Da ich die CDs im Auto höre, ist bei diesem Hörbuch jede Fahrt zu schnell zu Ende.
Der Junge, der Träume schenkteRedaktioneller Hinweis: Ich danke für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Cover und Verpackung:
Die Gestaltung, silbern gehalten mit in schwarz dargestellter stilisierter Freiheitsstatue und ...
Redaktioneller Hinweis: Ich danke für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Cover und Verpackung:
Die Gestaltung, silbern gehalten mit in schwarz dargestellter stilisierter Freiheitsstatue und CD-Hüllen aus Pappe erwecken einen nicht ganz so prickelnden Eindruck. Auf der anderen Seite werden diese Hüllen lang genug halten, die Umwelt dankt es!
Inhalt
1909, eine interessante Zeit, die hier mit teils gut recherchierten Details ausgeschmückt, erzählt wird. Das Radio braucht seine Zeit, bis es mit den sechs Röhren den ersehnten Ton liefert. Der Fahrer ist Profi, klopft leise gegen die Tür, während der schlechter gestellte Mitbürger schon mal gegen die Tür bummert. Durch diese perfekt eingestreute Hinweise gelingt es dem Autor, die Stimmung der Zeit zu fassen. Der Unterschied zwischen Arm und Reich wird menschlich erzählt. So wird nicht abgedroschen das übliche Verhalten wiedergekäut, sondern durch die Nebenfigur des Großvaters eine erwärmende Facette eingebracht, die gleichzeitig durch die Nebenfiguren ins bekannte Licht gerückt werden. Ruth, hin- und hergerissen zwischen den Klassenunterschieden und durch das, was ihr geschah, tastet und kämpft sich in das Leben zurück.
Nach dem tollen Einstieg in das Leben auch des Protagonisten Christmas, der im Abrutschen in die Illegalität begriffen ist, folgt eine überraschende Wendung. Plausibel ergibt sich die neue Ausrichtung, folgerichtig das neue Gebaren. Der Hörer hofft auf ein gutes Ende, wobei wir erst in der Mitte der Geschichte sind!
Die Spannung wird gehalten, ... nein, sie wächst mit jedem Detail, dass erzählt wird und weiterhin ist es dem Hörer, als stünde er selbst in der Werkstatt, in dem Studio oder neben der falschen Uhr. Auch der Weg von Ruth wird weitererzählt, obwohl sie weder Kontakt zu ihrem alten Peiniger, noch zum Protagonisten hat. Der Hörer fiebert mit und fragt sich, ob sich die Handlungsstränge zum Ende hin etwa gar zu simpel zusammenfinden werden. Nach der Erfahrung der ersten vier CDs steht dies wohl nicht zu befürchten.
Fürwahr, auch hier entwickelt sich die Geschichte weiter. Und kaum glaubt man, es läuft in geordneten Bahnen, wird ein durchaus möglicher Baustein hinzugefügt, der gärt, die Szenerie mitreißt und das Szenario schier platzen lassen könnte. Hoffentlich geht das gut aus, denkt sich der Hörer, während sich der Nebenstrang zum Hauptstrang mausert.
Ging es insgeheim nicht die ganze Zeit um Ruth? Stand sie nicht die ganze Zeit im Raum, während von Christmas erzählt wurde? Hier zeigt sich wieder die Kunst des Autoren, die der Sprecher mit Akzenten an den richtigen Stellen vermag zu transportieren.
Die Geschichte selbst ist stimmig, die Handlung baut aufeinander auf, sodass ein gutes Folgen möglich ist, selbst als der Parallelstrang dazukommt.
Die Umsetzung
Einstiegsmusik und musikalischer Abspann vermitteln dieses „Es geht los“-Gefühl. Der Vorhang lichtet sich und mit angenehmer Stimme und gut betont (und nicht übertrieben) zieht Herr Niesner den Hörer in das Geschehen. Erst nach einer Weile wurde mir bewusst, dass der Sprecher es versteht vorzutragen, ohne selbst in den Vordergrund zu treten.
Fazit:
Da ich die CDs im Auto höre, muss ich sagen: Bei diesem Hörbuch ist jedes Fahrtende zu schnell da!
Rezension von Wichmann-Reviews.de