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Veröffentlicht am 21.02.2018

Weg von Berlin

Zurück in Berlin
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wollen vor, während, aber auch nach dem 2. Weltkrieg viele, insbesondere solche, die nicht konform gingen mit Nazideutschland, die entweder anderer Meinung waren oder von den Verantwortlichen gejagt, gehetzt ...

wollen vor, während, aber auch nach dem 2. Weltkrieg viele, insbesondere solche, die nicht konform gingen mit Nazideutschland, die entweder anderer Meinung waren oder von den Verantwortlichen gejagt, gehetzt und vernichtet wurden. So auch Eric Devon, den die Protagonistin, eine amerikanische Journalistin - und somit ganz offensichtlich das Alter ego der Autorin ganz zufällig zusammen mit seiner Frau auf einem Überseedampfer kennenlernt.

Fast noch zufälliger kommt sie seiner Geschichte, seinem Hintergrund auf die Spur - im Ergebnis steht eine Berlin-Reise, die sie eigentlich allein machen wollte, auf der sie jedoch nun das Ehepaar Devon begleitet.

Es ist eine Reise in Erics Vergangenheit, in die offenen Wunden Deutschlands, die die Protagonistin ebenso schonungslos wie einfühlsam aufdeckt. Zunächst meint man, von Klischee auf Klischee gestoßen zu werden, doch sollte sich der Leser vor Augen führen, dass er ein mehr als 50 Jahre altes Werk liest. Folgt man Verna B. Carlton mit diesem Wissen vor Augen, dann erstarrt man gleichsam vor Erfurcht vor ihrer Voraussicht, ihrer Hellsichtigkeit, mit der sie bereits damals das Wort Wiedervereinigigung - ein Phänomen, das sie leider nicht mehr erleben durfte, in den Mund nimmt ,

Einige Entwicklungen am Ende - nein, ich verrate sie Ihnen nicht - empfand ich dann auch als etwas sehr rund und ein wenig weit hergeholt!

Aber das macht überhaupt nichts, ich bin dennoch vollends begeistert und das hängt vor allem mit der frühen Publikation dieses Werkes zusammen und mit dem bereits erwähnten Umstand, dass die Autorin Amerikanerin bzw. keine Deutsche ist. Die paar Klischees, die sie einfließen ließ und die sich zum Ende hin ein wenig häufen, verzeihe ich ihr gern ob der Tatsache, dass sie trotz allem einen ganz besonderen, einfühlsamen Blick auf die Deutschen und vor allem auf das Nachkriegsberlin richtet - voller Empathie und dem Erkennen der Nöte, die viele dieser Menschen zu der Zeit durchlebten - innerlich, versteht sich!

Ein Buch, das ich nach dem Lesen staunend und voller Bewunderung in den Händen halte. Zeitweise ein bisschen tollkühn, etwas zu verwegen fast: aber dennoch ist es alles andere als ein weiblicher Münchhausen, der da schreibt, sondern eine Realistin. Denn die wildesten Geschichten schreibt nun mal das Leben selbst!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Blau, blau, blau

Gefährliche Empfehlungen
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blüht nicht nur der Enzian - nein auch der "Guide Gabin", DER Gastroführer überhaupt, erstrahlt in dieser Farbe. Und um diesen, nein, um einen ganz besonders wertvollen Jahrgang, dreht sich alles in diesem ...

blüht nicht nur der Enzian - nein auch der "Guide Gabin", DER Gastroführer überhaupt, erstrahlt in dieser Farbe. Und um diesen, nein, um einen ganz besonders wertvollen Jahrgang, dreht sich alles in diesem Buch!

Ich liebe Krimis mit historischem Touch, mit Rückblenden in die Vergangenheit- und ich liebe Xavier Kieffer, den luxemburgischen Koch! In diesem spannenden, aber vor allem unterhaltsamen und überraschenden Krimi hat man beides zusammen - was will man mehr?!

Es geht weiter mit Xavier - unkonventionell, sympathisch und ein Feinschmecker in jeder Hinsicht hat sich der Protagonist der vorhergehenden Bände kein bisschen verändert: das freut die geneigten Leser, die bereits ungeduldig auf die Fortsetzung dieser stimmungsvollen Reihe gewartet haben.

