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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2018

Der Titel - eine Metapher

Brennender Midi
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Es ist Anfang September im Süden Frankreichs. Schüler und ihre Eltern sind aus den Ferien zurück - der gewohnte Alltag beginnt. Doch nicht ganz!
Mitten in der Nacht stürzt über einem Olivenhain ein Schulflugzeug ...

Es ist Anfang September im Süden Frankreichs. Schüler und ihre Eltern sind aus den Ferien zurück - der gewohnte Alltag beginnt. Doch nicht ganz!
Mitten in der Nacht stürzt über einem Olivenhain ein Schulflugzeug der französischen Armee ab. Der Pilot Matelly, ein Flugschüler kurz vor seiner Abschlussprüfung und begeisterter Flieger, kommt ums Leben.
Journalisten, Gendarmerie, Flugunfallkommission, Leiter der Flugausbildung und die Rechtsmedizinerin - alle treffen sich am Unfallort.
Ermittler Roger Blanc wird beim Eintreffen von der als "Hexe" verschrienen Nachbarin mit einer Handvoll Salz attackiert.
Die ersten Erkundigungen Blancs ergeben ein indifferentes Bild. Zackige Befehle, knappe Antworten und ein wütender Olivenhainbesitzer, der seine Freude über den Absturz nicht verhehlen kann ("wieder einer weniger") runden das chaotische Bild ab. Es gibt kaum brauchbare Zeugenaussagen. Ange, die „Hexe“ stammelt etwas von „grünen Flüchen“, doch wie ist das zu bewerten?

Die Gerichtsmedizinerin entdeckt bei der Obduktion Matellys einen massiven Sehfehler und Aufputschmittel in seinem Körper. Doch Blanc wird bei seinen Nachforschungen auf dem Stützpunkt zwar der Gebrauch der „Muntermacher“ bestätigt, aber ein Augenfehler – niemals! Allerdings stellt sich heraus, dass mehrere Piloten einem einträglichen Nebenjob nachgehen. Liegt hier ein Mordmotiv?

Langsam tasten sich Roger Blanc und sein Team vorwärts, als es eine zweite Leiche gibt. Diesmal ist es der algerische Landarbeiter, der in ausgerechnet jenem Olivenhain tätig ist, in den das Flugzeug gestürzt ist. Zufall?
Die Ehefrau verschweigt etwas und die Tochter verschwindet. Erst durch die unorthodoxen Ermittlungsmethoden von Capitaine Blanc kommt Licht ins Dunkel.

Auch Roger Blancs Privatleben spielt wieder eine Rolle. Er pflegt nach wie vor ein Verhältnis mit Avelin Vialaron-Allègre, der Gemahlin jenes (korrupten?) Staatssekretärs, der für seine Versetzung verantwortlich zeichnet.

Wieder bei den Ermittlungen dabei: Marius, Fabienne und Ehrgeizling Nkoulou.

Weil bei einer früheren Polizeiaktion gepfuscht wurde, die nun wieder unter den Teppich gekehrt werden soll, tritt der Herr Staatssekretär wieder auf den Plan. Wird sich Roger Blanc auf diesen Deal einlassen?


Erzählstil/Spannung:

Auch dieser Krimi ist, wie seine Vorgänger, leicht und flüssig zu lesen. Sprachlich ist dieser, nun dritte Fall ein wenig derber geraten. Gleich auf den ersten Seiten wird häufig geflucht.

Der Einstieg ist dramatisch und verlangt unbedingt nach einem Weiterlesen.
Wer Cay Rademacher kennt, weiß, dass er die Leser gekonnt aufs Glatteis führt. Er legt Spuren, verwirft sie wieder und sorgt für überraschende Wendungen bis zum Ende.

Charaktere:

Roger Blanc ermittelt wieder mit seinen etwas unorthodoxen Methoden. Er zapft Quellen an, die manch anderer nur mit einen glühenden Zange angreifen würde. Er versucht sich ein umfassendes Bild von Opfer und möglichem Täter zu machen.

Fabienne, seine EDV-technisch versierte Mitarbeiterin, die auch vor nicht ganz legaler Informationsbeschaffung nicht zurückschreckt, hat Heiratspläne.

Natürlich zentriert sich alles auf Roger Blanc. Trotzdem erhalten die anderen Figuren ihre individuelle Note. Chef Nkoulou spielt diesmal nur eine untergeordnete Rolle.
Auch Madame Avelin Vialaron-Allègre hat diesmal nur eine kleine Gastrolle. Wird sich das Verhältnis auflösen? Cih finde diese Kette rauchende Staatsanwältin recht amüsant.

