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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2018

EIn vielschichtiger Krimi

Janusmond
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Mia Winter nimmt die Leser in die brütende Sommerhitze des südfranzösischen Städtchens Louisson mit.
Um seine, seit zehn Jahren, vermisste Zwillingsschwester für tot erklären zu lassen, reist Leon nach ...

Mia Winter nimmt die Leser in die brütende Sommerhitze des südfranzösischen Städtchens Louisson mit.
Um seine, seit zehn Jahren, vermisste Zwillingsschwester für tot erklären zu lassen, reist Leon nach Louisson. Er braucht eine amtliche Bestätigung für Lunes Tod. Immerhin geht es doch um ein Acht-Millionen-Euro-Erbe.
Nach und nach verstrickt sich der örtliche Kommissar Christian Mirambeau in den vermeintlichen Routinefalle.

Abgründe tun sich auf. Nichts ist, wie es scheint. Krüppel an Körper und Seele, Mordopfer und verdrängte Ereignisse der Vergangenheit machen die Spannung unerträglich.

Ich fand das Buch gut durch strukturiert. Die vorerst losen Handlungsstränge finden zu einem gebündelten Ende.
Die Autorin legt das eine oder andere Mal eine falsche Fährte, so dass der Leser ein wenig mehr als üblich mitdenken muss.
Die Frage „wer ist nun der oder die Verrückte“, soll und kann jeder für sich beantworten.
Der Titel „Janusmond“ und die Metapher des zweigesichtigen Janus – in Hinblick auf die Zwillinge und „die dunkle und die helle Seite des Mondes“ sind sehr gut gewählt.
Das Cover mit dem schwarzen Blattschnitt sticht aus der Fülle der Thriller wohltuend heraus.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite

Der Angstmann
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Frank Goldammer entführt seine Leser in das Dresden von 1944, in eine Zeit, in der jeder sich selbst der Nächste ist, jeder jedem misstraut und die geprägt ist von Durchhalteparolen.

In diesem düsteren ...

Frank Goldammer entführt seine Leser in das Dresden von 1944, in eine Zeit, in der jeder sich selbst der Nächste ist, jeder jedem misstraut und die geprägt ist von Durchhalteparolen.

In diesem düsteren Umfeld wird die verstümmelte Leiche der Krankenschwester Klara von zwei Kindern gefunden. Verstört erzählen sie vom „Angstmann“ und von tierischen Lauten. Kriminalinspektor Max Heller soll den Fall möglichst schnell lösen, doch seine Recherchen im Krankenhaus bringen ihn nicht weiter. Sein Vorgesetzter Rudolf Klepp, ein ehemaliger Fleischhauer und SS-Mitglied, spielt eine recht undurchsichtige Rolle.
Heller, kein Parteigänger, ist auf sich allein gestellt. Immer in Gefahr, selbst in die Mühlen der Gestapo zu geraten, weiß er nicht, wem er noch trauen darf, daher agiert er äußerst vorsichtig und wagt Alleingänge. Als dann eine weitere Tote gefunden wird, machen sofort neue Gerüchte die Runde.

In der Nacht vom 13. Februar 1945 scheint er dem Mörder tatsächlich dicht auf den Fersen zu sein, da macht ihm der Angriff der RAF-Bomber, der Dresden in Schutt und Asche legt, einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Der mutmaßliche Mörder entkommt und das Morden geht weiter. Selbst als die Russen in Dresden die Macht übernehmen, gibt Max Heller nicht auf und ermittelt weiter.
Mit Hilfe der Russen kommt er dann einigem auf die Spur, das einen Teil der Grausamkeiten der Naziherrschaft aufdeckt.

Beklemmend ist die Darstellung des historischen Umfelds. Das Misstrauen der Menschen, die gleichzeitige Begeisterung von einigen wenigen Unverbesserlichen für das Regime, die Hoffnung auf die Wunderwaffen, obwohl zu dieser Zeit der Krieg längst verloren ist, der tägliche Kampf ums Überleben. Ich konnte die Sirenen förmlich heulen hören, spürte den Einschlag der Bomben und die infernalische Feuersbrunst hautnah miterleben. Möglicherweise liegt es auch daran, dass ich schon mehrere Bücher zu diesem Thema gelesen habe.

Ich finde den Debüt-Krimi des Autors außerordentlich packend. Der Schreibstil ist sachlich und dennoch eindringlich. Goldammer gelingt es, die Kriegsgräuel einzufangen ohne sensationslüstern zu wirken.

