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Veröffentlicht am 19.02.2019

Im Herzen ein Kleinstadtmädchen

Im Herzen ein Schneeleopard (Heart against Soul 1)
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Manchmal, wenn man schläft und schlecht träumt, hat man dieses schreckliche Gefühl, das einen durch den ganzen Tag begleitet. [...] Und ohne dass der Tag begonnen hat, weiss man schon, er ist gelaufen.
[Tolino ...

Manchmal, wenn man schläft und schlecht träumt, hat man dieses schreckliche Gefühl, das einen durch den ganzen Tag begleitet. [...] Und ohne dass der Tag begonnen hat, weiss man schon, er ist gelaufen.
[Tolino S. 163]

Inhalt
Während all ihre Freunde auf die Uni gehen, ist Emma allein in ihrem Heimatort geblieben. Mit kleineren Jobs spart sie ihr Geld zusammen, um sich den Traum des Architekturstudiums zu erfüllen - doch mit einem in die Jahre gekommenen Haus, einer Grossmutter, die selber nichts mehr verdient und dem alten, reparaturbedürftigen Wagen ihres Grossvaters, liegt dieser Traum noch in weiter Ferne. Nur in der Kunst findet sie die gewünschte und nötige Abwechslung von ihrem eher tristen Leben - und in Nate, dem geheimnisvollen Neuling in der Ortschaft. Dem unwiderstehlichen Typen liegen die gelangweilten Frauen aus dem Ort schnell zu Füssen. Und auch Emma findet ihn interessanter, als sie sollte. Komisch nur, dass mit seiner Ankunft auch ihre seltsamen Träume des Nachts immer intensiver und brutaler werden...

Meine Meinung
Ich bin eine Weile um die Geschichte herumgeschlichen. Das Cover hat mich schon seit Veröffentlichung angesprochen und schliesslich habe ich den Schritt gewagt. Recht schnell habe ich in die Geschichte hineingefunden, die zwar eher langsam und gemütlich vor sich hinplätschert, für mich zurzeit aber genau das Richtige ist. Der Schreibstil liest sich angenehm, auch wenn er stellenweise doch noch sehr unausgereift wirkt. Man merkt, dass die Autorin noch nicht allzu viel Erfahrung hat. Aber dennoch fand ich ihren Stil nett und man kann ihn gut und flüssig lesen.

Emma lebt das typische Kleinstadtleben: Job im Kaffee, immer die gleichen Menschen um sich, nicht viel los. Bis Nate Solter, Erbe der abgeschottenen Villa der Ortschaft auftaucht. Während Emma versucht, ihm aus dem Weg zu gehen - schliesslich will sie sich Ärger vom Hals halten und für ihren Traum, ein Architekturstudium, sparen - bemerkt dieser die schüchterne Emma rasch; und vor allem ihr Zeichentalent. So stellt er sie mir nichts dir nichts als Innenarchitektin für die alte Villa an - und Emma fällt es immer schwerer, Nate aus dem Weg zu gehen. Besonders, weil die bedrohlichen Träume, die sie nachts heimsuchen, mit seiner Ankunft immer realistischer werden...

Ja, an gewissen Stellen könnte man das Buch als langweilig bezeichnen. Ja, durchschnittliches und schüchternes Mädchen trifft attraktiven, geheimnisvollen Jungen ist nichts Neues. Ja, als Leser kommt man (auch dank des offensichtlichen Covers) schnell dahinter, wohin die Geschichte führt. Aber dennoch - und wie schon erwähnt - für mich war es die richtige Geschichte zur richtigen Zeit und ich wurde gut unterhalten!

Das Kleinstadtfeeling hat mir zugesagt - es hat mich an meine eigene Jugend erinnert; nicht komplett ab vom Schuss und dennoch weit von dem entfernt, was sich eine Jugendliche wünscht. Die Nachbarn/Miteinwohner wissen alles und richten schärfer als Gott. Die Damen (Weiber?) tratschen, die älteren Herren flirten, und allgemein ist der Altersdurchschnitt doch eher Ü50 als U30. Ein gewisser Charme wohnt dem ohnegleichen inne, dennoch wünscht man sich manchmal einfach nur weg. Das Setting - eine Kleinstadt mitten in Maryland, USA - fand ich dementsprechend gelungen; es hat mir wirklich gut gefallen.

