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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2018

Fesselnd und einfühlsam

Lost in Fuseta
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Als ich den Titel das erste Mal gelesen habe, hatte ich die Assoziation zu „Verloren in Fuseta“. Und der Schein hat nicht ganz getrogen.

Als der Hamburger Polizist Leander Lost in Faro aus dem Flieger ...

Als ich den Titel das erste Mal gelesen habe, hatte ich die Assoziation zu „Verloren in Fuseta“. Und der Schein hat nicht ganz getrogen.

Als der Hamburger Polizist Leander Lost in Faro aus dem Flieger steigt, wirkt er ziemlich verloren. Im schwarzen Anzug, blass und auf den ersten Blick seltsam. Die Kollegen der Polícia Judiciária, Sub-Inspektorin Graciana Rosado und ihr Kollege Carlos Esteves halten sein Gehabe für „typisch deutsch“.
Der Gast, der ein Jahr lang als Europol-Austausch in Portugal Erfahrungen sammeln soll, spricht nach wenigen Wochen fast perfekt die Landessprache aber Witz und Ironie sind ihm völlig fremd.

Erst Gracianas Schwester Soraia bringt Licht ins Dunkel: Leander Lost ist ein Aspie. Er leidet am Asperger-Syndrom. Er kann zwar in wenigen Minuten mehrere Seiten des Telefonbuchs auswendig und hat ein beeindruckendes fotografisches Gedächtnis, doch er kann weder die Mimik seines Gegenübers erkennen noch deuten. Er stößt damit regelmäßig seine Mitmenschen vor den Kopf.

Gleich nach seiner Ankunft müssen Graciana, Carlos und Leander zu einem unklaren Todesfall, der sich bald als Mord entpuppt.
Während das Trio die ersten Spuren im Büro des Mordopfers sichten, werden sie angegriffen und das Büro in Brand gesteckt. Bevor Esteves als Geisel genommen werden kann, schießt Leander sowohl den Kollegen als auch den Verbrecher an. Dass Lost einen der ihren verletzt hat, macht ihn in der Truppe nicht wirklich beliebter.

Allerdings kann der scharfe analytische Verstand Leanders recht bald die Zusammenhänge zwischen dem aktuellen Mordfall und dem länger zurückliegenden Unfalltod einer Biologin herstellen.
Die Spuren führen zu einer dubiosen Firma, die die Wasserversorgung der Region übernommen hat. Neben dem Verbrechersyndikat mischt auch ein Maulwurf aus Polizeikreisen mit.

Meine Meinung:

Ein sehr einfühlsamer Krimi, der sich intensiv mit Begabungen und Defiziten auseinandersetzt. Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet.
Dem Aufeinandertreffen zweier Einzelgänger, nämlich Lost und Zara, der Tochter der ermordeten Biologin, wird hohes Augenmaß geschenkt. Schritt für Schritt nähern sich die beiden an – eine schöne Entwicklung.

Zusätzlich erfährt der Leser auf anschauliche und unterhaltsame Weise viel über Land und Leute. Ohne schulmeisterlich zu wirken, eben nebenbei, stellt uns der Autor die Algarve und ihre Bewohner, ihre Herzlichkeit und ihre Traditionen vor.

Behutsam bekommen wir aber auch die merkwürdigen Verhaltensweisen eines Aspies verständlich und einfühlsam erklärt.

Gil Ribeiro ist das Pseudonym von Holger Karsten Schmidt. Der Autor hat mit mir einen neuen Fan gewonnen. Ich freue auf den nächsten Band.

Fazit:

Ein durchaus gelungener Krimi, dem ich gerne fünf Sterne gebe.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Ausflug in die Weltder Malerei

Das letzte Bild der Sara de Vos
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Dominic Smith entführt seine Leser in die Welt der Kunst. Und das gleich in drei Etappen. Der eine Handlungsstrang spielt im 17. Jahrhundert in den Niederlanden, ein Teil in den Fünfzigern der 20. Jahrhunderts ...

Dominic Smith entführt seine Leser in die Welt der Kunst. Und das gleich in drei Etappen. Der eine Handlungsstrang spielt im 17. Jahrhundert in den Niederlanden, ein Teil in den Fünfzigern der 20. Jahrhunderts und der dritte rund vierzig Jahre später.

Verknüpft sind sie durch die (fiktive) Malerin Sara de Vos, die als eine der wenigen Frauen in der Malergilde aufgenommen wird. Als ihre Tochter an der Pest stirbt und ihr Mann sie auf einem Berg Schulden sitzen lässt, malt sie um überleben zu können Blumenbilder und „Am Saum eines Waldes“.

