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Veröffentlicht am 30.01.2018

Dieses "Paradise" hat sich wahrlich zum Lesepardies gemausert.

Leaving Paradise
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Meggie zu küssen war das Dämlichste, was ich je getan habe. Aber als ich in ihre traurigen Augen und ihr verletzliches Gesicht blickte, wollte ich sie mehr als je etwas zuvor in meinem Leben. Letzte Nacht ...

Meggie zu küssen war das Dämlichste, was ich je getan habe. Aber als ich in ihre traurigen Augen und ihr verletzliches Gesicht blickte, wollte ich sie mehr als je etwas zuvor in meinem Leben. Letzte Nacht lagen echte Gefühle in der Luft. Letzte Nacht lag Ehrlichkeit in der Luft. Es fühlte sich so unglaublich und kostbar an.
[S. 220]

Erster Satz:
Auf diesen Moment habe ich ein Jahr lang gewartet.

Inhalt:
Caleb Becker und Meggie Armstrong, könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Caleb zum Ringer-Team gehört und mit der "heißesten Braut" der Schule geht, lebt Meggie in einer ganz anderen Welt, ist eine sehr gute Sportlerin und arbeitet auf ein Auslandsjahr in Spanien hin.
Doch trotzdem verbindet die Beiden etwas: Die Vergangenheit. Denn das Leben von Caleb und Meggie hat nichts mehr mit Früher gemein. Caleb gehört schon seit ca. einem Jahr nicht mehr der Ringermannschaft an und auch sonst, ist sein altes Leben ein längst verblasstes Kapitel. Denn Caleb Becker kommt frisch aus dem Gefängnis und ist somit ein Exknacki, den die Kleinstadt "Paradise" nicht gerade mit offenen Armen empfängt.
Auch das Leben von Meggie hat eine 180° - Wendung hingelegt, denn sie wurde vor knapp einem halben Jahr, von einem Auto angefahren und dann am Straßenrand liegen gelassen. Seitdem humpelt sie und fühlt sich wie ein Freak. Als Meggie und Caleb in der Kleinstadt aufeinandertreffen, kochen die Emotionen hoch.
Die Vergangenheit verbindet die Beiden, doch keiner von ihnen will diese Verbindung. War es doch Caleb, der Meggie anfuhr, Fahrerflucht begann und darauf in den Bau musste.

Wie falsch kann eine Liebe sein, die sich so richtig anfühlt?

Idee/ Umsetzung:
Wer Bücher von Simone Elkeles kennt, der weiß nur zu gut, dass sie nicht nur filmreife Unterhaltung bieten, sondern auch eine volle Ladung Leidenschaft und Dramatik. Denn obwohl ihre Werke sehr vorhersehbar sind und man immer erahnen kann auf welches Ende die Geschichte zusteuert, kann man einfach nicht anders, als jeden Buchstaben genüsslich zu verschlingen. Auch "Leaving Paradise" folgt dem Schema X der Autorin. Es ist vorhersehbar, aber doch ergreifend und mitreißend. Mit sehr viel Gefühl und Spannung, reißt Frau Elkeles ihre Leser hinter die Buchstaben, in eine Kleinstadt namens "Paradise". Dabei verlieren sich wohl besonders Mädchen in diesen herzlichen und ergreifenden Geschichte. Somit ist die Idee in diesem Werk nicht neu, kann aber trotzdem auf voller Linie überzeugen. Als Leser des Buches sollte man sich einfach bewusst sein, dass sich keine Tiefsinnigkeit hinter der Handlung versteckt und es keine überraschenden Wendungen gibt, welche man nicht hätte erahnen können. Denn die Werke dieser Autorin laden dazu ein sich fallen zu lassen und ein paar Stunden, der grauen Realität zu entfliehen. In eine Welt, in welcher es immer ein Happy End gibt und die Liebe gegen das Böse siegt.

Schreibstil:
Für mich ist es sehr schwer, den Schreibstil der Autorin in Worte zu fassen. Simone Elkeles schreibt weder poetisch, noch tiefsinnig aber trotzdem begleiten einen ihre Buchstaben mit Leichtigkeit durch die Handlung. Man verliert förmlich jedes Wort vor Augen und treibt tiefer und immer tiefer in ihre Geschichte, bis man seine Umgebung schließlich ganz vergisst. Schlicht: Die Seiten fressen den Leser mit Haut und Haaren. Ich mag ihre Art zu schreiben sehr, eben weil sie so leicht und flüssig ist. Man kann sich ganz auf den Inhalt konzentrieren und wird von ihrem Schreibstil nicht abgelenkt. Stattdessen erleichtert er einem den Einstieg in die Geschichte und ehe man sich versieht, hat man auch schon die letzte Seite zwischen seinen Fingern und die Lektüre im Nu verschlungen.

