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Veröffentlicht am 03.04.2018

Unterhaltsam, spannend, fantasievoll!

Die Götter von Asgard
0

Allgemeines:

Titel: Die Götter von Asgard
Autor: Liza Grimm
Verlag: Knaur (1. März 2018)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3426522527
ISBN-13: 978-3426522523
ASIN: B077CYKL2D
Seitenzahl: 304 Seiten
Preis: 10,99€ ...

Allgemeines:

Titel: Die Götter von Asgard
Autor: Liza Grimm
Verlag: Knaur (1. März 2018)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3426522527
ISBN-13: 978-3426522523
ASIN: B077CYKL2D
Seitenzahl: 304 Seiten
Preis: 10,99€ (Kindle-Edition)
12,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:


"Heldentum besteht nicht nur daraus das Böse zu bekämpfen. Vor allem sollen Helden das Gute beschützen."


Was sagt man zu jemandem, der behauptet, einen vor dem Zorn der Götter schützen zu wollen? Natürlich glaubt die Studentin Ray kein Wort von dem Gerede der mysteriösen Kára über eine Prophezeiung und das mögliche Ende Asgards. Stattdessen ergreift sie die Flucht. Und läuft dabei Tyr in die Arme, der sie auf Anhieb fasziniert. Ray ahnt nicht, dass Tyr als Odins Gesandter um jeden Preis verhindern soll, dass die Prophezeiung eintrifft. Als sich auch noch Loki, Gott der Listen und Heimtücke, in die Geschehnisse einmischt, muss Ray auf einer abenteuerliche Reise ins Reich der Götter und Riesen herausfinden, ob sie wirklich eine Heldin sein kann.


Bewertung:


Ich bin auf die Geschichte durch den Verlagsnewsletter von Knaur aufmerksam geworden, war aber ein wenig verwirrt ob der geringen Länge der Geschichte, als das Buch angekommen ist. Der Klapptext kündigt ein Abenteuer in den verschiedenen Welten des nordischen Weltenbaumes an, aufgrund der knapp 300 Seiten war ich aber von Anfang an eher skeptisch. Was die Autorin schlussendlich aus der Geschichte gemacht hat, hat mich doch überrascht. Auf wenigen Seiten präsentiert sie uns ein originelles, spannendes Abenteuer einer jungen Heldin, die in einer fremden Welt mit ihren tiefsten Ängsten und Träumen konfrontiert wird und auf dem Weg nach Niflheimr lernt, an sich zu glauben. Auch wenn die Geschichte ihr Potential nicht ganz ausgenutzt hat, konnte sie mich überzeugen!


"Ich bin nicht mehr die, die ich war, als ich München verlassen haben. Aber ich weiß nicht, ob mir mein neues Ich gefällt." "Menschen verändern sich stetig", antwortete Thor, und Ray war überrascht, dass er das Gespräch mit ihr suchte. "Das macht euch so besonders"


Das Cover ist ganz in eiskalten Blau- und Weißtönen gehalten und entführt so gleich in die nordische Kälte von Niflheimr, der Welt der Eisriesen. Die glänzende Klinge und die verschneiten Knospen oder Beeren, die das Schwert auf zarten Ästen umranken runden das Bild ab und versetzen in eine sagenumwobene Stimmung. Dazu passt der dunkelblaue Titel mit den verschlungenen Linien ganz wunderbar, der sich durch die Größe der Buchstaben gut vom Grund abhebt, ohne aufdringlich zu wirken. Auch der Titel an sich passt gut zum Inhalt, einzig der Klapptext ist vom zeitlichen Ablauf ein wenig verwirrend. Insgesamt aber trotzdem eine stimmige und hübsche Gestaltung!


Erster Satz: "Trotz des lauten Schreis lief der Webstuhl weiter."


Mit diesem Satz beginnt die Geschichte in einem kurzen Prolog. Als die Nornen den Goldenen Faden entdecken, der für das Auftauchen eines neuen Helden steht und laut einer alten Prophezeiung das Ende der bekannten Götterwelt einläuten wird, schlägt die ansonsten müßige Feierlaune in Asgard in Unruhe um. Tyr, ein Sohn des Allvater Odins soll wieder Ruhe in die Götterhallen bringen, indem er den neuen Helden auf der Erde findet und zur Beseitigung dem Schicksal überlässt. Die junge Architekturstudentin Ray weiß davon noch nichts und besonders heldenhaft fühlt sie sich schon gar nicht, so hat sie doch erst am Morgen eine entscheidende Prüfung vermasselt und muss wohl auch diesen Studiengang bald an den Nagel hängen. Als sie in ihrem Frust die junge, lebensfrohe Kára trifft, die ihr ein aufregendes Abenteuer verspricht, zieht die Studentin nur zu gerne mit ihr nach Berlin, um dem Leistungsdruck und dem Ärger ihrer Eltern zu entgehen. Doch als Kára ihr von einer mysteriösen Prophezeiung erzählt und ein geheimnisvoller Mann auftaucht, der behauptet der Gott Loki zu sein, muss sie sich eingestehen, dass sie mitten in einer neuen Welt voller Intrigen, Problemen, Gefahren gelandet ist und dies erst der Anfang einer langen Reise ist, die alles verändern soll...


„Der Glanz eines neuen goldenen Fadens, der den Webstuhl befällt,
besiegelt das Ende der bekannten Götterwelt.
Sobald der König der Riesen fällt,
beginnt das Ende der bekannten Götterwelt.
Wenn niemand das Heldentum gefangen hält,
ist es das Ende der bekannten Götterwelt.“


Das Setting wechselt während der Geschichte sehr schnell. Wir beginnen in München der unglücklichen Ray zu folgen, begleiten sie auf ihrer überstürzten Reise nach Berlin, verfolgen, wie sie angesichts der vielen seltsamen Umstände, mit denen sie dort konfrontiert wird, immer misstrauischer wird und schließlich von Loki mit nach Asgard genommen wird. Von dort aus begleiten wir sie auf einer Reise durch unterschiedliche Reiche des Weltenbaumes Yggdrasil und treffen auf etliche Figuren der nordischen Mythologie. So lernen wir die beiden bekanntesten Söhne Odins Tyr und Thor kennen, die hier um die Aufmerksamkeit des Göttervater Odins kämpfen. Dabei werden sowohl wichtige Legenden wie Thors Kampf mit der Midgardschlange oder Tyrs Bekämpfen des Fenriswolfes, bei dem er seine rechte Hand verliert oder der bevorstehende Weltuntergang, inklusive Tod der Götter, welchen sie Ragnarök nennen, angesprochen.


"Das Gras unter ihren Füßen war weich, und die Luft roch angenehm frisch. Dennoch war Ray sich nur zu deutlich der lauernden Gefahr bewusst, denn die intensiven Farben, die prunkvollen Gebäude und der unbeschreibliche Himmel erinnerten sie bei jedem Atemzug daran, dass sie in einer anderen Welt war. In einer Welt, in der eine falsche Handlung den Tod bedeuten konnte..."


Neben den Göttern treffen wir auf die Walküren, Odins Sendboten, Hexen, die drei Nornen, Nachtmahre, Zwerge, Elfen, Irrlichter, Nixen, Geister, Eisriesen und einen Höllenhund. Wer also glaubt es wird langweilig - vor irgendeinem übernatürlichen Wesen können die Protagonisten sich immer fürchten.
Da ich schon immer sehr interessiert in Mythologie war und mich vor allem die nordische fasziniert, musste ich das Buch natürlich unbedingt lesen. Und auch wenn vielleicht noch ein bisschen mehr Hintergrundinformationen und Beschreibungen hilfreich gewesen wären, finde ich die Art und Weise, wie die nordischen Sagen und Legenden hier aufgearbeitet wurden, wirklich super.


"Sie wollte nicht wie Anna sein. Sie war stärker, und genau das musste sie ihren Eltern beweisen. Immer wieder hatten sie ihr gesagt, dass sie zu eigenbrötlerisch war. Zu seltsam. Sie musste ihren Eltern zeigen, dass man, dass sie auch ganz alleine ihr Ziel erreichen konnte."


Was die Konstruktion der Handlung angeht, so ist sie manchmal ein wenig unstringent. Auch wenn die Geschichte wirklich spannend und ereignisreich verläuft und auch an Vielseitigkeit einiges zu bieten hat, steuert der Plot nicht wirklich auf einen Höhepunkt zu und viele Handlungsstränge und Entwicklungen werden zu kurz und unrund abgewürgt. Auf 300 Seiten ist wohl nicht zu erwarten, dass wir seitenlange Aktionszenen und tiefgründige Hintergrundgeschichten aufgetischt bekommen, letzten Endes hätte man hier noch mehr Potential ausschöpfen können. Nichts desto trotz begleitet man Ray sehr gerne auf ihrer Reise, bei der sie mit jeder Herausforderung und Erfahrung mehr zur prophezeiten Heldin wird. Die liebevollen Ideen und die viele Stärke, die Ray an den Tag legt, wenn sie sich immer wieder ihrer Angst stellt und lernt, an sich selbst zu glauben, trösten dann gut über einige Wiederholungen und kleinere Fragwürdigkeiten hinweg.