Diese ist das einzige Bild, das die Jahrhunderte überdauert. Es gelangt bald darauf in den Besitz der Familie de Groot. In den 1950ern wird es von der Kunststudentin Ellie gefälscht und das echte Bild gegen die Kopie getauscht. Marty de Groot kommt dem Schwindel auf die Spur und rächt sich an Ellie.

Mehr als vierzig Jahre später treffen Original und Fälschung, Marty und Ellie wieder aufeinander.

Meine Meinung:

Das Buch ist eine meisterhafte Erzählung. Der Schreibstil (und die Übersetzung) überzeugen. Eine kleine Anmerkung sei gestattet:1637 war das Maß für Länge „Elle“ und „Fuß“ und nicht „Meter“. Das Meter als Maßeinheit hat seinen Ursprung während der Französischen Revolution und wurde erst 1875 („Meterkonvention“) in Europa (ausgenommen UK) eingeführt. Bis dahin galten unterschiedliche Angaben - in jeder Stadt, in jedem Fürstentum unterschiedlich. Vermutlich ist dies ein Übersetzungsfehler aus dem Amerikanischen, da die USA nach wie vor an Meilen usw. festhalten.

Schön sind die Gewissensbisse Ellies wegen der Fälschung herausgearbeitet. Besonders gut hat mir die Figur der Sara de Vos gefallen. Die Beschreibung der Lebensumstände im 17. Jahrhundert ist sehr gut gelungen.

Das Buch besticht durch eine hochwertige Verarbeitung. Der Schutzumschlag suggeriert die Textur des Malerleinens. Der Bildausschnitt links unten hingegen symbolisiert ein Ölgemälde. Auch die Innenseiten erinnern an Büttenpapier. Sorgfältiger Blattschnitt und ein Lesebändchen komplettieren dieses schöne Buch und machen es zu einem haptischen Erlebnis.

Fazit:
Eine meisterhafte Erzählung um Schuld und Sühne, Kunst und Fälschung.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Fulminantes Ende der Trilogie

Die unbekannte Schwester
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Hier ist er nun, der dritte Teil der Trilogie um Carlotta Fiore, der vermeintlichen Tochter einer gefeierten Opernsängerin und ehemalige Kaufhausdetektivin.

Carlotta kann endlich bei der Kriminalpolizei ...

Hier ist er nun, der dritte Teil der Trilogie um Carlotta Fiore, der vermeintlichen Tochter einer gefeierten Opernsängerin und ehemalige Kaufhausdetektivin.

Carlotta kann endlich bei der Kriminalpolizei ihren Dienst antreten, obwohl sie ihre Ausbildung damals nicht abgeschlossen hat. Die Kolleginnen beginnen sofort mit einem bösen Intrigenspiel, in dem sie Carlotta ein sexuelles Verhältnis mit Polizeichef Krump unterstellen, ausgerechnet mit Heinz Krump, den Carlotta verabscheut.
Mit ihrem ersten Routineeinsatz, dem vermeintlichen Selbstmord eines Journalisten, beginnt sich das Rad um ihre geheimnisvolle Herkunft wieder neu und rasant zu drehen.
Carlotta sitzt wieder einmal zwischen allen Stühlen und weiß nicht, wem sie – außer Schwester Henriette und Conrad Fürst – noch trauen kann. Alle anderen scheinen in das Komplott, dass ihre Mutter, die Opernsängerin Maria Fiore von Jahren gesponnen hat, verwickelt zu sein. Selbst an der Integrität von Hannes, dem Vater ihres Söhnchens Konny, muss sie zweifeln.

Meine Meinung:

In diesem dritten Teil ist die Spannung extrem hoch angelegt. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Kaum scheint ein Teil der Vergangenheit bewältigt, so springt ein anderes Teufelchen aus der Box.
Die neuen Kolleginnen bei der Kriminalpolizei sind besonders niederträchtig. Sie stellen Carlotta, wo immer es nur geht, ein Bein.

Die Atmosphäre ist dicht und die Ereignisse überschlagen sich. Doch bis zur Aufdeckung aller Geheimnisse rund um Carlotta und Henriette sterben noch jene Menschen, die den einst gefeierten (und inzwischen verstorbenen) Opernstar als herzlose Person entlarven könnten, denn

„Wem glaubt man mehr? Dem gefeierten Opernstar oder der psychisch labilen Tochter?“

Schön ist es auch, dass es die Abbildung der Wiener Staatsoper auf das Titelbild geschafft hat. Sie spielt ja, ebenso wie der Wiener Prater, in allen drei Bänden eine wichtige Rolle.