Charaktere:
Auch die Figuren im Werk beruhen auf dem Schema X der Autorin: Ein kantiger, beliebter, cooler und immer sehr attraktiver Protagonist, stößt auf eine Protagonistin, welche in einem Kontrast zu ihm steht. Dies trifft wohl auch hier zu. Trotzdem hat es mich nicht gestört, denn ich mag die männlichen Charaktere in den Werken von Frau Elkeles immer sehr gerne. So konnte ich also auch in "Leaving Paradise", mit Caleb überzeugt werden. Aber auch Meggie hat es mir angetan, denn ihr Charakter und ihre Denkweisen, haben mich ebenfalls sehr angesprochen und so wurden die Beiden für mich zu den perfekten Buchbegleitern. Mit Haut und Haaren, habe ich mitgefiebert bis zum Schluss. Wie oft kann man sich auf zwei Figuren schon so gut einlassen, gerade wenn die Beiden aus ihren Perspektiven im Wechsel berichten? Meiner Meinung nach ist es schwer, eine gute Mischung zu finden, doch mit Caleb und Meggie ist gerade jene Mischung absolut gelungen.

Cover/ Innengestaltung:
Mir gefallen alle Cover sehr gut, denn jedes hat seinen eigenen Charme und passt in irgendeiner Weise zu der Geschichte. Das deutsche Cover ist im Gegensatz zu der spanischen und zweiten, englischen Version, zwar eher schlicht, aber trotzdem gefällt es mir.
Die Innengestaltung ist auch, wie schon aus anderen Elkeles-Werken gewohnt, schlicht und praktisch. Jeweils abwechselnd berichtet Caleb oder Meggie. Eingeleitet wird ein Kapitel also nicht nur durch die Kapitelzahl, sondern ebenso durch den Namen der erzählenden Figur, welcher sich auch nochmals neben der Seitenzahl wiederfindet.

Fazit:
Leaving Paradise. Ich spiele definitv nicht mit dem Gedanken, Paradise zu verlassen. Denn diese Stadt bietet mir eine grandiose und spannende Liebesgeschichte, in welcher ich mich nur zu gerne einwickel um zu überwintern. Nicht nur Caleb und Meggie, erleichtern mir meine Entscheidung, mich in Paradise häuslich nieder zu lassen, sondern auch der sehr einfache, aber doch in die Geschichte verstrickende Schreibstil, haben mich schon von der ersten Seite an, locker um den Finger gewickelt. Es ist also kein Abschied, dem ich nach der letzten Seite dieses Werkes entgegen sehe, sondern ein Versprechen. Jenes Versprechen, dass ich Meggie und Caleb, die sich einen Platz in meinem Leserherz mit Leichtigkeit erspielt konnten, schon bald wiedersehen werde. Back to Paradise - Ja, ich werde wiederkehren, denn Paradise hat sich wahrlich zum Lesepardies gemausert.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Eine Geschichte über Heilung, Trauer und Hoffnung

Ich werde immer da sein, wo du auch bist
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So sehe ich aus: eine fast Siebzehnjährige [...] Kleiner Mund ohne Lipgloss, ohne Lächeln. Große, ungeschützte, braune Augen, hellwach, trotz einer Reihe von schlaflosen Nächten. Ein Gesichtsausdruck, ...

So sehe ich aus: eine fast Siebzehnjährige [...] Kleiner Mund ohne Lipgloss, ohne Lächeln. Große, ungeschützte, braune Augen, hellwach, trotz einer Reihe von schlaflosen Nächten. Ein Gesichtsausdruck, den man schlecht definieren kann - teils Sehnsucht, teils Trauer, teils Hoffnung.
[S. 311 f.]

Erster Satz:
Ich sehe den Wassertropfen zu, wie sie von meinen Haarspitzen perlen.

Inhalt:
Caitlin geht durch die Hölle, denn seit dem Selbstmord ihrer besten Freundin ist einfach nichts mehr wie es war. Trauer und Schmerz benebeln ihre Sinne und machen sie taub und blind für das Hier und Jetzt. Caitlin fühlt sich einsam und verlassen. Immer und immer wieder suchen sie Erinnerungen heim. Erinnerungen, an eine ganz besondere Freundschaft. Erinnerungen, an ein Mädchen mit welchem Caitlin alles teilen konnte. Erinnerungen, an eine Zeit die nie wiederkehren wird. Doch im Vordergrund stehen Fragen, zu viele, zu schwere: Hätte Caitlin den Selbstmord ihrer Freundin verhindern können? Warum hat sie nicht eher gemerkt, wie schlecht es ihrer besten Freundin wirklich ging?
Als das trauernde Mädchen, durch Zufall, das geheime Tagebuch ihrer Freundin, unter ihrem eigenen Bett findet, scheinen die Antworten zum Geifen nah.
Aber ist Caitlin für diesen Schritt bereit? Und darf man das Tagebuch seiner verstorbenen Freundin überhaupt lesen?

