Profilbild von Sanne

Sanne

Lesejury Star
offline

Sanne ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sanne über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2018

Wollen wir das?

Leere Herzen
0

In gar nicht allzu ferner Zeit hat sich das Land sehr verändert. Eine neue Regierung herrscht, den meisten Menschen ist Politik egal, Europa zerfällt in merkwürdige Bündnisse, Moralvorstellungen sind entwertet. ...

In gar nicht allzu ferner Zeit hat sich das Land sehr verändert. Eine neue Regierung herrscht, den meisten Menschen ist Politik egal, Europa zerfällt in merkwürdige Bündnisse, Moralvorstellungen sind entwertet. Eine geniale Idee: Potenzielle Selbstmörder werden überprüft, wie ernst sie es meinen und als Selbstmordattentäter vermittelt. Eine Organisation namens „... hat den Terroranarchismus beendet. Es gibt...kontrollierbare Opferzahlen....“. Man verdient gut damit. Ist das nicht genial? Nein, ist es nicht. Wohin führt das?
Juli Zeh schildert drastisch mögliche Szenarien einer Welt skrupelloser, ach so normaler Bürger und abgestumpfter Konsumenten. Wirklich erschreckend und doch so faszinierend zu lesen. Ein nachdenkenswertes In-Frage-Stellen der eigenen Einstellung ist die Folge.
Ein großartiges Buch.
Buchzitat

Veröffentlicht am 25.01.2018

Prioritäten setzen

Mein Herz in zwei Welten
0

Lou, die manchmal unbeholfene, eigenwillig gekleidete, zu viel redende, aber immer sympathische junge Frau, probiert etwas Neues aus: „Ja“, sagen zu neuen Erfahrungen. Also soll es ein Jahr im aufregenden ...

Lou, die manchmal unbeholfene, eigenwillig gekleidete, zu viel redende, aber immer sympathische junge Frau, probiert etwas Neues aus: „Ja“, sagen zu neuen Erfahrungen. Also soll es ein Jahr im aufregenden New York als Assistentin einer verunsicherten Millionärsgattin sein.Ein winziges Zimmer, Dienstkleidung aus Polyester, ständige Verfügbarkeit – so sieht ihr neuer Alltag aus. Eine abweisende Haushälterin, zwei hilfsbereite Kollegen, merkwürdige Ansprüche ihrer Arbeitgeberin, eine zickige Tochter aus erster Ehe, herablassende Gesellschaftsladies, ein verzogener Mops, ein sympathischer aufstrebender Manager, all das kommt dazu. Trotzdem macht sie ihren Job so gut, dass die zweite Ehefrau des schwerreichen Mr. Gopik sie nennt. Allerdings tut die räumliche Entfernung zu Sam, ihrem Geliebten, ihrer Beziehung überhaupt nicht gut. Dann ist da auch noch Katie, die Sam umgarnt.
Und Mrs. Gopik ist ganz anders, als es Lou erscheint. Wird Lou ihren Weg finden?
Jojo Moyes hat wieder überzeugt. Lous Geschichte ist emotional, spannend, berührend. Man wünscht ihr einfach Glück und will ihr öfter zurufen: „Sei nicht so gutgläubig, setz auch einmal deine Interessen durch!“ Aber so ist Lou nicht, geradlinig, hilsbereit, loyal und darum so liebenswert. Auch die anderen Charaktere werden passend beschrieben, die krassen Unterschiede und abwertende Gemeinheiten der Ober- zur Unterschicht werden treffend aufgezeigt. Mrs. de Witts Grantigkeit wird verständlich in einer oberflächlichen, karriereorientierten Gesellschaft, in der mitunter dennoch menschliche Wärme bewahrt wird.
Welche Prioritäten sollte man für sich selbst setzen? In diesem Buch wird es deutlich.

Veröffentlicht am 07.12.2017

So ist das Leben

Lied der Weite
0

Amerika, kleinstädtisch-ländliche Gegend. Verschiedenste Charaktere, durchschnittliche Menschen, Einzelschicksale. Zum Beispiel Victoria: sie ist 17, Schülerin und schwanger. Die Mutter wirft sie aus der ...

Amerika, kleinstädtisch-ländliche Gegend. Verschiedenste Charaktere, durchschnittliche Menschen, Einzelschicksale. Zum Beispiel Victoria: sie ist 17, Schülerin und schwanger. Die Mutter wirft sie aus der Wohnung, der Freund verschwindet. Bobby, Ike, ihr Vater. Die Mutter dazu ist schwer depressiv und lässt die Familie im Stich. Die Jungs kämpfen sich ziemlich allein gelassen durch. Ihr Vater ist überfordert, müht sich mit Erziehung und Job.
Die McPherons: sympathisches altes Bruderpaar. Bewirtschaften eine Rinderfarm, arbeiten hart, sind sich eigentlich selbst genug. Beweisen viel Herz.
Sie und andere werden unaufgeregt beschrieben. So gut, dass man sie förmlich vor sich sieht. Man könnte sie kennen. Ihr Leben beinhaltet so schmerzhafte Erlebnisse, dass das Lesen schwerfällt. Ein wunderbarer Roman, zutiefst menschlich, zutiefst anrührend, trotz allen Widrigkeiten optimistisch.

Veröffentlicht am 11.10.2017

Süchtig

Nachtlichter
0

Nachtlichter“ ist wunderbar und zugleich schwer zu lesen. Kaum zu ertragen sind die schrecklichen alkoholbedingten Abstürze der Autorin. Kann man tiefer sinken? Ja, doch, aber Amy Liptrot will dem Teufelskreis ...