Er gerät durch seine Freundin, die Pariser Gastrokritikerin - nein, wohlgemerkt DIE Gastrokritikerin überhaupt - Valerie mal wieder in illustre Kreise: Francois Allégret, uns als Bürgermeister von Paris aus "Rotes Gold noch in Erinnerung und inzwischen zum Präsidenten von Frankreich avanciert, braucht Xaviers Hilfe in delikater Angelegenheit - nicht nur ein bestimmter Jahrgang des Guide Gabin muss gefunden werden, nämlich der 1939er, nein, im Zusammenhang damit offenbaren sich auch politische Geheimnisse, allerdings - wie könnte es anders sein - nur kleckerweise.

Und nicht nur Xavier und Valerie geben sich hier die Ehre, nein, wir bekommen es auch wieder mal mit Pekka Vattanen, Xaviers trinkfreudigem und auch sonst überaus lebenslustigen Freund zu tun, ebenso wie dem geschäftstüchtigen Esteban, den Xavier noch aus Ausbildungszeiten kennt. Und wir lernen weitere Akteure kennen - ich habe mich besonders für einen kulinarisch versierten nordfranzösischen Metzger erwärmt, der auch sonst einiges auf Scheibe hat und entscheidend in die Handlung eingreift. Aber mehr darüber erfahren Sie erst, wenn Sie selbst zum Buch greifen.

Und es lohnt sich, denn im bereits fünften Band dieser wundervollen luxemburgischen Serie geht es ganz schön zur Sache - von der leichten Behäbigkeit, die einige Teile durchzog, ist keine Spur zu erkennen. Wer atmosphärische Krimis liebt, in denen Essen und Trinken, aber auch die Geschichte des 20. Jahrhunderts eine große Rolle spielen, auf knackige Spannung aber nicht verzichten will - für den ist "Gefährliche Empfehlungen" wie gemacht! Herrlich, wie Hillenbrand die Atmosphäre sowohl in Fronkreisch als auch im beschaulichen Luxemburg einfängt! Aber ob das Rauchen am laufenden Band - wie immer fast keine Seite, auf der sich Xavier nicht mindestens einen Glimmstengel gönnt - unbedingt sein muss? Hier wird es als typisch französische und auch luxemburgische Eigenart bzw. liebenswerte Marotte verkauft: nun, ich kenne jede Menge überzeugte bis militante Nichtraucher sowohl aus Frankreich als auch aus den Benelux-Ländern, für die genussvolles Essen und Zigarettenqualm am besten auf zwei unterschiedliche Planeten verteilt sein sollten... mir scheint, der Autor will hier auf charmante Art ein ganz persönliches Laster legitimieren. Das stört mich ein ganz kleines bisschen, tut dem Lesevergnügen in ganz großem Stil jedoch keinen Abbruch.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Urlaub zu zweit auf den Galapagos-Inseln

Abgrund
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Den hat sich die Kieler Kripochefin Anne Detlefsen, Hermann Paulis neue Partnerin erträumt, doch ist sie noch nicht lange genug mit einem Wissenschaftler zusammen, um zu wissen, dass sie ihn immer mit ...

Den hat sich die Kieler Kripochefin Anne Detlefsen, Hermann Paulis neue Partnerin erträumt, doch ist sie noch nicht lange genug mit einem Wissenschaftler zusammen, um zu wissen, dass sie ihn immer mit seinen Forschungen teilen muss - so auch hier, denn die Galapagos-Inseln sind für Hermann ein wahres Schatzkästchen und außerdem sind gerade seine wissenschaftlichen Weggefährten zum Forschen da - klar, dass er sich nicht lange ziert und mittut.

Anne ist zunächst ein bisschen - oder auch ein bisschen mehr - beleidigt, entdeckt jedoch mehr und mehr ihren eigenen Bereich: neben der reichhaltigen Flora und Fauna gibt es nämlich auch Kriminalistisches zu erkunden: es hat gleich mehrere Brandanschläge auf Schiffe gegeben, einmal sogar waren Todesopfer zu beklagen. Und auf den Inseln gibt es einen ziemlich knackigen Ermittler, der nur zu gerne mit Anne fachsimpelt...