Fazit:

Ein durchaus spannender Krimi, in dem ewige Themen wie soziale Unterschiede, Drogenhandel, Kriminalität gekonnt mit aktuellen Problemen wie IS und der Hinwendung zum religiösen Fanatismus verknüpft werden.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Grandios Fortsetzung

Mörderische Wahrheiten (Ein Carlotta-Fiore-Krimi 2)
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Dieser zweite Krimi rund um Konrad Fürst und Carlotta Fiore schließt beinahe nahtlos an den ersten Krimi „Wiener Totenlieder“ an.

Inhalt:

Seit dem Sturz von Konrad Fürst von der Beleuchterbrücke in ...

Dieser zweite Krimi rund um Konrad Fürst und Carlotta Fiore schließt beinahe nahtlos an den ersten Krimi „Wiener Totenlieder“ an.

Inhalt:

Seit dem Sturz von Konrad Fürst von der Beleuchterbrücke in der Wiener Staatsoper sind eineinhalb Jahre vergangen. Während Konrad im Koma liegt, bekommt Carlotta von Hannes Fischer einen Sohn, Konny. Nun erwacht Konrad aus dem Koma, leidet aber an Amnesie. Die Verbindung zwischen Konrad und Carlotta ist recht verworren, glaubt sie ja seine Tochter zu sein, die im Alter von vier Jahren entführt wurde.
Während Konrad nun bei Lotta einzieht, ereignen sich mehrere Morde an Jugendlichen, die genau nach demselben Strickmuster verübt werden, wie bei jener Mordserie vor dreißig Jahren, bei der Konrad Fürst die Ermittlungen leitete. Der Mörder, Dr. Alfred Riedl, wurde seinerzeit gefasst und ist just kurz vor Beginn der aktuellen Taten im Gefängnis verstorben.

Die Polizei unter der Leitung von Heinz Krump steht vor vielen Rätseln. Wie kommt die DNA des Toten an die aktuellen Mordopfer?

Trotz seiner Amnesie soll Konrad Fürst der Polizei helfen. Doch wird es ihm mit Hilfe von Carlotta gelingen die Mordserie aufzuklären?
Und was ist mit dem Geheimnis um Carlottas Herkunft?

Erzählstil/Spannung:

Die Autorin hat einen beeindruckenden Erzählstil. Der Leser ist gezwungen weiterzulesen, egal ob das Bett oder die Arbeit ruft.

Sie schafft es, mehrere scheinbar parallel existierende Handlungsstränge so dicht miteinander zu verweben, dass der Leser sehr aufmerksam lesen muss, um sich nicht im Netz der Erzählkunst zu verheddern.
Der Kunstkniff, die Erzählperspektiven zu wechseln, wird eingesetzt und erhöht so die Spannung. Der Leser kann sich recht gut mit Carlotta (Ich-Form) identifizieren. Die Sicht der Opfer ist durch die kursive Schrift und die Erzählperspektive ein wenig abgemildert.

Theresa Prammer macht es den Lesern nicht leicht. Sie lockt sie auf mehrere Fährten, verwirft diese wieder und zeigt neue Spuren auf. Ich bin eine Zeitlang einem ganz falschen Verdacht nachgegangen, nämlich, dass Florian, des Polizeichefs kiffender Sohn, in diese Mordserie verwickelt sein könnte. Doch vielleicht spart sich die Autorin ihn für einen weiteren Krimi auf.
Die Spannung ist manchmal unerträglich! Auch die privaten Verwicklungen sind geschickt verknüpft und verknotet.

Charaktere:

Carlotta ist nun Mutter. Sie versucht ihr Kind zu schützen. Gleichzeitig belastet sie ihre eigene unklare Vergangenheit. Ist sie Konrad Fürsts einstmals entführte Tochter Julia? Sie könnte eine brillante Ermittlerin werden, doch belastet sie ihre unklare Herkunft. Wird es ihr gelingen doch noch in den Polizeidienst einzutreten?

Hannes Fischer, Konnys Vater, ist ziemlich verunsichert was seine Beziehung zu Carlotta angeht. Auf der einen Seite liebt er sie wirklich, aber auf der anderen Seite jagt sie ihm auch regelrecht Furcht ein. Warum sie nicht miteinander Klartext reden?