Emma fand ich sehr sympathisch. Was wohl am ehesten daran lag, dass ich mich total in ihr wiedererkannt habe. Ihre Art ist der meinen so ähnlich und ich konnte ihre Gedankengänge und ihre Entscheidungen immer nachvollziehen. Vielleicht ist sie ein wenig eine graue Maus, vielleicht bin ich das auch, aber in die Geschichte passt sie perfekt.

Nate Solter spielt den männlichen Part. Er ist ein wenig geheimnisvoll, wirkt von seiner Vergangenheit geplagt und ja, ich fand ihn interessant. Der Funken ist zwar nicht übergesprungen, aber es hat Spass gemacht, ihn kennenzulernen.

Neben den beiden sind die wichtigsten Protagonisten: Die Oma von Emma, die von Kapitel zu Kapitel seltsamer wird (denk nach Emma, denk nach!), der beste Freund von Emma - Daniel - der echt ein armes Kerlchen ist (die Friendzone lässt grüssen) und die Kumpels von Nate - Liam und Lana - die ich echt mag.

Fazit
Eine Kleinstadt, seltsame Träume, ein geheimnisvoller Neuer, ein bisschen Drama, eine grosse Portion Gefühle und fertig ist die perfekte Lektüre für zwischendurch.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Solide High Fantasy mit ein paar wenigen Schwächen

Die Dämonenkriege
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Inhalt
Nachdem der Dämonenjäger Ryk bei einem scheinbaren Routineauftrag einem Humanosdämon, der eigentlich gar nicht in seiner Welt sein dürfte, begegnet und durch diesen seine beiden Gefährten verliert, ...

Inhalt
Nachdem der Dämonenjäger Ryk bei einem scheinbaren Routineauftrag einem Humanosdämon, der eigentlich gar nicht in seiner Welt sein dürfte, begegnet und durch diesen seine beiden Gefährten verliert, schwört er Rache. Währenddessen rettet die Gestaltwandlerin und Assassine Catara den zu unrecht verurteilten Prinz Ishan aus dem Gefängnis und macht sich ihrerseits auf, ihre Mission zu erfüllen. Dass die sich mehrenden Geschehnisse und die Häufung der Dämonensichtungen nichts Gutes bedeuten können, ist allen bewusst, doch niemand hätte die Ausmasse kommen sehen können...

Meine Meinung
Ich bin ja bekanntermassen Fan von High Fantasy und "Die Dämonenkriege" hat mich sofort angesprochen. Neben den Dämonen und der Neugierde auf diese neue Welt, hat mich vor allem auch die Tatsache gelockt, dass es sich hier um eine Dilogie und nicht um eine dieser Endlosreihen handelt. Trotzdem ist Band 1 mit seinen über 700 Seiten ein echter Schinken und hat seine Zeit gefordert. Da aber dauernd etwas geschieht, fliegt man nur so durch die Seiten. Der Schreibstil ist phasenweise wunderschön, andernorts eher plump, was mich etwas verwirrt und teils verärgert hat. Aber dennoch lässt er sich gut und ziemlich flüssig lesen.

In den Schwebenden Reichen ist Frieden eingekehrt, seit die Dämonen in die Gegenwelt verbannt worden sind. Doch nun gibt es vermehrt Sichtungen der schrecklichen Wesen und vor allem Dämonenjäger wie Ryk einer ist, haben ordentlich zu tun. Bei einem vermeintlich ganz normalen Auftrag verliert dieser seine Gefährten und muss gegen einen mächtigen Dämon kämpfen. Ihm ist schnell klar, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht und er schwört Rache. Derweilen kämpft in der Hauptstadt ein fremder Prinz namens Ishan mit seinen ganz eigenen Dämonen, denn er ist wegen Vater- und somit Königsmord im Kerker gelandet. Das Schicksal meint es gut mit ihm und so schafft er mit Hilfe der Assassine Catara die Flucht. Diese missglückt aber ordentlich und treibt die beiden auseinander... Was niemand zu diesem Zeitpunkt ahnt, ist dass ihrer aller Schicksale verwoben sind und den Schwebenden Reichen ein neuer, schlimmerer Krieg droht...

Hach, was soll ich sagen? High Fantasy ist einfach was feines! "Die Dämonenkriege" lebt wie viele andere Werke des Genres von mehreren Protagonisten und Handlungssträngen, die nacheinander aufeinander treffen und Sinn ergeben. Das macht natürlich unglaublich viel Spass und bietet dem Leser eine weitreichende Vielfalt. In diesem Buch sind der Dämonenjäger Ryk, Kronprinz Ishan, Assassine und Gestaltwandlerin Catara und die Halbdämonin Kela die Schlüsselfiguren, und sie haben es alle auf ihre Art in sich.

