Lasst euch mitreißen, lernt Gaia kennen und stürzt euch mit ihr ins Abenteuer - ihr werdet es nicht bereuen!
Das Land der verlorenen Träume"Hast du denn gar nichts gelernt in der Enklave? Jede Gesellschaft, die einen Teil der Bevölkerung ausnutzt, ist von Grund auf ungerecht. [...] dieses ganze Dorf ist ein einziges Pulverfass. Es braucht ...
"Hast du denn gar nichts gelernt in der Enklave? Jede Gesellschaft, die einen Teil der Bevölkerung ausnutzt, ist von Grund auf ungerecht. [...] dieses ganze Dorf ist ein einziges Pulverfass. Es braucht nur den richtigen Funken, und alles fliegt in die Luft."
Inhalt:
Pure Verzweiflung treibt Gaia nach der Flucht aus der Enklave, zusammen mit ihrer neugeborenen Schwester, in das Ödland. Ihre einzige Hoffnung zu überleben besteht darin, den toten Wald zu finden. Doch das ist schwerer als erwartet, denn das Ödland fordert Gaias ganze Kraft. Am Rande zwischen Leben und Tod, zwischen Angst und Mut, zwischen Hoffnung und Verzweiflung glaubt Gaia sich und ihre Schwester schon fast verloren, als ein junger Reiter sie entdeckt und rettet. Er nimmt sie mit in eine neue Welt: "Sylum" und schenkt Gaia die Chance auf ein neues Leben. Doch dieses neue Leben fordert Opfer, denn Sylum steht in einem völligen Kontrast zur Enklave.
In Sylum regieren die Frauen die Stadt. Männer haben nichts zu sagen. Ziel jeder Frau ist es: zu heiraten und möglichst viele Kinder zu bekommen, denn die Geburtenrate der Mädchen geht immer weiter zurück und die Bewohner der kleinen Stadt sind vom Aussterben bedroht. Oberhaupt Sylums ist die blinde Matrarch Olivia. Sie steht für alles was Sylum ausmacht: Regeln und Gesetze. Deshalb gilt es jeden zu bestrafen, der gegen die Regeln, gegen das System, gegen die Matrarch rebelliert. Schon zu beginn wird Gaia von ihrer Schwester getrennt und auf eine harte Probe gestellt. Alleine und von Schuldgefühlen, wegen Leon geplagt, versucht sie den Alltag zu meistern, mit der Hoffnung auf einen neuen Anfang und ein gutes Leben für ihre Schwester. Doch tief in ihre schlägt das Herz der Gerechtigkeit und als die Männer ihr Recht auf Gleichberechtigung fordern, ist Gaia hin und her gerissen. Schon bald ist das Pulverfass dem Funken näher als gedacht...
Schreibstil:
Auch bei der Fortsetzung, dem zweiten Band zu Gaias Geschichte, überzeugt mich Caragh O´Brien durch einen angenehm, unauffälligen und flüssigen Schreibstil. Denn trotz, dass sie am Anfang des Buches keinen kurzen Rückblick auf den ersten Band gibt, kann man sich als Leser direkt wieder in das Abanteuer stürzen und vergisst schon nach den ersten Seiten Zeit und Raum. Man findet sich direkt neben Gaia wieder und lässt sich erneut von ihrer Geschichte mitreißen. Ohne große Umschweife besticht der Schreibstil genau dadurch, dass er sehr klar und einfach gehalten ist. Zusätzlich hält die Autorin ihren Leser dadurch an der Geschichte, dass sie kontinuierlich, kleine Spannungshöhepunkte einbindet, die am Ende alle auf den großen Wendepunkt der Geschichte zulaufen.
Idee/Umsetzung:
Wer mit der Vorstellung an den zweiten Band herangeht, dass die Geschichte schon klar ist und man demnach abschätzen kann, was einen erwartet, der wir am Ende genauso überrascht sein wie ich. Denn die neue Geschichte besticht ihre Leser durch eine überraschende Wendung. Diese Wendung wird verkörpert durch das ganze System und den ganzen Aufbau Sylums, der in einem völligen Kontrast zur Enklave steht. Aber nicht nur durch die neue Stadt konnte die Autorin ihre Leser in eine neue Welt entführen. Auch neue Charaktere sorgen dafür, dass man den zweiten Band sogar fast ohne Vorwissen, des ersten Bandes lesen kann. Außer Gaia ist fast kein Charakter der ersten Geschichte übrig geblieben, sodass man als Leser in ein ganz neues Abenteuer gerissen wird. Schnell wird klar, dass der erste Band und der zweite Band im Kontrast stehen und wahrscheinlich im dritten Band vereint werden - zulaufend auf eine große Explosion. Demnach bin ich positiv überrascht, denn ich hätte nicht gedacht, dass Caragh O´Brien in einer Bücherserie noch die Chance bleibt, den Leser durch eine neue erfrischende Idee zu begeistern. Doch genau das ist passiert. Man wird regelrecht vor den Kopf gestoßen, genau wie die Protagonistin und muss sich mit einer neuen Umgebung, neuen Figuren und einem neuen Problem arrangieren. Dabei geraten die Probleme und Fragen der Enklave erst einmal ganz in den Hintergrund. Ich bin gespannt, wie die Autorin im Folgeband beide Probleme und Welten aufeinander prallen lassen will.