"Am liebsten wäre sie geflohen, aber etwas in ihr fing an zu glühen. Die Art, wie Kára sie ansah, war Ray vollkommen fremd. Ihre neue Freundin glaubte wirklich daran, dass Ray diesen Kampf gewinnen konnte. Eine Walküre, die schon unzählige Schlachten geschlagen und Helden gesehen hatte, glaubte daran, dass Ray einen Riesen besiegen konnte. Es war das erste Mal, dass jemand wirklich an die glaubte und es war die einzige Chance, um ihr Leben zu retten."


Protagonistin ist hier eindeutig Ray, die aus personaler Erzählperspektive erzählt, sodass wir ihre Gedanken und Gefühle erfahren können. An einigen Stellen schweift der Erzählstrang zwar von ihr ab zu anderen Charakteren, bei diesen bleibt die Erzählhaltung jedoch relativ neutral, was eine gewisse Distanz schafft. Auch wenn wir nicht besonders viel von Ray erfahren, hat sie mir als junge Protagonistin, die es nicht schafft, ihr Leben in den Griff zu bekommen und ihre eigenen Träume zu verwirklichen, gut gefallen. Erst einmal scheint es undenkbar, dass das planlose und naive Mädchen, dass unter ihrer perfekten Schwester leidet, eine Heldin wird, doch mit Hilfe von ihren Freunden, der Walküre Kára und Tyr, dem Gott des Kampfes und Sieges, schafft sie es in der anderen Welt vom hilflosen Spielball der Götter zur Heldin zu werden. Auch wenn sie manchmal Dinge tut, die man nicht wirklich nachvollziehen kann, fand ich sie in ihrer Rolle sehr authentisch.
Auch wenn die anderen Charaktere mehr Rahmenfiguren bleiben, die zwar hübsch und hilfreich sind, jedoch während der Handlung recht farblos und blass bleiben, war ich mit der Charakterdarstellung der Geschichte soweit zufrieden.


"Die farbigen Wirbel aus Sternenglanz erinnerten sie nur entfernt an die billigen Schwarz-Weiß-Kopien aus dem Erdkundeunterricht. Kein Foto der Welt hätte sie auf die gewaltige und atemberaubende Schönheit dieses Himmelszeltes vorbereiten können. Galaxien. Unzählige. Sie schienen zum Greifen nah."


Interessant ist dann noch der Schreibstil, der gleichzeitig locker, humorvoll und modern ist, dabei jedoch nicht auf die Beschreibungen verzichtet, die notwendig sind, um uns die verschiedenen bereisten Welten und getroffenen Wesen vor Augen zu führen. Mit schwungvollem Elan schlägt Liza Grimm ein flottes Tempo an, gerade am Ende hätte ich mir für die Geschichte jedoch gewünscht, dass sie sich ein wenig mehr Zeit nimmt.

In meinen Augen ist da Potential für eine Fortsetzung, die es aber erstmal nicht geben wird. Die Autorin verrät aber in einem ihrer YouTube-Videos, dass sie gerade dabei ist, an einem Prequel zu arbeiten. Würde mich freuen!


"Trotz der Gefahren war sie froh, diesen Weg gegangen zu sein, dessen wurde sie sich jetzt bewusst Sie fühlte sich innerlich stärker, und auch wenn ihre Knie blutverkrustet waren und sie sich vor der bevorstehenden Aufgabe fürchtete, wusste sie doch, dass es sich gelohnt hatte. Was sie in den letzten Tagen erlebt hatte, konnte ihr niemand mehr nehmen. Ihr Selbstbewusstsein, ihre Erkenntnisse, ihre Entscheidungen - mit alldem war wir gewachsen, und sie wusste, dass sie mehr gesehen hatte als alle anderen Menschen Midgards."



Fazit:

Unterhaltsam, spannend, fantasievoll:
Eine aufregende Geschichte einer jungen Heldin, die in einer fremden Welt mit ihren tiefsten Ängsten und Träumen konfrontiert wird und auf dem Weg nach Niflheimr lernt, an sich zu glauben.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Unterhaltsam, spannend, fantasievoll!

Die Götter von Asgard
0

Allgemeines:

Titel: Die Götter von Asgard
Autor: Liza Grimm
Verlag: Knaur (1. März 2018)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3426522527
ISBN-13: 978-3426522523
ASIN: B077CYKL2D
Seitenzahl: 304 Seiten
Preis: 10,99€ ...

Allgemeines:

Titel: Die Götter von Asgard
Autor: Liza Grimm
Verlag: Knaur (1. März 2018)
Genre: Fantasy
ISBN-10: 3426522527
ISBN-13: 978-3426522523
ASIN: B077CYKL2D
Seitenzahl: 304 Seiten
Preis: 10,99€ (Kindle-Edition)
12,99€ (Taschenbuch)



Inhalt:


"Heldentum besteht nicht nur daraus das Böse zu bekämpfen. Vor allem sollen Helden das Gute beschützen."


Was sagt man zu jemandem, der behauptet, einen vor dem Zorn der Götter schützen zu wollen? Natürlich glaubt die Studentin Ray kein Wort von dem Gerede der mysteriösen Kára über eine Prophezeiung und das mögliche Ende Asgards. Stattdessen ergreift sie die Flucht. Und läuft dabei Tyr in die Arme, der sie auf Anhieb fasziniert. Ray ahnt nicht, dass Tyr als Odins Gesandter um jeden Preis verhindern soll, dass die Prophezeiung eintrifft. Als sich auch noch Loki, Gott der Listen und Heimtücke, in die Geschehnisse einmischt, muss Ray auf einer abenteuerliche Reise ins Reich der Götter und Riesen herausfinden, ob sie wirklich eine Heldin sein kann.


Bewertung:


Ich bin auf die Geschichte durch den Verlagsnewsletter von Knaur aufmerksam geworden, war aber ein wenig verwirrt ob der geringen Länge der Geschichte, als das Buch angekommen ist. Der Klapptext kündigt ein Abenteuer in den verschiedenen Welten des nordischen Weltenbaumes an, aufgrund der knapp 300 Seiten war ich aber von Anfang an eher skeptisch. Was die Autorin schlussendlich aus der Geschichte gemacht hat, hat mich doch überrascht. Auf wenigen Seiten präsentiert sie uns ein originelles, spannendes Abenteuer einer jungen Heldin, die in einer fremden Welt mit ihren tiefsten Ängsten und Träumen konfrontiert wird und auf dem Weg nach Niflheimr lernt, an sich zu glauben. Auch wenn die Geschichte ihr Potential nicht ganz ausgenutzt hat, konnte sie mich überzeugen!


"Ich bin nicht mehr die, die ich war, als ich München verlassen haben. Aber ich weiß nicht, ob mir mein neues Ich gefällt." "Menschen verändern sich stetig", antwortete Thor, und Ray war überrascht, dass er das Gespräch mit ihr suchte. "Das macht euch so besonders"


Das Cover ist ganz in eiskalten Blau- und Weißtönen gehalten und entführt so gleich in die nordische Kälte von Niflheimr, der Welt der Eisriesen. Die glänzende Klinge und die verschneiten Knospen oder Beeren, die das Schwert auf zarten Ästen umranken runden das Bild ab und versetzen in eine sagenumwobene Stimmung. Dazu passt der dunkelblaue Titel mit den verschlungenen Linien ganz wunderbar, der sich durch die Größe der Buchstaben gut vom Grund abhebt, ohne aufdringlich zu wirken. Auch der Titel an sich passt gut zum Inhalt, einzig der Klapptext ist vom zeitlichen Ablauf ein wenig verwirrend. Insgesamt aber trotzdem eine stimmige und hübsche Gestaltung!


Erster Satz: "Trotz des lauten Schreis lief der Webstuhl weiter."


Mit diesem Satz beginnt die Geschichte in einem kurzen Prolog. Als die Nornen den Goldenen Faden entdecken, der für das Auftauchen eines neuen Helden steht und laut einer alten Prophezeiung das Ende der bekannten Götterwelt einläuten wird, schlägt die ansonsten müßige Feierlaune in Asgard in Unruhe um. Tyr, ein Sohn des Allvater Odins soll wieder Ruhe in die Götterhallen bringen, indem er den neuen Helden auf der Erde findet und zur Beseitigung dem Schicksal überlässt. Die junge Architekturstudentin Ray weiß davon noch nichts und besonders heldenhaft fühlt sie sich schon gar nicht, so hat sie doch erst am Morgen eine entscheidende Prüfung vermasselt und muss wohl auch diesen Studiengang bald an den Nagel hängen. Als sie in ihrem Frust die junge, lebensfrohe Kára trifft, die ihr ein aufregendes Abenteuer verspricht, zieht die Studentin nur zu gerne mit ihr nach Berlin, um dem Leistungsdruck und dem Ärger ihrer Eltern zu entgehen. Doch als Kára ihr von einer mysteriösen Prophezeiung erzählt und ein geheimnisvoller Mann auftaucht, der behauptet der Gott Loki zu sein, muss sie sich eingestehen, dass sie mitten in einer neuen Welt voller Intrigen, Problemen, Gefahren gelandet ist und dies erst der Anfang einer langen Reise ist, die alles verändern soll...