Natürlich birgt so ein seitengewaltiges Buch auch seine Tücken und Längen. So habe ich mich des öfteren über die Wiederholungen geärgert (die zwar durchaus Sinn machen können, hier aber dennoch den geschulten und aufmerksamen Leser im Lesefluss stören - schliesslich weiss dieser ja schon um die wiederholten Tatsachen), dann waren doch ein paar Rechtschreibfehler vorhanden (gut, ich kann mich jetzt vielleicht so an 10 erinnern und an ein paar zu moderne Wörter/Anglizismen, was bei 752 Seiten völlig okay ist, aber ich finde sie halt immer...), und die Gewalt war (wie leider oft in diesem Genre) zu grob umzeichnet und meiner Meinung manchmal etwas zu heftig. Und dann hatte ich manchmal das Gefühl, dass gewisse Szenen hätten abgekürzt werden können. Dafür gibt es einen halben Punkt Abzug.

Davon abgesehen, hat mich "Die Dämonenkriege" wirklich wunderbar unterhalten. Es war spannend und rasant, gefährlich und geheimnisvoll, es gab zwischendurch etwas zu lachen und dann wieder etwas zum Nachdenken. So mag ich das! Und das Ende war wirklich richtig spannend und motiviert definitiv, den Nachfolger auch noch zu lesen.

Setting
Das Setting und das Worldbuilding sind einfach unglaublich! Die Schwebenden Reiche sind eine Inselgruppe irgendwo im Nirgendwo, verbunden durch die grosse Leere und Feuerflüsse. Ein wenig Mühe hatte ich natürlich, mir das vorzustellen, aber die Karte vorne im Buch ist eine grosse Stütze. Die verschiedenen Inseln, Xe'Neridioan, Nekross und Kelwyn, um mal ein paar zu nennen, sind alle wunderbar gezeichnet und toll beschrieben. Jede Insel hat seine eigene Vegetation, sein Volk, seine Eigenheiten, und ich bin es nicht müde geworden, diese zu erkunden. Auch die Reise auf den Feuerflüssen war ausserordentlich spannend und ich bin gespannt, was da noch alles auf uns zukommt.

Wichtiger Part der Geschichte sind die Dämonen, gegen die die Menschen bereits in zwei Kriegen bestehen mussten. Vor tausenden Jahren hatten es die Magier nun geschafft, die Portale zur Gegenwelt, in der die Dämonen herrschen, zu verschliessen. Nun tauchen aber immer wieder Dämonen in der menschlichen Welt auf, und diese haben es in sich. Neben animalischen Dämonen, die nur töten und fressen wollen, gibt es nämlich auch selbst denkende und handelnde Dämonen, Humanos genannt. Und diese sind so richtig gefährlich.

Neben einer fantastischen Welt gehört zu so einem Werk natürlich auch immer eine ordentliche Portion Politik, die ich hier sehr gut umgesetzt fand. Und wie in jeder Welt sind sich auch die Oberhäupter der Schwebenden Reiche nicht einig und es droht Zerwürfnis und Krieg. Dies, gepaart mit einer Prise Gefahr durch die Dämonen, die eigentlich nicht in die Welt eindringen dürften, und der schwindenden Magie der Reiche, sorgt für ziemlich viel Spannung.

Mit der Flora und Fauna war ich phasenweise etwas überfordert, so gibt es fantastische Früchte und Tiere, aber auch normale, wie wir sie im Supermarkt kaufen könnten. Ich bin mehr der Typ entweder alles real oder alles erfunden, was Flora und Fauna angeht, aber da ist ja jeder anders. Was mich aber verwirrt und ja, gar ein wenig gestört hat, ist die Tatsache, dass die Welt offenbar auf unserer Welt basiert, dies aber nie näher behandelt wird. Dennoch streifen die Protagonisten durch ein Tal, in dem offenbar alte verfallene Wolkenkratzer stehen und sprechen darüber, dass früher so was wie Elektrizität bestanden hat. Wie gesagt, ich bin hier mehr der Typ entweder oder...

Charaktere
Ryk Vangur, Dämonenjäger des Reiches Xe'Neridian, ist ein eigentümlicher, etwas sturer Zeitgenosse, der stark durch seine Vergangenheit und seine Erlebnisse geprägt ist. Nichtsdestotrotz hat er sein Herz am rechten Fleck und kämpft für seine Freunde und seine Überzeugungen.

