Der Traum von einem anderen Leben
Der Tag, als ich die Welt umarmteHarriet, Spitzname Harri, arbeitet zwar in einem Reisebüro, war aber noch nie außerhalb von England unterwegs. Sie träumt von den schönsten Orten auf der Welt, kennt sich durch DVDs und Reiseführer dort ...
Harriet, Spitzname Harri, arbeitet zwar in einem Reisebüro, war aber noch nie außerhalb von England unterwegs. Sie träumt von den schönsten Orten auf der Welt, kennt sich durch DVDs und Reiseführer dort fast so gut aus wie jemand, der diese Plätze tatsächlich besucht hat. Harris Freund Rob ist eher für Camping zu haben, somit wird sie in naher Zukunft auch keine weite Reise machen, denn mit Rob ist sie glücklich, deshalb träumt sie auch nur von ihrem Sehnsuchtsort Venedig, als es sich mal mit eigenen Augen anzusehen. Als sie Alex kennenlernt, der ein Café im Ort eröffnet, nachdem er 10 Jahre auf Weltreise war, wird dieser schnell zu ihrem besten Freund, der allerdings wenig Glück mit seinen Frauenbekanntschaften hat. Alex‘ Mutter bittet Harri, sich nach einer passenden Partnerin für Alex umzusehen, und Harri schaltet eine Anzeige. Während sie die infrage kommenden Damen erst einmal selbst in Augenschein nimmt, ob sie zu Alex passen könnten, gerät ihre Beziehung zu Rob immer mehr in Schieflage, denn Rob hat kaum noch Zeit für sie. Als sie und Alex in Streit geraten, versucht Harri sich an ihm zu rächen. Doch das geht gehörig nach hinten los, und plötzlich steht Harri vor den Scherben ihres angeblich glücklichen Lebens. Wird Harri die Gelegenheit erkennen und endlich den Mut aufbringen, die Welt zu sehen, die sie sich bisher nur erträumt hat?
Miranda Dickinson hat mit ihrem Buch „Der Tag, als ich die Welt umarmte“ einen romantischen und emotionalen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist schön flüssig, der Leser ist mit den ersten Worten bereits an Harris Seite und erfährt im Rückwärtsgang ihre Geschichte, während sie sich nach einem Desaster auf einer Veranstaltung in einer öffentlichen Toilette verschanzt hat. Der Erzählfluss ist so gut gestaltet, dass man sich immer wieder die Frage stellt, was da wohl passiert ist, dass Harri sich in den Waschraum geflüchtet hat, doch bis zur Beantwortung muss man sich bis fast zum Schluss gedulden.
Die Charaktere sind sehr liebevoll skizziert, haben Ecken und Kanten, und wirken mit ihren Eigenheiten sehr lebendig und authentisch. Harri ist eine Vollwaise und hat in der Freundin ihrer Mutter und ihrer Tante den fehlenden Familienanschluss. In dem kleinen Ort hilft jeder jedem, aber auch jeder weiß praktisch alles von jedem. Harri ist eine sehr sympathische junge Frau, die von fremden Ländern, besonders aber von Venedig, träumt. Sie besitzt seit ihrer Kindheit eine Postkarte der Lagunenstadt und wünscht sich nichts sehnlicher, als dort mit der Liebe ihres Lebens eine romantische Zeit zu verbringen. Harri ist eine warmherzige und hilfsbereite Person, die ihre eigenen Wünsche immer hinter denen der anderen zurückstellt. Gleichzeitig wirkt sie aber auch irgendwie verloren und mutlos, dass man sie am liebsten schütteln möchte, damit sie endlich anfängt, sich ihre eigenen Träume zu erfüllen, anstatt immer auf die der anderen Rücksicht zu nehmen. Alex ist ein sehr netter Kerl, dessen Weltgewandtheit bei Harri offene Türen einrennt. Die Freundschaft zwischen den beiden ist ungewöhnlich, doch auch sehr schön anzusehen. Da kann man es gar nicht fassen, dass Alex so oberflächlich ist, sich in eine Plastikbarbie zu verlieben. Auch die Nebenprotagonisten sind wunderbar gezeichnet und verleihen der Handlung mit ihrem teils skurrilen Verhalten die richtige Abwechslung und Untermalung..
„Der Tag, als ich die Welt umarmte“ ist eine wirklich schöne Liebesgeschichte, in der der Leser mit der Hauptprotagonistin Harriet mitleidet und sie in ihren traurigsten, aber auch schönsten Momenten begleitet. Alle, die ein Faible für gut geschriebene Liebesromane haben, werden mit dieser Geschichte einen guten Fang machen! Absolute Leseempfehlung!