Konrad Fürst, der toughe Polizist, der nie an den Tod seiner entführten Tochter Julia geglaubt hat. Der, weil Krump die Ermittlungen einstellen ließ, den Polizeidienst quittiert hat. Schön und überzeugend, wie er sich wieder in die Wirklichkeit zurückkämpft.

Der nunmehrige Polizeichef Heinz Krump ist ein recht undurchsichtiger Charakter. Die einzige wirklich hervorstechende Eigenschaft ist sein krampfhafter Ehrgeiz. Dafür opfert er auch seinen eigenen Sohn, den er kiffend zu den Ermittlungen und den Pressekonferenzen mitschleppt, um ihn im Auge zu behalten.

Ja und zu guter Letzt die Kinder des Dr. Alfred Riedl.
Natürlich kann man ihre Beweggründe nicht gutheißen, ein klein wenig Verständnis lässt sich dennoch für sie aufbringen. Nachdem der Vater als Serienmörder enttarnt und verurteilt wurde, ist für sie die heile Welt zusammengebrochen.

Fazit:

Fast noch eine Spur besser wie der erste Teil „Wiener Totenlieder“. Zum besseren Kenntnis der Personen und ihrer Beweggründe ist es gut, ich zu lesen.
Selten hat mich ein Krimi so in Atem gehalten wie dieser.

Veröffentlicht am 03.02.2018

EIn vielschichtiger Krimi

Janusmond
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Mia Winter nimmt die Leser in die brütende Sommerhitze des südfranzösischen Städtchens Louisson mit.
Um seine, seit zehn Jahren, vermisste Zwillingsschwester für tot erklären zu lassen, reist Leon nach ...

Mia Winter nimmt die Leser in die brütende Sommerhitze des südfranzösischen Städtchens Louisson mit.
Um seine, seit zehn Jahren, vermisste Zwillingsschwester für tot erklären zu lassen, reist Leon nach Louisson. Er braucht eine amtliche Bestätigung für Lunes Tod. Immerhin geht es doch um ein Acht-Millionen-Euro-Erbe.
Nach und nach verstrickt sich der örtliche Kommissar Christian Mirambeau in den vermeintlichen Routinefalle.

Abgründe tun sich auf. Nichts ist, wie es scheint. Krüppel an Körper und Seele, Mordopfer und verdrängte Ereignisse der Vergangenheit machen die Spannung unerträglich.

Ich fand das Buch gut durch strukturiert. Die vorerst losen Handlungsstränge finden zu einem gebündelten Ende.
Die Autorin legt das eine oder andere Mal eine falsche Fährte, so dass der Leser ein wenig mehr als üblich mitdenken muss.
Die Frage „wer ist nun der oder die Verrückte“, soll und kann jeder für sich beantworten.
Der Titel „Janusmond“ und die Metapher des zweigesichtigen Janus – in Hinblick auf die Zwillinge und „die dunkle und die helle Seite des Mondes“ sind sehr gut gewählt.
Das Cover mit dem schwarzen Blattschnitt sticht aus der Fülle der Thriller wohltuend heraus.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Der Angstmann
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Frank Goldammer entführt seine Leser in das Dresden von 1944, in eine Zeit, in der jeder sich selbst der Nächste ist, jeder jedem misstraut und die geprägt ist von Durchhalteparolen.

In diesem düsteren ...

Frank Goldammer entführt seine Leser in das Dresden von 1944, in eine Zeit, in der jeder sich selbst der Nächste ist, jeder jedem misstraut und die geprägt ist von Durchhalteparolen.

In diesem düsteren Umfeld wird die verstümmelte Leiche der Krankenschwester Klara von zwei Kindern gefunden. Verstört erzählen sie vom „Angstmann“ und von tierischen Lauten. Kriminalinspektor Max Heller soll den Fall möglichst schnell lösen, doch seine Recherchen im Krankenhaus bringen ihn nicht weiter. Sein Vorgesetzter Rudolf Klepp, ein ehemaliger Fleischhauer und SS-Mitglied, spielt eine recht undurchsichtige Rolle.
Heller, kein Parteigänger, ist auf sich allein gestellt. Immer in Gefahr, selbst in die Mühlen der Gestapo zu geraten, weiß er nicht, wem er noch trauen darf, daher agiert er äußerst vorsichtig und wagt Alleingänge. Als dann eine weitere Tote gefunden wird, machen sofort neue Gerüchte die Runde.

