Flucht bedeutet nicht unbedingt Neuanfang
AltensteinAus dem Klappentext: Die Geschichte einer alten Adelsfamilie, die an ihrem Erbe fast zerbricht. Im Winter 1945 sitzt ein Kind in einem überfüllten Personenzug von Königsberg nach Westen. Sehnsüchtig blickt ...
Aus dem Klappentext: Die Geschichte einer alten Adelsfamilie, die an ihrem Erbe fast zerbricht. Im Winter 1945 sitzt ein Kind in einem überfüllten Personenzug von Königsberg nach Westen. Sehnsüchtig blickt der kleine Konni hinaus in den Schnee - seine Mutter ist nicht mitgekommen. Gräfin Agnes von Kolberg wird ihren zehn Kindern erst später auf das Gut Altenstein in Brandenburg folgen, der Vater fällt im Kampf um Ostpreußen. Doch auch ihren Sommersitz muss die Familie auf der Flucht vor der Front verlassen. Die Geschwister wachsen in ärmlichen Verhältnissen bei Bonn auf. Die traumatischen Ereignisse ihrer frühen Kindheit und der Umgang mit der selbstherrlichen Matriarchin Agnes schweißt sie eng zusammen. Die Reise und die Familiengeschichte der von Kolbergs beginnt im Jahr 1943 und endet 2005. Sie erzählt vom Leben in den Kriegsjahren in Ostpreußen, der Flucht, dem Neuanfang in Bonn, der Wende, dem Versuch die alte Heimat wiederzufinden und den menschlichen Abgründen ganzer Generationen. Die Familiengeheimnisse, die jahrelang gehütet wurden, bahnen sich einen Weg nach oben. Auch Agnes von Kolberg gelingt es nicht mehr, die Familie zusammen zu halten. Alte Wunden brechen auf, zu sehr regiert Neid, Eifersucht und Missgunst unter den Geschwistern. Da wäre zum einen Konrad, Mamas Liebling. Der ewige Verlierer, der immer auf der Suche nach seinem Platz im Leben ist. Nona, die verlorene Seele, die nie genügte. Bobby, das Stiefkind. Moritz, der der Familie entronnen ist, um in seinem neuen Leben dem Grauen in die Augen sehen zu müssen. Da sind all die Enkel, Nichten und Neffen und ein jeder kämpft gegen die Schatten der Vergangenheit. Altenstein, ein Stück Heimat und doch der Quell allen Übels. Wer eine seichte Familiengeschichte erwartet wird enttäuscht. Dieses Buch lebt von seinen unterschiedlichen Charakteren. Die Hauptprotagonisten mag man, oder man verabscheut sie. Man muss sich auf sie einlassen. Dieses Buch hält dem Lesen öfter den Spiegel vor und man fragt sich, bin ich das? Ist das meine Familie? Woher kommen alle Streitigkeiten? Sitzt der Stachel des Ganzen nicht viel tiefer? Rühren alle Verletzungen nicht schon aus Kindestagen? Ein Buch dass zum Nachdenken anregt. Besonders schön und friedlich, fand ich das endgültige Heimkommen von Konrad. Für mich ein gelungenes Buch und deshalb 4 Sterne.