Ishan con Femen, Prinz des Reiches Sharigor, gilt als Frauenheld und ist ungleich verwöhnt und naiv - bis das Schicksal zuschlägt und ihn zur Flucht zwingt. Ishan war der Protagonist, der sich am meisten verändert hat, der an der Geschichte gewachsen und zu einem starken, mutigen Mann herangewachsen ist.

Kela Mal'Dhun, eine Veydra (Halbdämonin), ist eine starke und unabhängige, manchmal sehr selbstgerechte und eingebildete Frau. Unter Berücksichtigung ihrer dunklen Seite und der Tatsache, dass sie über 400 Jahre alt ist und so einiges erleben musste, ist sie aber eine tolle, wunderbare und sympathische Person, die eine gemeinsame aber nicht einfache Vergangenheit mit Ryk hat.

Catara Fiers ist eine junge Frau mit einem dunklen Geheimnis. Denn als Keesa gehört sie einem verfluchten Volk an, das schwach und gebrechlich ist - ausser es ernährt sich von Menschenfleisch, was aber beim Volk verpönt ist. Trotzdem hat sich Keesa diesem Schicksal gebeugt und wandelt so stets ihre Gestalt - ein Nebeneffekt der Nahrung. Dabei versucht sie verzweifelt, sich selber zu bleiben. Catara war mir von Anfang an sympathisch, sie ist eine starke Frau, die hart zu kämpfen hat, mit ihrem Schicksal hadert und unter dem Fluch leidet. Auch sie macht eine ordentliche Wandlung durch.

Neben den vier Hauptprotagonisten gibt es natürlich eine Unzahl anderer Charaktere, die mir alle mehr oder weniger gefallen haben (wobei das so gewollt war). Besonders angetan hat es mir Königin Madea con Femen, die leider nur zwei, drei Kapitel erhalten hat, aber ein interessanter Charakter mit vielen Geheimnissen ist. Ich bin sehr gespannt darauf, ob man im zweiten Teil noch mehr über ihre Beweggründe erfahren wird. Auch Fürst Thamaryn vom Reich Reetac hat mir gut gefallen - obschon oder gerade weil er dem Wahnsinn verfallen und so ein sehr spezieller Typ ist. Alle Charaktere habe ich als gut ausgearbeitet empfunden, genau so, wie es sein muss.

Fazit
Ein gelungenes High Fantasy-Abenteuer, das zwar ein paar Schwächen hat, insgesamt aber grossartig unterhält. Dämonen, ein drohender Krieg, politische Intrigen und ein Grüppchen interessanter und toll ausgearbeiteter Protagonisten garantieren ein wunderbares Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Ein komplexer, spannender Auftakt mit einem genialen Worldbuilding

Thronräuber
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Inhalt
Hail Bristol ist seit zwanzig Jahren Waffenschmugglerin mit Leib und Seele. Als ihr Raumschiff von imperialen Jägern angehalten wird, kommt die gut verborgene Wahrheit ans Licht: Sie ist die Prinzessin ...

Inhalt
Hail Bristol ist seit zwanzig Jahren Waffenschmugglerin mit Leib und Seele. Als ihr Raumschiff von imperialen Jägern angehalten wird, kommt die gut verborgene Wahrheit ans Licht: Sie ist die Prinzessin und damit Thronerbin des Indrana-Imperiums. Ihr Vater und ihre Schwestern ermordet, ihre Mutter schwer krank und nun soll sie das von Intrigen und Rebellionen erschütterte Imperium regieren und retten. Nur mit Widerwille kehrt sie nach Hause zurück, wo die Situation noch schlimmer ist als erwartet...

Meine Meinung
Ursprünglich war ich wegen des tollen Covers (Originalcover) auf das Buch aufmerksam geworden. Leider hat der Verlag dieses dann aber kurz vor Erscheinen noch geändert und mit einem meiner Meinung nach ziemlich schrottigen Cover ausgetauscht. Nun gut, ich hatte Blut geleckt und wollte die Story kennen lernen. Der Schreibstil hat es mir auch recht schnell angetan, ebenso die gewählte Erzählweise und die Tatsache, dass wir Hail begleiten und nicht mit tausenden Szenenwechseln überfordert werden.