Eine Geschichte, in der es um Kriminalistisches, in großen Teilen aber auch um Umwelt- und vor allem Artenschutz geht, um die Rolle der Forschung darin (oder auch gerade nicht). Die ganze Forschercommunity, die gerade auf den Inseln weilt und ihre Belange spielen eine nicht gerade geringe Rolle.

Wobei: auch wenn es mir schwerfällt, dieses Buch einem Genre zuzuordnen: eines ist es ganz sicher nicht: ein Wissenschaftskrimi. Dafür gehen das ganz "Wissenschaftsgetue" zu wenig in die Tiefe, an die Subtanz, der in seinem Erzählstil und den Inhalten durchaus klug agierende Bernhard Kegel lässt sich nie endgültig bzw. bedingungslos auf dieses Sujet ein, so mein Eindruck.

Dennoch eine durchaus lohnenswerte Lektüre, in der als weitere Themen die Liebe im Alter und immer wieder Interessenskonflikte verschiedener Art. Und Galapagos wird ausgesprochen atmosphärisch geschildert, mich juckt es schon, dorthin zu reisen.

Selbst Darwin, der Vater der Galapagos-Forschung, bekommt seine Rolle - in einem Prolog, der sich aus meiner Sicht allerdings ein wenig verliert, am Ende kann ich seine Relevanz fürs Geschehen nicht so recht einordnen.

Keine leichte Lektüre, ich empfand sie phasenweise sogar als sperrig, habe aber dennoch mit Genuss gelesen und am Ende mein Buch mit einer gewissen Befriedigung beiseite gelegt. Neue Interessen wurden geweckt, alte wiederbelebt - was will man mehr.

Für Freunde von klugen Unterhaltungsromanen, die Wissenschaftsthemen nicht abgeneigt sind, genau das Richtige!

Veröffentlicht am 02.02.2018

Wenn man von der Vergangenheit eingeholt wird

Museum der Erinnerung
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Einen beneidenswerten Arbeitsplatz hat die Engländerin Cathy - sie ist nämlich Konservatorin am Museum für Naturkunde in Berlin. Und nicht nur darum ist sie zu beneiden, sondern auch um ihren Freund, den ...

Einen beneidenswerten Arbeitsplatz hat die Engländerin Cathy - sie ist nämlich Konservatorin am Museum für Naturkunde in Berlin. Und nicht nur darum ist sie zu beneiden, sondern auch um ihren Freund, den Amerikaner Tom, selbst ein erfolgreicher Wissenschaftler, der ihretwegen die Staaten verlassen und ihr in die Hauptstadt Deutschlands gefolgt ist. Und nun soll sie für ihre Forschungen geehrt werden, befindet sich also am Zenit ihres Erfolges.

Also alles in Butter? Ein Leben wie Cathy - das wünschen Sie sich auch? Ich warne Sie, es ist nicht alles so, wie es scheint - Cathys Kindheit und Jugend war alles andere als rosig. Vor allem einen ganz, ganz dunklen Flecken gibt es darin, einen Zeitpunkt, an dem sich alles änderte - in der Familie, mit den Freunden. Auch im "Damals" gab es einen Mann, mit dem Cathy eng verbunden war, Daniel nämlich.

Vor vier Jahren endete diese Zeit - sehr abrupt, durch den Fortgang Cathys. Am Tag ihrer Ehrung erhält sie jedoch ein Päckchen, das aus ihrer tiefsten Vergangenheit zu kommen scheint und es bringt so einiges in ihr durcheinander. Kann es wirklich sein, dass diese Sendung ihr Leben so beeinflusst.

Ein Tag - ein Leben. Eigentlich dreht sich alles nur um diesen einen Tag im Naturkundemuseum, doch es geht um Cathys Leben als solches. Um ihre Vergangenheit und um ihre Zukunft. Um existenzielle Fragen - solche nach Schuld, Verpflichtung, Verantwortung, Sühne, Treue, Freundschaft, Liebe.