„Der Glanz eines neuen goldenen Fadens, der den Webstuhl befällt,
besiegelt das Ende der bekannten Götterwelt.
Sobald der König der Riesen fällt,
beginnt das Ende der bekannten Götterwelt.
Wenn niemand das Heldentum gefangen hält,
ist es das Ende der bekannten Götterwelt.“


Das Setting wechselt während der Geschichte sehr schnell. Wir beginnen in München der unglücklichen Ray zu folgen, begleiten sie auf ihrer überstürzten Reise nach Berlin, verfolgen, wie sie angesichts der vielen seltsamen Umstände, mit denen sie dort konfrontiert wird, immer misstrauischer wird und schließlich von Loki mit nach Asgard genommen wird. Von dort aus begleiten wir sie auf einer Reise durch unterschiedliche Reiche des Weltenbaumes Yggdrasil und treffen auf etliche Figuren der nordischen Mythologie. So lernen wir die beiden bekanntesten Söhne Odins Tyr und Thor kennen, die hier um die Aufmerksamkeit des Göttervater Odins kämpfen. Dabei werden sowohl wichtige Legenden wie Thors Kampf mit der Midgardschlange oder Tyrs Bekämpfen des Fenriswolfes, bei dem er seine rechte Hand verliert oder der bevorstehende Weltuntergang, inklusive Tod der Götter, welchen sie Ragnarök nennen, angesprochen.


"Das Gras unter ihren Füßen war weich, und die Luft roch angenehm frisch. Dennoch war Ray sich nur zu deutlich der lauernden Gefahr bewusst, denn die intensiven Farben, die prunkvollen Gebäude und der unbeschreibliche Himmel erinnerten sie bei jedem Atemzug daran, dass sie in einer anderen Welt war. In einer Welt, in der eine falsche Handlung den Tod bedeuten konnte..."


Neben den Göttern treffen wir auf die Walküren, Odins Sendboten, Hexen, die drei Nornen, Nachtmahre, Zwerge, Elfen, Irrlichter, Nixen, Geister, Eisriesen und einen Höllenhund. Wer also glaubt es wird langweilig - vor irgendeinem übernatürlichen Wesen können die Protagonisten sich immer fürchten.
Da ich schon immer sehr interessiert in Mythologie war und mich vor allem die nordische fasziniert, musste ich das Buch natürlich unbedingt lesen. Und auch wenn vielleicht noch ein bisschen mehr Hintergrundinformationen und Beschreibungen hilfreich gewesen wären, finde ich die Art und Weise, wie die nordischen Sagen und Legenden hier aufgearbeitet wurden, wirklich super.


"Sie wollte nicht wie Anna sein. Sie war stärker, und genau das musste sie ihren Eltern beweisen. Immer wieder hatten sie ihr gesagt, dass sie zu eigenbrötlerisch war. Zu seltsam. Sie musste ihren Eltern zeigen, dass man, dass sie auch ganz alleine ihr Ziel erreichen konnte."


Was die Konstruktion der Handlung angeht, so ist sie manchmal ein wenig unstringent. Auch wenn die Geschichte wirklich spannend und ereignisreich verläuft und auch an Vielseitigkeit einiges zu bieten hat, steuert der Plot nicht wirklich auf einen Höhepunkt zu und viele Handlungsstränge und Entwicklungen werden zu kurz und unrund abgewürgt. Auf 300 Seiten ist wohl nicht zu erwarten, dass wir seitenlange Aktionszenen und tiefgründige Hintergrundgeschichten aufgetischt bekommen, letzten Endes hätte man hier noch mehr Potential ausschöpfen können. Nichts desto trotz begleitet man Ray sehr gerne auf ihrer Reise, bei der sie mit jeder Herausforderung und Erfahrung mehr zur prophezeiten Heldin wird. Die liebevollen Ideen und die viele Stärke, die Ray an den Tag legt, wenn sie sich immer wieder ihrer Angst stellt und lernt, an sich selbst zu glauben, trösten dann gut über einige Wiederholungen und kleinere Fragwürdigkeiten hinweg.


"Am liebsten wäre sie geflohen, aber etwas in ihr fing an zu glühen. Die Art, wie Kára sie ansah, war Ray vollkommen fremd. Ihre neue Freundin glaubte wirklich daran, dass Ray diesen Kampf gewinnen konnte. Eine Walküre, die schon unzählige Schlachten geschlagen und Helden gesehen hatte, glaubte daran, dass Ray einen Riesen besiegen konnte. Es war das erste Mal, dass jemand wirklich an die glaubte und es war die einzige Chance, um ihr Leben zu retten."


Protagonistin ist hier eindeutig Ray, die aus personaler Erzählperspektive erzählt, sodass wir ihre Gedanken und Gefühle erfahren können. An einigen Stellen schweift der Erzählstrang zwar von ihr ab zu anderen Charakteren, bei diesen bleibt die Erzählhaltung jedoch relativ neutral, was eine gewisse Distanz schafft. Auch wenn wir nicht besonders viel von Ray erfahren, hat sie mir als junge Protagonistin, die es nicht schafft, ihr Leben in den Griff zu bekommen und ihre eigenen Träume zu verwirklichen, gut gefallen. Erst einmal scheint es undenkbar, dass das planlose und naive Mädchen, dass unter ihrer perfekten Schwester leidet, eine Heldin wird, doch mit Hilfe von ihren Freunden, der Walküre Kára und Tyr, dem Gott des Kampfes und Sieges, schafft sie es in der anderen Welt vom hilflosen Spielball der Götter zur Heldin zu werden. Auch wenn sie manchmal Dinge tut, die man nicht wirklich nachvollziehen kann, fand ich sie in ihrer Rolle sehr authentisch.
Auch wenn die anderen Charaktere mehr Rahmenfiguren bleiben, die zwar hübsch und hilfreich sind, jedoch während der Handlung recht farblos und blass bleiben, war ich mit der Charakterdarstellung der Geschichte soweit zufrieden.


"Die farbigen Wirbel aus Sternenglanz erinnerten sie nur entfernt an die billigen Schwarz-Weiß-Kopien aus dem Erdkundeunterricht. Kein Foto der Welt hätte sie auf die gewaltige und atemberaubende Schönheit dieses Himmelszeltes vorbereiten können. Galaxien. Unzählige. Sie schienen zum Greifen nah."


Interessant ist dann noch der Schreibstil, der gleichzeitig locker, humorvoll und modern ist, dabei jedoch nicht auf die Beschreibungen verzichtet, die notwendig sind, um uns die verschiedenen bereisten Welten und getroffenen Wesen vor Augen zu führen. Mit schwungvollem Elan schlägt Liza Grimm ein flottes Tempo an, gerade am Ende hätte ich mir für die Geschichte jedoch gewünscht, dass sie sich ein wenig mehr Zeit nimmt.

In meinen Augen ist da Potential für eine Fortsetzung, die es aber erstmal nicht geben wird. Die Autorin verrät aber in einem ihrer YouTube-Videos, dass sie gerade dabei ist, an einem Prequel zu arbeiten. Würde mich freuen!


"Trotz der Gefahren war sie froh, diesen Weg gegangen zu sein, dessen wurde sie sich jetzt bewusst Sie fühlte sich innerlich stärker, und auch wenn ihre Knie blutverkrustet waren und sie sich vor der bevorstehenden Aufgabe fürchtete, wusste sie doch, dass es sich gelohnt hatte. Was sie in den letzten Tagen erlebt hatte, konnte ihr niemand mehr nehmen. Ihr Selbstbewusstsein, ihre Erkenntnisse, ihre Entscheidungen - mit alldem war wir gewachsen, und sie wusste, dass sie mehr gesehen hatte als alle anderen Menschen Midgards."



Fazit:

Unterhaltsam, spannend, fantasievoll:
Eine aufregende Geschichte einer jungen Heldin, die in einer fremden Welt mit ihren tiefsten Ängsten und Träumen konfrontiert wird und auf dem Weg nach Niflheimr lernt, an sich zu glauben.

Veröffentlicht am 25.03.2018

Ein vrosichtiger Daumen hoch!

In Ewigkeit
0

Allgemeines:

Titel: In Ewigkeit
Autor: Ian Cushing
Verlag: epubli (11. März 2018)
Genre: Roman
ISBN-10: 3746706955
ISBN-13: 978-3746706955
Preis: 9,99€ (Taschenbuch)
4,49€ (Kindle-Edition)
Seitenzahl: ...

