Bei "Madame le Commissaire und die tote Nonne" von Pierre Martin handelt es sich um den 5. Band der Reihe um die toughe Kommissarin Isabelle Bonnet, die hier nicht mehr in Paris, wo sie durch einen Bombenanschlag verletzt wurde ermittelt, sondern in ihrem Geburtsort Fragolin - mitten in der schönen Provence.
"Vom Rand einer steil abfallenden Klippe, wo man eigentlich unter hohen Aleppo-Kiefern wunderbar den Sonnenuntergang genießen könnte, bietet sich Isabelle Bonnet ein alles andere als idyllischer Anblick: Unten auf dem Felsen liegt eine Leiche, unverkennbar in Ordenstracht gewandet. Mme. le Commissaire misstraut der ersten Schlussfolgerung ihrer Kollegen, die Nonne sei abgestürzt - und sie behält recht. Sie nimmt ihre Ermittlungen auf, die sie zu einem einsam, aber malerisch gelegenen Kloster im Massif des Maures führen. Bald hat sie mehr als einen Verdächtigen. Doch wer würde so weit gehen, eine Nonne zu ermorden? (Quelle: Buchrückentext)
Meine Meinung:
Ein sehr unterhaltsamer, auch etwas beschaulicher Regionalkrimi à la Provence, in dem eine scharfsinnige junge Kommissarin einen verzwickten Fall vor der Nase hat, der ihre ermittlerischen Fähigkeiten fordert: Wer könnte ein Interesse daran haben, dem zuerst angenommenen Sturz von der Klippe einer Nonne "nachzuhelfen", die gerade Wildkräuter sammelte? Hier muss erstmal die Identität geklärt werden, da sich herausstellt, dass die Nonne einem Kloster zugeordnet werden muss - und in der "Welt draußen" einen anderen Namen besaß als im Kloster "Monastère des bonnes soeurs", das einsam und abgeschieden, aber malerisch mitten im Wald liegt. Es gab Drohbriefe, die nicht ernst genommen wurden und ein zweites Opfer. Wer könnte ein Interesse daran haben, dass die Nonnen das von einer Stiftung der wohlhabenden Familie Falcon-Fontalliers finanzierte (und das bis in alle Ewigkeit) Kloster verlassen sollen?
Hier ist kriminalistischer Spürsinn wie auch gute Kontakte zur Welt der Reichen und Schönen gefragt: Über beides verfügt Mdme. le Commissaire, die nicht davor zurückschreckt, auch mal kleine Lügen aufzutischen, wenn es um ermittlungstechnische Fragen geht. Durch ihren Freund Rouven lernt sie die reiche Familie der Falcon-Fontalliers kennen, die entsetzt auf die Ereignisse reagiert. Im Zuge der Ermittlungen machen sich die Nachwirkungen des Pariser Attentats bemerkbar, die Isabelle nicht länger übersehen kann...
Erheiternd fand ich (ohne die Vorgänger der Reihe zu kennen) den Sergeanten Apollinaire, der es liebt, verschiedenfarbige Strümpfe zu tragen, gerne Isabelles Anweisungen résümiert und sehr konzentriert Auto fährt; sich auch über jedes Lob freut und ganz und gar nicht auf den Kopf gefallen ist, hier punktet der Krimi mit recht witzigen Dialogen, die ihm die bekannte südfranzösische "Leichtigkeit" geben. Auch atmosphärisch kann man das Kloster im tiefen Massif des Maures vor sich sehen sowie sich die Gerichte vorstellen, die verspeist werden - und sehr provencealisch sind.
Das Privatleben der Kommissarin ist ebenfalls Teil des Unterhaltsamen: So ist sie sowohl mit dem Bürgermeister von Fragolin, Thierry liiert als auch (ab und zu) mit Rouven, der scheinbar in einer anderen Welt lebt und für den Geld keine Rolle spielt, der jedoch ebenfalls ein großes Interesse an der Liaison zu Isabelle hat, dem sie zuweilen gerne nachgibt.
Fazit:
Ein unterhaltsamer cosy-crime à la Provence, der mit mäßiger Spannung aufwartet, die jedoch am Ende doch noch in Fahrt kommt und mit einem stimmigen, unvorhersehbaren Plot endet. Ein durchaus lesenswerter Ferienkrimi, der den Leser zum Schmunzeln bringt und die "mediterrane Leitigkeit des Seins" sehr gut widerspiegelt. Auch eine Hommage an die Provence. Ich habe ihn gerne gelesen und vergebe 4* und 87° auf der "Krimi-Couch".