EIn vielschichtiger Roman
Unsere Hälfte des HimmelsClarissa Linden entführt ihre Leser in das Deutschland der 1930er und das 1970er. Zwei Generationen von Frauenleben werden hier parallel betrachtet.
Zum einen die Geschichte von Amelie Reichard und ihren ...
Clarissa Linden entführt ihre Leser in das Deutschland der 1930er und das 1970er. Zwei Generationen von Frauenleben werden hier parallel betrachtet.
Zum einen die Geschichte von Amelie Reichard und ihren Freundinnen, den „Himmelsstürmerinnen“ aus dem Fliegerclub, die sich nichts Anderes wünschen als zu Fliegen - im Deutschland der Zwischenkriegszeit und dem aufkommenden Nationalsozialismus alles andere als einfach.
Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit Lieselotte Frank, Amelies Tochter, die in einer lieblosen Ehe gefangen ist und erst mit durch den dramatischen Unfall ihrer Mutter, zu sich selbst findet. Doch Lieselotte muss sich nicht nur ihrem eigenen Schicksal stellen, sondern entdeckt auch nie vermutete Seiten ihrer sehr reservierten Mutter.
Das Buch ist hervorragend geschrieben. Wir können eintauchen in eine komplexe Mutter/Tochter-Beziehung, die alles andere als liebevoll ist. Wir erleben die Sehnsüchte, Verrat Liebe, Hass und Frauenfreundschaften hautnah mit.
Der authentische Schreibstil der Autorin lässt uns die Zeit um den Zweiten Weltkrieg als auch die Zeit des Umbruchs in den 1970ern gut miterleben.
Als Kennerin von vielen Biographien der Pionierinnen der Luftfahrt, habe ich allerdings folgende Kritik:
Die Namen der Fliegermädchen sind zu stark an ihre historischen Vorbilder angelehnt, die ebenso wie körperliche und charakterliche Eigenschaften kreuz und quer gemixt sind. Das hat mich ziemlich irritiert und kostet einen Stern.
Die echte Amelia „Melli“ Beese (1886-1925) ist die erste Frau Deutschlands, die den Privatpilotenschein erhält und eine Flugschule eröffnet. Sie erschießt sich 1925.
Hanna Reitsch (1912-1979) scheint das Vorbild für „Johanna ‚Hanni‘ Beese“ zu sein. Die echte Reitsch ist knapp 1,50 groß.
Vera von Bissing (1906-2002) muss ihren Namen für Felix, Hannis Flugleherer, Amelies große Liebe und Lieselottes Vater, hergeben.
Das haben sich die echten Pionierinnen der Fliegerei nicht verdient. Hier wären fiktive Namen wirklich besser gewesen.
Fazit:
Eine vielschichtige, fesselnde Geschichte, die mich grundsätzlich total in den Bann gezogen hat. Kritikpunkt siehe oben.