Allgemeines:

Titel: In Ewigkeit
Autor: Ian Cushing
Verlag: epubli (11. März 2018)
Genre: Roman
ISBN-10: 3746706955
ISBN-13: 978-3746706955
Preis: 9,99€ (Taschenbuch)
4,49€ (Kindle-Edition)
Seitenzahl: 196 Seiten
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 0 Monate und älter
Weitere Bände: 5 Minuten - Ein Tagebuch



Inhalt:

"Falls Sie mir Glauben schenken, vermag ich nicht weniger zu erreichen, als dass Ihre Seelen in Ewigkeit gerettet werden."


Nach einem Neuanfang in seinem Leben verliert er plötzlich alles, was für ihn noch Bedeutung hat. Inmitten dieses emotionalen Chaos hat er ein phantastisches Erlebnis, aber besitzt er tatsächlich als einziger Mensch das Wissen um das letzte große Geheimnis oder ist es nur ein Traum?


Bewertung:

Nachdem ich im August des vergangenen Jahres schon das Vergnügen hatte, durch "5 Minuten - Ein Tagebuch" mit den Fragen nach dem Sinn des Lebens konfrontiert wurde, jedoch mit der existenzialistischen Weltsicht nur wenig anfangen konnte, habe ich durch diese Neuauflage der Geschichte in anderem Rahmen noch einmal die Möglichkeit bekommen, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Hier wird im Grunde genommen das ursprüngliche Tagebuch um eine weitere Dimension der Geschichte erweitert, wodurch alles in anderem Licht erscheint. Das ursprüngliche Buch ist nun nach dem erscheinen der neuen Version nicht mehr einzeln erhältlich, entspricht aber dem zweiten Unterkapitel des Romans.


"Is this the end of the beginning?
Or the beginning of the end?
Losing control or are you winning?
Is your life real or just pretend?"
- Black Sabbath - End of the beginning -


Mit was lässt es sich bei einer solch komplizierten Geschichte schöner einsteigen als mit dem glasklaren, wunderschönen und intelligenten Cover? Wie auch beim Vorgänger dominiert ein einheitliches Schwarz das Cover, dezent durchbrochen durch die filigrane Schrift von Autorenname und Titel. Wie auch der Klapptext ist letzterer knapp, stimmig und interesseweckend. Durch die ansonsten schlichte Gestaltung kommt die Illustration im Zentrum des Bildes in ihrer - wie der Autor es nennt - "morbiden Schönheit und Tiefgründigkeit" wunderbar zur Geltung, wobei ich ihm vollkommen zustimme. Verschlungene Dornenzweige, die mit ihren Verästelungen, Blütentriebe und Spinnfäden schön und schrecklich zugleich sind, formen ein gleichmäßiges Unendlichkeitszeichen, welches die Thematik des Titels aufnimmt. Auch die Seiten, die den Roman in zwei Abschnitte teilen, tragen dieses Zeichen. Der bekannte Künstler Karmazid, von dem die Illustration stammt, hat hier ein wirkliches Kunstwerk geschaffen, das die Gedanken über Tod, Schönheit und Ewigkeit der Geschichte wunderbar auf den Punk trifft. Einzig mit der Altersempfehlung, 0 Monate und älter bin ich absolut nicht einverstanden. Auch wenn ich ahne, dass sie eine Art Scherz sein soll, fände ich ab 16 Jahren doch angebrachter


Erster Satz: "Ich habe eine Geschichte zu erzählen; eine Geschichte, die mir vielleicht niemand glauben wird, was ich durchaus verstünde, denn auch ich vermag an manchen Tagen nicht zu glauben, was mir geschehen ist."


Mit diesem Satz steigen wir in einem kurzen Prolog in den ersten Teil des Romans ein, welcher unmittelbar nach den Ereignissen in Teil 2 spielt. Aufgezogen wird dieses Prequel als autobiografisch erscheinendes Manuskript eines Mannes, der nach einer schweren Sinnkrise in der Freiheit der Spontanität und Ungebundenheit eine neue Lebensweise entdeckt hat. Mit seiner sogenannten 5-Minuten-Regel hat er sich darauf verschrieben, nicht weiter als 5 Minuten in die Zukunft zu denken um instinktiv sein Leben voranzubringen und frei von Angst und Zweifel zu sein. Wenn man wie ich nicht von den traumatischen und teilweise wahnsinnig anmutenden Ereignisse des zweiten Teiles scheint man es hier mit einem lebensfreudigen, aufgeschlossenen Menschen zu tun zu haben, der sein Leben in vollen Zügen genießen kann. Als ein Schicksalsschlag seinem neuen Leben eine Pause versetzt und er eine fantastische Begegnung dritter Art erlebt, wirft dass all seine Überzeugungen über den Haufen. Während er noch mit dem Verlust seines besten Freundes zurecht werden muss, sieht sich plötzlich mit der Lösung eines Urgeheimnisses konfrontiert: die Frage nach dem Jenseits...


"Es ist dein Paradies und gleichzeitig auch deine Hölle. Du bist zu Lebzeiten der Architekt deiner Kathedrale im Himmelreich."


Der Sprachstil ist ruhig und niveauvoll gehalten und spiegelt die nüchterne, bedrückende Lebenshaltung des Tagebuchschreibers wieder. Viel Zynismus, intelligente Anspielungen und innovativen Sprachbilder umrahmen diese Geschichte, die so viel in ihren knapp 200 Seiten beinhaltet: ein wenig Drama, Philosophie, Mystery, Thriller-Elemente - die Geschichte ist facettenreich und so wird sie auch präsentiert.


"Mein letzter Anker hatte sich aus dem lockeren Sand des Lebens losgerissen und ich fühlte mich wie ein Boot, das ohne Steuer und Ruder auf das offene Meer getrieben wurde und ohne Ziel und Plan drohte, in Seenot zu geraten."


Interessant ist an diesem Roman neben dem Inhaltlichen vor allem der Aufbau und die unterschiedlichen Erzählweisen. Die 9 Kapitel des ersten Teiles werden mit passenden Songzitaten einiger bekannter und weniger bekannter Rock-/Metal-Bands untermauert und haben einen grundlegend positiven Ton. Hingegen ist der zweite Teil in Tagebuchform geschrieben und gewähnt uns Leser einen Einblick in die Vorgeschichte des namenslosen Protagonisten. Beginnt man mit dem zweiten Teil bekommt die nachdenkliche Stimmung schnell einen dunkleren, amoralischeren Klang. Gerade der Wechsel und die Tatsache, dass der erste Teil wie als Art ergänzende Erklärung vorangestellt ist, macht es leichter, die nachfolgende Erzählung zu ertragen und zu verstehen.



"Was, wenn man merkt, dass alles keinen Sinn macht? Wenn man versteht, dass alles, was man während seines Lebens macht und schafft, am großen Tod scheitern wird? Wenn man nicht gerade Goethe, Hesse oder Metallica heißt und der Geschichte somit etwas hinterlässt, sind Milliarden Leben sinnlos. So wie meines. Im kleinsten Kreis kann man das Leben seiner Familie, Freunde und Kollegen beeinflussen und bestenfalls bereichern, aber wenn ich nicht da wäre, wäre es ein anderer."


Was ist das Leben? Welchen tieferen Sinn hat es? Diese Fragen stellen wir uns als Menschheit häufig und es gibt verschiedene Antworten und Wege, sich der Frage zu stellen. Der anonyme Verfasser des Tagebuchs beantwortet diese Sinn-Frage zunächst ganz im Sinne des Existenzialismus: keinen. Im Laufe des Tagebuchs wird die Stimmung immer drückender, düsterer während wir Zeuge werden, wie der Mann haltlos alle Moral und Überzeugungen ablegt und sein Leben immer weiter auf die Eskalation zusteuert. Im Gegensatz zum gemäßigten, nachdenklichen, fast schon zarten ersten Part, haben wir es hier mit einem erschreckenden, spannenden Lebenskrimi zu tun, der jedoch vor allem Sinnlosigkeit und Selbstzweifel übermittelt.

Existenzialismus lässt sich als Gefühl von "kosmischer Verlorenheit" beschreiben – die schier unheilbare Empfindung von Einsamkeit und Fremdheit, überhaupt von der Absurdität des Lebens. Auch der Protagonist hier verehrt Camus, Sartre und Hesse, denkt, dass das Leben an sich sinnlos ist und spürt diesen Daseins-Schmerz, der ihn auch dazu bringt, Morde zu begehen. Auch wenn ich selbst mit dem Existenzialismus nichts anfangen kann und deshalb auch den zweiten Teil als alleinstehende Geschichte nicht wirklich gut finden konnte, muss ich zugeben, dass wir ihm große Werke in Musik und Malerei, sowie in Literatur und Philosophie verdanken.


"Wieder lichtete sich der Nebel eines universalen, religiösen und philosophischen Problems: Gut und Böse in Form von zwei Gegenspielern existieren nicht. Du kannst alles sein, was du willst; es liegt alles in dir."