Heller mag reserviert wirken, doch dies ist einfach der Angst geschuldet, selbst in die Fänge des Nazi-Terrors zu geraten. Ich halte ihn nicht für distanziert, sonst würde er sich nicht solche Mühe geben, die Morde aufzuklären.

Interessant ist der Ansatz Hellers, trotz der Auflösung der Staatsgewalt, zumindest diesen Mordopfern Genugtuung angedeihen zu lassen. Die vielen Kriegsopfern und Toten des Regimes können sie nicht erfahren.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Brilliant erzählt

Der Sturz des Doppeladlers
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Österreich-Ungarn befindet sich 1916 im dritten Kriegsjahr. Der Doppelmonarchie gehen Menschen, Material und Lebensmittel aus – sowohl auf den vielen Kriegsschauplätzen als auch in der Heimat.
Stellvertretend ...

Österreich-Ungarn befindet sich 1916 im dritten Kriegsjahr. Der Doppelmonarchie gehen Menschen, Material und Lebensmittel aus – sowohl auf den vielen Kriegsschauplätzen als auch in der Heimat.
Stellvertretend für die vielen Leidtragenden präsentiert Autorin Birgit Mosser fünf unterschiedliche Menschen und ihre Familien.
Da ist zum einem Berta Sogl, das böhmische Dienstmädchen im gräfliche Haushalt derer von Webern, Felictas von Webern, die als Krankenschwester in Lazaretten die Kriegsgräuel kennenlernen wird, Südtiroler Hotelerbe Julius Holzer, der in den Dolomiten gegen Verwandte kämpfen muss, Lois Obernosterer aus Kärnten sowie die Familie des Architekten August Belohlavek.

Jede dieser Familien hat ihr eigenes Schicksal, das sie mit der sterbenden Donaumonarchie verbindet. Sei es, dass die Welt des Adels zerbricht oder sei es, dass Südtirol und das Trentino durch den Friedensvertrag von St. Germain an Italien gehen. Mit jeder Figur kann der Leser die Geschichte aus deren Perspektive erleben. Wer glaubt, dass es in der sogenannten „guten Gesellschaft“ einfacher war, wird eines besseren belehrt.

Der Roman startet am 30. November 1916 in Wien mit dem für die Habsburger üblichen, pompösen Begräbniszeremonien für Kaiser Franz Joseph. Wir begleiten diese Menschen, die aus verschiedenen Gegenden der Tod geweihten Monarchie und unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen, bis hin in das Jahr 1921. Wir erleben das zähe Ringen um Kärnten (Kärntner Abwehrkampf 1920) und das Burgenland (damals Westungarn 1921).

Der Autorin ist ein grandioses Porträt dieser Zeit des Umbruchs gelungen. Das Buch ist atmosphärisch dicht und menschlich berührend. Für mich hätte der Roman auch gut doppelt so viele Seiten zählen können.

Fazit:

Birgit Mosser ist eine brillante Erzählerin, die die Leser in eine Episode österreichischer Geschichte entführt, die an Dramatik kaum zu überbieten ist.

Veröffentlicht am 03.02.2018

EIn vielschichtiger Krimi

Die Stille der Lärchen
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In St. Gertraud im Ultental wird die Leiche der erst 17-jährigen Marie Bachheimer neben den „Urlärchen“ gefunden. Diese Bäume spielen im Glauben der dort ansässigen Menschen eine bedeutende Rolle, soll ...

In St. Gertraud im Ultental wird die Leiche der erst 17-jährigen Marie Bachheimer neben den „Urlärchen“ gefunden. Diese Bäume spielen im Glauben der dort ansässigen Menschen eine bedeutende Rolle, soll sich in den Wurzeln der Bäume nämlich der Eingang zur Hölle befinden.
Die Ermittler Grauner und Saltapepe wissen aus Erfahrung, dass sich die Hölle eher im Diesseits als im Jenseits auftut.

Die Dörfler sind mit einem Mörder gleich zur Hand: Michael Haller, der schräge Sohn der zugezogenen Architekten, muss es sein. Doch sein Vater, Benedikt Haller, gesteht den Mord. Grauner hegt hier seine Zweifel.

Nach und nach, ziehen die beiden Ermittler den Dorfbewohnern die „sprichwörtlichen Würmer“ aus der Nase. Das geht soweit, dass der aus Neapel stammende Saltapepe beginnt, mit den Dorfbewohnern Karten zu spielen und die verhassten Tiroler Knödel zu probieren.