In der Nacht vom 13. Februar 1945 scheint er dem Mörder tatsächlich dicht auf den Fersen zu sein, da macht ihm der Angriff der RAF-Bomber, der Dresden in Schutt und Asche legt, einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Der mutmaßliche Mörder entkommt und das Morden geht weiter. Selbst als die Russen in Dresden die Macht übernehmen, gibt Max Heller nicht auf und ermittelt weiter.
Mit Hilfe der Russen kommt er dann einigem auf die Spur, das einen Teil der Grausamkeiten der Naziherrschaft aufdeckt.

Beklemmend ist die Darstellung des historischen Umfelds. Das Misstrauen der Menschen, die gleichzeitige Begeisterung von einigen wenigen Unverbesserlichen für das Regime, die Hoffnung auf die Wunderwaffen, obwohl zu dieser Zeit der Krieg längst verloren ist, der tägliche Kampf ums Überleben. Ich konnte die Sirenen förmlich heulen hören, spürte den Einschlag der Bomben und die infernalische Feuersbrunst hautnah miterleben. Möglicherweise liegt es auch daran, dass ich schon mehrere Bücher zu diesem Thema gelesen habe.

Ich finde den Debüt-Krimi des Autors außerordentlich packend. Der Schreibstil ist sachlich und dennoch eindringlich. Goldammer gelingt es, die Kriegsgräuel einzufangen ohne sensationslüstern zu wirken.

Heller mag reserviert wirken, doch dies ist einfach der Angst geschuldet, selbst in die Fänge des Nazi-Terrors zu geraten. Ich halte ihn nicht für distanziert, sonst würde er sich nicht solche Mühe geben, die Morde aufzuklären.

Interessant ist der Ansatz Hellers, trotz der Auflösung der Staatsgewalt, zumindest diesen Mordopfern Genugtuung angedeihen zu lassen. Die vielen Kriegsopfern und Toten des Regimes können sie nicht erfahren.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Brilliant erzählt

Der Sturz des Doppeladlers
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Österreich-Ungarn befindet sich 1916 im dritten Kriegsjahr. Der Doppelmonarchie gehen Menschen, Material und Lebensmittel aus – sowohl auf den vielen Kriegsschauplätzen als auch in der Heimat.
Stellvertretend ...

Österreich-Ungarn befindet sich 1916 im dritten Kriegsjahr. Der Doppelmonarchie gehen Menschen, Material und Lebensmittel aus – sowohl auf den vielen Kriegsschauplätzen als auch in der Heimat.
Stellvertretend für die vielen Leidtragenden präsentiert Autorin Birgit Mosser fünf unterschiedliche Menschen und ihre Familien.
Da ist zum einem Berta Sogl, das böhmische Dienstmädchen im gräfliche Haushalt derer von Webern, Felictas von Webern, die als Krankenschwester in Lazaretten die Kriegsgräuel kennenlernen wird, Südtiroler Hotelerbe Julius Holzer, der in den Dolomiten gegen Verwandte kämpfen muss, Lois Obernosterer aus Kärnten sowie die Familie des Architekten August Belohlavek.

Jede dieser Familien hat ihr eigenes Schicksal, das sie mit der sterbenden Donaumonarchie verbindet. Sei es, dass die Welt des Adels zerbricht oder sei es, dass Südtirol und das Trentino durch den Friedensvertrag von St. Germain an Italien gehen. Mit jeder Figur kann der Leser die Geschichte aus deren Perspektive erleben. Wer glaubt, dass es in der sogenannten „guten Gesellschaft“ einfacher war, wird eines besseren belehrt.

Der Roman startet am 30. November 1916 in Wien mit dem für die Habsburger üblichen, pompösen Begräbniszeremonien für Kaiser Franz Joseph. Wir begleiten diese Menschen, die aus verschiedenen Gegenden der Tod geweihten Monarchie und unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen, bis hin in das Jahr 1921. Wir erleben das zähe Ringen um Kärnten (Kärntner Abwehrkampf 1920) und das Burgenland (damals Westungarn 1921).

Der Autorin ist ein grandioses Porträt dieser Zeit des Umbruchs gelungen. Das Buch ist atmosphärisch dicht und menschlich berührend. Für mich hätte der Roman auch gut doppelt so viele Seiten zählen können.

Fazit:

Birgit Mosser ist eine brillante Erzählerin, die die Leser in eine Episode österreichischer Geschichte entführt, die an Dramatik kaum zu überbieten ist.