Der Autor selbst würde seinen Roman gerne als Schauerliteratur im Andenken an Größen wie Edgar Allan Poe, Howard Phillips Lovecraft oder Stephen King sehen, was ich teilweise bekräftigen kann. Dieser Roman ist gruselig ohne blutrünstig zu sein, nachdenklich ohne ins lahm philosophierende abzurutschen und spannend ohne unnützes Drama zu benötigen. Der namenlose Protagonist wechselt vom Held zum Antiheld, wieder zurück, bis man als Leser irgendwann versteht, dass diese Kategorien hier eigentlich gar nicht so wichtig sind. Vielmehr zählt hier das Bild des Erzählers auf sich selbst. Spannend ist dazu auch, dass er zu keinem Zeitpunkt einen Namen bekommt. Der Autor hat hier eine Geschichte geschaffen, die nicht einfach herunter zu lesen ist und bei dem man bestimmt nicht alles akzeptierend abnicken kann, sie ist jedoch Anlass zum Nachdenken und bringt dazu, sich mit seiner eigenen Lebenssicht auseinander zu setzen. Um die Geschichte und ihre Hintergründe wirklich gänzlich verstehen zu können, muss man sich ein wenig mit Philosophie auskennen, bereit sein, damit zu beschäftigen und sich auch selbst hinterfragen können. Auch wenn ich auch hier oft mit der Stirn gerunzelt habe, hat mir dieser Rahmen für die Geschichte weitaus besser gefallen und ich kann sie nun getrost mit einem vorsichtigen Daumen hoch weiterempfehlen.


"Als wir still in der Abenddämmerung saßen und einen guten Whisky tranken, flüsterten die Berge und leise zu, dass wir nicht so töricht sein sollten, uns über die kleinen Ungereimtheiten des Lebens zu ärgern. Diese Ärgernisse, de uns Menschen so wichtig erschienen, dass wir pausenlos von ihnen reden müssen, sind nur ein Wimpernschlag im Leben eines Gebirges. Diese Weisheit gab mir das Gefühl der Freiheit und hat mich tief geprägt und gleichzeitig bestätigt, denn mir war schon immer bewusst, dass Bescheidenheit im Leben die wertvollste und zugleich eine rare Tugend ist."


Abschließend möchte ich mit einem Zitat enden, das mein Leseerlebnis eigentlich ziemlich genau auf den Punkt bringt:

"War das nicht vollkommen verrückt? Nicht verrückter, als die anderen Erzählungen und Vorstellungen über das Leben nach dem Tod, denke ich."



Fazit:

Auch wenn ich auch hier oft mit der Stirn gerunzelt habe, hat mir diese facettenreiche und nachdenkliche Geschichte, die auf ihren knapp 200 Seiten so vieles beinhaltet - ein wenig Drama, Philosophie, Mystery, Thriller-Elemente - recht gut gefallen und ich kann sie nun getrost mit einem vorsichtigen Daumen hoch weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 31.01.2018

Ein mitreißender Abschluss, der unter die Haut geht!

Verliere mich. Nicht.
0

Allgemeines:

Titel: Verliere mich. Nicht
Autor: Laura Kneidl
Verlag: LYX (26. Januar 2018)
Genre: Young Adult
ISBN-10: 3736305494
ISBN-13: 978-3736305496
ASIN: B07281Q61P
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Verliere mich. Nicht
Autor: Laura Kneidl
Verlag: LYX (26. Januar 2018)
Genre: Young Adult
ISBN-10: 3736305494
ISBN-13: 978-3736305496
ASIN: B07281Q61P
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: 12,90€ (Broschiert)
9,99€ (Kindle-Edition)
Weitere Bände: "Berühre mich. Nicht"




Inhalt:


Sie fürchtet sich vor der Liebe. Doch noch mehr fürchtet sie, ihn zu verlieren ...

Mit Luca war Sage glücklicher als je zuvor in ihrem Leben. Er hat ihr gezeigt, was es bedeutet, zu vertrauen. Zu leben. Und zu lieben. Doch dann hat Sage' dunkle Vergangenheit sie eingeholt - und ihr Glück zerstört. Sage kann Luca nicht vergessen, auch wenn sie es noch so sehr versucht. Jeder Tag, den sie ohne ihn verbringt, fühlt sich an, als würde ein Teil ihrer selbst fehlen. Aber dann taucht Luca plötzlich vor ihrer Tür auf und bittet sie, zurückzukommen. Doch wie soll es für die beiden eine zweite Chance geben, wenn so viel zwischen ihnen steht?


Bewertung:


"Dieses Buch bricht einem das Herz und setzt es anschließend liebevoll wieder zusammen.", sagt Bestsellerautorin Mona Kasten über diese Fortsetzung des Überraschungserfolgs von "Berühre mich. Nicht" von Laura Kneidl und ich schließe mich sehr gerne an diese treffende Beschreibung an. Wie auch schon bei Band 1 gibt es eine enorme Kontroverse an Meinungen zu dieser Fortsetzung. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie und sind einfach nur enttäuscht. Ich muss zugeben, dass ich mich von der ersteren Gruppe, zu der ich nach Teil 1 eindeutig angehört habe, ein wenig wegbewegt habe. Meine hohen Erwartungen konnte das Buch nicht ganz erfüllen, trotzdem wird mal wieder eine berührende, mitreißende und absolut herzzerreißende Geschichte gezeichnet.

Das Cover, welches sich vom vorhergegangenen nur durch die dominierende Farbe des Hintergrundbildes unterscheidet, finde ich wieder ganz wundervoll! Das leuchtende türkis-grün wirkt zwar ein wenig kälter als das einladende rot-rosa des ersten Teiles, trotzdem hat das Lyx-Team einen absoluten Hingucker geschaffen, der optisch perfekt zum ersten Teil passt. Beim ersten Hinsehen fallen zuerst die dicken weißen Balken auf, die sich durch das Bild ziehen und ein Muster ergeben. Diese Balken wirken irgendwie ein wenig störend und aufdringlich, wie sie das wunderbar geblümte Hintergrundbild so eiskalt durchschneiden. Das passt aber eigentlich wunderbar zu der zarten Sage, die innerlich schon zerbrochen und fast zerstört ist. Die zierlichen Blumen im Hintergrund stehen in einem krassen Gegensatz zu den klaren geometrischen Formen, geben dem Cover aber eine weiche, romantische Ausstrahlung. Besonders gut gefällt mir, dass die Hintergrundfarben wieder in jedem Licht ein wenig anders wirken und den Titel im Mittelpunkt wunderbar zur Geltung bringen.
Der Titel hat mir auch wieder wunderbar gefallen. Schon hier wird deutlich, in welch zwiespältigen Gefühlen sich Sage bald wiederfindet.


Erster Satz: "Ich starrte auf die zerkratzte Tür mit dem abgesprungenen Lack und zögerte, den Schlüssel umzudrehen"


Nachdem Sage nach ihrer überstürzten Flucht ins weit entfernte Nevada an ihrem 18. Geburtstag, bei der sie alles zurücklässt, was ihr Leben ausgemacht hat: ihr Zuhause, ihre Familie, ihre beste Freundin, ihre Sicherheit und Unterstützung, um ihm zu entkommen den wunderbaren Luca kennengelernt hat, findet sie sich in einem ganz neuen Strudel an verwirrenden Gefühlen wieder. Ihre Angst, die sich ihr immer wieder in den Weg stellt, Erinnerungen, die sich nicht durch 3000 Meilen Distanz abschütteln lassen und neuerlichen Drohungen von Alan bringen sie dazu, an Weihnachten Luca überstürzt zu verlassen, ihre Beziehung zu beenden und ihnen beiden das Herz zu brechen. An genau diesem Punkt nach dem miesesten Cliffhanger der Weltgeschichte (so fühlte es sich zumindest an ), setzt die Handlung der Fortsetzung an. Doch anders als ich dachte, kehrt Sage nicht nach Maine zurück um sich mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren, der Konflikt wird nicht dramatisiert und auch sonst scheint sich kaum etwas geändert zu haben. Die Handlung beschränkt sich auf das schon bekannte Hin-und-Her zwischen Sage und Luca, die mit gebrochenem Herzen umeinander herum tänzeln.


"Als ich vor fünf Monaten in Melview angekommen war, ohne Dach über dem Kopf und mit leerem Konto, hat sich das unglaublich gut und befreiend angefühlt. Ich hatte ein leeres Blatt vor mir gesehen, mit der Chance, meine Zukunft nach meinen eigenen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Heute stand ich weder vor dem Nichts aber dieses Mal erschien mir die Leere einsam und erdrückend."