Nachtlichter“ ist wunderbar und zugleich schwer zu lesen. Kaum zu ertragen sind die schrecklichen alkoholbedingten Abstürze der Autorin. Kann man tiefer sinken? Ja, doch, aber Amy Liptrot will dem Teufelskreis der Sucht entkommen.
Aufgewachsen auf einer menschenarmen Orkney–Insel, mit einem manisch–depressiven Vater und einer zur Religion abgewanderten Mutter, sucht sie Abwechslung, Coolness und Karriere in London. Der Kick stellt sich nur nach immer mehr Alkohol ein. Peinliche Vorfälle, Jobverluste, Wohnungsnot, der Verlust des Freundes folgten. Versuche, trocken zu werden, ihre Unzufriedenheit abzulegen, scheitern mehrfach.
Ein erster Erfolg: mit Hilfe eines dreimonatigen Programms bleibt sie erstmals längere Zeit trocken. Eine Flucht zurück zu ihrem Geburtsort soll weiter helfen. Die Ablenkung durch harte Arbeit ist nur teilweise erfolgreich, die Lust auf Alkohol bleibt. Amy hat stets das Gefühl, dass etwas fehlt. Sie taucht tief ein in die Natur, erforscht verschiedenste Gebiete und analysiert sich selbst. Sie nimmt den Leser schonungslos ehrlich mit in ihre Welt. Dabei wird so viel Wissen eingewebt! Orkneys Einwohner heißen Orkadier. Was für Wolkenarten gibt es, was hat es mit dem Wachtelkönig auf sich, wie baut man Trockenmauern, woher kommen einige merkwürdige Worte, was passiert beim Ablammen? Kleinste Inseln, seltene Tiere, Grabhügel werden erforscht, Sagen erzählt.
Amy verbringt den Winter auf Papay. Dort leben 70 Menschen. Auch über ihre Bräuche erfährt der Leser Einiges: Muckle Supper, First Footing, Papay Gyro Nights. Genaue Naturbeobachtungen über die „Merry Dancers“, Luftspiegelungen, geografische Auffälligkeiten, Nebelwarnsysteme faszinieren.
Trotzdem ist da noch immer das bekannte Gefühl, abgelehnt zu werden, etwas zu verpassen. Amy stellt sich immer neuen Herausforderungen.
Ein sehr ehrliches, umfassendes Buch, das eine Lebensetappe anschaulich und offen beschreibt. Gleichzeitig eine liebevolle Beschreibung der Schottischen Inselwelt. Absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 31.08.2017

Hochspannung

Spectrum
1

Eine Hauptfigur ist Krüger.
Er ist: 1. Idris Madeira, Südafrikaner, sehr groß und massig, liebevoller Vater und Ehemann
2. Krüger, skrupelloser Auftragserfüller, der ca. ...

Eine Hauptfigur ist Krüger.
Er ist: 1. Idris Madeira, Südafrikaner, sehr groß und massig, liebevoller Vater und Ehemann
2. Krüger, skrupelloser Auftragserfüller, der ca. 300 Slumbewohnern Kopf, Hände und Füße
abhackt, effektiv und brutal Leute einschüchtert, viel Geld verdienen will und
Er kann: - zwischen beiden Gestalten nicht mehr mühelos hin- und herwechseln

Isabel Price ist eine südafrikanische Polizistin, die den Massakerkiller jagt und töten will, dabei illegale Wege beschreitet.Die Story um sie entwickelt sich unvorhersehbar.Das Böse kommt nach oben....

Dr. August Burke fasziniert am meisten. Autist mit Aspergersyndrom. Mir war nicht bewusst, wie Menschen mit Asperger empfinden. Das wird emotional beschrieben und ist sehr beeindruckend.
Burke analysiert messerscharf, zieht die richtigen Schlüsse aus kleinsten Details, beherrscht Computer. Aber: soziale Interaktion ist nicht seins. Er stößt Leute durch seine Direktheit unbeabsichtigt vor den Kopf, ängstigt sich vor Kontakten und gibt dennoch die perfekte Hilfe bei schwierigen Fällen. Sehr sympathisch.

Des Weiteren: Nic, Sohn eines Mafia-Bosses, der aus diesen Kreisen aussteigt und Karriere beim FBI machen möchte. Er wird nicht als gefühlloser Agent dargestellt, sondern sorgt sich um Nichte und "Brüder". Nett: Was für ein glücklicher Zufall, dass sein Mafia-Onkel bereit ist, ihm zu helfen!

Carter: Senior-Agent, langweilt sich am Schreibtisch, betreut und hilft dem Nachwuchs.

Eine der Geiseln, Gabi Deshpande, bekommt viel Raum. Allerdings nicht immer nachvollziehbar, wie sie sich verhält. Mutig und uneigennützig ist sie jedoch schon.

Rätselhaft: was ist so enorm Wichtiges bei GoBox versteckt wird, was hat die CIA damit zu tun, wie wird der Fall gelöst. Die Geschehnisse in der Bank spitzen sich zu. Krüger und Gehilfin schrecken wirklich vor Nichts zurück, um an ihre Ziele zu kommen.

Weiterer Spannungsmoment: die Geiseln sind biologisch verseucht. Können sie gerettet werden?
Krüger plus "Doc" sind spurlos aus dem angeblich ausbruchsicheren Gebäude verschwunden.
Und dann ist da noch ein Verbündeter der Gangster unter den Geiseln....
Das Buch ist super zu lesen, spannend, kurze Kapitel helfen, sich zurecht zu finden. Eine packende Story, Ich würde gern mehr von Ethan Cross lesen, "Spectrum" hat mich fasziniert, interessiert und gut unterhalten.