Die Waffenschmugglerin Hail Bristol hütet seit Jahren ein Geheimnis: Sie ist eigentlich die Prinzessin eines Imperiums und auf der Suche nach dem Mörder ihres Vaters. Doch dann wird sie von Jägern des Imperiums aufgegriffen und zur Heimreise gezwungen. Denn ihre beiden Schwestern und ihre Nichte wurden ermordet und ihre Mutter, die Kaiserin, ist sterbenskrank. So ist es an Hail, den Thron zu besteigen und das Imperium von Indrana zu retten. Doch leichter gesagt als getan, denn nicht nur ihre Cousine versucht ihr den Thron strittig zu machen, auch im Rat hat sie Gegner, geschweige denn in der Rebellion und im benachbarten Reich. Aber Hail hat als Waffenschmugglerin schon so viel durchgemacht, ein kleiner Krieg sollte sie da auch schaffen...

Ich habe sage und schreibe vier Wochen für das Buch gebraucht - obschon ich sonst ein Buch solcher Länge in einer schaffe. Aber "Thronräuber" hat mich extrem gefordert. Nicht weil es Sci Fi ist, nein (im Gegenteil, wer Technik, Science Fiction und eine Menge Aliens erwartet, wird hier wohl enttäuscht), sondern weil es so komplex ist. Die Autorin hat sehr viel Zeit in ihr Worldbuilding und ihre Charaktere gesteckt, was man wirklich gut merkt und was mir unglaublich gut gefallen hat.

Zugegeben, phasenweise war ich etwas überfordert - einfach weil es soooo viele Charaktere gibt, denen Hail begegnet. Da wäre mal ihre Crew, ihre Familie, der Rat, ihre Bodyguards (von denen sie, wenn ich richtig gerechnet habe, um die 12 Stück hat), ihre Beraterin, ihre Zofe, und das ganze alles dann nochmal für ihre Mutter und ihre beiden Schwestern. Irgendwann hatte ich einfach den Faden verloren. Trotzdem hat dies den Lesespass nicht geschmälert. Andernorts hätte ich vielleicht aufgegeben, aber hier wollte ich wissen, wie es weitergeht. Ich hätte mir einen Glossar und vielleicht eine Karte gewünscht. Sodass alle Namen den richtigen Personen zugeordnet werden können, die einzelnen (teilweise vorkommenden) Rassen erklärt werden und man ein wenig mehr den Überblick über Indrana und seine Nachbarplaneten hat. Ein wenig habe ich mich verloren gefühlt.

All die Intrigen, die Rebellion, die kleinen und grossen Kämpfe brauchen eine Weile, um sich zu entwickeln. Auch wenn es manchmal sehr politisch wird, passiert doch immer irgendetwas. Ich fand es sehr packend. Ob es sich hier um klassische Sci Fi handelt? Eher nicht. Ich würde (ohne die Bücher gelesen zu haben) sagen, dass es sich hier ähnlich verhält wie in Game of Thrones - nur dass hier halt alles im Weltall spielt. Aber es benötigt definitiv Aufmerksamkeit und Konzentration. Wenn man die und etwas Zeit mitbringt, ist das Buch ein wahres Schmuckstück!

Setting
Der Grossteil des Buches spielt im Imperium Indrana - einem Reich, das stark durch das Indien unserer Welt geprägt ist (schliesslich sind es auch die Nachfahren der Erde, die im Weltall neue Planeten besiedelt haben). Entgegen unserer Welt aber haben sich die Frauen auf Indrana durchgesetzt, es herrscht sozusagen das krasse Gegenteil zu unserer Zeit: Frauen herrschen, sind alle gebildet und Kämpferinnen, während Männer eher minderwertig sind und nicht gerne in Machtpositionen gesehen. So wird Indrana von einer Kaiserin regiert, die von einem Matriarchinnenrat und diversen anderen weiblichen Würdeträgern unterstützt. Die Religion und die Tradition haben die Indranader/innen ebenfalls von früher übernommen; so trifft man neben Ganesha und Sari's auch regelmässig Chai-Tees an und man darf Hail zum Lichterfest begleiten.

Das Setting hat mir enorm zugesagt, ebenso das gesamte Worldbuilding. Neben Indrana gibt es natürlich noch eine Menge anderer Planeten und Monde etc. Eines davon ist das saxonische Reich, mit dem Indrana einen Friedenspakt geschlossen hat, der aber ordentlich am wanken ist. Und auch die eine oder andere andere Rasse kommt vor, auch wenn da der Hauptaugenmerk doch eher bei den Menschen geblieben ist. Die ganze Welt ist sehr komplex und authentisch aufgebaut, Indrana hat Geschichte, Tradition und Religion, die perfekt ausgearbeitet worden sind.

