Kein Wasser, ein toter Hund und eine Leiche in den Weinbergen
Tante Poldi und die Früchte des HerrnTante Poldi, die eigentlich Isolde Oberreiter heißt, hatte bereits im ersten Band um die sizilianischen Löwen ihren Umzug ins schöne Torre Archirafi überstanden. Mit Hilfe ihres Neffen, der sie fortan ...
Tante Poldi, die eigentlich Isolde Oberreiter heißt, hatte bereits im ersten Band um die sizilianischen Löwen ihren Umzug ins schöne Torre Archirafi überstanden. Mit Hilfe ihres Neffen, der sie fortan eine Woche im Monat besucht, hat sie sich in der Via Baronessa schon heimisch eingerichtet. Doch nun hat ihr jemand das Wasser abgestellt, was im heißen Sizilien eine Katastrophe ist. Gleich am Anfang wird obendrein auch noch der Hund ihrer Freundin vergiftet, was für Aufregung sorgt. Ein neuer Fall wartet aber, als in den Weinbergen die Leiche einer Staatsanwältin gefunden wird, die gegen die Mafia vorging. Sie wurde – wie passend - mit einer Weinflasche ermordet. Schnell finden sich ein paar Verdächtige wie der Winzer, ein Wahrsager und sogar Poldi selbst. Kommissar Montana hat also wieder alle Hände voll zu tun, beruflich sowie mit Poldi, die weiterhin von seinen hübschen Unterarmen fasziniert ist.
Mit der urbayerischen Poldi hat Mario Giordano eine Ermittlerin geschaffen, die zum einen spannende Fälle löst, mit ihrer Art aber auch Gemütlichkeit vermittelt, die im Kontrast zur Handlung steht. Der 60-jährigen purzeln die Verbrechen wie zufällig vor die Füße. Als Leser kann man lange miträtseln, was nun hinter dem Mord steckt. Da Poldi sowieso ein Faible für den attraktiven Kommissar Montana hat, ist man ganz nah am Geschehen. Die beiden kommen sich auch in diesem Teil der Serie wieder näher und leben auf Sizilianische Art ihr Temperament aus. Das Ambiente und vor allem die Mentalitäten sind fein beobachtet und bildhaft wiedergegeben. Es macht Spaß, den eigenwilligen Charakteren zu folgen.
Der Kriminalfall an sich tritt manchmal etwas in den Hintergrund, wenn Poldi im Rückblick erzählend vom Thema abschweift. Sie hat in ihrem Leben viel erlebt und gibt hier auch wieder Anekdoten mit Prominenten wieder. Als Neffe kann man da wirklich nur staunen. Poldi ist lebenslustig, aber manchmal auch melancholisch und stellt sich oft die Frage, ob eine Flasche Grappa nicht besser wäre, um der Schwermut zu entfliehen. Ihre drei Schwägerinnen haben da jedoch ein ausgeklügeltes System, um über sie zu wachen. Dabei wird jede Menge Lokalkolorit versprüht und Sympathie für die Geschichte aufgebaut.
Der Schreibstil ist passend leicht und doch unterhaltsam gewählt, sodass sich das Buch förmlich als Urlaubslektüre aufdrängt. Der Humor kommt beim Ermitteln nicht zu kurz. Mit einem gepflegten Rotwein und anderen Leckereien würde das sicher auch Poldi begeistern. Jedoch sei vor dem Cliffhanger am Ende gewarnt. Eine neue Figur erscheint auf der Bildfläche und möchte am liebsten gleich weiterlesen. Bei einem solchen Ende beruhigt es zumindest, dass es bestimmt noch mehr von der vespafahrenden Seniorin zu lesen gibt.