An dieser Stelle muss ich echt sagen, dass ich mir eigentlich eine neue Richtung der Handlung gewünscht hätte, ein Ereignis, dass die Geschichte auf bisher unbekannte Pfade lenkt und ein wenig enttäuscht war, dass alles in altbekannter Manier vor sich hinplätscherte. Nach Band 1 hatte ich noch Luft nach oben gesehen und mich auf eine dramatische Story gefreut, was die Autorin aus klischeebehafteten Schein-Dramen herausholen zu versucht, ging aber an meiner Erwartung ein wenig vorbei. Während ich nach Band 1 hinter dem bekannten New-Adult-Stereotyp, das insofern zutrifft, dass beide Charaktere von starken Problemen gezeichnet sind und es von Anfang an klar ist, dass sie zusammenkommen werden, etwas Besonderes gesehen habe, das die Geschichte von anderen Storys des Genres abhebt, gingen die ersten 150 Seiten sehr in einem einzigen Gefühlschaos unter.
Es geht hier nicht zwar nur um Liebe, sondern in erster Linie um die Bewältigung von Ängsten und der Wichtigkeit von Freundschaft und Bestätigung, trotzdem hat Laura Kneidl das Genre New Adult hier keinen falls neu erfunden -wer wirklich bahnbrechende, neue Ideen sucht, der wird dies auch in "Verliere mich. Nicht" nicht finden.


"Solange wir nicht miteinander redeten konnte ich noch bangen.
Hoffen.
Träumen."


Auch wenn mich das ein wenig enttäuscht hat, will ich dem Roman auf keinen Fall die Spannung und Anziehungskraft absprechen, welche trotz allem auf jeden Fall vorhanden ist. Von meinen unerfüllten Erwartungen und der recht schleichenden, sich wiederholenden Handlung ist nämlich auch dieses Buch mal wieder sehr schön gestaltet und geht vor allem durch Sages Entwicklung wieder sehr ans Herz. Nachdem sie es geschafft hat, ganz langsam und mit Hilfe ihrer neuen Freunden ein wenig Vertrauen, Hoffnung auf Besserung, Freundschaft, Selbstwertgefühl, Liebe auf zarte und manchmal auch schmerzvolle Art und Weise zu entwickeln, ist sie noch lange nicht am Ende angelangt. Als sie geheimnisvolle Geschenke und weitere Nachrichten von Alan erhält und er schließlich sogar wieder vor ihrer Haustür steht, muss sie feststellen, dass sie ihre Ängste noch lange nicht überwunden hat. Ihre neue Selbsthilfegruppe mit Dr. Montry hilft ihr auch ein wenig, eine Angststörung lässt sich aber nicht in wenigen Monaten heilen. Und genau das wird hier so ausgezeichnet dargestellt: es gibt keine "einfache Lösung" für das "große Problem", das dann nach riesigem, aufgebauschtem Drama durch die Liebe geheilt und gelöst wird. Nein, dieser Roman zeichnet den harten, alltäglichen Kampf, den Sage ausfechten muss, die vielen kleinen Schritte, Gesten und die Zeit, die sie braucht, um zu heilen und sich besser zu fühlen. Ein Kampf, der auch nach der dargestellten Zeit des Romans noch weitergehen wird.


"Alans plötzliches Auftauchen hatte mich bis an den Rand der Klippe getrieben und mich zum Sprung gezwungen, vor dem ich mich all die Wochen und Monate gefürchtet hatte. Ich war gefallen - und Luca hatte mich aufgefangen."


Durch den unglaublich detaillierten und emotionslastigen Schreibstil, der mir schon in Band 1 sehr gut gefallen hat, schafft Laura Kneidl es, den Roman gleichzeitig spannend, ruhig, aufwühlend, beruhigend, berührend und aufklärend zu erzählen, sodass wir komplett von der Story gefangen genommen werden, auch wenn eigentlich nicht viel passiert. So werden selbst Serien-Abende auf der Couch spannend zu lesen und man verzeiht dem Roman auch, wenn die Charaktere zum gefühlt hundertsten Mal überlegen, welches Fastfood sie heute essen wollen oder einfach lange ausschlafen und nichts tun.

Obwohl ich also selbst handlungslose Stellen eigentlich gerne gelesen habe, finde ich, dass man sich -gerade in einem zweiten Teil der Reihe- die vielen inhaltlichen Wiederholungen hätte sparen können. Natürlich ist mir klar, dass es für die Glaubwürdigkeit der Geschichte notwendig ist, dass man in langsamem Tempo an die Geschichte angeht, gerade weil die sich langsam entwickelnden, authentischen Beziehungselementen für eine kribbelnde, angenehme Stimmung sorgen. Eine kleine inhaltliche Steigerung zum ersten Teil hätte ich trotzdem nicht schlecht gefunden. Das Eskalationspotential des heiklen Themas wurde vorrangig verschenkt und erst ganz am Ende kommt der gewünschte Effekt auf.


"Ich habe keine Angst.
Die Angst ist nicht real!"


Wunderbar fand ich jedoch wieder, wie der ernste, tragische Hintergrund von familiärem Missbrauch, häuslicher Gewalt und Angststörungen auf realistische Weise angesprochen werden. Wenn man eine wirkliche Message sucht, wird man wohl nur mit Mühe eine finden. Als wirklich tiefgründig würde ich das Buch also nicht gerade bezeichnen, die Gefühle der betroffenen Figuren werden aber stets sehr nachvollziehbar geschildert und sensibilisieren so für das Thema. Zwar werden wir auch hier nicht mit wirklichen Fakten konfrontiert, nur einzelne Erinnerungsfetzen und Sages Angstzustände lassen darauf schließen, was ihr Stiefvater ihr angetan hat, doch was wirklich geschah ist für die Geschichte eigentlich auch nicht wichtig. Es steht im Mittelpunkt, wie Sage damit umgeht und wie sie es schafft, dem mächtigen Würgegriff der Angst, der den Blick für die Realität eintrübt, zu entkommen, in dem sie sich stellt, anstatt nur zu fliehen und zu verdrängen.


"Du solltest schlafen", sagte April dicht neben meinem Ohr. "Morgen sieht die Welt schon viel besser aus!" Ich nickte. Nicht weil ich ihr glaubte, sondern weil ich mir sehnlichst wünschen, sie würde recht haben."


Sage, die auch hier wieder aus ihrer Ich-Perspektive erzählen darf, war mir von Angang an sympathisch. Natürlich hat sie immer wieder Rückfälle, Komplexe und unnachvollziehbare Gedanken, diese kann man ihr als Leser aber zugestehen, da sie ihre Widersprüchlichkeit durch ihre traumatischen Ereignisse erhalten hat, die sie auf ihrem Weg weit zurück werfen. Dafür hat sie meinen vollsten Respekt, wenn sie sich immer wieder trotz ihrer Angst und zerstörten Hoffnung hochkämpft und schließlich lernt, anderen zu vertrauen, sich nicht aufzugeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen um einen Neuanfang zu starten. Auch wenn sie am Anfang sehr in Selbstmitleid versinkt und unheilbare Anfälle von Naivität hat, werden ihre Gefühle und Gedanken realistisch dargestellt.


"Luca hatte dabei geholfen, etwas in mir zusammenzusetzen, das Alan zerbrochen hatte. Da waren noch immer Risse und Sprünge, aber allmählich war auch wieder ein Bild zu erkennen. Es würde nie perfekt sein, nie ebenmäßig oder glatt, dennoch konnte es wieder schön werden und das hatte ich zu großen Teilen Luca zu verdanken. Einen Dank, den ich nie in Worte würde fassen können."


Meine Meinung zu Luca hat sich eigentlich kaum verändert. Auch wenn er eigentlich ein wandelndes Klischee ist, mochte ich ihn trotzdem. Seine Probleme mit seiner Mutter, die mir zuerst noch sehr unnötig erschien da sie eigentlich bloß genutzt werden, um seine zahlreichen, belanglosen Bettgeschichten zu rechtfertigen, durch welche das Macho/Bad-Boy- Klischee aufrechterhalten wird, bekommen hier endlich ein wirkliches Gesicht, als sie auftaucht: Jennifer, die Eiskönigin und Mutter. Mit seinem Respekt für Sages Grenzen, seiner Ordnungsliebe zu Listen, seiner an Fanatismus grenzenden Obsession mit Büchern (hat mich irgendwie ein wenig an mich selbst erinnert ^^), seiner scheinbar grenzenlosen Fürsorge und Hilfsbereitschaft ist er mir sehr ans Herz gewachsen. Das konnte auch nicht davon geändert werden, dass er am Anfang als kalt und gefühlslos dastehen sollte. Hat nicht so ganz geklappt, diese vorhersehbare Wendung, dafür lieben wir ihn alle viel zu sehr, oder nicht?


"Sage." Der Klang meines Namens aus seinem Mund ließ mich erschaudern. (...) Alles war perfekt gewesen, bis ich uns zerstört hatte. (...)
Luca war mir nahe. Zu nahe. Und doch nicht nah genug."


