Irgendwie.
Die erstaunliche Familie Telemachus"Die erstaunliche Welt..." ist für mich ein Buch, das ich schwer greifen kann. Ich hatte ein skuriles Jugendbuch erwartet. Und "skuril" ist es. Aber es verknüpft eine komplexe Mafia-Geschichte mit 5 Familienmitgliedern ...
"Die erstaunliche Welt..." ist für mich ein Buch, das ich schwer greifen kann. Ich hatte ein skuriles Jugendbuch erwartet. Und "skuril" ist es. Aber es verknüpft eine komplexe Mafia-Geschichte mit 5 Familienmitgliedern und ihren Geschichten und der Frage, ob die Fähigkeiten der Familie echt sind oder nur gute Tricks.
Achtung: Rezi enthält Spoiler.
Worum geht es?
Fünf Familienmitglieder, vom Großvater bis zum Enkel, und ihren Umgang mit den "Fähigkeiten". Um Tag "Zap" und was der frühe Tod von Grandma Mo damit zu tun hat.
Charaktere
Das Kollektiv ist bunt gemischt. Während Matty (der Enkel) in der Pubertät steckt und für seine Cousine Malice (Mary Alice) schwärmt und den Familienkult (?) mit Begeisterung betrachtet, hadert seine Mutter Irene damit. Denn sie kann erkennen, ob ihr Gesprächspartner an das glaubt, was er gerade sagt. Da jeder Mensch täglich lügt, belastet sie das, auch ihre glücklosen Beziehungen zu Männern. Onkel Frankie kann Gegenstände bewegen, wird aber von keinem wirklich ernst genommen und ist ein erfolgloser Spieler. Frankie hat ständig neue Geschäftsideen, doch ihm fehlt das Selbstbewusstsein. Buddy wirkt in seiner eigenen Welt, beginnt Projekte, die keiner versteht und beendet sie nach der Hälfte. Er wird als der wohlwollende Sonderling betrachtet. Teddy ist das Familienoberhaupt und ein Charmeur. Er kann Gedanken lesen und sowohl der Leser als auch die anderen Figuren erfahren erst am Ende, worin er tatsächlich verstrickt ist. Grandma Mo ist der Ruhepol. Sie wird, finde ich, mystifiziert, aber sie ist nicht ohne Fehler. Sie starb, als Irene, die Älteste, 13 Jahre alt war. Mich erinnerte das an die Kelly-Family
Es gibt Figuren, die der Geschichte Tragik geben, anderen bringen lustige Elemente hinein. Ich fand Mattys Methoden, seine Fähigkeit zu aktivieren, amüsant und hätte gern mehr über ihn gelesen. Auch Buddy mochte ich. Ich habe mit vielen Figuren mitgelitten, aber ich konnte mich nicht fallen lassen.
Eine Familie, die irgendwie nicht zusammen passt, obwohl sie das Wissen um ihre Fähigkeiten eint, das ist ein zentrales Thema des Buches. Ich habe mich oft gefragt, wer die Verantwortung dafür trägt.
Struktur und Schreibstil
Der Roman wird aus fünf verschiedenen Sichtweisen geschildert und spielt in verschiedenen Zeitebenen. Der Text beginnt in der Jetzt-Zeit, führt den Leser aber in die Irre, in dem er zur Vergangenheit wechselt. Oft weiß man nicht, in welcher Ebene man sich befindet, nur aufmerksamen Lesern fällt der Wechsel der Zeitformen auf. Dadurch entspinnt der Autor ein Netz aus Fragen, die sich erst später klären und für einige Überraschungen sorgen.
Die Frage, was am Zap-Tag passiert und warum Grandma Mo starb, hält die Spannung aufrecht und besonders im letzten Drittel steigt das Tempo.
Die Mafia-Geschichte, die sich durch alle Zeitebenen zieht, bremst das Buch, weil sie ablenkt. Sie bringt als zweiter Schwerpunkt Action in den Text und lockert das Ende auf. Aber da die Figuren mit ihrer Fähigkeit hadern und nur zwei Figuren wirklich involviert sind, baute ich als Leser wenig Bindung auf. Ich glaube, die Figuren im Text trauen sich nicht, ihr Leben in die Hand zu nehmen - daher wirkt auch das Buch lose.
Schwierig fand ich die Erzählperspektive - der personale Stil gibt jeder Figur eine eigene Sprache, wirkt aber distanziert. Denn es ist ein Erzähler. Bei Buddy, der sein eigenes Leben nicht greifen kann, passt das gut. Aber bei anderen Figuren wirkt es nett und gönnerhaft. Aber: distanziert.
Da die Geschichte ca. 1995 spielt, gibt es ein Wiedersehen mit AOL-CDs und analogen Modems - das war toll!
Nicht gefallen hat mir, dass einige Bezüge aus der amerikanischen Kultur nicht übertragen wurden z.B. The Brady Bunch oder der Ziploc-Beutel.
Fazit
Ich hatte nicht erwartet, dass das Buch einfach wird. Aber es funktioniert für mich nicht. Zu sehr kämpfen das Hadern mit dem eigenen Schicksal und die komische Mafia-Geschichte miteinander. Die Figuren sind als Typen gut gestaltet und der Hauptkonflikt funktioniert. Das Thema gefällt mir sehr! Aber der Text ist zuwenig auf den Punkt, zu distanziert.
Ich würde niemandem davon abraten, es zu lesen. Aber es ist kein Buch, das flasht.