Natürlich kommen auch die technischen Effekte nicht zu kurz, wobei ich hier nichts wirklich Neues entdecken konnte. Aber was will man auch das Rad neu erfinden, wenn es das alte noch ganz gut tut?

Charaktere
Hail Bristol ist Waffenschmugglerin seit zwanzig Jahren. Nach meinen Berechnungen ist sie während der Geschehnisse von "Thronräuber" also 38 Jahre alt, was ich unglaublich toll fand. Mal keine jugendliche Prinzessin, die den Thron besteigen will! Sondern eine gefestigte Frau mit Prinzipien, die den Thron eigentlich nicht besteigen will. Sie war mir von Anfang an sehr sympathisch, da sie für das kämpft, was ihr wichtig ist. Und auch inmitten der royalen Schnösel bleibt sie sich selber und flucht, was das Zeug hält.

Neben Hail sind vor allem ihre Familie und ihre Bodyguards im Mittelpunkt. Während ihre Mutter, die Noch-Kaiserin, zu Beginn wirklich fast schon schrecklich ist, sind die Bodyguards echt toll, allen voran Emmory und Zin, die beiden Jäger, die Hail dingfest gemacht haben und nun beschützen soll. Wie schon erwähnt gibt es noch gefühlte hundert andere Personen, die mehr oder weniger wichtig sind, aber alle haben sie eins gemeinsam; sie sind wunderbar ausgearbeitet. Man merkt richtig, wie die einzelnen Charaktere eben genau das haben: Charakter. Einen eigenen Willen. Einen eigenen Kopf. Das macht das Buch noch spannender, vor allem weil man die Entwicklungen der Charaktere mitverfolgen darf.

Fazit
Ein sehr komplexer Auftakt einer nicht sehr klassischen Sci Fi-Trilogie, der zwar seine Zeit braucht, aber wirklich gut unterhalten kann. "Thronräuber" besticht vor allem mit perfekt ausgearbeitetem Worldbuilding und Charakteren und einer sehr eigensinnigen aber sympathischen Protagonistin. Trotz gewisser Kritikpunkte habe ich ein kleines Bookhangover und ich bin gespannt auf Band 2!

Veröffentlicht am 05.11.2017

Gelungene Welt, super Charaktere aber einige Längen

Codex Alera 1
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Inhalt
Der junge Schafhirte Tavi hat es nicht leicht. Als einziger in Alera scheint er keine Elementare beschwören zu können, und so hadert er stets mit sich selbst und seinem Schicksal. Doch als sein ...

Inhalt
Der junge Schafhirte Tavi hat es nicht leicht. Als einziger in Alera scheint er keine Elementare beschwören zu können, und so hadert er stets mit sich selbst und seinem Schicksal. Doch als sein Tal von den mächtigen Maratkriegern angegriffen wird und er im übelsten Sturm der jungen Kursorin Amara das Leben rettet, ist es an Tavi, sich zu beweisen und das Reich vor einer Invasion zu retten.

Meine Meinung
Nachdem ich "Windjäger" von Jim Butcher so genial fand, wollte ich natürlich auch seine High Fantasy-Reihe "Codex Alera" kennen lernen. Der Schreibstil lässt sich auch hier wieder sehr angenehm lesen, ist Spannend und rasant gehalten und vor allem mit viel Details und Beschrieben gespickt. Die Perspektiven wechseln von Kapitel zu Kapitel, man begleitet mal Tavi, mal die Kursorin Amara, mal Freund, mal Feind und so bekommt man wirklich alles mit.

Der junge Tavi hat beim Schafehüten seine Chance gewittert, sich seinem Onkel zu beweisen. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als an der Akademie zu studieren - denn er kann keine Elementare beschwören wie alle anderen. Doch beim Einfangen der verschwundenen Tiere werden Tavi und sein Onkel von Marat angegriffen - mächtigen und furchteinflössenden Kriegern - und die beiden trennen sich. In dem Elementarsturm, der aufkommt, schafft Tavi es nur knapp zu überleben und dabei noch das Leben von Amara zu retten. Sie ist Kursorin des ersten Fürsten und mit einem wichtigen Auftrag unterwegs. Und plötzlich ist Tavi mitten im Abenteuer seines Lebens und muss gegen Feinde bestehen, die er bisher gar nicht gekannt hat.

