was sie dabei entdeckt, bringt sie und ihren Vater in höchste Lebensgefahr.

Erzählstil/Spannung:

Dieser Krimi beeindruckt durch die sachliche und dennoch emotionale Darstellung der Geschehnisse. Die Emotionen werden den handelnden Personen glaubhaft in den Mund gelegt.

Die Darstellung der Erstbegehung des Höhlensystems finde ich gut gelungen. Für nicht so Interessierte ist dieser Exkurs vielleicht ein wenig zu lang geraten, da hier der Handlungsfluss verlangsamt wird.
Erst mit dem Auftreten von Kommissar Ruckgraber nimmt der Krimi wieder an Fahrt auf.

Charaktere:
Die Figuren sind vielschichtig angelegt.

Da ist zum einen Max Stöttner, ein Kotzbrocken wie er im Buche steht. Er glaubt sich als Alleinherrscher über Leben und Tod. Der Minister, der Dorfpolizist – so richtig schöne Wendehälse.

Hannes Ehrnsteiner hingegen ist eines der vielen Opfer der Nazizeit. Seine Kindheit ist geprägt durch Propaganda und Durchhalteparolen. Er ist ein Zerrissener.

Tochter Doris, aufgewachsen in den 1960ern, straight und zielorientiert.

Die Gestalt des Kommissars hingegen ist noch ausbaufähig. Einerseits handelt es sich bei diesem Krimi und den ersten Band einer Reihe und andererseits sind in den 1980er noch längst nicht alle Nazi-Schergen und Kriegsgewinnler zur Verantwortung gezogen worden.

Fazit:

Mit diesem Krimi ist dem Autor eine bemerkenswerte Darstellung der dunklen Seite des deutschen Wirtschaftswunders im Kleinen gelungen.
Lesenswert!

Veröffentlicht am 28.01.2018

Die Dämonen der Vergangenheit ruhen nicht

Nie wieder sollst du lügen
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Eine Serie Autounfälle mit mehreren Toten in Wien und dem Burgenland beunruhigen Ermittlerin Carla Bukowski. Sie, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet und eigentlich dienstunfähig ist, ...

Eine Serie Autounfälle mit mehreren Toten in Wien und dem Burgenland beunruhigen Ermittlerin Carla Bukowski. Sie, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet und eigentlich dienstunfähig ist, spürt, dass diese Unfälle in irgendeinem Zusammenhang stehen. Nur in welchem?

Sie spannt Freunde und Kollegen für ihre heimlichen Ermittlungen ein, da weder ihr Chef noch der Staatsanwalt Anlass sehen, hier nachzuforschen. Dabei begibt sich Carla in höchste Lebensgefahr.

Lena Avanzini hat mit diesem ersten Fall für Carla Bukowski den Auftakt zu einer neuen fesselnden Krimi-Serie gelegt. Spannung pur, gute Recherchearbeit und sprachlich elegant – Krimiherz, was willst du mehr? Außer einer Fortsetzung natürlich.

Fazit:
Ein Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe, wie man sich ihn nur wünschen kann. Gerne vergebe ich fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 28.01.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Tod im Salzkammergut
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In diesem nunmehr sechsten Fall für Michael Schröck ordnet sich in seinem Leben einiges neu:

Erstens, Silvia beendet die, ohnehin schon wackelige Beziehung, am Telefon. Der geneigte Leser wird sich erinnern, ...

In diesem nunmehr sechsten Fall für Michael Schröck ordnet sich in seinem Leben einiges neu:

Erstens, Silvia beendet die, ohnehin schon wackelige Beziehung, am Telefon. Der geneigte Leser wird sich erinnern, es stand mit den beiden nicht zum Besten.

Zweitens, Michael Schröck ist nun endlich in den Personalstand des BND übernommen worden. Da führt ihn sein aktueller Fall nach Hallstatt, dem berühmten Ort mit Weltkulturerbe-Status. (Dasjenige, das die Chinesen beinahe 1:1 kopiert haben).

Dr. Bechstein, der Honorarkonsul von China ist, im Beisein seines Leibwächters Joe Zahler, vor dem bekannten Beinhaus zusammengebrochen. Was zunächst wie ein Herzinfarkt aussieht, entpuppt sich als doppelte Vergiftung: zum einen hat der umtriebige Geschäftsmann, Polonium 210 im Körper, die ihn langsam aber sicher vergiftet und zum anderen eine tödliche Dosis Aconitum, vulgo Eisenhut.

Wer hat Interesse am Tod des Honorarkonsuls? Seine Freundin Alina, der Kräuterkunde mächtig, die Trabanten des Saudi-Arabischen Königshauses oder die Einheimischen, die allen jenen Fremden, die Immobilien im großen Stil aufkaufen, die Pest an den Hals wünschen?
So, lieber Michael Schröck – such‘ dir einen Täter aus.

Edwin Haberfellner legt wieder gekonnt Spuren und falsche Fährten und verwirft sie alsbald wieder.
Einen großen Anteil zum Gelingen des Krimis haben auch Hallstatt, der See und das dazugehörige Brauchtum beigetragen.