Idee/ Umsetzung:
Ich bin kein großer Fan von traurigen und eher schweren Geschichten. Ab und an mal finde ich sie ganz in Ordnung, aber ansonsten mache ich doch eher einen Bogen um solche Bücher. Dies liegt daran, dass ich mich gerne in Geschichten verstecke. Ich will ein Teil der Handlung werden, in fremde Leben und Welten eintauchen und einfach einmal alles aus der Realität vergessen. Wenn Bücher eine gewisse Schwere haben, dann breitet sich in meinem Bauch meistens ein Gefühl der Beklemmung aus. Wahrscheinlich setzte ich mich einfach nicht gerne mit dieser Beklemmung auseinander, weswegen diese Sorte an Büchern dann eher nicht in mein Regal wandern. Trotzdem stelle ich mich "Ich werde immer da sein, wo du auch bist" - denn nach vielen Fantasygeschichten, brauchte ich einfach ein Werk, welches mich auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Also begann ich zu lesen, zunächst ohne große Erwatungen. Die ersten Seiten lasen sich gut, obwohl sie sehr traurig und schwer auf mein Gemüt drückten, aber trotzdem fehlte mir lange das gewisse Etwas. Doch nach und nach, entwickelte sich die Geschichte weiter, wurde größer und größer und erstrahlte am Ende, in der vollen Größe ihrer Pracht. Ebenso wie die Protagonistin, wuchs die Handlung, Kapitel um Kapitel. Am Ende war ich sprachlos aber doch voller Glück und Trauer zugleich. Frau LaCour hat ihr ein wunderbares Werk geschaffen, dessen Idee sich tief in das Leserherz schleicht und dann unerbitterlich zuschlägt. Denn die perfekte Ausgewogenheit aus Trauer und Glück, Hoffnungslosigkeit und Mut, Schmerz und Vergebung, machen dieses Werk unvergleichbar und einzigartig.

Schreibstil:
Die Geschichte wird uns, sehr authentisch, aus der Sicht von Caitlin nahe gebracht und von Tagebucheinträgen ihrer besten Freundin ergänzt. So bekommt man als Leser ein sehr gutes Gefühl für beide Figuren. Caitlin hat einen schweren Verlust zu ertragen, doch nach und nach entwickelt sich ihr Leben weiter, sie lernt mit der Trauer zu leben, den Blick nach Vorne zu richten, auch wenn es ihr nicht immer gelingt, entwickelt sie sich weiter. Dies spiegelt sich auch durch den Schreibstil wieder, denn dieser fängt den Leser ganz klammheimlich ein, nur um ihn am Ende traurig und froh zugleich, vor den Seiten zurückzulassen. Frau LaCour hat demnach eine sehr emotionale und ergreifende Art zu schreiben. Sehr sanft und mit viel Feingefühl, weiß sie genau die richtigen Buchstaben einzufangen, um Leserherzen auf der Gefühlsebene voll und ganz zu berühren.

Charaktere:
Caitlin ist eine Buchfigur die droht, mitten im Leben verloren zu gehen - scheint der Verlust ihrer Freundin doch unüberwindbar. Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass ich sie nicht ganz verstehen und somit nicht auf einen Nenner mit ihr gelangen könnte, doch diese Zweifel zerstreuten sich schon auf den ersten 50 Seiten. Denn weder das Alter, noch sonstige Faktoren spielen in diesem Buch wirklich eine Rolle. Durch die guten und gelungenen Beschreibungen der Autorin, bekommt man schnell ein Gefühl für Caitlin und ihre innere Welt. Damit verwandelt sich ihre Geschichte schnell in eine Botschaft. Eine Botschaft an die Leser, Verluste zu akzeptieren, aber nie zu vergessen das Leben zu genießen, ohne ein schlechtes Gewissen an die Vergangenheit zu verschwenden, Wahrheiten zu akzeptieren und Schmerzen zulassen.
Caitlin wandelt sich demnach zur Identifikationsfigur, frei nach dem Motto: So könnten wir uns alle einmal fühlen, aber das wichtige ist doch, was wir daraus machen.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover der Buches ist total schön. Nicht nur die Farbgebung, sondern auch das ganze Motiv, fangen die Gesamtsaussage des Werkes optimal ein. Im Gegensatz zu dem englischen Cover, wirkt es viel positiver und gerade jenes mag ich sehr und finde ich auch, um ehrlich zu sein, viel passender für dieses Werk.
Die Innenegstaltung ist definitiv ein Leckerbissen, an diesem Werk. Insgesamt ist das Buch in mehrere Teile unterteilt und zwar in Jahreszeiten. Jede Jahreszeit wird also durch ein passendes Bild eingeleitet. Zudem gibt es natürlich auch Tagebbucheinträge vorzufinden. Gesamt also eine echt gelungene Aufmachung.

Fazit:
Nein, ich lese nicht gerne Geschichten voller Schwermut und Trauer. Doch wenn ich "Ich werde immer da sein, wo du auch bist", verpasst hätte, dann wäre mir etwas sehr Gutes entgangen. Denn dieses Werk, von Nina LaCour, ist nicht nur ein typisches Drama. Es ist viel mehr ein Buch mit Botschaften, voller Gefühl und Mut. Es ist eine Geschichte über Heilung, Trauer und der Hoffnung, niemals aufzuhören. Die Autorin hat hier eine wunderbare Geschichte geschaffen, die viel mehr ist, als bloß eine Geschichte. Aber um herauszufinden, was sie denn nun ist, müsst ihr euch schon selbst auf die Suche begeben. Denn wer nicht mit eigenen Augen verfolgt, was dieses Werk erzählt, der wird wohl nie verstehen, warum gerade diese Lektüre "mehr" ist, als man je erwarten würde. Für mich das ergreifenste und bewegenste Buch seit langem - Lesen, lieben, leiden, leben!

Veröffentlicht am 30.01.2018

Dieses Buch beschleunigt den Herzschlag!

Du oder der Rest der Welt
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"Wir küssen uns ständig." [...] Er sieht unerträglich selbstgefällig aus, als er sagt: "Das kaufe ich dir nicht eine Sekunde ab. Denn wenn du meine Freundin wärst und ein Hengst wie ich bei dir im Haus ...