Neben den beiden, auf die sich die Geschichte doch sehr fixiert sind mir gerade im ersten Teil schon die vielen bunten Nebencharaktere ihrer Clique ans Herz gewachsen. Dass sie eigentlich kaum mehr als 2% der Handlung dominieren hat mich dort noch nicht gestört, doch während sich die Stimmung zwischen Sage und Luca immer weiter zuspitzt, fand ich es sehr schade, dass wir kaum mehr etwas über Megan, April, Cameron, Connor, Gavin oder Aaron erfahren. Ihre Probleme und Liebes-/Lebensgeschichten werden zwar ganz schön umrissen, gerade am Ende fehlt aber eindeutig die Auflösung. Kommen Connor und Aaron nun zusammen und was ist mit April und Megan, wer von ihnen kann Cameron nun glücklich machen? Mir blieben solche Fragen einfach zu offen. Wenn man Nebenhandlungsstränge beginnt, sollte man sie auch bitteschön zu Ende führen!

Ansonsten hat mir gerade das Ende sehr gut gefallen! Nach einem kurzen aber spannenden Aufklärungsmoment steuert die Geschichte mit Vollgas aufs Happy End zu und wird dann von einem kurzen Epilog abgerundet.


"Millimeter vor seinem Mund hielt ich inne - und wartete. Auf ihn. Hoffend. Fragend. Bittend, ließ ich ihm die Wahl. Und er traf die richtige Entscheidung."



Fazit:

Auch wenn leider nicht alles Potential ausgenutzt wurde und sich viele Wiederholungen zum ersten Teil finden lassen wird die Reihe um Sage und Luca mit "Verliere mich. Nicht" zu einem mitreißenden Abschluss gebracht, der mal wieder unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 31.01.2018

Ein mitreißender Abschluss, der unter die Haut geht!

Verliere mich. Nicht.
0

Allgemeines:

Titel: Verliere mich. Nicht
Autor: Laura Kneidl
Verlag: LYX (26. Januar 2018)
Genre: Young Adult
ISBN-10: 3736305494
ISBN-13: 978-3736305496
ASIN: B07281Q61P
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: ...

Allgemeines:

Titel: Verliere mich. Nicht
Autor: Laura Kneidl
Verlag: LYX (26. Januar 2018)
Genre: Young Adult
ISBN-10: 3736305494
ISBN-13: 978-3736305496
ASIN: B07281Q61P
Seitenzahl: 480 Seiten
Preis: 12,90€ (Broschiert)
9,99€ (Kindle-Edition)
Weitere Bände: "Berühre mich. Nicht"




Inhalt:


Sie fürchtet sich vor der Liebe. Doch noch mehr fürchtet sie, ihn zu verlieren ...

Mit Luca war Sage glücklicher als je zuvor in ihrem Leben. Er hat ihr gezeigt, was es bedeutet, zu vertrauen. Zu leben. Und zu lieben. Doch dann hat Sage' dunkle Vergangenheit sie eingeholt - und ihr Glück zerstört. Sage kann Luca nicht vergessen, auch wenn sie es noch so sehr versucht. Jeder Tag, den sie ohne ihn verbringt, fühlt sich an, als würde ein Teil ihrer selbst fehlen. Aber dann taucht Luca plötzlich vor ihrer Tür auf und bittet sie, zurückzukommen. Doch wie soll es für die beiden eine zweite Chance geben, wenn so viel zwischen ihnen steht?


Bewertung:


"Dieses Buch bricht einem das Herz und setzt es anschließend liebevoll wieder zusammen.", sagt Bestsellerautorin Mona Kasten über diese Fortsetzung des Überraschungserfolgs von "Berühre mich. Nicht" von Laura Kneidl und ich schließe mich sehr gerne an diese treffende Beschreibung an. Wie auch schon bei Band 1 gibt es eine enorme Kontroverse an Meinungen zu dieser Fortsetzung. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie und sind einfach nur enttäuscht. Ich muss zugeben, dass ich mich von der ersteren Gruppe, zu der ich nach Teil 1 eindeutig angehört habe, ein wenig wegbewegt habe. Meine hohen Erwartungen konnte das Buch nicht ganz erfüllen, trotzdem wird mal wieder eine berührende, mitreißende und absolut herzzerreißende Geschichte gezeichnet.

Das Cover, welches sich vom vorhergegangenen nur durch die dominierende Farbe des Hintergrundbildes unterscheidet, finde ich wieder ganz wundervoll! Das leuchtende türkis-grün wirkt zwar ein wenig kälter als das einladende rot-rosa des ersten Teiles, trotzdem hat das Lyx-Team einen absoluten Hingucker geschaffen, der optisch perfekt zum ersten Teil passt. Beim ersten Hinsehen fallen zuerst die dicken weißen Balken auf, die sich durch das Bild ziehen und ein Muster ergeben. Diese Balken wirken irgendwie ein wenig störend und aufdringlich, wie sie das wunderbar geblümte Hintergrundbild so eiskalt durchschneiden. Das passt aber eigentlich wunderbar zu der zarten Sage, die innerlich schon zerbrochen und fast zerstört ist. Die zierlichen Blumen im Hintergrund stehen in einem krassen Gegensatz zu den klaren geometrischen Formen, geben dem Cover aber eine weiche, romantische Ausstrahlung. Besonders gut gefällt mir, dass die Hintergrundfarben wieder in jedem Licht ein wenig anders wirken und den Titel im Mittelpunkt wunderbar zur Geltung bringen.
Der Titel hat mir auch wieder wunderbar gefallen. Schon hier wird deutlich, in welch zwiespältigen Gefühlen sich Sage bald wiederfindet.


Erster Satz: "Ich starrte auf die zerkratzte Tür mit dem abgesprungenen Lack und zögerte, den Schlüssel umzudrehen"


Nachdem Sage nach ihrer überstürzten Flucht ins weit entfernte Nevada an ihrem 18. Geburtstag, bei der sie alles zurücklässt, was ihr Leben ausgemacht hat: ihr Zuhause, ihre Familie, ihre beste Freundin, ihre Sicherheit und Unterstützung, um ihm zu entkommen den wunderbaren Luca kennengelernt hat, findet sie sich in einem ganz neuen Strudel an verwirrenden Gefühlen wieder. Ihre Angst, die sich ihr immer wieder in den Weg stellt, Erinnerungen, die sich nicht durch 3000 Meilen Distanz abschütteln lassen und neuerlichen Drohungen von Alan bringen sie dazu, an Weihnachten Luca überstürzt zu verlassen, ihre Beziehung zu beenden und ihnen beiden das Herz zu brechen. An genau diesem Punkt nach dem miesesten Cliffhanger der Weltgeschichte (so fühlte es sich zumindest an ), setzt die Handlung der Fortsetzung an. Doch anders als ich dachte, kehrt Sage nicht nach Maine zurück um sich mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren, der Konflikt wird nicht dramatisiert und auch sonst scheint sich kaum etwas geändert zu haben. Die Handlung beschränkt sich auf das schon bekannte Hin-und-Her zwischen Sage und Luca, die mit gebrochenem Herzen umeinander herum tänzeln.


"Als ich vor fünf Monaten in Melview angekommen war, ohne Dach über dem Kopf und mit leerem Konto, hat sich das unglaublich gut und befreiend angefühlt. Ich hatte ein leeres Blatt vor mir gesehen, mit der Chance, meine Zukunft nach meinen eigenen Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Heute stand ich weder vor dem Nichts aber dieses Mal erschien mir die Leere einsam und erdrückend."


An dieser Stelle muss ich echt sagen, dass ich mir eigentlich eine neue Richtung der Handlung gewünscht hätte, ein Ereignis, dass die Geschichte auf bisher unbekannte Pfade lenkt und ein wenig enttäuscht war, dass alles in altbekannter Manier vor sich hinplätscherte. Nach Band 1 hatte ich noch Luft nach oben gesehen und mich auf eine dramatische Story gefreut, was die Autorin aus klischeebehafteten Schein-Dramen herausholen zu versucht, ging aber an meiner Erwartung ein wenig vorbei. Während ich nach Band 1 hinter dem bekannten New-Adult-Stereotyp, das insofern zutrifft, dass beide Charaktere von starken Problemen gezeichnet sind und es von Anfang an klar ist, dass sie zusammenkommen werden, etwas Besonderes gesehen habe, das die Geschichte von anderen Storys des Genres abhebt, gingen die ersten 150 Seiten sehr in einem einzigen Gefühlschaos unter.
Es geht hier nicht zwar nur um Liebe, sondern in erster Linie um die Bewältigung von Ängsten und der Wichtigkeit von Freundschaft und Bestätigung, trotzdem hat Laura Kneidl das Genre New Adult hier keinen falls neu erfunden -wer wirklich bahnbrechende, neue Ideen sucht, der wird dies auch in "Verliere mich. Nicht" nicht finden.


"Solange wir nicht miteinander redeten konnte ich noch bangen.
Hoffen.
Träumen."