Es hat unglaublich Spass gemacht, die Welt zu entdecken, die Charaktere kennen zu lernen und die Intrigen mitzuerleben. Trotzdem wird man ordentlich ins kalte Wasser geworfen, denn es gibt keinen Glossar, keine Illustrationen, nichts. Und ich hatte lange keine Ahnung, wie die Magie in der Welt funktioniert, was Elementarwirker alles können etc.

Mit 605 Seiten ist das Buch ein ziemlicher Schinken und natürlich zieht sich die Geschichte da manchmal ziemlich. Aber auch in diesen Phasen wurde ich eigentlich gut unterhalten und mit Infos versorgt. Dennoch hatte ich manchmal das Gefühl, da hätten es auch ein paar Seiten weniger getan. Vor allem gegen Ende hin gibt es ein paar (zu viele) Kapitel, in denen praktisch nur gekämpft und geschlachtet wurde - zu dem Zeitpunkt habe ich die Seiten nur quergelesen. Ich schätze gute Kampfszenen, aber nicht über diese Länge hinweg. Viele Ideen und Szenen fand ich einfach gelungen, andere hingegen wiederum nicht. So gibt es ein Pärchen, dass sich etwas zu sehr verliebt, während ein anderes ziemlich abartige Vorstellungen von Liebe hat und auf würgen, Schmerzen und Tod steht - wobei ich mich oft gefragt habe: Muss das sein?

Setting
"Die Elementare von Calderon" spielt in einer fiktiven Welt, die von Menschen, ihren Elementaren und anderen Wesen bewohnt wird. Ein Grossteil der Geschichte findet in Calderon statt, einem Tal weit im gebirgigen Norden des Landes, das das Reich Alera vom Nachbarsland trennt und die Sicherheit dieses gewähren soll. Calderon selber wird von verschiedenen Wehrhöfen geschützt und ist beinahe ein autarkes Tal, viel läuft hier anders, als in den Städten.

Calderon wird von den Marat angegriffen, einem kriegerischen Volk aus dem Nachbarland. Die Marat unterteilen sich in verschiedene Clans - Wolf, Pferd, Herdentöter (eine Art Kampfstrauss), Garganten (ich habe bis jetzt keine Ahnung, was das genau ist - es ist aber riesig, mit Fell, scharfen Klauen und sehr gefährlich) - und haben auch jeweilige Eigenschaften.

Das Worldbuilding hat mich vollkommen überzeugt und es hat so viel Spass gemacht, die Orte zu erkunden, die Elementare zu entdecken und alles über das Reich Alera zu erfahren. Aber meine liebsten Szenen waren die, in denen die Marat vorkommen, auch wenn diese manchmal etwas brutal waren.

Charaktere
Tavi ist ein Schafhirte aus dem Calderon-Tal, Vollwaise und nicht fähig, Elementare zu beschwören. Das beeinflusst ihn natürlich extrem, aber gleichzeitig versinkt er deswegen nicht in Selbstmitleid, sondern versucht, seinen eigenen Weg zu finden. Er war mir von Anfang an sehr sympathisch und er macht eine wunderbare Wandlung durch.

Amara ist eine Kursorin - eine Beauftragte des ersten Fürsten - und eigentlich noch nicht ganz fertig mit ihrer Ausbildung. Doch die Umstände zwingen sie, sich anzupassen und über sich hinauszuwachsen. Auch Amara war mir wirklich sympathisch und ihre Abschnitte habe ich besonders gerne gelesen.

Natürlich lebt so ein Epos noch von gefühlt hunderten anderen Charakteren. So z.B. Bernard, Tavi's Onkel, ein mächtiger Erdwirker und Wehrhöfer, seine Schwester Isana, eine Wasserwirkerin (Heilerin), Kursor Fidelias, der erst unglaublich toll und dann unglaublich verräterisch war, Schwerkämpfer Aldrick und seine ordentlich gestörte Freundin Odiana, Sklave Faede und natürlich den Maratanführern Doroga und Atsurak, wobei ersterer einfach super ist und letzterer ein echter Mistkerl. Alle Charaktere sind eigenständige Persönlichkeiten und konnten mich komplett überzeugen.