Charaktere:
Wie schon erwähnt bleibt nichts wie es war. Alles verändert sich, nicht nur die Umgebung und die Grundidee, sondern auch die Charaktere. Auch Gaia, als eine der übernommenen Figuren aus dem ersten Band, durchlebt eine Veränderung. War sie vorher rebellisch und hat an ihre Ideale geglaubt, so verliert sie diesen Kampfgeist mit ihrer Ankünft in Sylum, nach und nach. Das Ziel der Matrarch ist es, Gaias Willen zu brechen, denn sie sieht von Anfang an das Potential in ihr, eine Rebellion anzuzetteln. In einer Welt die nur auf Regeln basiert ein unmöglicher Akt, den es zu verhindern gilt. Aus Angst ihre Schwester zu verlieren, fügt sich Gaia nach und nach in das System und man muss als Leser mit Verzweiflung beaobachten, wie die alte Gaia immer weiter im Schatten ihrer Selbst zurückbleibt. Passend zu den Idealen Sylums sind auch die anderen Charaktere in die Geschichte eingebaut. Die Meisten von ihnen bleiben weit hinter der Oberfläche zurück und erlangen, selbst in knapp 500 Seiten, wenig Tiefe. Dies ist auch einer der Punkte, die mich etwas gestört haben. Doch dies war im Grunde auch schon im ersten Buch der Fall. Caragh O`Brien erschafft im Großen und Ganzen sehr interessante Figuren, doch viele davon werden gar nicht tiefer ausgeführt, sondern viel mehr nur angeschnitten. Dies finde ich etwas schade, denn in einer Dystopie leben Systeme/Gemeinden doch durch das große Ganze und ich hätte wirklich gerne einen tieferen Einblick in Teile dessen bekommen.
Neben der Matrarch, spielen zwei männlche Charaktere eine etwas größere Rolle, nämlich Peter und Will. Sie sind Brüder und verlieben sich beide direkt in die die junge Gaia. Auch Gaia fühlt sich zu den Geschwistern hingezogen, doch auch Leon geht ihr nicht aus dem Kopf. Es entwickelt sich eine Vierecksgeschichte, die Gaias Leben in Sylum zusätzlich prägt. Eigentlich eine gute und neue Idee, doch leider das große Manko auch hier: Peter und Will, bleiben einfach zu flache Figuren. Ehrlich gesagt habe ich es, besonders bei Will nicht verstanden, was Gaia so anziehend an ihm findet. Denn im Wesentlichen erfährt man kaum etwas über ihn. Auch Peters Caharakter wird nicht genug erläutert und ausgeführt, sodass man Gaias Sehnsucht ihnen gegenüber fast gar nicht nachvollziehen kann.
An dieser Stelle bin ich der Meinung, dass die Autorin viel Potential an die Figuren verschwendet hat. Die Ideen waren alle sehr gut und man hätte durchaus viel daraus machen können, doch leider wurde am Ende dann doch nur an der Oberfläche gekratzt.
Cover/Innengestaltung:
Schon bei dem ersten Band war ich sehr enttäuscht von dem Cover, denn es war ursprünglich das eines anderen Buches. Die Hoffnung, dass sich bei dem zweiten Band etwas ändern könnte, zerfiel in dem Moment, in welchem ich das Buch im Laden in der Hand hielt: Das gleiche Cover wie zuvor, nur spiegelverkehrt, in einer anderen Farbe. Enttäuschter hätte ich an dieser Stelle nicht sein können. Ich finde es schade, dass sich bei der Wahl des Covers, Seiten des Verlages anscheinend so wenig Gedanken gemacht werden. Der einzige Vorteil: Man erkennt deutlich, dass es sich bei den beiden Bänden um eine Buchreihe handelt.
Die Innengestaltung ist da schon wieder etwas besser gelungen. Wieder wird der Leser durch eine Karte, die Karte Sylums, durch das Buch begleitet und kann sich so sehr gut in Gaias neuer Welt zurechtfinden. Auch wird der Leser wieder in Rätsel eingebunden, die jedoch diesmal nicht halb so häufig und kniffelig gestreut sind, wie im ersten Band.
Fazit:
Abschließend kann man sagen, dass "Das Land der verlorenen Träume", von Caragh O´Brien, eine durchaus würdige Fortsetzung des ersten Bandes "Stadt der verschwundenen Kinder" ist. Besonders durch einen klaren Schreibstil, der es dem Leser einfach macht, sich voll und ganz auf das Abenteuer einzulassen, wie auch durch die immer andauernde, kribbelnde und Nerven aufreibende Spannung, zeichnet sich dieses Werk aus und besticht auf voller Linie. Auch wenn das Buch an einigen Stellen Schwächen aufweist, so kann es durchaus im Vergleich bestehen, denn viele Wendungen und Überraschungen, die sich fortlaufend im Roman erstrecken sorgen dafür, dass die Aufmerksamkeit des Lesers bestand hat. Auch wenn es weniger Rätsel zu lösen gibt, so kann ich doch sagen, dass man diesem Buch in Sachen Spannung nichts nachstellen kann und es vorallem dadurch lebt. Ohne diesen großen Spannungsbogen, mit der fehlenden Tiefer vieler Charaktere, wäre es wohl nicht halb so berührend und mitreißend gewesen. Ich bin demnach gespannt, was mich im dritten Band erwartet und welche Überraschungen Caragh O´Brien diesmal im Gepäck hat um mich in Gaias Welt zu entführen.
Ich lege Gaias Geschichte demnach jedem wärmstens ans Herz: Lasst euch mitreißen, lernt Gaia kennen und stürzt euch mit ihr in ein Abenteuer - ihr werdet es nicht bereuen!