Allgemeines:
Titel: Lila Winkelbaum und das Geheimnis der Zeituhr
Autor: Julian Wolf
Verlag: epubli (17. Januar 2018)
Genre: Detektivgeschichte
ISBN-10: 3745083903
ISBN-13: 978-3745083903
ASIN: B07917ZDC8
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 12 Jahre
Seitenzahl: 160 Seiten
Preis: 4,99€ (Kindle-Edition)
11,49€ (Taschenbuch)
16,99€ (Gebundene Ausgabe)
Inhalt:
Gleich am ersten Tag an Lilas neuer Schule steht ein Besuch im Museum auf dem Programm. Eine Ausstellung über die Zeit – wie langweilig! Doch dann wird aus dem Museum ein wertvolles Ausstellungsstück gestohlen: eine ägyptische Sonnenuhr, mit deren Hilfe man durch die Zeit reisen kann.
Lila ist sofort Feuer und Flamme, und macht sich gemeinsam mit ihrer Freundin Jane an die Aufklärung des Diebstahls. Als dann noch ein zweiter magischer Gegenstand gestohlen wird, überschlagen sich die Ereignisse. Und dann kommen auch noch die „kleinen Freunde“ ins Spiel – geheimnisvolle Wesen aus der 5. Dimension.
Wird es Lila gelingen, dem Geheimnis der Zeituhr auf die Spur zu kommen?
Bewertung:
Auch wenn ich vielleicht nicht direkt zur Zielgruppe dieses Buches gehöre, das eher an ein etwas jüngeres Publikum adressiert ist, konnte mich diese süße Detektivgeschichte mit magischem Einschlag sehr überzeugen. Ab und zu muss es dann doch auch mal ein Kinderbuch sein, dass mit seiner schlichten Logik, geradlinigen Gefühlen und Gedanken und natürlich mit ehrlichen, kleinen Helden Erwachsenen klar macht, dass es so einfach sein kann, einfach das Richtige zu tun. Der junge Autor Julian Wolf präsentiert uns hier 160 Seiten voller Witz, Abenteuer, Spannung und Lebensfreude.
"Die Zeituhr. Der grüne Anhänger. Die geheimnisvolle Nachricht. Mr. Miller. Das Treffen. Blatt 48. Sie brannte förmlich darauf, das Rätsel endlich zu lösen. Und doch wurde sie den Gedanken nicht los, dass sie etwas übersehen haben musste."
Schon das Cover hebt sich vom Gewöhnlichen etwas ab und ist sehr kunstvoll gestaltet. Vor einer nächtlichen Kulisse, die von einem hellen Vollmond, einem dunklen Wald und einer Straße mit bunten Häusern umrahmt wird, sieht man die Rückseite unserer Protagonistin Lila, auf deren Schulter wir Hugo sehen können. Die kleinen Details wie die Vögel, die sich kontrastreich vom hellen Vollmond abheben, die blauen Wolken oder hübsche Schnörkel an den Häusern verleihen der Szene etwas Magisches und lassen sie lebendig wirken, sodass man sich sofort hineingezogen fühlt. Auch die Schnipsel der geheimen Nachricht, die Lila und ihre Freundin Jane abfangen passen wunderbar ins Bild. Die Idee, den Titel in den Vollmond zu setzten und den Namen des Autors auf einen weiteren Schnipsel zu packen, gefällt mir ebenfalls sehr gut. Neben dem Cover sind auch Buchrücken und Buchdeckel sehr ansprechend mit unaufdringlichen Wasserzeichen und Motiven gestaltet, was dazu führt, dass man die Geschichte sehr gerne zur Hand nimmt. Für meinen Geschmack insgesamt eine wunderschöne, magische Gestaltung, die besser nicht hätte sein können. Großes Lob!
Erster Satz: "Johanna Evelyn Miranda Liliane Winkelbaum?"
Mit dieser Frage der Klassenlehrerin Frau Mayer-Wackel wird Lilas größte Angst wahr. Ihre Klassenkameraden an ihrer neuen Schule erfahren gleich am ersten Tag, welch exotische Namenskreation der Vorliebe ihres Vaters für altmodische Vornamen entsprungen ist. Dabei möchte das junge Mädchen doch einfach nur einen ganz normalen Einstiegstag haben und Freunde finden. Als sie dann aber die junge Jane kennenlernt, mit der sie ihre Abneigung zu Mathe und Liebe zu Schokolade teilt, scheint ihr Tag schon viel freundlicher und auch der eher langweilige Besuch im örtlichen Museum kann ihre Laune nicht trüben. Vor allem als die gesamte Klasse dann Zeuge, eines gestohlenen Ausstellungsstücks wird ist ihr Spürsinn geweckt: wer hat die wertvolle, mit Edelsteinen besetzte ägyptische Sonnenuhr entwendet und will der Dieb wirklich damit in die Zeit reisen?
Lila und ihre neue Freundin Jane stürzen sich in die Ermittlungsarbeit ganz nach ihrem großen Vorbild Sherlock Homes und kommen, befeuert von einem zweiten Raub, dem großen Geheimnis immer näher...