Auch wenn mich das ein wenig enttäuscht hat, will ich dem Roman auf keinen Fall die Spannung und Anziehungskraft absprechen, welche trotz allem auf jeden Fall vorhanden ist. Von meinen unerfüllten Erwartungen und der recht schleichenden, sich wiederholenden Handlung ist nämlich auch dieses Buch mal wieder sehr schön gestaltet und geht vor allem durch Sages Entwicklung wieder sehr ans Herz. Nachdem sie es geschafft hat, ganz langsam und mit Hilfe ihrer neuen Freunden ein wenig Vertrauen, Hoffnung auf Besserung, Freundschaft, Selbstwertgefühl, Liebe auf zarte und manchmal auch schmerzvolle Art und Weise zu entwickeln, ist sie noch lange nicht am Ende angelangt. Als sie geheimnisvolle Geschenke und weitere Nachrichten von Alan erhält und er schließlich sogar wieder vor ihrer Haustür steht, muss sie feststellen, dass sie ihre Ängste noch lange nicht überwunden hat. Ihre neue Selbsthilfegruppe mit Dr. Montry hilft ihr auch ein wenig, eine Angststörung lässt sich aber nicht in wenigen Monaten heilen. Und genau das wird hier so ausgezeichnet dargestellt: es gibt keine "einfache Lösung" für das "große Problem", das dann nach riesigem, aufgebauschtem Drama durch die Liebe geheilt und gelöst wird. Nein, dieser Roman zeichnet den harten, alltäglichen Kampf, den Sage ausfechten muss, die vielen kleinen Schritte, Gesten und die Zeit, die sie braucht, um zu heilen und sich besser zu fühlen. Ein Kampf, der auch nach der dargestellten Zeit des Romans noch weitergehen wird.


"Alans plötzliches Auftauchen hatte mich bis an den Rand der Klippe getrieben und mich zum Sprung gezwungen, vor dem ich mich all die Wochen und Monate gefürchtet hatte. Ich war gefallen - und Luca hatte mich aufgefangen."


Durch den unglaublich detaillierten und emotionslastigen Schreibstil, der mir schon in Band 1 sehr gut gefallen hat, schafft Laura Kneidl es, den Roman gleichzeitig spannend, ruhig, aufwühlend, beruhigend, berührend und aufklärend zu erzählen, sodass wir komplett von der Story gefangen genommen werden, auch wenn eigentlich nicht viel passiert. So werden selbst Serien-Abende auf der Couch spannend zu lesen und man verzeiht dem Roman auch, wenn die Charaktere zum gefühlt hundertsten Mal überlegen, welches Fastfood sie heute essen wollen oder einfach lange ausschlafen und nichts tun.

Obwohl ich also selbst handlungslose Stellen eigentlich gerne gelesen habe, finde ich, dass man sich -gerade in einem zweiten Teil der Reihe- die vielen inhaltlichen Wiederholungen hätte sparen können. Natürlich ist mir klar, dass es für die Glaubwürdigkeit der Geschichte notwendig ist, dass man in langsamem Tempo an die Geschichte angeht, gerade weil die sich langsam entwickelnden, authentischen Beziehungselementen für eine kribbelnde, angenehme Stimmung sorgen. Eine kleine inhaltliche Steigerung zum ersten Teil hätte ich trotzdem nicht schlecht gefunden. Das Eskalationspotential des heiklen Themas wurde vorrangig verschenkt und erst ganz am Ende kommt der gewünschte Effekt auf.


"Ich habe keine Angst.
Die Angst ist nicht real!"


Wunderbar fand ich jedoch wieder, wie der ernste, tragische Hintergrund von familiärem Missbrauch, häuslicher Gewalt und Angststörungen auf realistische Weise angesprochen werden. Wenn man eine wirkliche Message sucht, wird man wohl nur mit Mühe eine finden. Als wirklich tiefgründig würde ich das Buch also nicht gerade bezeichnen, die Gefühle der betroffenen Figuren werden aber stets sehr nachvollziehbar geschildert und sensibilisieren so für das Thema. Zwar werden wir auch hier nicht mit wirklichen Fakten konfrontiert, nur einzelne Erinnerungsfetzen und Sages Angstzustände lassen darauf schließen, was ihr Stiefvater ihr angetan hat, doch was wirklich geschah ist für die Geschichte eigentlich auch nicht wichtig. Es steht im Mittelpunkt, wie Sage damit umgeht und wie sie es schafft, dem mächtigen Würgegriff der Angst, der den Blick für die Realität eintrübt, zu entkommen, in dem sie sich stellt, anstatt nur zu fliehen und zu verdrängen.


"Du solltest schlafen", sagte April dicht neben meinem Ohr. "Morgen sieht die Welt schon viel besser aus!" Ich nickte. Nicht weil ich ihr glaubte, sondern weil ich mir sehnlichst wünschen, sie würde recht haben."


Sage, die auch hier wieder aus ihrer Ich-Perspektive erzählen darf, war mir von Angang an sympathisch. Natürlich hat sie immer wieder Rückfälle, Komplexe und unnachvollziehbare Gedanken, diese kann man ihr als Leser aber zugestehen, da sie ihre Widersprüchlichkeit durch ihre traumatischen Ereignisse erhalten hat, die sie auf ihrem Weg weit zurück werfen. Dafür hat sie meinen vollsten Respekt, wenn sie sich immer wieder trotz ihrer Angst und zerstörten Hoffnung hochkämpft und schließlich lernt, anderen zu vertrauen, sich nicht aufzugeben und ihr Leben in die Hand zu nehmen um einen Neuanfang zu starten. Auch wenn sie am Anfang sehr in Selbstmitleid versinkt und unheilbare Anfälle von Naivität hat, werden ihre Gefühle und Gedanken realistisch dargestellt.


"Luca hatte dabei geholfen, etwas in mir zusammenzusetzen, das Alan zerbrochen hatte. Da waren noch immer Risse und Sprünge, aber allmählich war auch wieder ein Bild zu erkennen. Es würde nie perfekt sein, nie ebenmäßig oder glatt, dennoch konnte es wieder schön werden und das hatte ich zu großen Teilen Luca zu verdanken. Einen Dank, den ich nie in Worte würde fassen können."


Meine Meinung zu Luca hat sich eigentlich kaum verändert. Auch wenn er eigentlich ein wandelndes Klischee ist, mochte ich ihn trotzdem. Seine Probleme mit seiner Mutter, die mir zuerst noch sehr unnötig erschien da sie eigentlich bloß genutzt werden, um seine zahlreichen, belanglosen Bettgeschichten zu rechtfertigen, durch welche das Macho/Bad-Boy- Klischee aufrechterhalten wird, bekommen hier endlich ein wirkliches Gesicht, als sie auftaucht: Jennifer, die Eiskönigin und Mutter. Mit seinem Respekt für Sages Grenzen, seiner Ordnungsliebe zu Listen, seiner an Fanatismus grenzenden Obsession mit Büchern (hat mich irgendwie ein wenig an mich selbst erinnert ^^), seiner scheinbar grenzenlosen Fürsorge und Hilfsbereitschaft ist er mir sehr ans Herz gewachsen. Das konnte auch nicht davon geändert werden, dass er am Anfang als kalt und gefühlslos dastehen sollte. Hat nicht so ganz geklappt, diese vorhersehbare Wendung, dafür lieben wir ihn alle viel zu sehr, oder nicht?


"Sage." Der Klang meines Namens aus seinem Mund ließ mich erschaudern. (...) Alles war perfekt gewesen, bis ich uns zerstört hatte. (...)
Luca war mir nahe. Zu nahe. Und doch nicht nah genug."


Neben den beiden, auf die sich die Geschichte doch sehr fixiert sind mir gerade im ersten Teil schon die vielen bunten Nebencharaktere ihrer Clique ans Herz gewachsen. Dass sie eigentlich kaum mehr als 2% der Handlung dominieren hat mich dort noch nicht gestört, doch während sich die Stimmung zwischen Sage und Luca immer weiter zuspitzt, fand ich es sehr schade, dass wir kaum mehr etwas über Megan, April, Cameron, Connor, Gavin oder Aaron erfahren. Ihre Probleme und Liebes-/Lebensgeschichten werden zwar ganz schön umrissen, gerade am Ende fehlt aber eindeutig die Auflösung. Kommen Connor und Aaron nun zusammen und was ist mit April und Megan, wer von ihnen kann Cameron nun glücklich machen? Mir blieben solche Fragen einfach zu offen. Wenn man Nebenhandlungsstränge beginnt, sollte man sie auch bitteschön zu Ende führen!

Ansonsten hat mir gerade das Ende sehr gut gefallen! Nach einem kurzen aber spannenden Aufklärungsmoment steuert die Geschichte mit Vollgas aufs Happy End zu und wird dann von einem kurzen Epilog abgerundet.


"Millimeter vor seinem Mund hielt ich inne - und wartete. Auf ihn. Hoffend. Fragend. Bittend, ließ ich ihm die Wahl. Und er traf die richtige Entscheidung."



Fazit:

Auch wenn leider nicht alles Potential ausgenutzt wurde und sich viele Wiederholungen zum ersten Teil finden lassen wird die Reihe um Sage und Luca mit "Verliere mich. Nicht" zu einem mitreißenden Abschluss gebracht, der mal wieder unter die Haut geht.