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Veröffentlicht am 18.03.2018

Ein wundervoller historischer Krimi mit einem ganz besonderen Protagonisten und einem bis zuletzt fesselnden Plot.

Tulpengold
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Für ihren neuesten historischen Roman hat sich Eva Völler einen sehr interessanten Hintergrund ausgesucht, denn die Geschichte spielt zu der Zeit, als in Amsterdam das „Tulpenfieber“ grassierte. Jeder, ...

Für ihren neuesten historischen Roman hat sich Eva Völler einen sehr interessanten Hintergrund ausgesucht, denn die Geschichte spielt zu der Zeit, als in Amsterdam das „Tulpenfieber“ grassierte. Jeder, der einigermaßen das Geld dafür hatte, spekulierte plötzlich in Tulpenzwiebeln. Es wurden regelrecht Auktionen abgehalten, bei denen es zuging wie an der Börse. In dieser Zeit kommt Pieter als neuer Lehrling zu Rembrandt van Rijn. Pieter ist ein außergewöhnlicher junger Mann. Schon nach wenigen gelesenen Seiten vermutete ich autistische Züge bei ihm, und die Autorin bestätigt dies auch in ihrem Nachwort, dass man bei dem Protagonisten heutzutage vermutlich das Asperger Syndrom feststellen würde. Das ist wohl auch der Grund für Pieters Inselbegabungen, wie man es heutzutage nennt, denn der Junge hat nicht nur großes künstlerisches Talent, sondern seine Leidenschaft gehört daneben der hohen Mathematik. Was ihm dagegen weitgehend fehlt, ist Empathie. Er tut sich schwer damit, Emotionen bei seinem Mitmenschen zu erkennen und ihre Reaktionen einzuschätzen. Dieses mangelnde Gefühl versucht der junge Mann durch höchst komplizierte Berechnungen auszugleichen. Rembrandt erkennt die genialen zeichnerischen Fähigkeiten seines neuen Lehrlings sehr schnell, allerdings hat der Maler andere Probleme. Es kommt zu mehreren Todesfällen, und die Toten haben einiges gemeinsam. Einerseits sind sie alle Tulpenhändler, und sie waren alle Kunden bei Rembrandt, wollten sich vom Meister porträtieren lassen. Auch die Art, wie sie zu Tode gekommen sind, ist gleich und lässt auf Mord schließen. Rembrandt gerät unter Verdacht, denn einige seiner Handlungen sind verdächtig, und er hätte auch ein stichhaltiges Motiv, sich von den verstorbenen Männern trennen zu wollen.
Pieter nutzt sein mathematisches Genie und erstellt Berechnungen und Diagramme. Er hat sich in den Kopf gesetzt, damit den wahren Täter zu entlarven.