Große Begriffe, die genannten. Doch die junge Autorin Anna Stothard schafft es, sie alle mit Leben zu füllen, ohne auch nur ansatzweise pathetisch zu werden. Im Gegenteil, ihre "großen Worte" lesen sich überaus unterhaltsam, in einem Zug ist man durch mit diesem spannungsreichen, dabei alles andere als oberflächlichen Roman. Während der Lektüre habe ich mich oft gefragt, wie ich denn handeln würde, denn oft denkt man als Rezipient, dass Cathy sich gerade ihr eigenes Grab schaufelt. Aber am Ende des Romans konnte ich nicht anders, als zuzugeben, dass ich möglicherweise genauso gehandelt hätte. Denn das, was Cathys Leben geprägt hat, ist so stark, so heftig, dass man ihr keine Anweisungen erteilen kann, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

Ein Roman, in dem sich vieles - ja das meiste - im Inneren der Charaktere abspielt. Gleichzeitig ist es aber auch ein wirklich toller Berlin-Roman aus einer eher ungewohnten Perspektive. Unbedingt lesenswert für alle, die nach einer richtig süffigen Lektüre lechzen!

Veröffentlicht am 02.02.2018

Ein Kaufhaus, das ich gerne mal besucht hätte

Das Haus der schönen Dinge
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nämlich das fiktive "Hirschvogl" und seine Eigentümer, die gleichnamige jüdische Familie, stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Romans und zwar gleich über mehrere Generationen hinweg. Wir erleben das ...

nämlich das fiktive "Hirschvogl" und seine Eigentümer, die gleichnamige jüdische Familie, stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Romans und zwar gleich über mehrere Generationen hinweg. Wir erleben das Auf der späten Kaiserzeit, in die auch das erste Ab fällt, dann geht es noch ein paar Mal im Achterbahnmodus rauf und runter, bis - man kann es sich leider ganz klar vorstellen - in der Zeit des Dritten Reiches - sich das Schicksal der Familie und das des Kaufhauses endgültig voneinander trennen.

Gut, das Hirschvogl gab es nicht, aber Hertie und Ludwig Beck, die in diesem Roman auch Erwähnung finden und es ist unglaublich spannend, diese fiktive, aber absolut realistische Darstellung in literarischer Form zu verfolgen. Zumal alle Charaktere so plastisch sind, als würde mal einen Film sehen.

Eine absolute Stärke der Autorin: die Figuren sind allesamt eindringlich gezeichnet, man sieht sie quasi vor sich, jede davon hinterlässt ihre ganz eigene Duftmarke. Dabei sind längst nicht alle sympathisch, auch die Protagonistin Lily, vor allem jedoch ihre arischen Freunde, sind aus meiner Sicht nicht oder zumindest nicht durchgängig Sympathieträger. Doch das macht nichts bzw. macht gerade dies den Reiz des Buches aus, verkörpern sie doch Eigenschaften, durch die man als Leser die jeweils beschriebene Epoche sehr intensiv vermittelt bekommt. Das wird unterstützt durch die vielen liebevollen Details die auf sorgfältigste Recherchen schließen lassen.

Es ist in jeder Hinsicht ein gewichtiges Buch, eines, das sehr viele Informationen beinhaltet, sehr viele Erzählstränge ineinander verwebt. So ist es nur allzu gut nachzuvollziehen, dass einige wenige davon nicht ganz "aufgedröselt" werden. Trotzdem ist das ein bisschen traurig, denn man kommt den Figuren sehr nahe und das macht neugierig auf die Hintergründe. Im Vergleich zu den Vorgängerromanen "Spiel der Hoffnung" und "Tanz des Vergessens" hat es mich diesmal durchaus ein wenig gestört, denn es waren beileibe nicht nur die ganz nebensächlichen Figuren, deren Schicksal sich verlor oder auch nur angedeutet wurde.

Also nicht ganz so spitze wie meine bisherige Lektüre aus der Feder von Heidi Rehn, dennoch hat es sich unbedingt gelohnt, denn neben einer packenden Geschichte gibt es noch zeitgeschichtliche Fakten - diesmal gleich aus mehreren wichtigen Epochen der deutschen Geschichte - rund 60 Jahre werden hier abgedeckt. Zu keiner Zeit war es langweilig, im Gegenteil: sowas wie Längen gibt es bei Heidi Rehn nicht und das trotz der über 600 Seiten! Also ein Schmöker im besten Sinne, den man auch gut am Strand oder im Zug lesen kann. Aber vorher die Wertsachen gut sichern, denn zu leicht kann es passieren, dass man alles um sich herum vergisst!