Nachdem die Mädchen auf das erste Geheimnis stoßen, das es zu enthüllen gilt, können die beiden durch nichts mehr gestoppt werden. Weder eine aufmerksame Baby-Sitterin, ominöse Museumsangestellte oder eine falsche Fährte bringen die beiden von ihrer Ermittlung ab, sodass wir zügig durch die 26 Kapitel geleitet werden. Dabei halten etliche Wendungen und viele mögliche Verdächtige die Handlung spannend genug, dass auch Erwachsene mit fiebern können, der Handlungsstrang bleibt jedoch trotzdem übersichtlich genug, dass auch junge Leser ohne Schwierigkeiten den Abenteuern folgen können. Auch wenn es aus meiner Perspektive einige Logiklücken gab wie m Beispiel eine fehlende Überwachung im Museum, die Tatsache, dass Lila einfach bei einem polizeilichen Verhör dabei sein darf oder die sehr schnell wachsende Freundschaft zwischen Jane und Lila, die schon beim jeweils anderen übernachten, ohne jemals dort zu Besuch gewesen zu sein. Trotz allem ist das Abenteuer kindgerecht und mit Liebe zum Detail gestaltet, sodass ein kurzweiliges Leseerlebnis für Jung und Alt garantiert wird.
"Da läuft irgendwas und ich will verdammt sein, wenn wir nicht rauskriegen, was!" Entschlossen blickte sie zu dem großen Sherlock-Homes-Poster an der Wand. Sie fragte sich, ob ihr großes Vorbild wohl genauso vorgehen würde. (...) Ja, sagte sie sich: Sie hatte den Tatort gesichert, Indizien gesammelt und Verdächtige identifiziert. Ihr Vorgehen genügte definitiv Sherlock-Homes-Ansprüchen."
Vor allem die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet. Die junge Protagonistin Lila hat mit der peinlichen Andersartigkeit ihrer Familie sehr zu kämpfen. Von ihren etlichen Vornamen einmal abgesehen wohnt sie noch in einem quietschgelben Haus hat eine scheinbar perfekte große Schwester Eva, einen Möchtegern-Bodybuilder und Stinkstiefel Alex als Bruder und auch ihre Eltern reichen an der Norm vorbei. Während ihr Vater seine Familie mit experimentellen Kochversuchen terrorisiert, wobei neue Essens- und Kuchenkreationen oft gründlich in die Hose gehen, ist ihre Mutter oft bis spät in den Abend in ihrer Anwaltskanzlei und hat wenig Zeit für ihre Kinder. Mit ihrer Liebe für Detektivgeschichte, ihrer aufgeweckten Neugierde und untrüglichen Spürsinn passt die junge Lila eigentlich ganz gut ins Bild. Mit ihrer unkomplizierten, fantasievollen und mutigen Art muss man das Mädchen einfach gern haben. In vielerlei Hinsicht ist sie noch ein richtiges Kind - abenteuerlustig, voller kindlichem Tatendrang, was man an ihrer Art zu beschreiben und erzählen auch schön sehen kann. Aber manchmal blitzt ein wenig reiferes Verständnis durch und sie erscheint gewitzter, als man es ihr zutrauen würde. Insgesamt eine chaotische aber liebenswürdige Mischung einer verrückten aber eigentlich doch ganz normalen Familie.
"Zeitreisen... Sie ließ das Wort auf der Zunge zergehen. Natürlich klang das abenteuerlich - aber steckte nicht in jeder Legende ein Körnchen Wahrheit."
Janes Eltern hingegen sind getrennt und auch wenn auch aus ihrer Perspektive ab und zu erzählt wird, bleibt sie doch ein wenig blasser als Lila. Angesichts des geringen Umfangs der Geschichte und dem klar Fokus auf Lila ist das aber kein Problem. Zusammen bilden die beiden aufgeweckten Mädchen ein unschlagbares Duo, das am Ende auch siegt.
Jedoch erhalten sie unerwartete Hilfe. Bald wird klar, dass die magischen Elemente des Kriminalfalles nicht etwa von der Zeituhr mit den angeblich magischen Eigenschaften herrühren, sondern von Lilas plötzlichem "kleiner Freund", Hugo aus der fünften Dimension. Das kleine blaue Fellknäuel, das nur Lila hören und sehen kann ist einfach unfassbar niedlich und macht die Geschichte nicht nur durch seine wunderbaren Spionageeigenschaften unentbehrlich. Seine feige, faule aber absolut liebenswerte Art passt ganz wunderbar in die Geschichte.
"Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein - so unwahrscheinlich sie auch klingen mag."
Der Stil, in dem das Ganze gehalten ist, ist ebenfalls einfach wunderbar - erfrischend, humorvoll, bildreich, schlicht aber träumerisch. Gut verständlich und greifbar sind die Situationen geschildert, die Dialoge knapp und stimmig für die Altersgruppe, hin und wieder kann man ein wenig Ironie und versteckter Humor durchblitzen sehen, welche wohl für die Erwachsenen bestimmt sind. Es wird eine realistische, entdeckungslustige Stimmung kreiert, die nur in Teilen magische Einsprengsel erhält. Ein angenehmes Lesegefühl, das die spannende und überzeugende Geschichte wunderbar umrahmt.
Dafür ein riesengroßes Lob an den jungen Autor!
Da ich die ganzen Charaktere sehr ins Herz geschlossen habe, würde es mich freuen, wenn noch viele Fortsetzungen geplant wären.
Fazit:
Eine süße Detektivgeschichte für Groß und Klein: 160 Seiten voller Witz, Abenteuer, Spannung und Lebensfreude.