Pieter ist ein ganz besonderer Protagonist, der durch seine Eigenheiten nicht immer leicht zu verstehen ist, den ich aber innerhalb kürzester Zeit ins Herz geschlossen habe. Die Art, wie ihn die Autorin beschreibt, ist einfach genial und sehr realistisch. Zur damaligen Zeit war der Begriff „Autismus“ noch unbekannt, und die Menschen betrachteten Pieter wohl einfach als Sonderling. Im Haus seines Lehrherrn stößt Pieter nicht gerade auf viel Verständnis, zu fremd ist den anderen Mitgliedern des Haushalts seine Wesensart. Manch einer, der ihm freundlich entgegenkommt, will ihn in Wahrheit nur ausnutzen. Aber er lernt doch einige Menschen kennen, die sich für ihn interessieren und ihm ehrliches Verständnis entgegenbringen.
Dieser historische Krimi mit seiner vielschichtigen Handlung hat mich von Anfang an gefesselt und nicht mehr losgelassen, denn es gibt so vieles darin zu entdecken. Die beschriebene Zeit mit dem plötzlichen Run auf Tulpenzwiebeln, die Auswirkungen sowie Pieters Berechnungen und Prognosen dazu, fand ich äußerst spannend. Auch die intensiven Einblicke, die man zur damaligen Malerei erhält, sind sehr lehrreich und informativ. Man lernt vieles über die Vorgehensweise und die Gewinnung der benötigten Farben, und es werden Einzelheiten erklärt, die mich künftig alte Gemälde noch einmal mit ganz anderen Augen betrachten lassen.
Bei den Kriminalfällen folgt man so mancher falschen Spur, denn für mich war die Lösung ganz und gar nicht vorhersehbar. Nicht alles ist so wie es scheint, und in jedem Kapitel warteten neue Überraschungen.
Nicht zuletzt haben es mir die verschiedenen Charaktere angetan, die so treffend und lebendig dargestellt sind. Da sind neben Pieter natürlich Rembrandt und die Mitglieder seines Haushalts, von denen jeder so seine Geheimnisse hat. Aber auch andere Maler und die Tulpisten, die in der Geschichte eine Rolle spielen, sind sehr ausführlich gezeichnet, auch wenn sie sich nicht immer von ihrer besten Seite zeigen. In der jungen Schankwirtin Mareikje und dem Arzt Dr. Bartelmies hat Pieter verständnisvolle Freunde gefunden – oder scheint das nur so?
Der Roman ist wundervoll und abwechslungsreich von der ersten bis zur letzten Seite. Man ist nie vor Überraschungen sicher, und immer spielt da auch ein Quäntchen Humor mit. Ich habe dieses wunderbare Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge beendet. Das weinende Auge, weil es nun schon ausgelesen ist und es mir schwer fiel, mich von Pieter und seiner Geschichte zu verabschieden, und das lachende Auge, weil mir diese so ausgesprochen gut gefallen hat. Der Schluss ist ausgewogen und eine Mischung aus fertigen Lösungen und Erklärungen, dabei aber auch reichlich Platz für eigene Gedanken und Träumereien. Sicher wird es für mich nicht beim einmaligen Lesen bleiben, denn ich denke, bei einem Re-Read gibt es noch viel zu entdecken, was man beim ersten Mal vielleicht ganz übersehen hat. Auf jeden Fall ist dieser Roman schon jetzt ein großer Anwärter für meine Jahresfavoriten.

Veröffentlicht am 17.02.2018

Lakota Moon

Lakota Moon
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In diesem Jugendbuch erzählt Antje Babendererde die Geschichte des 15-jährigen Oliver. Der Junge muss seine Heimat Deutschland und seine Freunde verlassen, weil sich seine Mutter in den Kopf gesetzt hat, ...