"Wir küssen uns ständig." [...] Er sieht unerträglich selbstgefällig aus, als er sagt: "Das kaufe ich dir nicht eine Sekunde ab. Denn wenn du meine Freundin wärst und ein Hengst wie ich bei dir im Haus wohnen würde, würde ich dich, so oft es geht, direkt vor seinen Augen küssen." "Wieso denn das?" "Um ihn daran zu erinnern, dass du mir gehörst."
[S. 196]

Erster Satz:
Ich träume davon, ein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen zu führen.

Inhalt:
Carlos Fuentes, der mittlere Fuentes - Bruder, ist das Paradebeispiel eines Machos, genau wie sein älterer Bruder Alex. Doch im Gegensatz zu Alex, welcher sein Leben in den Griff bekommen konnte, befördert sich Carlos von Schlamassel zu Schlamassel. Kein Wunder also, dass es ihm gar nicht gefällt, als er seinen Heimatort verlassen soll, um zu seinem großen Bruder und dessen Freundin Brittany zu ziehen. Hier soll er sein Leben endlich auf die richtige Bahn bringen.
Doch wenn Carlos eines gelernt hat, dann dass das Leben hart und gefährlich ist - besonders seines. Also errichtet er um sich eine Schutzmauer. Er will keinen an sich heranlassen, denn nur dann, kann er auch nicht verletzt werden. Diese Mauer scheint dann zu brechen, als Carlos, Kiara kennenlernt. Eigentlich ist Kiara so gar nicht in seiner Liga, doch die Beiden fühlen sich trotzdem, zueinander hingezogen.

Doch diese Liebe hat nur eine Chance, wenn Carlos die Vergangenheit hinter sich lassen kann und alte Wunden endlich verkraftet und akzeptiert. Aber ist er wirklich dazu bereit?

Idee/ Umsetzung:
Ein kalter, stürmischer und regnerischer Tag im Februar. Draußen geht förmlich die Welt unter und du hast nur einen Wunsch: Der Realität zu entkommen. Also schnappst du dir ein Buch, von welchem du denkst, es hat jene Macht dich der wahren Welt zu entreißen.
Ich packte mir an jenem Tag: "Du oder den Rest der Welt", schlüpfte unter meine Lieblingswolldecke und begann zu lesen. Ich hatte keine großen Erwartungen, wollte mich nur in der Buchwelt wiederfinden. Und ich fand mich tatsächlich in der Buchwelt wieder, denn ich wurde mit Haut und Haaren in diese süße, romantische und leidenschaftliche Liebesgeschichte gezogen. Carlos hat mich umgehauen und am Liebsten wäre ich selbst in die Rolle von Kiara geschlüpft. Ich habe soviel mehr bekommen, als ich zu anfang erhofft hatte. So konnte ich nicht nur der regnerischen Realität entrissen werden, ich hatte auch das tiefe Verlangen nie wieder in eben jene Realität zurückzukehren. Wenn ein Buch diese Wünsche in dir weckt, kann es nur sehr, sehr, sehr gelungen sein und in meinen Augen ist "Du oder der Rest der Welt" eben genau dieses. Die Idee verfolgt erneut das Schema X von Simone Elkeles, aber genau damit hatte ich ja auch gerechnet: Eine überzeugende Liebesgeschichte, mit viel Temperament und dem ersehnten Happy End. Doch auch wenn es ein typisches Elkeles - Werk ist, verliert es dadurch sicherlich nicht an Charme. Die Idee ist zwar ähnlich, wie auch in anderen Büchern der Autorin, aber die Umsetzung ist einfach überzeugend, denn sie reißt den Leser mit sich. Gerade jenes ist doch das Wichtige: Eine gute Umsetzung. Denn egal wie gut die Idee einer Lektüre ist, wenn die Umsetzung nicht gelingen konnte, spielt die Idee wohl auch keine große Rolle mehr. Simone Elkeles hat hier also wieder volle Arbeit geleistet.

Schreibstil:
Kurz und knapp: Der Schreibstil von Frau Elkeles ist flüssig und einfach - wie man es auch aus ihren anderen Werken gewohnt ist. So erleichtert sie ihren Lesern das Eintreten in die Geschichte, ohne dass sie sich an überflüssigem Schnick Schnack verlieren, den diese Werke auch gar nicht benötigen.

Charaktere:
"Du oder der Rest der Welt", konnte mein Herz mit Leichtigkeit erobern. Es ist definitv mein Lieblingswerk der Autorin und dies lag besonders an den Protagonisten. Sowohl Carlos als auch Kiara, konnten mich auf voller Linie überzeugen.
Carlos ist definitiv ein Macho, aber ein Macho mit einem unglaublich, großen Herz. Er hat Ecken und Kanten, doch die richtige Mischung machen ihn trotzdem perfekt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine weibliche Leserin gibt, die nicht seinem Charme erliegt. Er hat Temperament, immer einen coolen oder lustigen Spruch auf den Lippen und weiß genau zu verführen. Schlicht: Ich bin ihm schon auf den ersten Seiten verfallen.
Kiara hingegen scheint das komplette Gegenteil und in gewisser Weise ist sie dies auch. Trotzdem ergänzt sie Carlos perfekt. Auch sie hat Ecken und Kanten und ist kein durchaus runder Charakter, sie hat ebenfalls Humor und weiß genau wie sie Carlos auf die Palme bringen kann. Dies macht die beiden wohl zum unterhaltsamsten Paar.
Mir hat es richtig Spaß gemacht, die Beiden bei ihrer Romanze zu begleiten und nicht nur einmal hatte ich dieses Ziehen in der Magengegend. Ein Ziehen, welches mir immer schmerzlich vor Augen führte, dass ich leider nur ein Begleiter und Beobachter bleiben konnte, obwohl ich doch viel lieber zwischen die Seiten gehuscht wäre, um die Beiden einmal richtig kennenzulernen. Selten war ich nach der letzten Seite so traurig, Figuren verlassen zu müssen, wie bei Carlos und Kiara.