Fazit
"Die Elementare von Calderon" ist der Auftakt zu einem tollen High Fantasy-Epos und steckt voller Spannung, Abenteuer, Freund- und Feindschaft, Kämpfe und Schlachten, sanfter und weniger sanfter Liebe und vor allem voller unglaublich toller Charaktere. Trotz einiger Längen und Szenen, die meiner Meinung nach überflüssig waren, wurde ich sehr gut unterhalten und ich bin mir sicher, dass mich Band 2 auch überzeugen wird.

Veröffentlicht am 07.10.2017

Rock my Body - Joel und Dee

Rock my Body
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Inhalt
Dee Dawson ist ein Mädchen, das nichts anbrennen lässt. Joel der Gitarrist der erfolgreichen Band The Last Ones To Know und Weiberheld schlechthin. Als die beiden aufeinandertreffen, fliegen die ...

Inhalt
Dee Dawson ist ein Mädchen, das nichts anbrennen lässt. Joel der Gitarrist der erfolgreichen Band The Last Ones To Know und Weiberheld schlechthin. Als die beiden aufeinandertreffen, fliegen die Fetzen gewaltig. Doch während die beiden ihr Spiel miteinander treiben, passiert etwas, das alles verändert und bald muss Dee sich eingestehen, dass mit Joel alles anders ist, als bisher...

Meine Meinung
Band 1 der Reihe hat mir gut gefallen, trotz der Klischees, und so habe ich mir direkt die Folgebände angeschafft und die Geschichte weitergelesen. Rock my Body ist in demselben angenehmen Stil gehalten, wie schon sein Vorgänger, und doch ist er irgendwie anders. Ein wenig ernster und intensiver.

Dee hat den sexy Gitarristen Joel ins Auge gefasst und ist sich sicher, sie wird auch ihn um den Finger wickeln. Aber in Joel hat sie praktisch ihr männliches Gegenstück gefunden und es knallt gewaltig zwischen ihnen. Erst ist alles nur ein Spass und Spiel für die beiden, doch dann passiert mit Dee beinahe etwas schreckliches und von da an ist alles irgendwie anders. Dee und Joel lernen sich näher kennen, doch so richtig verlieben will sich Dee um keinen Preis...

Während ich Dee in Band 1 noch als selbstbewusste Powerfrau gefeiert habe, ging sie mir in diesem Teil ziemlich schnell ordentlich auf den Keks. Denn plötzlich ist sie keine Powerfrau mehr, sondern einfach nur noch eine ziemlich schräge Tussi. Sie schläft mit jedem, der nicht bei drei auf dem Baum ist - und dies vornehmlich, um Joel eifersüchtig zu machen. Hier habe ich mich zwischendurch wirklich gewundert, denn teilweise sind die Szenen einfach nur an der Grenze des guten Geschmacks. Im zweiten Drittel wurde dies dann wesentlich besser und von hier an hat mir das Buch sogar viel besser gefallen, als der Vorgänger. Joel und Dee sind super süss miteinander, zwei kaputte verlorene Seelen, die Heilung ineinander finden. Und dann kommt das letzte Drittel und ich hätte Dee am liebsten den Kopf abgerissen. Ich sage nur: Drama, Baby, Drama!

Mit Dee und Joel hat die Autorin zwei sture, eigensinnige und wilde Charaktere geschaffen. Gleichzeitig sind beide von ihrer Jugend geprägt und man erfährt nur langsam, warum sie so geworden sind, wie sie nun sind. Leider hat Dee etwas an Sympathie verloren, Joel hingegen hat sich trotz seines Lebens als männliche Hure in mein Herz geschlichen. Natürlich sind auch die altbekannten Protagonisten wieder mit von der Partie und ich habe sie noch mehr in mein Herz geschlossen. Besonders Rowan habe ich jetzt noch mehr lieb gewonnen. Einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hat sich der wunderbare Vater von Dee verdient.

Wirklich positiv fand ich, dass die Geschichte nicht mehr am College spielt und somit etwas von dem Teenie-Drama abgegeben hat. Dee und Joel sind definitiv weiter, als Adam oder zumindest Rowan es waren, und mal abgesehen davon, dass es immer mal wieder ordentlich zur Sache geht, wirken die beiden auch sehr viel erwachsener, was ich sehr geschätzt habe.

Fazit
Auch Band 2 der Reihe hat mich sehr gut unterhalten, er war gefühlstechnisch äusserst intensiv, die Charaktere waren etwas erwachsener als noch in Band 1 und die Geschichte von Dee und Joel ist wirklich süss. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil!