Ich freue mich jedes Mal wenn ich ein neues Buch der Autorin erblicke. Einfach weil ich weiß, daß sie sehr gute Thriller schreibt und vor allem ihre Sara Linton Reihe liebe ich heiß und innig.
Darum konnte ich es auch kaum erwarten, ihr neuestes Werk "Die gute Tochter" zu lesen. Doch dieses Buch hat mich wirklich in Konflikte gestürzt. Ich wusste eine Zeit lang wirklich nicht , ob ich es abbrechen oder nur eine Pause einlegen sollte.
Letztendlich hab ich mich für die Pause entschieden, was schlussendlich eine gute Wahl war.
Das Buch ansich begann sehr spannend und ich freute mich nach diesem grauenvollem, aber wirklich gut in Szene gesetzem Anfang auf mehr. Doch leider wurde es für mich leider erstmal ziemlich langatmig und ich wusste ehrlich gesagt nicht, wohin mich das Ganze führen sollte.
Eine gewisse Ahnung hatte ich ja schon am Anfang, womit ich auch recht behielt. Doch die Autorin spinnt hier eine komplexe Handlung, deren Ausgang man nicht wirklich vorhersehen kann. Auch ich nicht.
Schade fand ich, das es sich hierbei keinesfalls um einen Thriller handelt, wie auf dem Buch steht.
Ich ordne es eher als Familiendrama ein. Und wenn man dies wirklich von Anfang an weiß, dann stellt man sich auch darauf ein und wird nicht unangenehm überrascht.
Im Fokus von allem stehen Sam und Charlie, aus deren Perspektive wir auch alles erfahren. Es verschafft uns einen Blick in ihr innerstes und mit der Zeit versteht man, wie sie denken und fühlen, was sie ausmacht.
Stellenweise hatte ich mit beiden Charakteren so meine Probleme. Denn hier ist alles kompliziert, nicht einfach und man verfällt immer wieder in Grübeleien.
Charlie war für mich ziemlich unterkühlt, wodurch man nur schwer an sie herankam. Bei Sam allerdings hatte ich sofort eine Bindung und habe wirklich mit ihr gefühlt.
Die Handlung ist dabei sehr abwechslungsreich aufgebaut. Man befindet sich größtenteils in der Gegenwart, doch in einzelnen Kapiteln taucht man auch immer wieder in die Vergangenheit ein. Was mir dabei nicht so gut gefiel, das sich die Handlung dann teilweise wiederholte. Auch wenn ich das durchaus nachvollziehen kann.
Wie gesagt der erste Teil des Buches glänzte nicht gerade durch atemlose Spannung. Viel mehr hat mich die schwere und drückende Atmosphäre eingenommen. Teilweise empfand ich sie sogar als etwas zu schwer. Was aber den Lesefluss nicht beeinträchtigt. Die Autorin schreibt dabei wieder wie gewohnt sehr fließend und einehmend. Eine Spur Leichtigkeit hat mir da jedoch etwas gefehlt.
Aber mit der Zeit entwickelt die Handlung eine enorme Kraft und Fülle. Man spürt förmlich mit welcher Leidenschaft und Inbrunst die Charaktere beginnen aus sich herauszugehen. Wie sie sich sprichwörtlich öffnen, uns mehr von sich selbst zeigen und sich damit auch wirklich ungeschützt präsentieren. Man hat dadurch auch das Gefühl, sie sind verletzlich, echt, zum greifen nah.
Mir hat diese Leidenschaft wirklich gut gefallen. Leider kamen die Emotionen nicht immer so zum Ausdruck, das sie mich durchgehend berührt haben. Erst zum Ende hin, hat es wirklich etwas in mir bewegt und mich auch ein Hauch nachdenklich gestimmt.
Die Autorin bringt hier keine leichte Thematik zu Tage. Es ist wirklich grauenvoll, stellenweise muss man wirklich darüber nachdenken. Über die Konsequenzen und was es alles mit sich zieht. Was es mit den Menschen macht und wie sie damit umgehen.
Sehr gut zum Ausdruck kamen auch die Ermittlungen. Sehr gut hat mir auch der medizinische Aspekt gefallen. Es hat mich wirklich fasziniert und war auch sehr interessant.
Es ist seltsam welche Wege manche Menschen gehen. Was sie aus Leid und Schicksalen mitnehmen.
Man kann förmlich dabei zusehen, wie sie den Ballast mit sich herumschleppen und doch irgendwie schaffen durchs Leben zu gehen. Jeder hat dabei seine eigene Art und Weise mit allem umzugehen.
Es gab wirklich Momente die haben mich wirklich sprachlos gemacht und einfach auch schockiert.
Dabei liegt es nicht immer daran was die Menschen tun, sondern wie und warum sie es zutun.
Karin Slaughter hat hier einen Roman geschrieben, der wirklich auch teilweise die Blickwinkel verschiebt. Man hat das Gefühl es entgleite alles und man blickt gar nicht mehr durch.
Aber wenn man erstmal diesen gewissen Punkt erreicht hat, dann sieht man klar, man versteht es und gleichzeitig bricht all die Abgründigkeit und das Grauen über einen herein. Man möchte flüchten und einfach nur die Augen vor allem verschließen.
Schlussendlich ein wirklich guter Roman, der jedoch so einige Längen hatte.
Die Charaktere sind jedoch wunderbar ausgearbeitet. Ebenso gelingt es ihr mit einigen gut gezielten Wendungen zu punkten.
Es hat mich wirklich betroffen gemacht, denn der Schmerz und die wahre Traurigkeit die dahinter liegt, ist nicht einfach und psychologisch gesehen , ist es wirklich gut ausgearbeitet.
Von Thrill war dennoch für mich nichts zu spüren. Viel mehr war es sehr dramatisch und auch tragisch.
Sie greift hier Themen wie Traumabewältigung und Verluste auf und geht damit auch sehr einfühlsam , aber gleichzeitig auch subtil um.
Der Autorin gelingt es einfach uns mit dem Dahinter die Augen zu öffnen und zu zeigen, wozu Menschen in der Lage sind und das man manchmal vielleicht zweimal hinsehen sollte.
Fazit:
Karin Slaughters neues Buch habe ich mit Begeisterung erwartet, die Ernüchterung folgte jedoch auf dem Fusse.
Denn hier handelt es sich in meinen Augen keineswegs um einen Thriller. Viel mehr ist ein gut ausgearbeitetes Familiendrama, dessen Netz perfekt gesponnen ist und so einige Wendungen beeinhaltet.
Es hat seine Schwachstellen, aber dennoch konnte es mich auch mitreißen und bewegen.
Eine Story bei der nichts einfach ist und man manchmal zweimal hinschauen muss, um klar zusehen.