Der Mörder ist immer der Gärtner – aber welcher?
Mit Mitte 60 gehört man noch lange nicht zum alten Eisen. Das beweist Cosma Pongs, Kriminalautorin und Mutter der Kriminalhauptkommissarin Paula Pongs, mit ihrer Wohngemeinschaftstruppe immer wieder. Paula ...
Mit Mitte 60 gehört man noch lange nicht zum alten Eisen. Das beweist Cosma Pongs, Kriminalautorin und Mutter der Kriminalhauptkommissarin Paula Pongs, mit ihrer Wohngemeinschaftstruppe immer wieder. Paula hat alle Hände voll damit zu tun, ihre Mutter in ihre Schranken zu weisen und die immer neuen „Kriminalfälle“, die sie meldet, als das zu enttarnen, was sie sind: harmlose Alltagsszenen. Doch dann liegt tatsächlich im benachbarten Schrebergarten eine echte Leiche. Cosma ist nicht zu halten …
Ganz klar, wenn eine solche Mutter mit dieser blühenden Schriftsteller-Phantasie, die noch dazu in einer äußerst amüsanten WG lebt, sich in die Ermittlungen einmischt, dann kann keine Tochter der Welt das lächelnd ertragen. Paula Pongs Nervern sind zum Zerreißen gespannt, denn ihre Mutter verdächtigt alle und jeden – und das lautstark und mit einer Vehemenz, die ihresgleichen sucht. Das führt unweigerlich zu herrlich skurrilen Szenen. Noch dazu weiß Ella Dälken mit wenigen Worten eine Szene anschaulich zu beschreiben. So bleibt dem Leser viel Raum für das eigene Kopfkino.
Einige Entwicklungen sind vorhersehbar, andere absolut genial konstruiert. So macht das Lesen ungeheuer viel Spaß und man fliegt nur so durch das Buch. Es ist super erfrischend, einen Krimi mit Humor zu lesen und die Generation der 60jährigen so flott und aktiv, wie sie heute sind, dabei zu haben.
Die Figuren sind wunderbar – sowohl die netten, als auch die weniger sympathischen. Die Schrebergärtner bekommen ebenso ihr Fett weg, wie Esoteriker, alleinstehende Frauen, verliebte Männer und und und. Der Humor ist nicht zu dominant und auch nicht platt. Man amüsiert sich das ganze Buch hindurch auf gleich hohem Level, fühlt sich jedoch niemals veralbert. Das mag ich sehr!
Dieser Kriminalroman ist jedoch nichts für Leser, die gesteigerten Wert auf realitätsnahe Darstellungen legen. Dazu hat Paula zu wenig durchgegriffen und Cosma zu viel eingegriffen. Mir persönlich hat aber genau das so gut gefallen.
Die Kapitel sind mit Cosma bzw. Paula überschrieben und haben immer Überschriften, die sich im Text wiederfinden. Sie sind mal aus Paulas Sicht (dann in der personalen Erzählperspektive), mal aus Cosmas Blickwinkel (hier in der Ich-Perspektive) erzählt. So ist immer doppelt ersichtlich, welchen Part man gerade liest. Manche Stellen erfährt der Leser dann von beiden Seiten, doch das ist kein bisschen langweilig, sondern sehr amüsant.
Von Ella Dälken wird es weitere Bände um Cosma Pongs geben. Wenn das Niveau so hoch bleibt, dann freut mich das sehr. Ich hoffe, diese flotte Rentnerin nutzt sich nicht so schnell ab, denn da sehe ich große Gefahr. Ihr erster Fall war jedenfalls wunderbar skurril, aber nicht albern. Ich hatte eine tolle Lesezeit und gebe sehr gern die vollen fünf Sterne!