In diesem Jugendbuch erzählt Antje Babendererde die Geschichte des 15-jährigen Oliver. Der Junge muss seine Heimat Deutschland und seine Freunde verlassen, weil sich seine Mutter in den Kopf gesetzt hat, einen Indianer zu heiraten. Sie wandert nach Amerika aus, und Oliver muss mit. Nina, seine erste Liebe, bleibt zurück.
Es fällt Oliver schwer, in der neuen Umgebung Fuß zu fassen und sich an das Reservat und die Menschen dort zu gewöhnen. In Gedanken ist er immerzu bei seiner geliebten Nina. Schon sehr bald bekommt er sehr schmerzhaft den Hass zu spüren, den ihm einige Indianer entgegenbringen, nur weil er weiße Haut hat und aus Deutschland kommt. Sogar als Nazi muss er sich beschimpfen lassen.
Aber er begegnet auch Menschen, die eine gute Beziehung zu ihm aufbauen und ihm Zuneigung entgegenbringen. Lange Zeit will er sich gar nicht eingewöhnen und sträubt sich gegen die positiven Gefühle, die er erstaunlicherweise immer häufiger für seine neue Heimat und die Bewohner entwickelt. Es werden sehr viele brisante Themen in diesem Roman angesprochen, dabei natürlich in erster Linie die schwerwiegenden Probleme, die sich für die Menschen im Reservat ergeben. Je länger Oliver dort lebt, umso mehr erkennt er, dass die Lage der Lakota alles andere als rosig ist und dass den Ureinwohnern immer wieder Hindernisse in den Weg gelegt werden und sie von den Weißen kaum Gerechtigkeit erfahren.
Man lernt die aktuelle Situation der amerikanischen Ureinwohner kennen und erfährt so manche bittere Wahrheit, fernab jeder Wildwestromantik.
Daneben geht es in dieser Geschichte aber auch um Liebe und Zuneigung, um Heimat und Wurzeln und um den Wunsch nach Anerkennung.
Oliver verändert sich und damit auch seine Sichtweise. Je mehr er von den Menschen im Reservat erfährt, umso besser lernt er sie zu verstehen, und er entdeckt mit der Zeit so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Am Ende bleibt vieles offen, was ich doch ein wenig bedauert habe, denn ich hätte gerne gewusst, wie es mit Oliver und seiner neuen Familie weiter geht. Aber ich denke, genau das hat die Autorin beabsichtigt, denn durch die offenen Fragen wird der Leser angeregt, noch ausgiebiger über die Geschichte nachzudenken.
Der Schreibstil ist schön und flüssig und für den fünfzehnjährigen Oliver als Ich-Erzähler absolut passend. Man erhält Einblick in die Gedanken und Gefühle des Jungen, und ich finde es immer wieder faszinierend, mit wie viel Fingerspitzengefühl es der Autorin gelingt, ihre Protagonisten authentisch erzählen zu lassen. Das war wieder ein Roman der Autorin, wie ich sie liebe und immer wieder gerne lese.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Die Salzpiratin

Die Salzpiratin
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Am Traunsee im Jahr 950: Ursel, ist eine außergewöhnliche junge Frau. Gerade sechzehn geworden, findet sie keine Freude an typisch weiblichen Tätigkeiten wie Blumen pflücken, Handarbeiten oder sich auf ...

Am Traunsee im Jahr 950: Ursel, ist eine außergewöhnliche junge Frau. Gerade sechzehn geworden, findet sie keine Freude an typisch weiblichen Tätigkeiten wie Blumen pflücken, Handarbeiten oder sich auf eine Ehe vorbereiten. Viel lieber geht sie auf die Jagd. Sie ist eine ausgezeichnete Bogenschützin und schnitzt Pfeil und Bogen selbst. Ihre Familie lebt auf einer Halbinsel am See unterhalb des Traunsteins. Reinhart, ihr Vater und der Gutsbesitzer, steht in Diensten der Herren von Orth und kontrolliert den Salzhandel auf dem Traunsee, indem er die Schiffe der Händler vor den Piraten schützt, die in der Gegend ihr Unwesen treiben.
Bei einem grausamen Überfall durch die Männer des Grafen Wilhelm von Chiemgau kommt Ursels ganze Familie ums Leben. Nur sie und ihr Bruder Nikolaus können entkommen. Ursula ist verbittert, denn sie hat alles verloren. Sie möchte Rache und schließt sich den Salzpiraten an. Nach einem gelungenen Raubzug fällt der Kaufmann Steffen in die Hände der Piratenbande. Obwohl Steffen im Dienste des Grafen Wilhelm und somit auf der anderen Seite steht, fühlt sich Ursel in seiner Gesellschaft wohl. Steffen hat ihr Geheimnis entdeckt und ist fasziniert von der außergewöhnlichen jungen Frau. Aber sie stammen aus so verschiedenartigen Welten, dass es keine Zukunft für sie gemeinsam zu geben scheint. Neben diesen beiden Protagonisten kann der Roman noch mit einigen beeindruckenden, vielschichtigen und interessanten Charakteren aufwarten.
Man erfährt die Geschichten, die hinter den verschiedenen Schicksalen stecken, und so nach und nach fügt sich alles zu einem klaren Bild zusammen.
Ursel und Steffen sind zwei richtige Sympathieträger, die mein Herz sehr schnell erobert hatten. Auch der struppige Hund Nero wirkt so anrührend in seiner Treue zu Ursel, das man ihn einfach gern haben muss. Andere Charaktere sind nicht so leicht einzuschätzen, und einige haben sich ganz anders entwickelt als ich erwartet habe.

In gewohnt flüssiger und fesselnder Art erzählt Beate Maly hier einen Roman, der sich in einer Zeit abspielt, über die es nur wenige historische Fakten gibt. Ob die Salzpiraten in der beschriebenen Form oder ähnlich wirklich existiert haben, ist nicht bekannt, aber es gibt dazu wohl einige Überlieferungen. Graf Wilhelm von Chiemgau und auch die Äbtissin Ata haben, den Erklärungen im Nachwort zur Folge, tatsächlich gelebt. Der Roman, den die Autorin auf die eher spärlichen Tatsachen aufgebaut hat, wirkt äußerst authentisch. Vor einigen Jahren wurde ein Film über die Salzpiraten im Salzkammergut gedreht, und diesen nahm Beate Maly zum Anlass, sich ausführlicher mit der Thematik zu befassen. Besonders fasziniert war ich jedoch nicht nur von der fesselnden Handlung, sondern auch die beschriebene Umgebung am Traunsee hat mich interessiert, und ich konnte nicht widerstehen, Fotos der Örtlichkeiten im Internet zu suchen. Das mache ich immer sehr gerne, denn wenn ich die Umgebung kenne bzw. sie mir gut vorstellen kann, dann wirkt die Handlung noch viel lebendiger. Die Gegend, wo der Roman spielt, ist traumhaft, und ich habe mir vorgenommen, die beschriebenen Schauplätze einmal zu besuchen.
So ganz nebenbei erhält der Leser Einblicke in die damalige Zeit, insbesondere die Stellung der Frauen wird hier thematisiert, denn die war zum Ende des zehnten Jahrhunderts nicht gerade rosig und das nicht nur in den niedrigeren Gesellschaftsschichten.

Fazit: Ein kurzweiliger und sehr schön geschriebener Roman mit tollen Charakteren und einem interessanten historischen Hintergrund.

Veröffentlicht am 31.01.2018

Die Arthrose-Lüge

Die Arthrose-Lüge
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Man kann sagen, Probleme mit den Gelenken sind schon fast eine "Volkskrankheit". An allen Ecken und Enden, auch im engsten Verwandten- und Freundeskreis klagen viele über Gelenkschmerzen, Verlust der Beweglichkeit ...

Man kann sagen, Probleme mit den Gelenken sind schon fast eine "Volkskrankheit". An allen Ecken und Enden, auch im engsten Verwandten- und Freundeskreis klagen viele über Gelenkschmerzen, Verlust der Beweglichkeit etc. Meist sieht der Leidende nur die Möglichkeit einer Operation, aber selbst ein neues Gelenk bringt oft keine Lösung des Problems.
Das Autoren-Ehepaar Liebscher-Bracht hat sich das Thema Arthrose sehr intensiv angesehen und neue Behandlungsmethoden entwickelt, die auf den ersten Blick revolutionär anmuten, bei näherer Betrachtung aber absolut logisch und nachvollziehbar wirken. Ich habe vor einiger Zeit die Videos der Autoren auf Youtube entdeckt und mir viele davon angesehen. Nun hat das Ehepaar alle Erkenntnisse zum Thema Arthrose in einem umfangreichen Buch zusammengestellt.
Die erste Hälfte des Buches enthält Erläuterungen zu dieser Krankheit an sich, zu bisherigen Behandlungsmethoden, zu Erklärungen der Medizin, wo der Schmerz her kommt. Es werden Ungereimtheiten erklärt und Missverständnisse ausgeräumt, und die Autoren geben ihren Lesern jede Menge Wissen und Informationen an die Hand, mit deren Hilfe sich der Knorpel regenerieren soll. Das Behandlungskonzept ist eine Kombination aus Ernährungsrichtlinien und sinnvollen Bewegungsübungen. Diese Übungen und auch Anleitungen zu einer Rollmassage findet man in einem dicken Kapitel im Anschluss an den allgemeinen Erklärungsteil. Alle Übungen sind ausführlich in Wort und Bild dargestellt, so dass man eigentlich sofort loslegen kann. Besonders gut gefällt mir an diesen Übungen, dass man die meisten völlig ohne zusätzliche Hilfsmittel ausführen kann. Ab und zu braucht man eine Übungsschlaufe, aber dafür kann gerade am Anfang auch ein Schal eingesetzt werden. Man kann die Empfehlungen im Buch also erst einmal ausprobieren, ohne noch größere Anschaffungen tätigen zu müssen. Ist man überzeugt, kann man sich nach und nach evtl. eine Übungsschlaufe und eine Massagerolle oder einen Massageball zulegen.
Neben den Bewegungsübungen enthält das Buch auch zahlreiche Rezepte, denn auch die Ernährung spielt eine große Rolle bei Gelenkkrankheiten. Frau Dr. Bracht stellt hier ihre Lieblingsrezepte vor, die alle eines gemeinsam haben: sie verfügen über eine hohe Nährstoffdichte und enthalten reichlich Vitalstoffe. Außerdem findet man in diesem Abschnitt auch die Beschreibungen zu diversen Nahrungsmitteln und Kräutern, die schmerzlindernd wirken können.

Die Autoren betonen, dass ihr Konzept nicht in ALLEN Fällen anschlägt, aber doch in den meisten. Ausnahmen bestätigen eben auch hier die Regeln.
Ich selbst habe zwar keine Probleme mit Arthrose, kann also aus meiner persönlichen Sicht auch nicht sagen, ob die empfohlenen Therapien wirklich bei dieser Krankheit anschlagen. Aber ich hatte Ende des letzten Jahres über mehrere Wochen starke Rückenschmerzen und habe langsam damit angefangen, die im Buch beschriebenen Übungen zu machen. Egal welche Ursache meine Beschwerden hatten, die Übungen haben mir geholfen!

Ich möchte auch noch lobend erwähnen, dass dies ein Sachbuch ist, das sich auch von Laien richtig gut lesen lässt, denn es ist absolut verständlich geschrieben, und ich möchte sogar behaupten, es ist fesselnd. Man muss auch bedenken, dass diese Behandlungsmethoden, die hier aufgezeigt werden, sowohl den Patienten als auch den Krankenkassen viel Geld sparen könnten, denn auch wenn man sich das Buch, die dazu passende Übungs-DVD und alle Massagerollen besorgt, ist das immer noch unvergleichlich günstiger als jede Medikation oder Operation. Wenn man als Patient die Diagnose "Arthrose" bekommt und womöglich als Ausweg nur noch ein künstliches Gelenk sieht, dann kann es ja nicht schaden, erst einmal diesen, viel leichteren Weg zu beschreiten und sich auf die Liebscher-Bracht Therapie einzulassen. Zahlreiche Studien geben dem Autorenehepaar mittlerweile recht, auch wenn dieses Konzept noch weit davon entfernt ist, allgemein anerkannt zu werden. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass Mediziner neue Erkenntnisse hatten, die zu Beginn von der Öffentlichkeit als Schmu abgetan wurden, Jahre später aber als anerkannte Fakten galten. Ich bin diesbezüglich immer offen für Neues, vor allem wenn man etwas bewirken kann, ohne dem Körper an anderer Stelle dabei zu schaden. Das Konzept, das in diesem Buch beschrieben wird, geht die Krankheit Arthrose ganzheitlich an, und ich denke, das ist der Weg der Zukunft.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Ein tiefgründiger Roman mit Lokalkolorit und Herz

Windmühlenträume
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Nach einem Unfall, bei dem sich Maike Matthiesen den Kopf angestoßen hat, muss sie plötzlich immer die Wahrheit sagen. In ihrem Beruf ist das fatal, denn die Wahrheit ist nicht immer angenehm, und Maike ...

Nach einem Unfall, bei dem sich Maike Matthiesen den Kopf angestoßen hat, muss sie plötzlich immer die Wahrheit sagen. In ihrem Beruf ist das fatal, denn die Wahrheit ist nicht immer angenehm, und Maike stößt so manchen Kunden damit vor den Kopf. Ihr Chef ist verärgert und beurlaubt sie kurzerhand, damit sie sich von ihrem Unfall erholen und zu sich kommen soll. Nicht nur der Zwang, immer die Wahrheit zu sagen, setzt ihr zu, sondern sie verspürt auch plötzlich das Bedürfnis, in ihre alte Heimat zu fahren, um sich der Vergangenheit zu stellen. Dreißig Jahre war sie nicht mehr in ihrem Elternhaus, und selbst den Menschen, die ihr nahe stehen, hat sie nie anvertraut, was damals wirklich geschah.

Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen. Da ist einmal das gegenwärtige Geschehen um Maike, dazwischen erzählen mehrere Rückblenden die Geschichte von Rosa, die als Kind nach Südwerder kam und auf dem Hof von Onkel und Tante lebte.
Die Einblicke in Rosas Leben lassen Verständnis und Mitgefühl für sie aufkommen. Maike hingegen zögert lange, ob sie sich einem Gespräch mit der Frau stellen soll, von der sie so bitter enttäuscht ist. Erst nach und nach, während ihres Aufenthalts in Südwerder, beginnt sie zu verstehen. Es gibt viel für sie aufzuarbeiten und zu klären. Da geht es nicht nur um das Verhältnis zu ihrem Vater und ihrer Stiefmutter, sondern Maike muss sich alten Freundschaften stellen und sich darüber klar werden, was sie im Leben wirklich will. Ihre zwanghafte Ehrlichkeit wirkt auf ihre Mitmenschen zum Teil verstörend und verletzend, aber andererseits hilft sie ihr auch, andere nicht nur oberflächlich zu betrachten und zu beurteilen, sondern ihnen ins Herz zu sehen. Durch diese unfreiwillige Eigenschaft findet sie heraus, wer es wirklich gut mit ihr meint.
Der neue Roman von Brigitte Janson ist warmherzig und tiefgründig, und doch blitzt immer wieder ein leiser Humor auf. Neben aller Nachdenklichkeit und Problembewältigung gibt es auch heitere Szenen, beispielsweise wenn Bradley, das Shetlandpony, seine Auftritte in der Geschichte hat.
Es sind viele Gespräche und Begegnungen nötig, bis man erfährt, was mit Maike los ist, wieso sie ihr Elternhaus dreißig Jahre zuvor verlassen hat. Je mehr ich über sie und ihr Leben erfahren habe, umso besser konnte ich sie verstehen. Nicht nur Maike und Rosa, die Hauptpersonen, sind großartig dargestellt, daneben gibt es noch viele interessante und lebendig beschriebene Charaktere, von denen jeder, wie im richtigen Leben, gute und schlechte Eigenschaften hat und auf seine Art besonders und liebenswert ist. Natürlich kommt auch die Romantik nicht zu kurz, wobei die Einwohner von Südwerder ihre Hoffnung in Liebesdingen gerne auf das traditionelle Windmühlenfest setzen. Die entsprechende Windmühle, die dem Roman auch seinen Titel gegeben hat, ist eine Art Orakel, das alljährlich befragt wird, was jedoch auch oft zu Enttäuschungen führt. Was es damit genau auf sich hat, erfährt man in diesem schönen Roman, der mir ausgezeichnet gefallen hat und mir, neben der kurzweiligen und fesselnden Handlung, auch die Hamburger Vierlande nahegebracht hat, denn die Autorin erzählt mit viel Lokalkolorit, und man spürt ihre Liebe zu dieser Region.