Die Hölle im Kinderheim
Die Hölle im KinderheimDutz wuchs in den 50er Jahren in einem kirchlichen Kinderheim in Luxemburg auf und verbrachte dort seine gesamte Kindheit und einen Teil seiner Jugend. Die damalige Gesellschaft dachte, bzw. wollte denken, ...
Dutz wuchs in den 50er Jahren in einem kirchlichen Kinderheim in Luxemburg auf und verbrachte dort seine gesamte Kindheit und einen Teil seiner Jugend. Die damalige Gesellschaft dachte, bzw. wollte denken, dass die Kinder in den Heimen gut aufgehalten sind und eine gute Erziehung und Schulbildung genießen. Doch die Realität sah für die Kinder komplett anders aus. Schulbildung wurde verweigert, stattdessen standen körperliche Schwerstarbeiten an. Zusätzlich waren körperliche und psychische Misshandlungen, sexuelle Missbräuche und Foltern (wie Essensentzug, Isolation,…) an der Tagesordnung. Nicht selten kam es auch zu schweren körperlichen Verletzungen, Todesfällen und Suiziden der Kinder. Neben Dutz wird auch noch auf andere Kinder und ihre Zeit vor und im Kinderheim eingegangen.
Ich habe schon häufiger Berichte und Bücher zu diesem Thema gelesen, doch noch nie war die Geschichte und das Leiden der Opfer so ausführlich und bildlich beschrieben, wie in diesem Buch. „Die Hölle im Kinderheim“ ist das mit Abstand beste Buch, welches ich zu den Missbrauchsfällen in kirchlichen Heimen gelesen habe. Obwohl das Buch Missbrauchsfälle in einem Heim in Luxemburg beschreibt, ist es auch in anderen Ländern im deutschsprachigen Raum ähnlich abgelaufen.
Renee Wum hat einen flüssigen und bildlichen Schreibstil, dennoch musste ich das Buch häufig zur Seite legen. Die äußerst bildlichen Beschreibungen der Missbräuche und Misshandlungen sind keine leichte Kost und lagen mir oft schwer im Magen. Das Buch stimmt mich wirklich nachdenklich und ich werde mich noch lange mit dem Inhalt beschäftigen und zum Nachdenken angeregt.
Besonders gelungen fand ich, dass Renee nicht nur auf die Zeit der Kinder im Heim, sondern auch auf deren Vorgeschichte und die Zeit nach der Entlassung eingeht. Renee hat es geschafft die Langzeitfolgen und Belastungen der Opfer aufzuzeigen und ist auch auf die wirklich schockierende Reaktion der katholischen Kirche näher eingegangen.
Renee Wum macht bereits zu Beginn des Buches deutlich, dass es sich nicht um eine fiktive Geschichte handelt, sondern, dass sie die Erlebnisse eines ehemaligen Heimkindes niederschrieb. Als Leser merkt man sofort, dass sich Renee Wum sehr viele Gedanken zu diesem Thema gemacht und wirklich ausführlich recherchiert hat (auch zu der Reaktion der Kirche).
Ich danke Renee Wum für dieses äußerst gelungene Buch! Alles was im Buch steht hat Hand und Fuß und verdeutlicht das Leiden der Kinder während ihres Heimaufenthalts und im anschließenden Leben, da sie häufig nicht mehr in der Lage sind sich in unsere Gesellschaft zu integrieren und bis heute an den Folgen der jahrelangen physischen, psychischen und sexuellen Folter leiden. Ich danke auch Dutz, der seine traumatische Geschichte für dieses Buch zur Verfügung gestellt hat und hoffe, dass sein Kampf für Gerechtigkeit endlich erfolgreich ist.
FAZIT:
„Die Hölle im Kinderheim“ ist alles andere als eine leichte Lektüre und ich werde noch lange darüber nachdenken. Dennoch ist es das mit Abstand beste Buch, welches ich zu diesem Thema jemals gelesen habe und ich empfehle jedem, der sich mit den Misshandlungen in Kinderheimen in der Nachkriegszeit beschäftigen möchte, dieses Buch zu kaufen!Ich vergebe 5 Sterne!