Fazit:

Ein fulminantes Ende der Trilogie um Carlotta und Henriette.
Ich empfehle, die beiden Vorgänger zu lesen. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Gefährlicher Lavendel (Ein-Leon-Ritter-Krimi 3)
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Das Leben könnte so schön sein in Le Lavandou: Wein (ein eleganter Roter), Weib (Isabelle) und Gesang (z.B. Jacques Brel), wenn, ja, wenn Dr.Léon Ritter, Chefpathologe des örtlichen Krankenhauses, nicht ...

Das Leben könnte so schön sein in Le Lavandou: Wein (ein eleganter Roter), Weib (Isabelle) und Gesang (z.B. Jacques Brel), wenn, ja, wenn Dr.Léon Ritter, Chefpathologe des örtlichen Krankenhauses, nicht die Leichen zweier bekannter Honoratioren auf den Tisch bekommen hätte.
Nicht nur, dass der Richter und der Apotheker tot sind, nein, die beiden wurden noch bestialisch gefoltert.

Dann gibt es ein drittes Opfer und Léon Ritter hat eine gewagte Theorie, die auf wenig Gegenliebe stößt. Doch Mithilfe von Isabelle kann er sich durchsetzen. Das Ergebnis ist jedoch niederschmetternd und Léon blamiert.
Bis der sprichwörtliche Groschen fällt, zieht noch eine weitere Katastrophe auf.

Neben den beruflichen Kalamitäten, hat er auch private Troubles: eine ihn stalkende Patientin macht dem charmanten Docteur zu schaffen und Isabelles Tochter gerät an Arthur, einen gelangweilten Upperclass Sohn, der üble Scherze mit ihr treibt. Hier liegt vermutlich das Samenkorn für den vierten Band.

Meine Meinung:

Remy Eyssen ist wieder ein fesselnder Krimi gelungen, dessen Ursache weit in die Vergangenheit zurückreicht. Es ist diesmal schwierig, mit den Opfern Mitleid zu haben, denn sie haben in der Vergangenheit große Schuld auf sich geladen. Geschickt führt uns der Autor durch die Geschichte. Die eine oder andere Folterszene ist für manche Leser sicherlich hart an der Grenze, doch nicht voyeuristisch. Die Sensationslüsternheit tritt er an die Presse ab, die mit Hilfe einer undichten Stelle bei der Polizei nicht nur sofort zur Stelle ist, sondern auch noch Tatortfotos veröffentlicht.

Sprachlich überzeugt das Buch. Die Schilderungen der Boule-Gemeinschaft und der kulinarischen Genüsse lassen uns am savoir vivre teilhaben.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, bei dem es nicht leicht ist, auf der Seite der Opfer zu stehen. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Es ist nicht notwendig die vorherigen Bände zu lesen, aber rundet aber die Personen und ihre Charaktere schön ab.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Fesselnd und einfühlsam

Sturmherz
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Normalerweise bin ich ja kein Fan von sogenannten „Frauenromanen“, doch diesmal hat mich der Klappentext neugierig gemacht.

Die Geschichte von Alexa Petri und dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter ...

Normalerweise bin ich ja kein Fan von sogenannten „Frauenromanen“, doch diesmal hat mich der Klappentext neugierig gemacht.

Die Geschichte von Alexa Petri und dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter Cornelia, von mehr als zwei – auf Grund einer Lüge - zerstörten Leben haben mich dann doch fasziniert.

Vor allem die unterschiedlichen Perspektiven, der Geschichte sind spannend arrangiert. Die Rückblenden in das Jahr 1962, dem Jahr der großen Sturmflut in Hamburg, die Dutzende Menschen das Leben gekostet hat, sind eindrucksvoll geschildert. (Ich habe dabei immer die Doku mit Helmut Schmidt im Kopf.).
Die Briefe, das Tagebuch und die ergänzenden Erzählungen von Richard und Ethan Henderson eröffnen Alexa eine völlig andere Cornelia, als die die sie als Mutter gekannt hat.

Meine Meinung:

Eine tolle Idee, die sehr gut umgesetzt wurde. Der Schreibstil gefällt mir. Ich kann die Gefühle der Charaktere gut nachvollziehen. Dies ist der erste Roman aus Corina Bomanns Feder und wird vermutlich nicht der letzte sein.

Fazit:

Gerne gebe ich für diesen fesselnden Roman 5 Sterne.