Cover/ Innengestaltung:
Ich finde es schön, dass in allen (mir bekannten) Ländern, das Grundmotiv übernommen wurde. Nur der Schriftzug variiert. Das Cover passt nämlich richtig gut zu der Geschichte, weil es auch eine Szene verbildlicht. Sowas mag ich immer sehr gerne, wenn das Titelbild zum Spiegel der Geschichte wird.
Die Innengestaltung folgt Schema X: Abwechselnd berichten männlicher und weiblicher Protagonist über ihre Erlebnisse und Gefühle.

Fazit:
Ein sehnsüchtiger Seufzer verlässt meinen Mund, als ich die letzte Seite dieses Werkes durch meine Finger gleiten lasse. Verträumt hebe ich den Blick und erinnere mich an das spannende, leidenschaftliche und mitreißende Abenteuer, welches nun hinter mir liegt. Fast bin traurig, dass ich die Geschichte von Carlos und Kiara nun kenne und dieses Gefühl nie wieder erlange, welches man erfährt, wenn man das erste Mal durch eine gelungene Geschichte wandert. Doch es heißt Abschied nehmen. "Du oder der Rest der Welt", ist kein überraschendes Buch, aber doch ein Überzeugendes. Frau Elkeles hangelt sich, genau wie bei ihren vorherigen Werken, an einem bekannten Schema entlang, doch trotzdem verliert sie dabei nicht die Magie, die zwischen eben solchen Werken von ihr steckt. Mit einem leichten, flüssigen und emotionalen Schreibstil, entführt die Autorin ihre Leser in eine Welt, in welcher alles möglich ist. So kann man sich, gerade an grauen, regnerischen und stürmischen Tagen, der Romanze des Buches hingeben und ein Teil der Welt von Carlos und Kiara werden. Selten habe ich ein Buch so verschlungen wie dieses, selten sind mir Figuren so sehr ans Herz gewachsen und selten hatte ich den innigen Wunsch, nie mehr in der Realität anzukommen. Mir bleibt nicht mehr zu sagen als: Lesen!

Veröffentlicht am 30.01.2018

"Renegade" schafft es, sich in der Dystopielandschaft zu behaupten

Renegade
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ie Gier hat die Seelen der Menschen vergiftet.
Die Oberflächenbewohner haben zerstört,
was einst wunderschön war, und es in eine schaurige
Version dessen verwandelt, was sie Frieden nennen.
Aber hier unten ...

ie Gier hat die Seelen der Menschen vergiftet.
Die Oberflächenbewohner haben zerstört,
was einst wunderschön war, und es in eine schaurige
Version dessen verwandelt, was sie Frieden nennen.
Aber hier unten haben wir wahrhaftigen Frieden. [...]
- Mutter, Auszug aus ihrer Gründungsansprache
[S. 222]

Erster Satz:
Mein Leben ist absolut perfekt.

Inhalt:
Evelyn ist die Tochter des Volkes und ihr Leben scheint durch und durch perfekt. Denn als Tochter von Elysium, wird sie einmal das Oberhaupt werden, wie ihre Mutter. Elysium ist eine Stadt unter der Oberfläche, eine Unterwasserstadt. Das Leben dort ist streng geregelt. Eine dieser Regel besagt, dass die Oberfläche und besonders ihre Bewohner böse, schmutzig und augenblicklich zu töten sind, sobald sie auch nur einen Fuß in die Stadt setzen. Wie gerne würde Evelyn glauben, dass die Oberfläche schlecht ist. Doch tief in ihrem Inneren fühlt sie sich magisch zu allem von der Oberfläche hingezogen.
Als schließlich Gavin auftaucht, ein dreckiger Oberflächenbewohner, gerät die Welt des jungen Mädchens schließlich ganz durcheinander. Zwischen Abscheu und Sehnsucht, kämpft Evelyn um Klarheit. Doch immer öfter scheinen ihre Erinnerungen von einem grauen Nebel verhangen. Bald erkennt Evelyn, dass etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht und alle Wege münden bei ihrer Mutter.
Ehe sich Gavin und die Tochter des Volkes versehen, stecken sie bereits in höchster Gefahr und müssen um ihr Leben bangen, denn in Elysium verstecken sich einige, grauenhafte und beängstigende Geheimnisse, die besser niemals die Oberfläche erreichen sollten...

Idee/ Umsetzung:
Man nehme eine Stadt und versetze sie unter die Oberfläche und versehe sie zusätzlich mit Menschen - aber nur jene mit perfekten Genen - die sie ab sofort bewohnen und beleben. Dies passiert in "Renegade - Tiefenrausch".
Frau Souders erschafft mit dieser Idee eine sehr neue und außergewöhnliche Buchkulisse. Am Anfang sah ich einer märchenhaften Geschichte á la Disney entgegen, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Denn dieses Buch hat rein gar nichts mit einer märchenhaften Geschichte gemein. Stattdessen überzeugt das Werk durch atemlose Spannung und den einen oderen anderen, schockierenden Fact. "Renegade" verfügt weniger über Romantik - obwohl natürlich auch eine Liebesgeschichte das Geschehen bestimmt - und eine märchenhafte Kulisse, sondern viel mehr über eine Stadt des Grauens, in welcher es wahrlich nicht mit rechten Dingen zugeht. Aber gerade jenes ist das Gute und Außergewöhnliche hinter den Seiten. Frau Souders hat hier nämlich eine etwas andere Dystopie geschaffen, welche sich besonders durch ihre Kulisse von anderen Werken unterscheidet und durch eine sehr gute, wie auch spannende Handlung getragen wird. Nach dem letzten Wort, der letzten Seite, sieht man also nur allzu gerne, der Fortsetzung entgegen. Denn diese Dystopie kann sich sehr gut gegen seine Mitstreiter und Konkurrenten behaupten.

Schreibstil:
Bei manchen Büchern ist der Schreibstil manchmal reine Nebensache - ausgenommen sind natürlich sehr gewöhnungsbedürfte Schreibarten von Autoren. Aber solange einen die Buchstaben einfach und offen empfangen, solange hat man auch keine Probleme ein Teil der Geschichte zu werden. Bei J. A. Souders, war genau dies der Fall. Denn die Autorin schreibt zwar sehr einfach, aber doch unglaublich mitreißend und offen, was es dem Leser ungemein erleichtert, zwischen Evelyn und Gavin dieses Abenteuer zu bestreiten. Mit unglaublich viel Spannung und Mut zur Grausamkeit, schreibt Frau Souders damit eine sehr bewegende und aufwühlende Lektüre, welche schnell in ihren Bann zieht. Der Schreibstil wird gleichzeitig zum Boot, welches den Leser durch jeden Satz geleitet, aber auch zur Nebensache und gänzlich unsichtbar. Denn die Handlung ist so rasant, dass die Buchstaben ihre Leser fast unbemerkt, tief in den roten Faden verweben.

Charaktere:
Die Figuren in dieser Geschichte sind für mich der einzige, bittere Beigeschmack. Zwar konnte ich Evelyn, wie auch Gavin, sehr ins Herz schließen und ihre Gefühle und Handlungen nachvollziehen, jedoch hat mich besonders Evelyn, manchmal sehr genervt. Evelyn ist zwar sehr klug, aber teilweise unglaublich naiv. Zwar wird ihre Naivität, welche besonders am Anfang auftritt, nach einiger Zeit verständlich und ich weiß auch, dass sie irgendwie dazugehören muss, aber trotzdem hat es irgendwann an meinen Nerven gezerrt. Aber dies ist nur ein kleiner Kritikpunkt und kann mir meine Überzeugung, dem Gesamtwerk gegenüber, nicht umreißen. Denn insgesamt sind alle Charaktere in dieser Geschichte, sehr gut ausgearbeitet. Besonders gefallen hat mir deshalb auch der Bösewicht. Denn dieser Bösewicht ist so grausam, gemein und hinterhältig, dass man dieses Kribbeln in seinen Fingern bekommt. So wurde ich gerade von dem Schurken, gänzlich überzeugt.

Cover/ Innengestaltung:
Leider kann mich das deutsche Cover gar nicht überzeugen. Am Anfang fand ich es ganz aufregend und schön, doch nachdem ich die Geschichte hinter dem Cover entdeckt habe, empfinde ich es als unpassend. Die Idee mit dem Mädchen, welches in einer Blase eingesperrt ist, hat durchaus potential, aber gerade jenes Mädchen ist, in meinen Augen, der Fehler an diesem Bild. In Elysium gibt es eine Regel: Die Gene müssen stimmen. Jene Gene, im Vergleich zu den Oberflächenbewohnern, zeichnen sich besonders durch blonde Haare und blaue Augen aus. Dies ist in Elysium sehr wichtig, deshalb passt das Mädchen mit den schwarzen Haaren so gar nicht zu der Geschichte. Da gefällt mir das englische Cover um einiges besser. Auch deshalb, weil auf dem englischen Cover ein spezieller Ort aus dem Buch aufgegriffen wird.
Die Innengestaltung passt gut zum deutschen Cover: Die Kapitel werden durch Nummern, welche sich in Blasen befinden, eingeleitet. Zudem findet sich zum Anfang, jedes Kapitels, ein kleiner Text. Dieser Text stammt meistens aus einem Regelbuch oder sonstigen Schriftstücken aus Elysium.

Fazit:
Seit die Buchwelt regelrecht mit Dystopien überschwemmt wurde, haben es einige Werke sehr schwer sich gegen ihre Konkurrenten zu behaupten und somit über Wasser zu halten. Aber warum muss man sich auch immer an der Oberfläche behaupten? "Renegade - Tiefenrausch", schafft es nämlich gekonnt, sich gerade "Unterwasser" zu behaupten. Frau Souders hat hier eine Dystopie geschaffen, welche nicht nur Lebensweisen und Einstellungen kritisiert, sondern auch gezielte Anspielungen und Kritik am Nationalsozialismus übt. Eine zusätzliche Portion Spannung, ausgearbeitete Figuren sowie besonders grausame Schurken, verpassen der Geschichte den restlichen, nötigen Feinschliff und gestalten "Renegade" somit, als leckeren Bücherschmaus, welchen man nur allzu eilig verschlingen möchte. Deshalb mein Tipp: Zieht euch eure Badesachen an, schnallt euch die Schwimmflossen unter die Füße, setzt die Schwimmbrille auf und begebt euch nach Elysium, zu Evelyn und Gavin, um mit ihnen zusammen, durch dieses rasante, schockierende und mitreißende Abenteuer zu tauchen.

Veröffentlicht am 30.01.2018

In "Linna singt", wird jeder Buchstabe zu einer sanften und mitreißenden Musiknote - dieses Werk ist pure Poesie

Linna singt
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Wenn er mich berührt, werde ich zutreten, ich kann nicht anders. Ich fühle Mitleid mit ihm und doch bin ich fast krank vor Angst und Abscheu. Ein kalter, kalkulierender Täter wäre mit lieber gewesen, ein ...

Wenn er mich berührt, werde ich zutreten, ich kann nicht anders. Ich fühle Mitleid mit ihm und doch bin ich fast krank vor Angst und Abscheu. Ein kalter, kalkulierender Täter wäre mit lieber gewesen, ein Täter ohne jegliche Gefühlsregung [...]. Das ist dein Freind, Linna, versuche ich mir einzureden, dein Feind!

Erster Satz:
Waren die immer hier?

Inhalt:
Linna, Maggie, Falk, Jules und Simon. Fünf Namen, fünf Freunde, fünf Jahre - fünf Fremde! Doch was bleibt ist eine Band und eine Erinnerung, an eine gemeinsame Zeit auf der Bühne. Als Linna mit ihrem alten, kleinen Auto, das kleine Haus ihrer ehemaligen Bandkollegen ansteuert, dominieren Angst und Zweifel ihre Gefühlswelt. Fünf Jahre war Funkstille zwischen ihnen, nun steht das große Wiedersehen an.
Maggie hat einen neuen Aufrtitt für "Linna singt" organisiert. Der Band, die Linna vor eben diesen fünf Jahren, auf dem Höhepunkt ihrer Laufbahn, aufgelöst hat. Nun sollen sie wieder zusammenfinden und durch die Musik Eins werden. Wie gerne würde sich Linna drücken, zu schwer lastet ihre beklemmende Vergangenheit auf ihren Schultern, von denen die Anderen nichts ahnen. Doch sie ist es ihnen schuldig und Linna weiß, irgendwann muss sie sich ihrem ehemaligem Leben stellen.
Doch wider jeder Erwartungen sollen die Fünf nicht im alten Proberaum üben. Stattdessen steht eine Fahrt in die Berge an, zu einer einsamen Hütte. Linna ist nicht wohl bei dem Gedanken, auf engstem Raum, sich den vier Anderen stellen zu müssen, doch ihr bleibt keine Wahl. Was sie jedoch nicht ahnt, jemand treibt ein falsches Spiel, jemand will sie, gefangen in dieser Hütte, umgeben von Schnee, isolieren - Jemand will ihr böses! Doch jeder hat ein Motiv und so rutscht Linna immer tiefer in einen gefährlichen Psychotanz der Extraklasse.

Idee/ Umsetzung:
Gefangen aus einem Netz der Gewohnheit, strampeln viele Autoren/ Autorinnen oftmals, gegen einen starken, fast unumwindbaren Strom. Denn hat man sich erst einmal in eine Genre und in eine Ideenrichtung eines Schreibers verliebt, ist man einmal ein vollblütiger Fan, dann ist man wohl, gerade für Neues, eher unaufgeschlossen. Man hat bestimmte Erwartungen, egal wie sehr man sich einredet, sie nicht zu haben. Man geht immer mit einer Vorstellungen an etwas heran.
Auch Bettina Belitz hat sich in die Fluten geworfen, wollte sich frei machen, etwas Neues ausprobieren. Am Ende ihrer Reise hielt sie "Linna singt" in ihren Händen. Nicht aus dem Bereich Fantasy, kein Jugendroman sondern, wie Sie oft betonte: Ein Werk für junge Erwachsene. Für mich als Fan ihrer Splitterherz - Trilogie ein komisches, aber auch spannendes Gefühl. Ich stürzte mich also, wie ich zugeben muss, auch mit gewissen Vorstellungen, in diese neue, ganz andere Geschichte. Auch wenn ich relativ aufgeschlossen mit Linna dieses Werk begonnen habe, mit dem, was mich am Ende erwartete, hätte ich niemals gerechnet! Denn "Linna singt" ist eine einzige Wucht. Ich bin quasie durch die Buchstaben, Sätze, Seiten und Kapitel gerast - gefangen in einem rasanten Lesestrom. Spannend, voller Gefühl, Verständnis und Realität, hat Bettina Belitz hier eine gwaltige Buchwelt geschaffen, die ihre Leser umschließt und nach der letzten Seite grob auf den Boden der Tatsachen wirft. Idee und Umsetzung sind neu, erfrischend und mitreißend - somit mehr als überzeugend!
Auch wenn ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte, denn der sehr gelunge, über das Buch gezogene Spannungsbogen, löst sich im Laufe der letzten und auflösenden Seiten, doch etwas zu schnell auf, bin ich von diesem Werk sehr angetan.

Schreibstil:
Wie auch in anderen Werken, ist der Schreibstil von Bettina Belitz, sehr bildhaft, emotional und packend. Auch in "Linna singt" enttäuscht sie ihre Leser nicht, setzt sogar noch das Gewisse i-Tüpfelchen, in Form eines atemberaubenden Spannungsbogens, Obendrauf und fasziniert und fesselt so, Seite für Seite, immer mehr. Schnell vergisst man, als Leser, seine komplette Umwelt und findet sich hautnah, zwischen Maggie, Falk, Jules und Simon wieder. Man wird selbst ein Teil dieses Psychospielchens, der eigene Puls schießt in die Höhe und das Herz scheint aus der Brust zu springen. Die Gefühle werden demnach gut auf ihre Leser übertragen. Was wohl auch, an dieser ganz persönlichen und passenden Erzählsicht liegt. Denn die Autorin schreibt aus Linnas Sicht, in der Gegenwartsform. Damit wird nicht nur Linna greifbar, sondern auch die Buchkulisse, zu einem ganz realen Ort.

Charaktere:
Durch die Erzählsicht, vertreten wir die Perspektive von Linna und können uns ganz gekonnt, auf dieses brutale und verwirrende Psychospiel einlassen. Wir erfahren die gleiche Verwirrung, den gleichen Schmerz und auch die gleiche Angst, wie die Protagonistin und sind bald selbst Gefangene unserer Gefühls- und Erinnerungswelt. Somit wird jeder der Anderen ein potentieller Täter, bis wir irgendwann selbst so durch den Wind sind, dass wir uns fragen, ob nicht Linna selbst, der Puppenspieler in dieser grausamen Vorstellung ist.
Der Leser wird immer und immer wieder ins Staucheln gebracht, liebt und hasst Linna. Hasst und liebt mit ihr. Durch diese äußerst persönliche Erzählform, werden ihre Gefühle zu unseren.
Selten war ich durch eine Figur, so sehr an ein Buch gebunden und habe nur darauf gewartet, wieder durch sie, in die Geschichte schlüpfen zu können. Dabei sollte klar sein, dass Linna kein gewöhnlicher Charakter ist. Sie ist vor allem dadurch ausgezeichnet, dass sie deutliche Ecken und Kanten hat, was sie nicht für alle Leser zu einem Liebling machen wird. Doch mir hat dieses abwechslungsreiche, "andere", sehr gut gefallen.

Cover/ Innengestaltung:
Die Gestaltung des Buches als Gesamtwerk ist einfach unglaublich - so wunderschön! Leicht verträumt, schlicht aber doch voller Magie, präsentiert sich "Linna singt" durch viele Verzierungen und einen besonderen Feinschliff, der diese Lektüre als regelrechten Augenschmaus auszeichnet. Auch wenn mir das Buch richtig gut gefällt, weil es genau meinen Geschmack, durch seine Aufmachung trifft, passt diese, sehr süße und verträumte Gestaltung nicht so ganz zur Geschichte. Denn diese ist an sich eher kantig, kalt, düster und spannend. Durch die Aufmachung, finde ich, bekommt man ein schlechtes Gefühl für den eigentlichen Inhalt des Werkes um Linna und Co. Das Cover, alleinig betrachtet, finde ich jedoch wieder gelungen. Auch wenn man den Sinn der Schneewittchen - Darstellung wohl erst gegen Ende der Geschichte versteht.
Die Innengestaltung ist schlicht: Die Kapitel werden durch englische Wörter, ich tippe auf ausschließlich Songtitel, eingeleitet und passen so zum Hauptthema - Musik.

Fazit:
Manche Songs haben die Macht, Herr über das eigene Bewusstsein zu werden. Denn Musik an sich, trägt Magie in sich und kann, wenn man genau hinhört, in fremde Welten entführen, trösten, aufmuntern und verzaubern. , welche sich in Zusammensetzung mit jedem Satz, jeder Seite, jedem Kapitel, zu einem unglaublichen Gesamtsong entwickelt. Spannend, voller Gefühl, Sinn für die Realität und Wahrheit, erzählt Bettina Belitz von einem Leben mit und neben der Musik, von Freundschaften, Begierde und Vergangenheit. Dabei überzeugt sie durch einen packenden und berührenden Schreibstil, erreicht einen durch eine gekonnte Handlungsidee und lässt einen, in den Tiefen der Geschichte, zwischen Psychospiel, Zweifel und Angst, nach der Wahrheit und später nach dem Leben selbst, suchen. Hätte mich der grobe Spannungsabriss, am Ende der Geschichte nicht ins Straucheln gebracht, mir das endgültige Aus, nicht das Herz zerbrochen, würde ich wohl nie wieder, meine Lesernase aus dieser Buchstaben ziehen wollen, so jedoch bin ich leicht enttäuscht, aber immer noch überwaltigt und rate euch: Spitzt die Ohren, lauscht in die Stille der Nacht und vielleicht werdet ihr auch ein Teil der Musik, ein Teil von Linna... - Eindeutige Empfehlung!