Was verbergen die Dorfbewohner? Welche Rolle spielen der Bürgermeister und der Pfarrer, die moralischen Instanzen der Dorfgemeinschaft?
Wieder lässt Koppelstätter uralte Familienfehden aufleben und Vorurteile werden bestätigt oder doch widerlegt?

Wie in seinem ersten Krimi (Der Tote am Gletscher) hat der Autor auch in seinem zweiten Fall historische Persönlichkeiten eingewoben. Diesmal sind es Heinrich und Thomas Mann, die 1901 die Gesundheitsbäder im Ultental genossen haben. Spielt deren Anwesenheit auch heute noch eine Rolle?

Grauner und Saltapepe nähern sich an. Ein kleines bisschen wird die Decke, die über den Geheimnissen beider gelüpft, aber nur ein klein wenig. Das macht Hoffnung auf eine Fortsetzung.

Schön, die Karten im Umschlag. Hier können die Wege der Menschen gut nachvollzogen werden.

Fazit:

Ein vielschichtiger Krimi mit gut gezeichneten Charakteren, der mit überraschenden Wendungen ausgiebig für Spannung sorgt. Eine klare Lese- und Kaufempfehlung und fünf Sterne.

Veröffentlicht am 03.02.2018

EIn vielschichtiger Krimi

Der Tote am Gletscher
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Kurz vor Weihnachten in Südtirol. In der Nähe des Similaun- Gletscher auf dem 1991 die Mumie des als „Ötzi“ bekannten Wanderers gefunden wurde, gibt es erneut eine Leiche. Ähnlich, wie sein berühmter Kollege, ...

Kurz vor Weihnachten in Südtirol. In der Nähe des Similaun- Gletscher auf dem 1991 die Mumie des als „Ötzi“ bekannten Wanderers gefunden wurde, gibt es erneut eine Leiche. Ähnlich, wie sein berühmter Kollege, ist der Tote, der Sattler-Peppi, mit einem Steinzeitpfeil ermordet worden.

Für die Ermittlungen zuständig sind der bodenständige Commissario Johann Grauner und der neapolitanische Ispettore Claudio Saltapepe. Zwei höchst unterschiedliche Männer, die sich jedoch schön ergänzen. Grauner ist im Nebenberuf noch Viechbauer, der seinen Kühen klassische Musik vorspielt. Saltapepe, strafversetzt aus Neapel, versteht die, seiner Meinung nach halbwilden Älpler, überhaupt nicht.

Bei ihren Recherchen stoßen sich auf Geheimnisse der Vergangenheit, aktuellen Intrigen der Dorfgemeinschaft und auf von Generation zu Generation vererbte Feind- und Freundschaft.

Was haben der konkursreife Liftanlagenhersteller und der elegante Leiter des „Ötzi-Museums“ in Bozen mit dem Mord zu tun?

Werden die beiden Ermittler bis zum Weihnachtstag ein Ergebnis präsentieren können?

Sowohl Saltapepe als auch Grauner haben mehrere Geheimnisse. Da ist zum einem Grauners Todfeindschaft zu Charly Weinreich, dem sensationsgeilen Reporter des „Kuriers“ und zum anderen die Panikattacken, die in meist im ungünstigsten Augenblick überfallen. Auch der Tod seiner Eltern spielt eine Rolle – doch darüber erfährt der Leser nur Andeutungen.

Saltapepe, erklärter Fußball und Eros-Ramazotti-Fan, trägt italienische Maßanzüge und elegante (für die Berge völlig ungeeignete) Slipper und leidet unter der Kälte der Alpen. Die wortkargen Bergmenschen treiben ihn schier in den Wahnsinn.

Der Krimi ist spannend erzählt. Überraschende Wendung und skurrile Charaktere sowie die traumhafte Kulisse Südtirols machen diesen Krimi zu einem Highlight in der dichten Krimilandschaft.

Köstlich sind die kleinen Seitenhiebe auf die unterschiedlichen Weltanschauungen der beiden zu lesen, wie z.B. Grauners Vorliebe für seinen alten Fiat Panda, der mit Allrad ausgestattet, wie eine Bergziege jede Steigung meistert und Saltapepes innige Beziehung zu seinem Alfa Romeo, der nur mit Sommerreifen ausgestattet ist, aber mehr als 220 km/h schnell ist.

Fazit:

Mit Commissario Johann Grauner und Ispettore Claudio Saltapepe ist dem Südtiroler Autor ein kongeniales Ermittlerduo gelungen.